• Zitat von "Palantir"

    Verrückter Artikel. Wüsste man es nicht besser, könnte man nach der Lektüre der ersten beiden Absätze meinen, nach dem Krieg sei die zerstörte Stadt mehr oder weniger vollständig wiederaufgebaut worden. Dabei machen jene "gemäßigt modernen Zweckbauten" heute den Hauptteil der ehemaligen Altstadt aus und fügen sich eben nicht "unauffällig in das gewachsene Stadtbild ein", sondern bilden oftmals steppenartige Großensembles ohne jede Spur des alten Vorkriegsnürnbergs. Der irrige Glaube, beim Wiederaufbau alles richtig gemacht zu haben und heute vermeintlich exzellent dazustehen, ist zweifelsohne ein Haupthindernis für dringend nötige Rekonstruktionen in Nürnberg - das zeigt sich immer wieder auf's Neue...

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Zitat von "Philon"

    Das große Problem Nürnbergs ist der praktisch völlige Verzicht auf die Rekonstruktion privater Profanbauten. Gerade die machen aber letztlich das Gesicht und die Atmosphäre einer Stadt aus.

    Genau! Schon allein die Rekonstruktion/Wiederaufbau der im Wertstufenplan mindestens als "historisch wertvoll" eingestuften Häuser würde heute in allen Gebieten ein besseres Bild abgeben. (Ich meine die im Wertstufenplan rot und schwarz eingefärbten Bereiche).

    Im Bildindex habe ich ein Bild vom Paniersplatz gefunden das den Erdgeschossbereich eines zerstörten Hauses zeigt, vermutlich Toplerhaus. Neben dem Eingang hängt noch das Schild "Historisch wertvoll". Das irritiert mich sehr! Warum reisse ich das Haus dann noch komplett ein? Warum gab es nicht für solche Häuser ein "Erhaltungsprogramm"? War man vor dem Krieg etwa sensibler mit dem Umgang alter Bausubstanz?

    Das Gebiet der westlichen Sebalder Altstadt empfinde ich zur Zeit als einzig vorzeigbares Stadtgebiet. Hier ist der Flair noch zu erahnen. Wenn auch hier nicht alles gut ist, aber doch um Klassen besser als in allen anderen Teilen der Altstadt.

    Eines würde mich auch interessieren: waren die meisten Häuser (wie Veit-Stoß-Haus, Grolandhaus, Viatishaus etc.) im Besitz der Stadt? Gab es private Eigentümer? Besonders in der Steppe muss es doch private Eigentümer gegeben haben. Gibt es da Informationen wie dieses Interessengeflecht damals ausgesehen hat?

    Philon: Danke für den Tipp, das werde ich mal durchlesen.

    PS: witzig finde ich die Signatur "Ach wär ich doch ein Sprengmeister..." - das kann ich mittlerweile ganz gut nachvollziehen :zwinkern:

    In diesem Sinne

    LG fury

  • Zitat von "Philon"

    P.S.: schau doch auch mal in den Würzburg-thread; da haben wir u.a. Konzepte für Würzburgs und Nürnbergs Zukunft diskutiert

    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?f=3&t=1581&start=192">viewtopic.php?f=3&t=1581&start=192

    Würde mich interessieren, was du dazu sagst


    Philon

    Den thread habe ich durchgearbeitet. Ich muss sagen, dass ich den (Nürnberg-) Meinungen größtenteils zustimme. Momentan bin ich sozusagen etwas unter Schock und muss meine Gedanken erst einmal ordnen. Meine Emotionen muss ich auch noch im Zaum halten sonst stürme ich noch das Rathaus... :boese:
    Im Ernst: das muss ich zunächst noch etwas sacken lassen aber soviel schon mal:

    Zitat

    Wir bräuchten ein Bündel von Konzepten, das u.a. folgendes umfassen könnte:

    1.) Punktuelle Vollrekonstruktionen, wo das ohne größere Probleme möglich ist (z.B. Grolandhaus, dessen Standort heute unbebaut ist). Das muss nicht auf "bedeutende Bauten" beschränkt sein, diese wären aber natürlich vorrangig. Finanzierung sollte durch Investoren erfolgen.

    2.) Mittelfristig: gezielte Abrisse von Bausünden aus den 60'iger und 70'iger Jahren, die nicht Wohnbebauung sind, wie Parkhäusern, Deutsche-Bank-Gebäude am Hans-Sachs-Platz etc. und Ersetzung durch Vollrekonstruktionen.

