Potsdams historische Mitte - Allgemeines und Stadtpolitik

  • Ich habe aktuell das Gefühl, das weniger Leute beim Bürgerbegehren unterschreiben. Während in den letzten sieben Wochen viele Unterschriften gesammelt worden sind, hat das Tempo nachgelassen bzw. sich deutlich verlangsamt. Die Erfolgsmeldungen des Bürgerbegehrens werden weniger bzw. erscheinen nicht mehr so oft in den beiden großen Tageszeitungen.

    Seht ihr das genauso bzw. wie ist eure Meinung dazu?

  • Zusätzlich halte ich die verkündete Zahl für übertrieben und - erfahrungsgemäß - muss man immer etwa 20 % der Unterschriften abziehen, da diese nicht in Potsdam wahlberechtigt sind.

    Dafür, dass der Strom nachläßt, sprechen die Beschwerden über Drückerkolonnen in den Plattenbauhochhäusern, wo mit der Frage "Sie sind doch auch gegen einen Abriß des Hotel Mercure" Stimmen geworben werden. Viele Bewohner fühlen sich von den recht aggressiv auftretenden Stimmsammlern bedrängt.

    Ähnliches habe ich selbst gestern im Infopavillion der Stadt erlebt. Dort präsentieren Mitarbeiter der Stadt die Pläne für die Altstadt, zeigen ein Modell und machen Führungen. Als ich da war stand ein "Aufpasser" distanzlos neben dem Stadtangestellten, der ihn während seiner Projektvorstellung dauernd unterbrach und "korrigierte". Leute, die aus dem Pavillion herauskamen wurden offensiv angesprochen und Ihnen vermittelt, dass das alles nicht stimme, was die Stadt erzähle.
    Eine solche aggressive, unversönliche und persönlich-verletztende Stimmung habe ich selten erlebt - das letzte Mal war das bei der Stimmensammlung gegen die Garnisonkirche ("Sie unterschreiben doch auch gegen die Nazikirche, oder?).

    Ich fürchte die Stimmung wird kommende Woche eskalieren, wenn das Rechtsgutachten der Stadt ergibt, dass die Fragestellung des Bürgerbegehrens unzulässig ist.

  • @ Konstantindegeer: ich bin recht froh, das du uns mal einen Überblick gegeben hast über die Stimmung in der Stadt. Ich war damals als Besucher in der Infobox zum Werkstattverfahren des Lustgartens/Mercure und dort war die Stimmung eigentlich recht gut, auch wenn die meisten Besucher sich für den Erhalt des Mercures ausgesprochen haben.

    Ich hatte mich damals deutlich gegen das Mercure ausgesprochen...!

  • Ist denn klar dass das Rechtsgutachten den bürgerentscheid obsolet macht? Und wenn ja wo liegen die Gründe?

    Sollte es so kommen wird sich vermutlich viel Hass bahn brechen. Angefeuert von der Presse könnte die Stimmung dann ziemlich unschön werden.

    APH - am Puls der Zeit

  • @ Konstantindegeer: hat denn jemand den "Aufpasser" kritisiert das er dauernd Einspruch erhoben hat. Könnte man denn das agressive Vorgehen des Bürgerbegehrens nicht mal öffentlich machen? Es kann doch nicht sein das es nur Konstantindegeer so erlebt hat. Hat potsdam-fan, Brandenburger, Luftpost oder Himmelsrichtungen nicht auch schon die Info-Box besucht und evtl. ähnliches erlebt?


  • Sollte es so kommen wird sich vermutlich viel Hass bahn brechen. Angefeuert von der Presse könnte die Stimmung dann ziemlich unschön werden.

    Na hoffentlich wird es "unschön". Die Konflikte, die ohnehin die ganze Zeit schwelen, müssen schon ans Tageslicht. Ständiges Beschönigen, Beschwichtigen und unter den Teppich kehren hilft zu nichts, außer zu Magengeschwüren. Nein, lasst sie ihr Gesicht zeigen. Und gebt ihnen keinen Zentimeter nach.

  • Ich weiß nicht ob das was bringt. Man wird der Verwaltung und Justiz Parteinahme und Betrug unterstellen. Man wird die politikverdrossenheit munter schüren und es so darstellen als solle die Mehrheit durch die Minderheit unterdrückt werden.

