Architekten Kahlfeldt, Berlin


  • Haus A, Heidelberg
    Neubau einer Villa in Heidelberg



    Haus W, München
    Neubau eines Einfamilienhauses






    Haus B, Berlin
    Der Neubau einer Villa für einen Kunstsammler lotet Entwicklungslinien der Frühmoderne aus und untersucht Anwendungsmöglichkeiten klassischer Formen. Vor der dekorlosen Putzfassade ist ein Portikus mit vier ionischen Säulen gestellt, über dem ein Thermenfenster zum Giebel überleitet. Im Inneren sind alle strukturellen Gliederungselemente im monochromen Weiß gehalten und die Verwendung verschiedenfarbiger Marmorarten als Bodenbeläge geben den Räumen materialgerechte Farbigkeit.

    Bildquelle:http://www.kahlfeldt-architekten.de

  • :applaus: Insbesondere das Haus B ist sehr gelungen. Der klassizistisch erscheinende Raum auf dem letzen Bild wirkt sehr edel. Da sieht man es ja wieder mal: wenn es nur gewünscht ist, können auch zeitgenössige Architekten durchaus ansprechende Bauten entwerfen. Leider fehlt dieser Wille bei den meisten öffentlichen Bauten.

  • Zitat

    wenn es nur gewünscht ist, können auch zeitgenössige Architekten durchaus ansprechende Bauten entwerfen

    Ich weiß nicht so recht. Der Innenraum von Haus B ist zwar recht gelungen. Die Fassade finde ich dafür aber ziemlich mißlungen und ein gutes Beispiel dafür, daß heutige Architekten eben kein sicheres Form- und Stilempfinden mehr haben. Der Mini-Portikus mit Dreiecksgiebel über dem eigentlichen Säulenportikus ist einigermaßen unangebracht; er wirkt - im wahrsten Sinn des Wortes - aufgesetzt und ist zudem völlig falsch proportioniert in Relation zum eigentlichen Portikus. Einem Schinkel oder Schlüter wäre so was jedenfalls nicht unterlaufen.

    Abgesehen davon ödet es mich - wie ich allerdings schon öfter gesagt habe - wirklich an, daß die selbsternannte "traditionelle Architektur" immer nur den selben hunderttausendsten Aufguß eines faden Neo-neoklassizismus hervorbringt, der von Washington bis Shanghai und von Kapstadt bis Oslo immer gleich ausschaut. Irgendwie müssen die sich dann auch nicht wundern, wenn sie sich nicht durchsetzen können.

  • Zitat von "Philon"

    ... Die Fassade finde ich dafür aber ziemlich mißlungen und ein gutes Beispiel dafür, daß heutige Architekten eben kein sicheres Form- und Stilempfinden mehr haben...Abgesehen davon ödet es mich - wie ich allerdings schon öfter gesagt habe - wirklich an, daß die selbsternannte "traditionelle Architektur" immer nur den selben hunderttausendsten Aufguß eines faden Neo-neoklassizismus hervorbringt...

    Wahrscheinlich bin ich ein bißchen anspruchsloser als du. Auch wenn das Haus B von außen kein Meisterwerk ist, solange solche Neoklassizismusgebäude weiterhin die absolute Ausnahme bilden, lieber ein solches Bauwerk als wieder mal eine weitere Kiste.

  • Ich finde beide Häuser sehr gelungen. Diese Hinwendung zur traditionellen Baukunst ist vielleicht nur ein winziger Vorgeschmack dessen, was noch kommen wird. Die Architekten müssen sich bis dahin den praktischen Erfahrungsschatz der traditionellen Baukunst aneignen. Ad hoc darf man keine perfekten Ergebnisse erwarten.

  • Zitat von "Philon"

    ...Abgesehen davon ödet es mich - wie ich allerdings schon öfter gesagt habe - wirklich an, daß die selbsternannte "traditionelle Architektur" immer nur den selben hunderttausendsten Aufguß eines faden Neo-neoklassizismus hervorbringt, der von Washington bis Shanghai und von Kapstadt bis Oslo immer gleich ausschaut...

    Noch kurz einmal hierzu: ich vermute, dass dieser neoklassizistische Stil vor allem deshalb bei den ab und zu in einem traditionellen Stil bauenden Architekten bevorzugt ist, weil er noch am ehesten Ähnlichkeiten mit der modernen Architektur aufweist. Der Klassizismus war ja eine bewusste Abkehr von der Form-, Ornament- und Farbvielfalt des Barocks (wie der Gotik) und durch seine vergleichsweise klaren Linien, Farblosigkeit und Nüchternheit geprägt.