    3.) Hinsichtlich der bestehenden Wohnbebauung: Zunächst Identifikation, welche Bauten hinreichend die Kubatur und den Grundriß der Vorgängerbauten aufnehmen (a.) und welche nicht (b.). Dann
    a.) bei Wohnbauten, die hinreichend die Kubatur und den Grundriß der Vorgängerbauten aufgreifen: Fassadenumgestaltung in Rücksprache mit den Eigetümern
    b.) bei Wohnbauten, die nicht oder nicht hinreichend die Kubatur und den Grundriss der Vorgängerbauten aufgreifen: Eigentümer kontaktieren, über den Vorgängerbau informieren und für den Fall des Abrisses die Rekonstruktion vorschlagen. Langfristig wäre hier auch an eine Gestaltungssatzung zu denken, die für den Fall eines Abrisses "Vorfahrt für Rekonstruktionen" vorsieht (dazu müsste aber tatsächlich erst das Bewußtsein in der Politik verändert werden; daher nur eine langfristige Option).

    Das alles kann allerdings höchstens eine schlagkräftige und gut vernetzte Organisation wie die Altstadtfreunde in Angriff nehmen. Und da haben wir, wie gesagt, zur Zeit das Problem, daß deren aktuelle Vorsitzende dezidierte Reko-Gegnerin ist.

    Das ISSES!

    Ich verstehe nach wie vor nicht, warum im Stadtrat (nicht nur im jetzigen!) nicht begriffen wird, um was es in Nürnberg geht! Warum wird in diesem sensiblen Bereich ewig auf Teufel komm' raus ein moderner Bau nach dem andern hochgezogen. Vielleicht bin ich zu wenig vom Fach, aber mir persönlich würde ja schon reichen, wenn die Fassade und der Grundriss wieder dem Original entspräche. Innen kann es meinetwegen doch sein wie es will - da kommt ein Besucher oder Tourist sowieso nicht rein. Aber was wäre das für ein Gewinn fürs Stadtbild!

    Ich habe mir das Buch mit den Fotografien von Edgar Titzenthaler geholt. Da gab es auch die Ausstellung in der Norishalle. Vielleicht sollte dieses Buch zur Pflichtlektüre eines Nürnberger Stadtrates werden, damit hier eine Sensibilisierung entsteht.

    Soviel erstmal. Ich versuche später meine Gedanken mal etwas klarer darzulegen.

    Noch eine Frage: Am Anfang des Threads war mal die Rede vom "Denkmalstadl" und von einem Lager am Hafen. Kann man den Denkmalstadl besichtigen und wo ist der eigentlich? Infos gern auch per PN an mich, danke.

    LG
    fury

  • Zitat von "Georg Friedrich"

    Verrückter Artikel. Wüsste man es nicht besser, könnte man nach der Lektüre der ersten beiden Absätze meinen, nach dem Krieg sei die zerstörte Stadt mehr oder weniger vollständig wiederaufgebaut worden. Dabei machen jene "gemäßigt modernen Zweckbauten" heute den Hauptteil der ehemaligen Altstadt aus und fügen sich eben nicht "unauffällig in das gewachsene Stadtbild ein", sondern bilden oftmals steppenartige Großensembles ohne jede Spur des alten Vorkriegsnürnbergs. Der irrige Glaube, beim Wiederaufbau alles richtig gemacht zu haben und heute vermeintlich exzellent dazustehen, ist zweifelsohne ein Haupthindernis für dringend nötige Rekonstruktionen in Nürnberg - das zeigt sich immer wieder auf's Neue...

    mir wieder mal aus der Seele gesprochen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat

    Verrückter Artikel. Wüsste man es nicht besser, könnte man nach der Lektüre der ersten beiden Absätze meinen, nach dem Krieg sei die zerstörte Stadt mehr oder weniger vollständig wiederaufgebaut worden. Dabei machen jene "gemäßigt modernen Zweckbauten" heute den Hauptteil der ehemaligen Altstadt aus und fügen sich eben nicht "unauffällig in das gewachsene Stadtbild ein", sondern bilden oftmals steppenartige Großensembles ohne jede Spur des alten Vorkriegsnürnbergs. Der irrige Glaube, beim Wiederaufbau alles richtig gemacht zu haben und heute vermeintlich exzellent dazustehen, ist zweifelsohne ein Haupthindernis für dringend nötige Rekonstruktionen in Nürnberg - das zeigt sich immer wieder auf's Neue...

    mir wieder mal aus der Seele gesprochen.[/quote]


    so geht es mir auch, aber die Ausstellung ist m.E. irreführend! Hier geht es um eine künstlerische Darstellung der Aufbautätigkeiten und nicht um eine Fotodokumentation oder eine Aufarbeitung.

