München - außerhalb der Altstadt

  • Zitat

    Wieder so ein Monstrum. Unglaublich hässlich.
    Totaler Wahnsinn dass solche Bunker zwischen einen total anderen Still gebaut werden dürfen.
    Sofort sprengen!!!

    Nix da! Synagogen bleiben jetzt stehen in Deutschland! Die Spreng-Idee hatten übrigens schon ganz üble Zeitgenossen angedacht - aber nicht aus ästhetischen Gründen...

  • Ich finde es auch schade, dass man nicht die historische Synagoge aus dem 19. Jh rekonstruiert hat. Für so ein Projekt würde ich sofort spenden, waren doch die Synagogen des 19. und frühen 20. Jh's so ziemlich die eindrucksvollsten und exostischesten Bauten der Städte.
    Mit der neuen Synagoge kann ich mich absolut nicht anfreunden - aus rein optischer Sicht jetzt. Da gefallen mir die Synagogen in Dresden und Duisburg besser. Und bis auf die Schrift auf der Tür sieht sie nicht anders aus als andere moderne Gebäude, hier ist für mich kein Bauwerk zur Religionsausübung erkennbar.
    Hier aber nach einer Sprengung zu rufen finde ich in Anbetracht der Geschichte deutlich daneben.

    Ich habe mal irgendwann letztes Jahr eine Zeitungsmeldung in unserer Lokalzeitung gelesen, dass in einer ehemals deutschen, jetzt polnischen Stadt eine Synagoge, die in der Reichsprogromnacht abgebrannt wurde, rekonstruiert werden sollte. Weiß jemand mehr darüber.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Na ja, war nicht ernsthaft gemeint, aber mehr "sofort abbrechen oder abreizen" (sprengen geht aber schneller).

  • ehrlich gesagt, finde ich die synagoge nicht mal schlecht (im gegensatz zum museum und gemeindezentrum)

    die unbearbeiteten steine haben etwas wehrhaftes und erinnern entfernt an die klagemauer in jerusalem. für einen neubau gelungen, bis auf die parkplätze vor dem eingang und diesem unsäglichen turm.


    ich freue mich, dass das judentum in deutschland wieder erstarkt.

  • Zitat von "Kai"

    ich freue mich, dass das judentum in deutschland wieder erstarkt.

    Das auf jeden Fall. Wobei ich glaube, dass die jüdische Bevölkerung in naher Zukunft nicht sonderlich präsent sein wird. Hier gibt es leider immer noch einige Idioten, vor denen sie sich schützen müssen. Vllt werden moderne Synagogen ja deswegen eher wie Luftschutzbunker gebaut.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Kai"

    ...für einen neubau gelungen, bis auf die parkplätze vor dem eingang...

    Die parkenden Autos gehörten wohl den vielen Leuten die heute wegen der morgigen Einweihung sehr geschäftig hin- und hergelaufen sind. Es waren alleine bereits mehr als ein Dutzend Fernsehwagen vor Ort. Der Platz um die Synagoge wird ansonsten wegen der (leider) notwendigen Sicherheitsmaßnahmen für den Autoverkehr gesperrt sein.

  • Der Wunsch, ein hässliches Gebäude zu sprengen, ist für jedes gleichermaßen legitim. Da gibt es keine, die was besseres sind. Wobei "sprengen" ohnehin metaphorisch zu sehen ist, da in D. so gut wie nie gesprengt wird.

    Ich finde die Synagoge eine Stadtverschandelung. Was gefällt, ist die Mauer aus unbehauenem Stein, der Rest ist Schrott und gehört wirklich (irgendwann) abgerissen. Wie kann man auf die Idee kommen, so einen hässlichen 08/15-Glasklotz als Gotteshaus zu bauen. :kopfschuetteln:
    Ästhetisch steht dieser Neubau für mich auf fast der gleichen Stufe wie der PdR.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Der Neubau von Synagogen ist grundsätzlich zu begrüßen, ebenso die Rückkehr des jüdischen Lebens in Deutschland.