    Wahrscheinlich glauben viele dieser nur halbherzig traditionell bauenden Architekten (dass die Kahlfeldt-Architekten zu dieser Gruppe gehören vermute ich eher nicht), dass sie sich solche "Ausreißer" eher als gar neogotische oder neobarocke Bauten erlauben können, ohne als Kitsch- bzw. Disneylandbauer von den dogmatischen Modernisten-Kollegen angesehen und abgetan zu werden.

  • Zunächst kann der Neo-Neo-Klassizismus wohl kaum etwas für seinen Erfolg noch die Globalisierung.

    Und ich freue mich für jeden Bau, daß das Kahlfeldt-Pärchen in Berlin realisiert.

    Kann mir einer von Euch, der diese traditionelle Architektur halbherzig nennt oder in Anführungsstriche setzt, mal sagen, wie eine solche pur et simple auszusehen habe?

  • Ich habe zwar nur die Bilder als Grundlage, vermute aber, dass Philon damit Recht hat, dass die Proportionen des Gebäudes nicht stimmen. Dies ließe sich mit den Formeln des Goldenen Schnittes einfach ausrechnen. Mir ist aufgefallen, dass die Räume relativ niedrig sein dürften, was einem herrschaftlichen Charakter abträglich ist. Mag sein, dass der Architekt Kunsthistorisches zitiert, ohne es sich wirklich verinnerlicht zu haben.

    Aber schlecht finde ich die Gebäude trotzdem nicht, sie sind eigentlich ganz gelungen und fügen sich bestimmt gut in die Umgebung ein.

  • Zitat von "Philon"

    ...Abgesehen davon ödet es mich - wie ich allerdings schon öfter gesagt habe - wirklich an, daß die selbsternannte "traditionelle Architektur" immer nur den selben hunderttausendsten Aufguß eines faden Neo-neoklassizismus hervorbringt, ....

    Philon, dem stimme ich vollkommen zu ! Ich kann mir diesen Umstand nur dadurch erklären, daß die Architekten sich noch nicht trauen, wirklich das zu bauen, was sie gerne bauen würden. Man muss wahrscheinlich noch ein paar Jahrzehnte warten, bis diese Hemmschwelle überwunden wird.

  • Zitat von "Philon"

    ...Abgesehen davon ödet es mich - wie ich allerdings schon öfter gesagt habe - wirklich an, daß die selbsternannte "traditionelle Architektur" immer nur den selben hunderttausendsten Aufguß eines faden Neo-neoklassizismus hervorbringt, ....

    Philon, dem stimme ich vollkommen zu ! Ich kann mir diesen Umstand nur dadurch erklären, daß die Architekten sich noch nicht trauen, wirklich das zu bauen, was sie gerne bauen würden. Man muss wahrscheinlich noch ein paar Jahrzehnte warten, bis diese Hemmschwelle überwunden wird.

  • Haus B, Verteilung der Fenster über die Fassade:
    Die Fenster müssten entweder paarweise zu einem Fenster zusammengefasst werden oder der Abstand zwischen den Fenstern sollte mindestens eine Fensterbreite sein. Bei großen Fenstern müsste die Aufteilung der Sprossen geändert werden.

    Die Fensterhöhe stimmt, von außen betrachtet. Von innen sieht man aber, dass es raumhohe Fenster sind. Ich hätte eigentlich erwartet, dass die Fenster in genau dieser Höhe auf einer normalen Fensterbank in normaler Höhe von ca. 90cm aufsitzen. Das würde dann auch die richtige Raumhöhe ergeben! Da die Höhe der Fenster von außen gesehen aber mit der Fassade stimmig ist, frage ich mich, wie die Decke konstruiert ist. Ist da eine Art "Kriechkeller" zwischen Erdgeschoß und 1. Etage?

    ENEV schön und gut, aber Zwischendecken muss man nicht dämmen! (Eine Wärmedämmung wäre eine mögliche Erklärung für so eine mächtige Zwischendecke)

    Edit:
    Ich sehe gerade, dass Haus B aus 1992-1993 stammt. Da lebten viele noch in den 80ern. Wer erinnert sich noch an diese total unterkühlte Werbung in einer Bar. Ein Mann, eine Frau. "Campari? - Was sonst." Chrom und schwarzes Holzimitat war noch in vielen Wohnzimmern vertreten. Unter Berücksichtigung des Baujahrs ist die Villa außerordentlich gelungen. Heute würde man vieles eben noch einen Tick besser machen...