    LG
    fury

  • Zitat von "fury"

    Noch eine Frage: Am Anfang des Threads war mal die Rede vom "Denkmalstadl" und von einem Lager am Hafen. Kann man den Denkmalstadl besichtigen und wo ist der eigentlich? Infos gern auch per PN an mich, danke.


    Das ist der Stadel, der Dich daran hindert, am Südende des Kettenstegs einfach weiter an der Stadtmauer entlangzulaufen. Anschrift ist Untere Kreuzgasse 35/Westtormauer 7; hier (click mich!) ein Bild der Ansicht von Süden, also von der Mittleren Kreuzgasse her; der Kettensteg befindet sich also auf der anderen Seite.

    Der Stadel war vor eingen Jahren mal im Rahmen der Stadt(ver)führungen zu besichtigen. Vielleicht ist er auch mal beim Tag des offenen Denkmals dabei. Die Gelegenheiten zur Besichtigung sind aber sehr selten und unregelmäßig. Vielleicht besteht auch die Möglichkeit, einen individuellen Besichtigungstermin zu arrangieren; hierzu kann ich keine Auskünfte geben.

  • Nachdem ich in letzter Zeit etwas wenig Gelegenheit zur Teilnahme hatte, möchte ich doch meine aktuellen Fotos von den heuer fertig werdenden Altstadtfreunde-Projekten nicht vorenthalten:

    Kühnertsgasse im Dezember 2008. Kaum zu glauben, daß in diese kleinen Häuschen ungelogen Millionen Euros zur Restaurierung investiert wurden.

    Weißgerbergasse 10, vor wenigen Tagen. Das Licht war so gut, daß zumindest meine Digitalkamera angesichts der Kontraste an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stieß. Ich bitte den rekonstruierten "mittelalterlichen" Aufzugserker zu beachten, des weiteren die verschiedenen Oberflächenstrukturen an Holz und Stein, die historische und ergänzte Materialien erkennen lassen. Die Weißgerbergasse, ohnehin nicht so übel, hat einen großartigen Blickfang erhalten.


    Zuletzt noch eine kleine Fotomontage, die ich mir im Hinblick auf eine mögliche Maßnahme erlaubt habe. Beim Vorbeifahren an der Schulgasse hatte ich das erste Bild geschossen, Dann habe ich einfach den alten Giebel draufgesetzt, und voilà, gleich ein anderer Anblick. Da wird sogar der Kubus rechts blaß ;) Solange es noch eine halbe Ruine ist, können wir wenigstens davon träumen, wenn nicht irgendwann ein dekonstruktives Dach draufkommt.

  • Zitat

    Solange es noch eine halbe Ruine ist, können wir wenigstens davon träumen, wenn nicht irgendwann ein dekonstruktives Dach draufkommt.

    ja davon träume ich schon seit geraumer Zeit.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • jetzt kommt in einem zweiten und letzten Teil noch einmal eine geballte Ladung Spolien in der Nürnberger Altstadt. Man entdeckt schon ganz schön viel.



    Figur mit Blick auf die Lorenzkirche. Konsole ist alt, Figur ist eine Kopie einer mittelalterlichen Figur.


    Engel vom Nassauerhaus. Der untere Teil bis zum Gürtel ist scheinbar echt, der Rest rekonstruiert.



    Eine von den zwei Skulpturen von um 1900 an einem geschmackvollen Nachkriegsbau in der Königstraße. Bronzeplastiken; Noris und Fortuna; Eintrag beim Denkmalschutz



    besonders schöne Laternen an der Maxbrücke von den Altstadtfreunden. Ich denke, dass es sich aber um Kopien handelt.



    Das wuchtige Waagrelief von Adam Kraft. Das Original ist im Nationalmuseum.



    ein eher schlichtes Chörlein an einem Neubau in der Burgstraße. (Spätrokoko und Original)



    Hier sieht man das Chörlein in der Mitte, rechts ist eine wohl moderne Hausfigur zu sehen.



    links ist ein weiteres sehr schönes Chörlein zu sehen, dahinter ein Ausleger und dann sieht man auf die Fassade des Fembohauses.



