Hildesheim - Rekonstruktion 'Umgestülpter Zuckerhut'

  • @ Hildi
    Könntest Du bei einer deiner nächsten Phototouren mal folgendes Detail genauer ablichten? Wenn möglich auch von innen (Teleaufnahme) und auch die Unterseite. Die bisherigen Innenaufnahmen lassen nichts genaues erkennen; vielleicht sprichst Du einen Zimmermann mal darauf an. Der Rähm ist neben dem mittleren Pfosten gestossen, und der Stoss sieht stumpf aus, d.h. ohne irgend einen Zapfen oder sonst welche Verbindung. Deshalb müssen beim Aufrichtevorgang zwei Pfosten mit einer Schraubzwinge (mit rotem Griff) provisorisch zusammengehalten werden. Die Schraubzwinge ist allerdings in der Nachtaufnahme vom 2. Dezember nicht mehr vorhanden. Bei der Schwelle unten sitzt an derselben Stelle ebenfalls ein Stoss, ein sog. schräges Hakenblatt ("Gerberblatt", "Gerberverbindung"). Diese Verbindungsart hält die beiden Schwellenabschnitte dauerhaft zusammen. Weshalb aber bei diesen kurzen Abmessungen überhaupt Balken gestossen werden müssen, und keine durchgehenden Balken verwendet werden, ist mir ein Rätsel. Die angesprochene Verbindung ist genau unter dem Kranarm sichtbar:

    Zitat von "Hildi"

    P.S. die letzten beiden Bilder deines vorletzten Beitrages vom 1. Dezember sind bereits nicht mehr online.

  • Zitat

    P.S. die letzten beiden Bilder deines vorletzten Beitrages vom 1. Dezember sind bereits nicht mehr online.


    Stimmt, die waren weg und plötzlich sind die wieder da… wollte gerade die verschwundenen neu laden, schon seltsam...

    Zitat

    Könntest Du bei einer deiner nächsten Phototouren


    Morgen hab ich Zeit, dann gibt’s auch neue Bilder. Ich hoffe ich bekomme Deine Wünsche auch hin, Riegel. :zwinkern:
    Und vielen Dank für die detailreichen Informationen, die Du uns hier im Forum lieferst! :)

    Ansonsten möchte ich noch zum verwendeten Baumaterial einiges sagen:
    Es wird nur bestes deutsches, massives Eichenholz verwendet, das schon Jahre lang gelagert wurde. Auch die Zimmerer haben eine 30 Jahre alte Erfahrung beim Bau von Fachwerkhäusern. Die Holzqualität wird zudem durch Experten (Prof.) streng kontrolliert, stand zuletzt in der Zeitung.



    Foto von gestern. Heute Abend habe ich gesehen, dass die Arbeiten für die Decke begonnen haben- morgen gibt’s neue Bilder!

  • Aus früheren Beiträgen habe ich einige Ansichten zusammengesucht, um den Werdegang zur Projektierung des Erdgeschosses zu verfolgen:

     Quelle: Wikipedia
    Auf dem Bild des originalen Zuckerhutes erkennt man im Erdgeschoss ein Fachwerk des 18. oder 19. Jahrhunderts. Das Aussehen des ursprünglichen Fachwerks ist nicht bekannt, und kann nur in Analogie zu andern Bauten derselben Bauepoche erahnt werden.


    Zitat von "Hildi"

    Der Sieger-Entwurf für den Wiederaufbau vom " umgestülpten Zuckerhut" zum 500. Jubiläum:

    Der erstprämierte Wettbewerbsentwurf sah ein Erdgeschoss vor, welches nur aus Stützen bestehen sollte; ob dazwischen verglast oder nicht, erkenne ich nicht so recht. Die Aussteifung hätte demnach mit modernen Mitteln erfolgen müssen.


    Zitat von "Hildi"


    Zeichnung: Heinz Geyer aus der Zeitung vom 21.02.2009

    Beim weiter bearbeiteten Entwurf sind nun Schwellen, Streben und Brustriegel dazugekommen, so wie sie die aktuelle Realisierung auch aufweist.

  • Moin, also, wenn man sich die Zeichnung von Herrn Geyer ansieht, bräuchte doch der Nierenpavillon nicht abgerissen werden. Er ist fast eine Bereicherung.

  • Zitat von "Der Herzog"

    Moin, also, wenn man sich die Zeichnung von Herrn Geyer ansieht, bräuchte doch der Nierenpavillon nicht abgerissen werden. Er ist fast eine Bereicherung.


    Dass der Pavillon dem Zuckerhut nicht im Weg steht, stand eigentlich nie in Frage...

  • Der Siegerentwurf sah jedoch keinen Pavillon vor. Und das wurde sogar einstimmig von der Jury beschlossen – auch die damalige Präsidentin des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege war in der Jury stimmberechtigt und votierte dafür.

  • Schade eigentlich, die Niere am Pfeiler hat doch für UJahrzehnte ein wenig den Zuckerhut symbolisiert.

  • Also, Moment mal. So ich das richtig verstanden habe, wird der Pavillon doch auch gar nicht abgerissen, sondern in das Café-Ensemble des Nachkriegs-Pfeilerhauses integriert. Dies sei nur einmal festgestellt, denn offenbar herrschen hier immer noch einige Mißverständnisse vor. Die Heinz Geyer-Zeichnung zeigt ja in etwa wie es wohl wird.

