Potsdamer Stadtschloss

  • Ich denke, man muss zwei grundsätzlich verschiedene Betrachtungswinkel bei der Frage nach der Gestaltung des Adlers unterscheiden. Auf der einen Seite spielt die architektonisch-designtechnische Betrachtungsweise eine Rolle, welche seitens des Architekten vertreten wird. Dabei geht es primär um optische Belange, einen harmonischen Eindruck im Plenarsaal und andere ästhetische Gesichtspunkte. Auf der anderen Seite haben wird die Position, die insbesondere aus der Politik kommt und den Adler primär als unveränderliches Hoheitsabzeichen und Symbol des Landes Brandenburg sehen. Beide Positionen stehen sich in diesem Streit nun gegenüber. Als architekturinteressierter Mensch kann ich natürlich verstehen, dass man, insbesondere wenn man als Architekt bei der Außenfassade kaum Spielraum hat, dann zumindest im Inneren des Gebäudes seine Wünsche und Ideen durchsetzen will, auf der anderen Seite ist ein Hoheitszeichen ein Hoheitszeichen. Ob es sinnvoll ist, dies gerade im höchsten Gesetzgebungsorgan designtechnisch nach dem Willen des Architekten umzugestalten, da habe ich meine Zweifel. Manche Dinge sind einfach, wie sie sind. In Bayern käme auch niemand auf die Idee, die Rauten grün oder rot zu färben, weil das Landeswappen dann vielleicht besser zum Teppich des Maximilianeum passen würde.

    APH - am Puls der Zeit

  • Vielleicht irre ich mich da.
    Kann es sein, dass die Präsidiumswand im Bayerischen Landtag gar kein feststehendes Wappen zeigt?
    In der Präsentation des Landtages ist jedenfalls der Landtagssaal aus allen möglichen Perspektiven zu sehen, die besagte Wand dabei immer nur aus der Seitenperspektive, sodass möglicherweise den Bayern nur drei Fahnen - die bayerische, die deutsche und die europäische - in einem Fahnenhalter genügt.

    Auch was Schleswig-Holstein angeht, kann ich mich noch lebhaft an eine extra3-Sendung erinnern, als die seinerzeitige Landtagspräsidentin im gespielten Ernst zu der abgefragten Gültigkeit von Landtagsbeschlüssen Rede und Antwort stand. Wobei dort wie woanders auch selbstverständlich nicht das Landeswappen an der Wand hängt, sondern selbstverständlich eine freischöpferische Abwandlung als Wandteppich davon.

    Ebenso beim besagten Bundesadler, der dem Hoheitszeichen nur näherungsweise entspricht, doch weder bei den vorherigen Bundestagsgebäuden in Bonn noch jetzt in Berlin identisch ist mit dem Bundeswappen. Oder den, treffender gesagt.

    Ich würde gar nicht so viel Aufhebens um das Wappen machen. Die freischöpferische Variante anstelle eines zähen Festhaltens halte ich für zehnmal besser. Kein Wappen kommt zudem unifarben, also in einer Farbe daher und erst recht nicht in einer knalle-balle-roten. Nachvollziehbar, dass der (Adler) den Blick weitaus stärker vom Redner ablenkt als der freischöpferisch und zurückhaltend gestaltete Bundesadler.

  • Liebe Freunde,

    bitte nicht schon wieder Diskussionen ob ein roter oder weißer Adler den Plenarsaal schmücken soll,
    auch wenn das Thema immer mal wieder aufflammt, diese Diskussionen haben wir in dem Forum schon
    öfters geführt!

    Viele Grüße :lehrer:

  • Mich erinnert diese Diskussion immer an Otto Waalkes: "Wie sieht die ostfriesische Nationalflagge aus?" - "Weißer Adler auf weißem Grund!".

    Aber mal im Ernst: Diese Profilierungssucht der Architekten macht vor nichts Halt. Wappen und Flaggen sind - oft seit Jahrhunderten - in Form und Farbe definiert. Die Hoheitszeichen des Bundes und der Länder sogar gesetzlich. Dass der Architekt sich nun aus geschmacklichen Gründen darüber hinwegsetzen will, finde ich nun wieder geschmacklos. Er missachtet sowohl Historie als auch bestehende Gesetze. Das ist einfach nur respektlos.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Die Hoheitszeichen des Bundes und der Länder sogar gesetzlich. Dass der Architekt sich nun aus geschmacklichen Gründen darüber hinwegsetzen will, finde ich nun wieder geschmacklos. Er missachtet sowohl Historie als auch bestehende Gesetze. Das ist einfach nur respektlos.