    Was ich allerdings überhaupt nicht verstehe, ist, warum die jüdische Gemeinde mit dem Bau (in meinen bescheidenen Augen) gleich drei fundamentale Fehler begeht. Zum ersten: abgesehen von den hebräischen Schriftzeichen auf dem Portal deutet eigentlich nichts auf die Funktion des Gebäudes hin, das somit austauschbar wird und genausogut ein modernes Kongreßzentrum, Bankgebäude etc. sein könnte.

    Zum zweiten: wenn man sich das bauliche Umfeld anguckt, reisst der Bau eher durch sein trauriges Äußeres die Aufmerksamkeit an sich als es sein Vorgängerbau noch nachweislich durch seine Schönheit tat. So schlicht und lieblos, wie das Gebäude (den heutigen Fernsehberichten nach auch im Inneren) gestaltet ist, kann man hier nicht mal mehr von den berüchtigten "spannenden Kontrasten" sprechen.

    Das dritte aber, finde ich am bedenklichsten: der Bau sieht für mich mit der hochgezogenen Natursteinmauer fast wie eine Wehranlage aus. Hat das Judentum in Deutschland das nötig? Oder anders gefragt, wieso muss man sich durch die Architektur in so eine vorgefertigte Position begeben?

    Allerdings wäre es wohl auch zu wenig subtil, in den heutigen Zeiten, wo alles zerredet und vergeistigt wird, einfach den Vorgängerbau zu rekonstruieren und damit die Aussage zu treffen, dass man die Wunden der Vergangenheit zu heilen durchaus in der Lage ist.

  • Die Synagoge selbst finde ich durchaus attraktiv, soweit sich dies anhand der Fotos sagen läßt, die Nebengebäude sind hingegen typische heutige Betonklötze mit irgendwelchen Steinplatten davor. Der Platz mit dem inzwischen abgerissenen Parkhaus und den Wohnblöcken war allerdings zuvor (mit Ausnahme des Stadtmuseums) sowieso nicht attraktiv und mehr oder weniger eine Brache.

  • Zitat

    Das dritte aber, finde ich am bedenklichsten: der Bau sieht für mich mit der hochgezogenen Natursteinmauer fast wie eine Wehranlage aus. Hat das Judentum in Deutschland das nötig? Oder anders gefragt, wieso muss man sich durch die Architektur in so eine vorgefertigte Position begeben?

    tatsächlich gibt es immer mehr von den Idioten vor denen solch eine Einrichtung geschützt werden müsste ==> http://www.spiegel.de/politik/deutsc…,446805,00.html


    die Synagoge an sich gefällt mir eigentlich auch gut -der Wiederaufbau der alten wäre natürlich ein absoluter Höhepunkt gewesen und um einiges besser als die Erweiterung vom Oberpollinger - dem Rest also dem Gemeindezentrum und dem Museum kann ich aber auch nichts abgewinnen - sehr lieblos;

    insgesamt kann man den Münchner Juden nur beglückwünschen, zwar weniger für die Architektur aber um so mehr dafür, das sie wieder ein großes Zentrum im Münchner Herzen haben; und danken das sie nach allem überhaupt noch in Deutschland leben wollen

    noch ein Artikel mit Bildern:
    http://www.spiegel.de/politik/deutsc…,447582,00.html

  • Die allermeisten Juden leben gar nicht "noch" in Deutschland, sondern sind in den neunziger Jahren aus den Nachfolgestaaten der Ex-Sowjetunion nach Deutschland eingewandert - offensichtlich gab es dafür eine spezielle Quote, da man wieder "jüdisches Leben in Deutschland haben wollte".

    Deshalb untergliedert sich die jüdische Gemeinschaft in Deutschland in zwei Gruppen - Nachfahren der ursprünglich in Deutschland lebenden Juden (aus naheliegenden Gründen die kleinere Gruppe) sowie zugewanderte Juden aus dem Osten (teilweise sehr orthodox, teilweise auch ziemlich gleichgültig der Religion gegenüber, die wohl nur ein Einreiseargument war).