    Das erwähnte Chörlein von vorne.



    Hier geht der Blick an einer Eckmadonna vorbei auf das Schürstabhaus mit Madonna(Kopie)und rekonstruiertem Chörlein; alles bekrönt von den für Nürnberg typischen grünen Kupferdächern.



    Eine Maria nochmals in der Burgstraße.



    ein großer Ausleger vom goldenen Posthorn, dazu hat das Gebäude das alte Hauszeichen wieder erhalten.



    Unter einem anderen originellen Ausleger erscheint der gleiche auf diesem Bild.



    Etliche Hauszeichen in der Burgstraße. mystische Greifvögel. Der Kleinere ist vergoldet und steht unter Denkmalschutz.



    und dieses Hauszeichen gehört zu den markantesten.



    weitere Madonna an Neubau



    Engel an einem im Forum schon näher beschriebenen teilweise erhaltenen Bau.



    Das ist der wunderschöne Erker, der davon erhalten ist.



    Im Heilig Geist Spital scheint der Kreuzigungshof ganz rekonstruiert worden zu sein. Womöglich wurden die Skulpturen in Sicherheit gebracht. Dieser Gekreuzigte zur Rechten von Christus sieht aber wie eine Kopie aus.



    Christus am Kreuz



    die erhaltenen Tischgräber



    Das Türmchen der Spitalkirche war fast total zerstört. Heute mit der Wetterfahne sogar wieder ein Blickfang .


    womöglich noch richtig echte Skulpturen am Eingang des Kreuzigungshofes.



    Besonderes Objekt vor der Katharinenkirche. Die Glocke, die wohl einst zur Kirche gehörte.



    Glocke vor der Ruine der Katharinenkirche



    Chörlein(vielleicht aus alten Resten zusammengebaut), das bei den Projekten der Altstadtfreunde erwähnt wird in der Albrecht-Dürer Straße.



    Chörlein Radbrunnengasse



    Neben dem Hexenhäusle steht ein von den Altstadtfreunden aufgestellter alter Ziehbrunnen.



    von der anderen Seite aus gesehen.


    Das ist das kürzlich erwähnte Gebäude, bei dem der Giebel fehlt von Süden aus gesehen.

  • tw ganz nette Bilder.
    Wenn ich nur nicht wüsste, wie N realiter aussieht...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • fury:

    Zitat

    Das Gebiet der westlichen Sebalder Altstadt empfinde ich zur Zeit als einzig vorzeigbares Stadtgebiet. Hier ist der Flair noch zu erahnen. Wenn auch hier nicht alles gut ist, aber doch um Klassen besser als in allen anderen Teilen der Altstadt.

    Das gar nicht so kleine, allerdings etwas schlichtere Gebiet Jakobsviertel oder die Königstraße und der an das Burgviertel angrenzende Teil der Lorenzer Stadt sowie ein ganz kleiner Bereich beim Katharinenkloster kann schon mit dem Burgiviertel quasi mithalten, finde ich.

    Bei den gezeigten Laternen Maxbücke handelt es sich wohl eher doch um originale Laternenmasten. Für die Kunstinteressierten: Es gibt noch eine wichtige Hausfigur, der heilige Jakobus, der auf einer Konsole in Form einer Jakobsmuschel steht. Die Skulptur ist anscheinend echt und steht unter Denkmalschutz. Es gibt noch weitere wiederverwendete Spolien, darunter Figuren oder ein großer Schlussstein, Oberlichtgitter oder Ausleger und auch noch einige Chörlein.
    Die auf den Bildern zu sehenden Hausfiguren sind sowie die Hauszeichen im Übrigen alle, zumindest das Original, noch aus dem Mittelalter, während die Chörlein meistens aus der Zeit des Barock stammen.

  • Zitat von "William"

    Bei den gezeigten Laternen Maxbücke handelt es sich wohl eher doch um originale Laternenmasten.


    Zu Laternen in der Altstadt siehe
    Nürnberger Altstadtberichte Heft 2 (1977), Erich Mulzer, Die Laternen der Öl- und Gasbeleuchtung in der Nürnberger Altstadt
    und die Tätigkeitsberichte nachfolgender Altstadtberichte.

    Die Lehrwerkstatt der Firma Diehl hat damals zahlreiche Laternen nach dem Vorbild historischer Gaslaternen gefertigt, die dann an die Altstadtfreunde gespendet und in der Altstadt (und ich glaube auch in Johannis, etwa am Riesenschritt) aufgestellt wurden. Meistens handelt es sich dabei um Laternen, die an Wänden besfestigt wurden - solche Lampen sind bei den Stadtverwaltungen eigentlich nicht beliebt, da hierfür Verträge mit den Hauseigentümern gemacht werden müssen - aber es gibt auch Laternen mit Masten. Ich denke, daß die gezeigte zu diesen Nachbauten von Gaslaternen gehört. Da ich gerade den Altstadtbericht nicht zur Hand habe kann ich das aber nicht mit Sicherheit sagen.

  • Das habe ich zuerst auch gedacht. Aber bei der Liste mit den Projekten der Altstadtfreunde ist nicht von Laternen sondern speziell von Laternenmasten die Rede. Die Leuchten, oder wie immer die Köpfe von Laternen heissen, sind ganz klar neu, denn alte sehen generell anders aus. Aber wo sind eigentlich die ganzen alten Laternen hin ?

  • Zitat

    ein ganz kleiner Bereich beim Katharinenkloster kann schon mit dem Burgiviertel quasi mithalten, finde ich.

    Deshalb ist es auch so wichtig, daß die Katharinenkirche wiederaufgebaut wird. Weitere Althäuser stehen in der Kühnertsgasse (wie oben gezeigt), auf der Nordseite der Lorenzer Straße, in der Johannesgasse und Theatergasse und in der Luitpoldstraße.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Bezüglich dieses Gebäudes in der Schulgasse, das "baukunst-nbg" freundlicherweise mit Hilfe einer Fotomontage vorstellte, stellt sich die Frage, wem das Gebäude gehört. Ist es städtisch oder in Privathand? Könnte im zweiten Fall die Politik oder könnten vielleicht die Altstadtfreunde eine finanzielle Bezuschussung in Aussicht stellen, wenn der Besitzer das Gebäude aufstockt (zumal seine Immobilie dann ja an Vermarktungsfläche/Wohnraum gewinnen würde)? Weiß einer der Nürnberger Details, warum es an dieser Stelle nicht schon längst zu einer Giebelrekonstruktion gekommen ist?

  • Zitat von "William"

    Das habe ich zuerst auch gedacht. Aber bei der Liste mit den Projekten der Altstadtfreunde ist nicht von Laternen sondern speziell von Laternenmasten die Rede. Die Leuchten, oder wie immer die Köpfe von Laternen heissen, sind ganz klar neu, denn alte sehen generell anders aus. Aber wo sind eigentlich die ganzen alten Laternen hin ?


    Die alten sehen eben nicht generell anders aus, sondern wie ich oben geschrieben habe, wurden neue Laternen als Nachbildung der alten Gaslaternen gebaut, und zwar meistens nicht auf Masten, sondern auf Auslegern an Wänden befestigt. Allerdings waren das wohl so viele, daß das nicht in der Projektliste auftaucht.

    Erich Mulzer, Die Laternen der Öl- und Gasbeleuchtung in der Nürnberger Altstadt, Nürnberger Altstadtberichte Nr. 2 (1977), S. 58

    Zitat

    ... während die Gasleuchten seit 1963 abgebaut wurden. Am 20. Dezember 1973 erlosch die letzte von Ihnen am Anwesen Neutormauer 9.
    Das Vorgehen bei dieser Umstellung war bedrückend: Ungezählte Laternen samt Ausleger und Masten, zum Teil im Alter von über hundert Jahren, landeten erbarmungslos im Schrot [...] Als man endlich 1973 die städtebaulichen Möglichkeiten erkannte, waren gerade noch 37 Laternen zu retten. Davon wurden inzwischen nach Umrüstung auf elektrischen Betrieb 5 im Neutorzwinger, 7 an der Neutormauer, 7 in der Oberen Krämersgasse und (überflüssigerweise) 6 im Waffenhof am Frauentor wieder eingesetzt. Die restlichen lagern gut gepflegt beim Teifbauamt und sind für die Weißgerbergasse bestimmt. Um den schmalen Bestand zu erweitern, haben außerdem die Altstadtfreunde den ersten Nachbau einer solchen Laterne auf einer ebenfalls nachgegossenen Konsole in der Unteren Wörthstraße angebracht (Bild 20) und wollen weitere folgen lassen.


    Die Nachbauten wurden anscheinend, anders als ich in Erinnerung hatte, dann in den Lehrwerkstätten unterschiedlicher in Nürnberg ansässiger Unternehmen gefertigt:
    Nürnberger Altstadtberichte Nr. 4 (1979), S. 4

    Zitat

    Besonders herzlich freute uns die Bereitschaft der Siemens AG und der MAN, in ihren Lehrwerkstätten wieder Nürnberger Gaslaternen für die Altstadtfreunde nachzubauen. Die Herstellung der insgesamt sieben Exemplare hat die jungen Männer nicht nur unversehens mit der Nürnberger Vergangenheit konfrontiert, sondern offensitchtlich auch motiviert. Für die tadellose Leistung verdienen sie und ihre Ausbildungsleiter Anerkennung. Die Aufstellung der Laternen verschob sich wegen des frühen Wintereinbruchs allerdings auf 1979.


    Nürnberger Altstadtberichte Nr. 5 (1980), S. 4

    Zitat

    Schließlich konnten 1979 insgesamt acht Nürnberger Laternen aus dem Jahr 1978, und zwar sieben Nachbauten durch Siemens- und MAN-Lehrlinge sowie ein auf dem Trempelmarkt gekauftes Originalstück, an den Häusern Untere Krämersgasse 3, 10, 11 und 14, Untere Schmiedgasse 5, Obere Schmiedgasse 62 sowie an den zur Unteren Schmiedgasse gekehrten Seiten der Häuser Albrecht-Dürer-Platz 14 und Obere Krämersgasse 9 angebracht werden. Auch die Nachgüsse der dazugehörigen Ausleger stellten die Altstadtfreunde dem Tiefbauamt zur Verfügung.


    Im nächsten Heft treffen wir jetzt auf die Maxbrücke:
    Nürnberger Altstadtberichte Nr. 6 (1981), S. 3/4

    Zitat

    Bei der Straßenbeleuchtung gelangen an zwei Stellen wesentliche Verbesserungen: Auf der Maxbrücke durch Nürnberger Kandelaber aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die dem etwa gleichaltrigen neugotischen Geländer überzeugend antworten, sowie am Ölberg durch die Aufstellung von sieben traditionellen Nürnberger Laternen, die uns die Auszubildenden der EWAG tadel- und kostenlos nachgebaut hatten. Der Gedanke, daß diese beiden bekannten Altstadtpartien bis vor kurzem durch Pilzleuchten erhellt wurden, mutet heute bereits grotesk an.


    Dies liest sich so, als ob die kompletten Lampen auf der Maxbrücke aus dem 19. Jahrhundert stammen, aber wenn nicht, so sind es Nachbauten damaliger Lampen. Die Laternen unterscheiden sich, soweit man das erkennen kann, kaum oder gar nicht von den Nachbauten. Diese wiederum beruhen auf der seit ca. 1870 in Nürnberg größtenteils verwendeten Laterne, die im Laufe der Zeit leichte Variationen erfahren hat, aber nicht gravierend verändert wurde.

  • Zitat von "Heimdall"

    Bezüglich dieses Gebäudes in der Schulgasse, das "baukunst-nbg" freundlicherweise mit Hilfe einer Fotomontage vorstellte, stellt sich die Frage, wem das Gebäude gehört. Ist es städtisch oder in Privathand? Könnte im zweiten Fall die Politik oder könnten vielleicht die Altstadtfreunde eine finanzielle Bezuschussung in Aussicht stellen, wenn der Besitzer das Gebäude aufstockt (zumal seine Immobilie dann ja an Vermarktungsfläche/Wohnraum gewinnen würde)? Weiß einer der Nürnberger Details, warum es an dieser Stelle nicht schon längst zu einer Giebelrekonstruktion gekommen ist?


    Nachkriegsprovisorien - Nürnberg, erster Beitrag, erstes Objekt
    Winklerstrasse 24
    damalige (12.11.2005) Information von Jürgen: Eigentümer ist gegen Wiederaufbau, findet Ruinen ästhetisch

    Die Politik würde sicher keinen Zuschuß geben und die Altstadtfreunde dürften in den nächsten Jahren aufgrund des Pellerhofes dazu nicht in der Lage sein.