• ...jaja, wo stünden wir, wenn man immer nur auf die Pragmatiker und Feiglinge gehört hätte?!

    Ich verstehe jetzt nicht ganz, wen du unter "wir" subsumierst. Die Dessauer kannst du ja kaum meinen, denn du hast ja selbst bekundet:

    Die Stadt ist wirklich tot und wenn ich nicht unbedingt muss, setze ich nie wieder einen Fuß da hinein.

    Es macht auch einen gewaltigen Unterschied, ob man sich für realistische Projekte einsetzt, die das Stadtbild positiv beeinflussen können, oder ob man die Dessauer dazu aufrufen möchte, einen gerade errichteten Neubau zu sabotieren. Denn letzteres hat sicher keinen positiven Einfluss auf das Stadtbild. Es ist besser eine florierende Gastronomie mit Hotel und Restauarnt in einem modernistischen Neubau zu haben, als das Gegenteil in einem vom Leerstand bedrohten modernistischen Neubau. Eine neue Chance für Rekonstruktionen wird kommen, wenn der Hotelbau irgendwann baufällig wird und sich erneut die Frage stellt, was hier errichtet werden kann.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • [...] Moderationshinweis: Entfernt. Bitte Angriffe auf andere Forenteilnehmer unterlassen.

    Am 16. März 2022:

    Das Drama nimmt seinen Lauf. Jetzt kann nur noch eine richtig heftige Wirtschaftskrise helfen. Ich wünsche mir ja sowas nicht herbei, für dieses Fleckchen Erde wärs aber besser, damit die Verb....clique im Rathaus, die das zu verantworten hat, nicht am Ende triumphiert.

    Nein, eine Wirtschaftskrise wäre nicht besser für Dessau-Roßlau. Und zum Glück kannst du sie nicht herbeischreiben.

    Am 25. Juni 2022:

    Und wieso habt ihr das nicht mit einem Shitstorm verhindert? Den könnten die Dessauer noch immer lostreten und das Ding zu Tode boykottieren- das ganze Hotel, versteht sich.

    Auf die Frage, wie das gehen sollte, mit dem "zu Tode boykottieren'", meinte UrPotsdamer:

    Na indem die Dessauer das Hotel boykottieren. Sie werden dort niemals übernachten

    was von unserem russischen General prompt bestätigt wurde:

    Dann ist das Ding ganz schnell pleite oder verschrien und kann in 15 Jahren wieder abgerissen werden.

    Bravo! Nur dass die Dessauer gar nicht im Hotel übernachten, wenn sie sich in ihrer Heimatstadt aufhalten. Und außerdem: Würde sich die Hotelkette zurückziehen, so würde ja nicht gleich das ganze Gebäude abgerissen. Vielmehr würde man dann einen neuen Mieter für das Gebäude suchen.

    Heimdall hatte damals einen sehr besonnenen Beitrag geschrieben:

    Leute, die Schlacht um das Hotel ist lange geschlagen. Kümmert Euch doch um die ganzen anderen "Baustellen" in Dessau, also dort, wo noch etwas zu gewinnen ist. Es gibt noch zahlreiche Ruinen in der Innenstadt. Auf den Kristallpalast weise ich ja immer wieder hin. Dort ist seit Jahren(Jahrzehnten) Stillstand. Dann habe ich die Industrieruine in der Hobuschgasse erwähnt, ebenso die Brandruine am Friedensplatz. Bringt doch erst mal die Reste Eures Bestandes in Ordnung.

    Und wenn es Euch nur um das Verhindern gehen sollte: Am Schloss ist ein modernistischer und womöglich monströser Anbau geplant, der sicherlich auch gut zu thematisieren wäre.

    Dieses Genöle um längst verlorene Gefechte bringt diese stagnierende Stadt wahrlich nicht einen Zentimeter nach vorne

    Das Hotelgebäude ist übrigens in Relation zur bisherigen Realität in Dessaus Innenstadt sogar ein Fortschritt. Ich fand die Aufregung um das Projekt schon immer überzogen. Und der Hotelbetrieb wird nicht scheitern. Touris und Reiseveranstalter buchen Hotels, wenn Preis und Service stimmen. Ein schwerer Einbruch des Tourismus in der Region ist nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Nach den Corona-Jahren stehen die Zeichen auf Erholung. Der Tourismus in Sachsen-Anhalt hatte sich in den Jahren vor Corona stabil entwickelt. Daran kann man nun anknüpfen. Insofern kommt die Hoteleröffnung genau zur rechten Zeit.

  • tegula, ich werde mich zu diesem Thema nicht mehr äußern. Aus moralisch-politisch-demokratietheoretischer Sicht halte ich Widerstand gegen dieses Projekt weiterhin für nötig. Aber die Politik wollen wir in diesem Forum ja herauslassen.

  • tegula, ich werde mich zu diesem Thema nicht mehr äußern. Aus moralisch-politisch-demokratietheoretischer Sicht halte ich Widerstand gegen dieses Projekt weiterhin für nötig. Aber die Politik wollen wir in diesem Forum ja herauslassen.

    Das bringt nichts mehr. Ich halte es für wichtiger, Einfluss auf den Standort des Museumscampus und auf die Gestaltung des Lustgartens zu nehmen. Aber auch hier ist die Resonanz viel zu gering.

  • Das bringt nichts mehr. Ich halte es für wichtiger, Einfluss auf den Standort des Museumscampus und auf die Gestaltung des Lustgartens zu nehmen. Aber auch hier ist die Resonanz viel zu gering.

    Sie werden wieder alles abblocken, was an traditionalistischen Vorschlägen kommt. Daher lohnt sich Engagement in dieser Stadt nicht mehr. Es ist besser, die Stadtverwaltung alles verhunzen zu lassen, statt Energie in diese Stadt zu investieren. Mich regt das Ganze städtebaulich gar nicht mehr auf. Mich stört nur das politisch-demokratische Unrecht, was da begangen wurde. Mehr nicht. Und zwar, weil es die Arbeit von Bürgerinitiativen und das große Engagement der Bürger vor Ort verhöhnt und deren Arbeit diskreditiert. Dies ist politisch fatal und wird das demokratische Fundament im Osten weiter schwächen. DAS regt mich auf, nicht so sehr die Architektur. Städtebaulich macht es in Dessau keinen Unterschied, was am Schlossplatz gebaut worden wäre. Die Stadt ist im Zentrum völlig verhunzt. Wer Alt-Dessau sehen will, der kann nach Aken oder Wörlitz oder Köthen fahren.

  • Mit seinem "wäre der Bürgerentscheid anders ausgegangen, hätten wir jetzt kein Hotel" anlässlich der offiziellen Eröffnung des Hotels und Restaurants am Schlossplatz hat Ex-OB Kuras wohl Recht. Seiner Meinung nach füge sich der helle Klinkerbau hervorragend ein in das Ensemble mit Rathausanbau , Marienkirche und Johannbau. Hotelmanager Kahl: "Alle unsere Erwartungen von der Stadt und dem Standort sind übertroffen worden". (MZ)

    Übrigens hängen in jedem Hotelzimmer Bilder des Bauhauses. Damit jeder Gast sofort merkt, woher auf einem der einst schönsten historischen Plätze Deutschlands heute der Wind weht.

  • Übrigens hängen in jedem Hotelzimmer Bilder des Bauhauses. Damit jeder Gast sofort merkt, woher auf einem der einst schönsten historischen Plätze Deutschlands heute der Wind weht.

    Dessau hat einen gewichtigen Teil seines kulturellen Erbes durch den Krieg verloren. Es ist absolut nachvollziehbar und auch für die Stadtentwicklung förderlich, wenn man den noch erhaltenen Bestand - zumal Weltkulturerbe - in den Mittelpunkt des Kulturmarketings rückt.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

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  • Es ist absolut nachvollziehbar und auch für die Stadtentwicklung förderlich, wenn man den noch erhaltenen Bestand - zumal Weltkulturerbe - in den Mittelpunkt des Kulturmarketings rückt.

    Und dabei jeden Versuch unterdrückt, an das noch weiter zurückliegende und möglicherweise viel attraktivere Erbe zu erinnern. Bravo!

  • Und dabei jeden Versuch unterdrückt, an das noch weiter zurückliegende und möglicherweise viel attraktivere Erbe zu erinnern. Bravo!

    Das habe ich nirgends gefordert und das geschieht sicherlich auch nicht dadurch, dass man in Hotelzimmern auf das Weltkulturerbe Bauhaus hinweist. Nur warne ich davor, das eine gegen das andere auszuspielen. Nur weil man das eine nicht durchsetzen konnte, wäre es fatal, das andere zu dämonisieren oder für etwas verantwortlich zu machen. Über dieses Denken von falschem und richtigem kulturellem Erbe kann ich als in der Kultur Tätiger nur den Kopf schütteln. Die Stadt Dessau tut gut daran, das Bauhaus als Aushängeschild voll auszunutzen.

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  • Die Stadt Dessau tut gut daran, das Bauhaus als Aushängeschild voll auszunutzen.

    Was ich mich dabei aber frage: Warum baut die Stadt dann nicht frühmodernen Bauhaus? Gebäude wie dieses Hotel sind kein Bauhaus mehr, würden wohl von den Vätern des Bauhauses Verachtung ernten. Ja, ich finde es auch gut, wenn eine Stadt ihr Image auf ein bauliches Erbe stützt, aber was mir da fehlt, und wo ich Städte mit Rekonstruktionen z.B. vorne sehe, ist die Vorstellung, dieses bauliche Erbe nicht nur zu erhalten, sondern auszubauen.

  • Über dieses Denken von falschem und richtigem kulturellem Erbe kann ich als in der Kultur Tätiger nur den Kopf schütteln.

    Ich auch. Das historische Bauhaus war eine Kunstschule. Architektur stand gar nicht im Mittelpunkt. Einen Schwerpunkt bildete Kunsthandwerk und Design. Die Maler Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Georg Muche und Oskar Schlemmer wirkten am Bauhaus. Feininger griff auch Architekturmotive auf, bevorzugte dabei aber historische Bauten (Dorfkirchen im Weimarer Land, die Altstadt von Halle). Die Bauhaus-Stätten sind für viele Menschen ein Grund, Dessau zu besuchen. Ein anderer Anziehungspunkt ist das Dessau-Wörlitzer Gartenreich.

    Die Stadt Dessau-Roßlau setzt in Stadtmarketing und Tourismuswerbung auf verschiedene Facetten, keineswegs nur auf das Bauhaus. Das Land Sachsen-Anhalt ist insgesamt kulturell breit aufgestellt.

    Das Bauhaus hat die moderne Architektur nicht erfunden. Die modernen Bauten der Weimarer Republik entstanden überwiegend nicht im Zusammenhang mit dem Bauhaus. Und der Funktionalismus in der Tschechoslowakei und Polen sowie der sowjetische Konstruktivismus existierten als moderne Architekturströmungen unabhängig vom deutschen Bauhaus.

    Was wir hier im Forum alle kritisieren, ist die Misere der Gegenwartsarchitektur. Das ist aber etwas anderes als das historische Phänomen Bauhaus.

    War denn das Hotel ein Bauvorhaben, das durch die Stadt geplant, finanziert und durchgeführt wurde?

    Nein. Das hat der Investor Getec gemacht.

  • Rastrelli Diese Vermischen mit der Gegenwartsarchitektur liegt aber auch an den Bauschaffenden von heute, die stets und gerne jeden Flachdach Kubus als ,,Bauhaus" verkaufen. Dies ist mittlerweile in die gesellschaftliche Wahrnehmung eingeflossen und so hört man stets von Leuten auf der Straße, dies oder jenes wäre ein Gebäude im ,,Bauhaus-Stil". Da bringt es wenig auf den Ursprung des Bauhauses zu pochen und von sonstigen modernen Baustilen abzusondern. Das wird heute anders verstanden.

  • Zur Zeit ist der neue Standort der Regenbogenschule in der Diskussion. In der Innenstadt sollte er angeblich zur Belebung beitragen. Aber die betroffenen behinderten Kinder besuchen weder Geschäfte noch Gaststätten, und ihre Zubringer fahren sofort wieder weg. Nun hat die MZ tatsächlich mal einen kritischen Leserbrief zur örtlichen Situation abgedruckt. Ein Herr aus dem Beherbergungsgewerbe "muss miterleben, wie unsere Urlauberzahlen seit vielen Jahren drastisch zurück gehen, was nur eines zeigt: Das ungewollte öffentliche Eingeständnis unserer Stadtoberhäupter, dass unser Multimillionen-Projekt Bauhausmuseum auf ganzer Linie gescheitert ist."

    Keine Innenstadtbelebung, aber Zeit und Geld gekostet. Und das Gleiche würde auch mit der Buga passieren. Es gäbe viele Stadtentwicklungs- und Marketingprojekte, die kostengünstig wären und und die Urlauberzahlen in nur wenigen Jahren verzehnfachen wrden. Aber dafür müsse man als Stadt auch einmal aufhören, arrogant, beratungsresistent und stupide zu sein. (MZ)

    Ob die verschmähte Historisierung den gewünschten Erfolg bringen würde?

  • Ich sags mal so, ich sehe der Entwicklung mit großer Genugtuung entgegen. Jeder Finger, den die Bürger vor Ort selbst rühren würden, wäre bei dieser sogenannten "Stadtverwaltung" (andere passendere Begriffe dafür sind hier ja nicht erlaubt) vertane Energie. Die Stadt ist verloren.

  • Ich sags mal so, ich sehe der Entwicklung mit großer Genugtuung entgegen. Jeder Finger, den die Bürger vor Ort selbst rühren würden, wäre bei dieser sogenannten "Stadtverwaltung" (andere passendere Begriffe dafür sind hier ja nicht erlaubt) vertane Energie. Die Stadt ist verloren.

    Aber sie kann es sich leiten, trotz großem Interesse zwei geplante Flohmärkte zu verbieten, weil ein Toilettenbesitzer seine Fäkalien unerlaubt in eine Grube auf der Wiese neben dem Gelände leitete.(MZ). Dafür läuft jetzt das Stadtfest ohne Leopold.

  • Der Vorwurf, nicht genug Sinn für Anhalts Geschichte zu zeigen, hat EX-OB Kuras weh getan. Er wies darauf hin, dass beim Hotelneubau zumindest historische Details an die frühere Bebauung erinnern sollten. Und tatsächlich: zwei historische Reliefs vom Marstallkomplex wurden eingearbeitet. Da als Originale zu groß, fertigte die Hochschule Anhalt kleine Repliken im 3-d-Druck. Die ehemalige Reitbahn wurde schon 1945 zerstört, aber samt den bekannten Eingangspavillons Elbe und Mulde, welche von den Reliefs geziert waren, erst 1965 abgerissen. (MZ)

    Man hat der Forderung entsprochen, aber der Besucher bekommt kaum einen Eindruck von der ehemaligen Bedeutung des Gesamtkomplexes.