  • Zitat von "Heimdall"

    Also, Moment mal. So ich das richtig verstanden habe, wird der Pavillon doch auch gar nicht abgerissen, sondern in das Café-Ensemble des Nachkriegs-Pfeilerhauses integriert. Dies sei nur einmal festgestellt, denn offenbar herrschen hier immer noch einige Mißverständnisse vor. Die Heinz Geyer-Zeichnung zeigt ja in etwa wie es wohl wird.


    Ja, so habe ich das auch verstanden. Der Durchgang unter dem Pfeilerhaus wird mit Glas verschlossen, der Pavillon nach innen geöffnet. Die Außenfront des Pavillons bleibt erhalten. In das Pfeilerhaus soll ein Café. Die Planung sah meines Wissens ein Café im EG und OG vor, wobei am Pfeilerhaus derzeit nicht gebaut wird.

  • Zitat von "Heimdall"

    So ich das richtig verstanden habe, wird der Pavillon doch auch gar nicht abgerissen


    Richtig.

    Zitat von "Heimdall"

    Die Heinz Geyer-Zeichnung zeigt ja in etwa wie es wohl wird.


    Richtig. Es ist jedoch nicht der Siegerentwurf.

    Zitat von "Hildi"

    Der Siegerentwurf sah jedoch keinen Pavillon vor.


    Auch richtig.

    Der Siegerentwurf:
    http://img299.imageshack.us/img299/6039/imag0024ti7.jpg

    Vor ein paar Tagen habe ich an der Baustelle mitbekommen, wie eine Gruppe (sechs, sieben Leute) sich beschwerte, das dieses „scheiss Ding“ (Pavillon) da immer noch steht und nicht abgerissen wird. Auch die anderen Bauten (von Steinborn) sollten weg, so die Gruppe.

    Eine ältere Dame, die Alt-Hildesheim und auch den historischen Zuckerhut kennt, sagte zu mir, sie wäre froh, dass jetzt dieser Pavillon endlich weg sei. Ich machte sie darauf aufmerksam, dass dieser immer noch steht und stehen bleiben wird. Daraufhin schlug die ältere Dame ihre Hände auf ihr Kopf und war entsetzt und wollte es einfach nicht glauben…

    Ab morgen Nachmittag gibt es neue Bilder vom Andreasplatz, da ich gestern und heute erst jetzt Zeit hätte und für Fotos zu dunkel gewesen wäre.

  • Übrigens eine kleine Überraschung noch nebenbei: Ich habe vor ein paar Tagen eine e-mail von Photobucket erhalten (und sicherlich Tausende andere Mitglieder auch), wo mit meinem Bild geworben wird! http://img2.abload.de/img/cimg50005t2j.jpg Wer hätte das gedacht.8)
    In der Galerie: „Hildesheim – historische Ansichten“ hatte ich das Foto (Aquarell) gezeigt, das auch an den Andreasplatz angrenzt.
    http://i735.photobucket.com/albums/ww352/H…/Fegefeuer1.jpg

  • Zitat von "Riegel"

    @ Hesse: Ich habe in einem Artikel über die rekonstruierte Samstagsberg-Zeile in Frankfurt das Problem der Balkenbearbeitung auch schon mal gestreift. Dort wurden an den Rückseiten wohl probeweise die Balken an einer Fassade sägeroh belassen, und an einer zweiten mit dem Schropphobel bearbeitet. An den Vorderseiten wurden viele alte Balken zweitverwendet. Vielleicht kennst Du diesen Beitrag noch nicht; er ist mittlerweile schon vier Jahre alt:

    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?p=18930#p18930">viewtopic.php?p=18930#p18930

    Vielen Dank für den Link, Riegel! Die Beiträge kannte ich tatsächlich noch nicht!

  • Und weiter geht’s mit neuen Bildern von heute:

    Und extra für Erpel: http://www.abload.de/img/cimg5020akuk.jpg

    Blick vom Hohen Weg:

    In der Bildmitte das Knochenhaueramtshaus (Giebel-Rückfront):


    Riegel
    Ich habe Deine Fragen an den Meister gerichtet, der mir die Antworten gab. Ich habe ihn gefragt, ob der besagte Bereich gestossen sei, er verneinte dies. Alles sei verzapft (siehe meine Bilder). Zum durchgehenden Balken: Er meinte dass man selbst im Mittelalter keine grossen Eichenbalken hätte finden können... Und zum Zwischenraum zwischen Sockel und Balken meinte er, dass dort noch verfugt wird. Die Bleischicht auf dem Sockel soll bleiben(Schutzschicht).


    Weitere Bilder folgen gleich…

  • Danke für's Nachfragen. Ich vermute, dass der fragliche Stoss im Rähm mit einer senkrecht stehenden Verblattung gefertigt wurde, im Gegensatz zum Stoss in der Schwelle, welcher liegend ist. Deshalb hätte mich eine Detailaufnahme interessiert, denn da hätte man auf der Unterseite des Rähms diese Verbindung sehen können. Aber nun bin ich beruhigt... :zwinkern:

    Welches die maximal erhältliche Länge von Eichenbalken ist, weiss ich nicht. Ich kenne mich eher im Fachwerkbau aus Fichten- und Tannenholz aus, und da sind die Längen natürlich grösser.

  • Danke für die regelmäßigen Bildupdates. Die jetzige Treppe hat auf jeden Fall mehr Charme (und wohl auch Authentizität) als das Stahl- oder Betonungetüm, mit dem wahrscheinlich schon wegen deutsch-hanebüchener Vorschriften zu rechnen ist.