    Nach dieser Logik wäre die Mehrzahl der stilisierten und veränderten Wappen in den Landtags-Plenarsälen geschmacklos, die Historie verachtend und respektlos, bis hin zum Deutschen Bundestag, in dem die so bezeichnete "Fette Henne" keineswegs den Bundesadler widergibt, sondern gleichfalls, wie im Brandenburgischen Landtag, eine von einer Kunstkommission mehrheitlich befürwortete Annäherung.

    Im Übrigen ist meine Frage, wie es denn im Maximilianeum, den Traditionen gewiss nicht feindlich gegenüberstehenden Bayerischen Landtag aussieht, bislang noch nicht beantwortet worden.

  • ...und so sieht sie heute aus. Die Lampenträger fehlen, dafür stehen zwei "Designer-Lampen" dort.

    Ich hoffe doch sehr, daß hier eine Übergangslösung zu sehen ist. Allerdings, so in Edelstahl, poliert usw. ??

    An den Masten befinden sich Kugelkameras, ich denke nicht dass diese Masten auch als Lampenträger Verwendung finden.

    Einmal editiert, zuletzt von lesn (4. Oktober 2013 um 19:00)

  • Liebe Freunde,

    @ Himmelsrichtungen, im Maximilianeum (bayerischer Landtag) gibt es kein hängendes Wappentier. Das Wappentier wurde in die Wand
    integriert und der Wand farblich angepasst.

    Anbei habe ich einen Link angehangen wo das ganze auch noch einmal verdeutlicht wird! Damit dürfte deine Frage beantwortet sein,
    und ich finde es auch nicht ganz so schlimm das der Architekt Kulka einen weißen Adler auf weißen Grund gewählt hat.

    http://www.flickr.com/photos/freiheitsfreund/3198357243/

    (Quelle: flickr.com)

    Viele Grüße :lehrer:

  • Liebe Freunde,

    die beiden neuen Lampen sind eine architektonische Meisterleistung!
    Meine Frage, was wäre, wenn man erstmal für die Grüne Treppe die Figuren mit Lampenträger herstellen würde, bzw. Spenden sammeln würde, so müssten nämlich die Lampen ausgetauscht werden und der Anfang wäre gemacht. Laut SPSG Katalog sind ja diese Figuren garnicht erhalten.
    Auf der Außenseite saßen ja auch Vasen, in was für einen Verhältnis standen die auf dem Dach?
    Vase - Figur - Vase - Figur?

    Viele Grüße :lehrer:

  • Ein seltener, weil sehr selbstkritischer Kommentar von Peter Tiede zur Schlüsselübergabe und der anstehenden Eröffnung des Potsdamer Stadtschlosses.

    Zitat

    Das hier wird persönlich. Zum Anfang: Einsicht. Ich war dagegen, dass in Potsdams Mitte, in der Mitte einer an historischen Bauten und vor allem Schlössern nicht armen Stadt Vergangenes nachgebaut, dass an exponierter Stelle herumhistorisiert wird, statt genau dort einen modernen Impuls zu setzen. Ich habe zuhören lernen und mich belehren lassen müssen. Nun: die Überzeugung. Die Gewissheit, dass dieses Haus in dieser Form und mit dieser Fassade dorthin gehört, an den Alten Markt, in Potsdams Herz. Der Neubau hinter alter Fassade, der heute dem Landtag übergeben wird, zeigt, so wie er dasteht und die Rudimente der alten Stadt wieder verbindet und lange geleerten Stadtraum wieder mit Sinn füllt, dass das, was ringsherum einmal tatsächlich sozialistischer und hart erarbeiteter Fortschritt war, vor allem eines ist: ahistorisch, feindlich in diese, gegen die eigene Stadt gebaut....


    http://www.pnn.de/potsdam/795324/

    Sehr löblich, dass hier jemand offen und ehrlich mit seiner Haltung umgeht. Es ist aber wieder bezeichnend, dass wenn eine Reko erst einmal steht, dann viele Kritiker ihre Meinung ändern. Dies lässt sich bei so vielen Rekonstruktionsprojekten in Deutschland beobachten. Beim Berliner Stadtschloss wird es nicht anders sein!