    Ich denke so langsam dass man vielleicht wirklich die Abstimmung eher wagen sollte als es jetzt über die Hintertür zu kassieren und zu warten was sich diese Truppe als nächstes ausdenkt.

    APH - am Puls der Zeit

  • Diese kleine rote Info Box ist mit ihrer Ausstellung mit Sicherheit ein rotes Tuch für die Initiatoren des Begehrens.Das da gestellte Provokateure der Neudenker sich unter die Besucher mischen ist doch klar.(Wo immer es geht,Unruhe provozieren)Diese Typen haben die Befürchtung das durch diese Austellung,die noch fehlenden potentiellen Unterzeichner des Begehrens sich informieren könnten,und dann dem Begehren kritisch gegenüberstehen.Bis jetzt wurde der Bürger ja nur einseitig Pro Mercure,FH,Staudenhof beschallt.Nur durch Vergleiche kann man sich ein Urteil bilden.Die bis jetzt eher pro Begehren schreibenden Potsdamer Tageszeitungen haben es wohl langsam Begriffen welche Auswirkungen ein erfolgreiches Begehren auf die derzeitigen Planungen hätte. Die Maz Titelt im Potsdam Teil,,Stürzt Bürgerbegehren die Stadt ins Millionengrab"?PNN,,Gravierende Folgen"und ,,Stillstand" Kommentar Henri Kramer.Man kann nur hoffen das die Bürger der Stadt endlich aufwachen,und sich besser über vieles erst Informieren,dann würden sie sich nicht so schnell Einfangen lassen und so Blauäugig irgendwelche Begehren unterzeichnen.Bis auf die treuen Stammwähler der Linke.Die sind den Initiatoren immer sicher.

  • Die beiden Tageszeitungen wollen nur den Zoff, auf das sie etwas berichten können. Die sind auch schnell wieder anderer Ansicht.

    Das Rechtsgutachten stellt ja nicht "die Justiz" vor und es ist auch keine politische Frage ob Fragen dan dem Kommunalverfassungsgesetz zugelassen werden. Es schlicht darum, ob diese rechtlich zulässig sind. Deshalb dürfen sie eben in das Haushaltsgesetz der Stadt nicht nenneswert eingreifen. Zudem muss eine klar verstehbare Ja/Nein-Frage gestellt werden. Und es darf kein Begehren gegen schon länger bestehende Beschlüsse sein, sondern für einen neuen Themenkreis ("initiierendes Bürgerbegehren").

    All dies ist m.E. nicht gegeben. DIe Frage betrifft eine fast dreistelligen Millionensumme, ist als mißverständliche Fangfrage gestellt, und will rund 20 Beschlüsse der letzen 25 Jahre aufheben. Aber das muss das Rechtsamt der Stadt bewerten.

  • Dafür, dass der Strom nachläßt, sprechen die Beschwerden über Drückerkolonnen in den Plattenbauhochhäusern, wo mit der Frage "Sie sind doch auch gegen einen Abriß des Hotel Mercure" Stimmen geworben werden. Viele Bewohner fühlen sich von den recht aggressiv auftretenden Stimmsammlern bedrängt.

    Ähnliches habe ich selbst gestern im Infopavillion der Stadt erlebt. Dort präsentieren Mitarbeiter der Stadt die Pläne für die Altstadt, zeigen ein Modell und machen Führungen. Als ich da war stand ein "Aufpasser" distanzlos neben dem Stadtangestellten, der ihn während seiner Projektvorstellung dauernd unterbrach und "korrigierte". Leute, die aus dem Pavillion herauskamen wurden offensiv angesprochen und Ihnen vermittelt, dass das alles nicht stimme, was die Stadt erzähle.
    Eine solche aggressive, unversönliche und persönlich-verletztende Stimmung habe ich selten erlebt - das letzte Mal war das bei der Stimmensammlung gegen die Garnisonkirche ("Sie unterschreiben doch auch gegen die Nazikirche, oder?).

    Warum ziehen diese skurrilen Vögel um Szilleweit, Scharffenberg und Co. eigentlich nicht in eine andere Stadt um, wenn das preußische Bauerbe für sie eine dermaßen schrecklich Zumutung ist und sie gleichzeitig banalste Plattenkisten zu "Ikonen der DDR-Moderne" hochjazzen??
    Da dürfe es doch noch genug Orte in Ostdeutschland geben die den hohen ästhetischen Ansprüchen dieser Typen mehr genügen als Potsdam... :aufdenkopf:

  • Es mögen andere in diesem Forum hier anderer Ansicht sein: meine persönliche Überzeugung ist, dass es Boede, Szilleweit & Co. um die Sache gar nicht geht sondern um die Machtfrage, wer politisch bestimmt. Von den Anderen ist seit dem Wiederaufbau des Stadtschlosses und der Alten Fahrt, also seit über 5 Jahren des Entstehens der Potsdamer Mitte, kein einziger sachlicher Vorschlag zu Nutzung oder Architektur in der Mitte bekannt.

    Man ist aus geschichtspolitischen Gründen gegen jede Rekonstruktion und deutet diese als rechtsradikalen Versuch, Geschichte ungeschehen zu machen. Aber an Aussehen, Gestalt und Funktion der Altstadt sind die Herrschaften nicht interessiert. Auch die wirtschaftlichen Zusammenhänge (Steuern, Tourismus, Fördermittel) sind für die Berufsrevolutionäre Böhmische Dörfer und neoliberales Teufelszeug.

    Die treibende Kraft aber ist das verführerische Gefühl mit 8 Prozent der Wählerstimmen eine große Koalition von SPD, Grünen und CDU vor sich her zu treiben und die Agenda zu bestimmen. Die Sache, das Thema sind nebensächlich - Hauptsache man kann polarisieren, vereinfachen und das Sujet zum Nachteil der Stadtregierung auslegen. Dieses Gefühl für Themen, die das leisten, haben Boede, Szilleweit & Linke wohl - das muss man konzedieren.

    Nur ist diese Kraft ausschliesslich destruktiv und nur auf die Zerstörung des bestehenden Systems aus - mit allem Mitteln. Deshalb hängen sich die ehem. Staatssozialisten so an diese kleine Gruppe an, fasziniert von deren Arbeit.

    Und deshalb ist es so wichtig, sich dem Versuch das System der repräsentativen Demokratie auszuhebeln, entgegen zu stellen. Denn die vermeindlichen Konzepte werden immer wieder geändert, modifiziert, gewechselt - es kommt ja nicht auf die Sache an und wichtig ist auch, dass man nicht festgelegt werden kann. Hört man gut zu, ist die Strategie klar erkennbar: Drohen, demonstrieren und dann kompromissbereit werden, Hauptsache das gewählte Thema wird den Stadtverordeneten entzogen und von einer ausserparlamentarischen Gruppe verhandelt (natürlich unter finanzieller Alimentation der Stadt). So war es bei der Garnisonkirche (erfolglos) und so probieren die Truppenteile es wieder bei der Postdamer Mitte.

    Da bleibt nur der alte linke Spruch: no paseran. Sie werden damit nicht durchkommen.

  • zumindest mal ein Kommentar in der PNN der in die richtige Richtung geht.

    http://www.pnn.de/potsdam/1078876/

    Hier wird genau auf die richtigen Fragen hingewiesen.

    Wer soll das bezahlen? Wie soll die neue Nutzung überhaupt aussehen? Was ist überhaupt das Konzept?

    Umso überraschender ist das Fazit des Autors.

    "Umso überzeugender erscheinen vor diesem Hintergrund die auch für den Steuerzahler deutlich günstigeren Pläne für zwei neue Wohn- und Geschäftskarrees, in denen dank Landesförderung rund ein Drittel Sozialwohnungen entstehen. Dagegen würde ein Erfolg des Bürgerbegehrens vor allem bedeuten, dass die FH so marode bliebe, wie sie ist – weil sich die Sanierung niemand leisten kann. Oder salopp gesagt: Stillstand statt Mitte neu denken."

    Quelle :pnn

    APH - am Puls der Zeit

    Einmal editiert, zuletzt von Apollo (23. Mai 2016 um 10:03)

  • Nun, beim Projekt "Wiederaufbau der Garnisonkirche" hat die Bürgerinitiative "Postdam ohne Garnisonkirche" schon Erfolge zu vermelden.

    • der Wiederaufbau des Kirchenschiffs wurde erst einmal aufgegeben
    • der Kirchturm wird in einer abgespeckten Version (ohne Vasen und Gesims) rekonstruiert
    • die Tafel über dem Eingang wird erstmal nicht wieder eingesetzt bzw. nicht mit dem vorhandenen Text

    Ähnliche Versuche gab es übrigens auch auf dem Pfingstberg, wo "die Andere" Truppe ja auch mitgemischt hat, sich aber die Stadt und die SPSG nicht hat beirren lassen.

  • Da bist Du, Meister Lampe, mal wieder auf die Propaganda der Linksparteien reingefallen. Dass die versuchen die causa Garnisonkirche so darzustellen als hätten Sie mit ihrer Kampagne Erfolg gehabt, ist menschlich (sonst wär' ja all die Arbeit umsonst gewesen), aber falsch.

    1. Ursächlich für eine Verschiebung der Diskussion um das Kirchenschiff ist nicht die Wirkung der PoG, sondern die im Grunde pazifistische Grundhaltung der ev. Kirche Berlin-Brandenburg. Das ist seit vielen Jahrzehnten so und hat sich nur zum Teil geändert. Alle Dinge, die die PoG hätte beeinflussen können (Übertragung des Baugrundstücks, Baugenehmigung) sind für die Stiftung positiv über die Bühne gegangen.

    2. Beschlossen ist keinesfalls, auf das Kirchenschiff zu verzichten. Die Diskussion ist auf die Zeit nach dem Turmbau vertagt, da a) städtebaulich dieser das Wichtigste ist und b) ab 2018 ein neuer Bischof und eine neue Synode wirken. Wie die Mehrheiten dann aussehen wird sich erweisen. "Aufgegeben" wurde da jedenfalls nichts, die Kirche hat sich nur - was für eine Kirche normal ist - ein Mitspracherecht bei der Gestaltung des Schiffes gesichert.

    3. Der Fördermittelantrag beim Bund ist mit einer abgespeckten Variante gestellt worden, das bedeutet nicht, dass der Turm ohne den Bauschmuck (ein Gesims ist natürlich dabei) errichtet wird. Die Umsetzung des originalen Äußeren des Turmes, nach wie vor Ziel von Fördergesellschaft, Stiftung und Beschlußlage der ev. Kirche, hängt von privaten Spendern ab.

    4. Die Widmungstafel des Soldatenkönigs ist in der Tat ein Opfer, dass die Wiederaufbaubefürworter den kirchlichen Pazifisten bringen mussten. Das ist zwar ärgerlich aber nicht wirklich entscheidend.

    Endscheidend ist vielmehr jetzt, dass Stiftung und Fördergesellschaft die letzten 2,8 Mios zusammenbekommen, damit das Projekt durchfinanziert ist. Hierzu finden viele Gespräche statt. Die Linke im Bundestag versuchen genauso wie andere der Bundeskulturmisterin noch klarzumachen, dass sie ihre Förderzusage für "die Nazikirche" zurückziehen soll - das wird aber kaum gelingen. Letztendlich wird für den Sommer der Förderbescheid erwartet, der private Spenden in den Stand versetzt kozufinanzieren. Noch in 2016 soll ja die Baugrube ausgehoben und mit der Pfahlgründung begonnen werden.

  • Dafür schreibst du aber viel dazu.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Also, so dumm ist die Frage doch gar nicht. Ich habe erst mal recherchieren müssen, was auf der Tafel stand. Bei "wikipedia" (natürlich mit aller Vorsicht zu genießen) steht folgender Text:
    „Friderich Wilhelm, König in Preußen, hat diesen Thurm nebst der Guarnison-Kirche zur Ehre Gottes erbauen lassen. Anno 1735.“
    Richtig klar, was an diesem Text anrüchig sein soll, ist es mir nicht. Dass die radikalen Linken gegen alles sind, ist schon klar, aber dass die Kirche ein Problem mit dem Hinweis auf den König hat, ist eigentlich wenig nachvollziehbar. Vor allem in heutigen Zeiten, wo die Monarchie so lange zurückliegt. Oder ist das, weil es eine Rekonstruktion ist, somit Friedrich Wilhelm nicht mehr der Bauherr?
    Aber erkläre uns das doch bitte mal etwas genauer.