    Interessant übrigens die Information aus dem obigen Link, daß "80 % der Zugewanderten erwerbslos seien". Das nur als Hintergrundinfo.

  • Zitat von "Antiquitus"

    Wie kann man auf die Idee kommen, so einen hässlichen 08/15-Glasklotz als Gotteshaus zu bauen. :kopfschuetteln:

    Der Stil der Zeit: In den 60er/70er Jahren hat man jede Menge Kirchen aus Sichtbeton gebaut, heute gilt eben Glas als "cooler" Werkstoff. Wobei man Glas auch wesentlich ästhetischer verbauen könnte als mit so einem langweiligen Würfel. Vielleicht hätte man an dieses Projekt mal die Freunde von Coop Himmelb(l)au ranlassen sollen. Etwas unruhigere Linien wie bei deren Kino in Dresden wären somindest weniger öde gewesen.

    In der 90ern war noch nicht Glas das Nonplusuntra. Wen es interessiert: Die Heidelberger Synagoge, 1994 fertiggestellt. Kein so wirklich schönes Gebäude, aber ich find's nicht schlecht. Daß dafür bereits in den 70ern eine alte Villa abgerissen wurde, steht auf einem anderen Blatt (Abgerissen wurden in dieser Zeit in HD jede Menge Altbauten (nach dem Motto "wir haben ja genug davon...").

  • Zitat

    Die Heidelberger Synagoge, 1994 fertiggestellt. Kein so wirklich schönes Gebäude, aber ich find's nicht schlecht.

    Im Heidelberger Volksmund auch "die Heilige Keksdose" genannt.

  • Zitat von "Philon"

    Im Heidelberger Volksmund auch "die Heilige Keksdose" genannt.

    Tatsächlich? Hab ich in 5 Jahren Heidelberg nie gehört (hab sogar zeitweise in derselben Straße gewohnt). Aber besser als diese "Heilige Tupperdose"in München..... :lachen:

  • Hallo zusammen,
    ich habe ein wenig weiter an der Glyptothek gebastelt (bin aber ein bischen vom Thema abgekommen und rekonstruiere zur Zeit die Neue Pinakothek). Um ein wenig schneller voranzukommen und auch um die Fähigkeit meines PCs nicht zu überfordern habe ich einige Ornamente verinfacht dargestellt.
    Um die Räume nicht leer zu lassen habe ich mit Poser veruscht einige der Statuen nachzubilden, ich hoffe in naher Zukunft bessere Modelle der Statuen nachliefern zu können (wenn mein 3D-Scanner endlich angekommen ist...).

    Ägyptischer Saal:

    Vorkriegszustand:

    Heute:

    Rekonstruktion

    Blick vom Äginetensaal durch den gesamten Westtrakt:

    Vorkriegszustand:

    Heute:

    Rekonstruktion

    Blick in den Heroensaal:

    Vorkriegszustand:

    Heute:

    Rekonstruktion

    Blick durch den Römersaal zum Heroensaal:

    Vorkriegszustand (Blick durch den Römersaal von anderen Saalende aus):

    Heute (Blick durch den Römersaal von anderen Saalende aus):

    Rekonstruktion


    Geplante Nachbargebäude der Glyptothek (Architekt: L. v. Klenze). 1822 waren diese schon fast vollständig fertiggestellt, dann entschied Ludwig I
    sie abreisen zu lassen, damit die Glyptothek freistehend besser wirkt:


    (Wäre doch was als Eingangsgebäude für die Berliner Museumsinsel - Klenze und Schinkel in einem Ensemble)

    Monachus
    Ja die Bilder kenne ich schon, leider gibt es nicht mehr :boese:

    Zitat

    Ist das im ägyptischen Saal eigentlich derselbe Obelisk, der jetzt im Hofgarten vor dem Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst steht?

    Ja, der Obelisk wurde von Ludwig I. (dank Napoleon) erworben, er stammt ursprünglich aus Rom und gehört somit zu den 20 bekannten antiken Obelisken der Ewigen Stadt. Er ist nicht in Ägypten gefertigt, sondern entstand um 50 n. Chr. in Rom.

  • Zitat von "PB"

    Hallo zusammen, ich habe ein wenig weiter an der Glyptothek gebastelt (bin aber ein bischen vom Thema abgekommen und rekonstruiere zur Zeit die Neue Pinakothek)...

    Deine Werke zur Neuen Pinakothek wollen wir natürlich auch gerne sehen! Nur weiter so!!

    Deine Vergleichsdarstellungen sind für mich sehr informativ und zeigen ganz deutlich, dass die Glyptothek durch das nicht Wiederherstellen oder gar Entfernen der ursprünglichen Bemahlung und Ornamentik nicht nur an Authenzität, sondern zweifellos auch an Schönheit verloren hat.

  • Das Herzog Max Palais wurde 1828 von Leo von Klenze für Herzog Max in Bayern errichtet. Das Palais wird als Klenzes schönster Palastbau bezeichnet. In ihm wurde auch Sissy geboren :D .
    Das Palais bestand aus einem dreiflügeligen Bau (3 Stockwerke) an der Ludwigstrasse und einem westlich daran anschließenden vierflügeligen Wirtschaftsbau (2 Stockwerke). An diesem wiederum schloß sich um Westen ein kleiner Park an.
    1936 wurde damit begonnen das Palais auf Befehl Hitlers abzureissen. Das Palais befand sich nämlich an der Kreuzung Ludwigstrasse/von der Tann-Straße - und die von der Tann-Straße sollte verbreitert werden um den Riemer Flughafen, die Prinzregentenstraße (mit Hitlers Wohnung und Haus der Deutschen Kunst) mit dem Viertel der NSDAP am Königsplatz miteinander zu verbinden. Trotz scharfer Kritik des Denkmalamtes und des Architekten Gablonsky wurde das Palais abgerissen und mit einem Neubau der Reichsbank begonnen. 1941 wurden die Arbeiten eingestellt, der Bau war nicht kriegswichtig. Zu diesem Zeitpunkt war das Erdgeschoss und Teile des 1. Stockwerkes vollendet.
    Nach Kriegsende wurde das Gebäude nach den Plänen des 3. Reiches (mit leichten Veränderungen) vollendet.

    Das Palais im heutigen Zustand (Bayerische Filiale der Bundesbank):
    Die Fassade an der Ludwigstrasse:

    Die Fassade an der von der Tann-Straße:

    Die Rückseite:

    Details der Fassade an der Ludwigstrasse:

    Der Eingang:

    Abguss eines Schwanthalerreliefs der ehemaligen Innenausstattung an der Hofeinfahrt (Rückseite des Gebäudes):

    Geschichtsverfälschung - die Informationstafel neben dem Eingang verschweigt den Baubeginn im 3. Reich

    Und nun meine Rekonstruktionen des Klenzebaus. Fast fertig, nur die Dächer sind noch nicht vollendet - die Baupläne und Fotos geben leider keinen Aufschluss über Gauben, Dachfenster, Kamine usw. Werde am Dienstag mal im Nationalmusuem das Seitzmodell unter die Lupe nehmen, vielleicht gibt das mehr Informationen.

    Die Fassade an der Ludwigstrasse:

    Die Fassade an der von der Tann-Straße:

    Die Rückseite:

    Diese Seite der TU gibt einige Infos über die herrlichen Innenräume des Palais:
    http://www.caad.ar.tum.de/extern/projekt…alais/home.html

  • Danke.
    Wirklich eindrucksvoll!

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • PB: Tolle Arbeit! Es fällt auf, dass der heutige Bau offensichtlich noch an die Struktur des Klenze-Baus anknüpft. Allerdings haben die vielen Vereinfachungen (wie der Verzicht auf die Eckrisaltite und den Mittelrisalt der Hauptfassde) zu einem Verlust der klassizistischen Eleganz des vorherigen Klenze-Baus geführt. Dies kennzeichnet leider häufig den bewußt spartanischen Neoklassizismus der 30er und 40er Jahre.