    APH - am Puls der Zeit

  • @wissen: ja aber auch wundervoll formuliert. Es ist schön, dass in Deutschland endlich Friede einkehrt.

  • Hallo,

    da war aber einer von den lieben PNN - Schreibern frustriert.

    Hätte es Schampus literweise gegeben und wären alle 88 Abgeordneten gekommen, wäre es bestimmt auch nicht recht gewesen. Wir Potsdamer finden doch immer was zum Meckern, oder, wie ich es immer formuliere: Wie du´s machst, machst du´s falsch.

    Ich sehe das so: Die Abgeordneten des Landes sollen ihren Job tun und nicht auf ominösen Feten rumhängen :wink:. Da kann kaum noch einer meckern. Und wie bekannt: Die Eröffnungsfeier ist im Januar 2014. :trommeln:

    Herzliche Grüße....

  • Nicht erklärlich ist mir nun allerdings doch, warum man sich gegen etwas Rot am Adler-Wappen entschieden hat. Denn bei den Sitzmöbeln stört das Rot offenbar nicht. Vermutlich sollen die weißen Tische und roten Rollstühle den Bezug zu den Landesfarben herstellen. Allerdings muss ich schon sagen, dass ich das Interior optisch ausgesprochen billig finde. Wirkt für mich als hätte man Möbel einer nicht so eleganten Arztpraxis verwendet, um eine Art Uni-Hörsaal zu gestalten. Wie glücklich sind doch andere Länder, z.B. Italien oder Frankreich, wo man wenigstens noch die Wärme von Holz zu schätzen wusste.

  • Das geht mir auch so. Das ist m. E. die Verwechslung eines eher hintergründigen Hinweises auf die Landesfarben und eines recht vordergründigen und dadurch aufdringlichen Corporate Design. Da, wo Bahn und Aufback-Ketten, wo Heimwerker-Märkte und kommerzialisierte Billigbriefzusteller im aufdringlichen Knallrot daherkommen, hätte der Landtag von einer solchen Grobheit schon verschont bleiben sollen.

    Wenigstens ist der Blick nach vorn ein ruhigerer, als nach unten hin zu den Sitzmöbeln. :blink:

  • Liebe Freunde,

    wenn ich mir die Bilder, Bilder, Videos oder auch Fotoreportagen anschaue, kann man nur Danke sagen!
    Man muss Danke sagen, für alle die Bürgerinnen und Bürger, die für den Aufbau des Stadtschlosses geworben und gekämpft haben. Günther Jauch, Hasso Plattner oder auch den einfachen Bürger auf der Straße.
    Was ist ihnen für ein kalter Wind in das Gesicht geblasen, und was haben diese Bürgerinnen und Bürger gemacht, sie haben sich nicht entmutigen lassen, sie haben jahrelang für den Wiederaufbau des Stadtschlosses (Landtags) gekämpft, sie haben Demonstrationen durchgeführt, gespendet oder einfach sich auch nur für eine gute Sache bzw. Herzens-angelegenheit eingebracht. Und allen diesen Bürgerinnen und Bürgern (und ich meine auch die, die sich hier im Forum) beteiligen muss einfach mal Danke gesagt werden.

    Wären wir heute soweit gekommen, wenn es diese mutigen Bürgerinnen und Bürger gegeben hätte?!
    Schließlich haben alle an einen Strang gezogen und das geschafft, was vor Jahren keine für möglich gehalten haben, ihr Stadtschloss (Landtag) wieder aufgebaut. Es muss zugegeben werden, das Schloss ist noch nicht vollendet (fehlende Ringerkolonnaden) und es fehlen auch noch einige Schmuckelemente, die auf das Schloß gehören, wenn auch leider nicht vollständig, aber "Potsdam hat sein Herz wiedergefunden", die "Alte Mitte" wird zurückkehren, mit Garnisonkirche und der Lustgarten mit Neptunbrunnen und deswegen ein ganz großes
    Danke!

    Viele Grüße :lehrer: