München - Marienplatz, Neues Rathaus

  • Das Beck-Kaufhaus stellt für mich ein Musterbeispiel für jenen BRD-Wiederaufbau dar, den ich so verabscheue. Bunt, billig, banal, dazu völlig formlos. Aber wahrscheinlich steht der Dreck heute unter Denkmalschutz.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Es sei allerdings erwähnt, dass man auf dem Modell, das auf der Website des Projekts abgebildet ist, sehr gut erkennen kann, dass der Erweiterungsbau des Hotels mit zwei Brücken über die Neuturmstraße erschlossen werden soll. Die Fassade auf der rechten Gebäudeseite würde von diesen durchbrochen: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_Exterior_b.jpg

    Laut aktualisierter Website des Bauprojekts scheinen diese Brücken inzwischen gottseidank passé zu sein, wenn ich es richtig verstehe:

    "Eines der beiden Häuser wird durch einen unterirdischen Tunnel mit dem bestehenden Mandarin Oriental Hotel verbunden sein (...)"

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Ich heiß aber Leonhard ;)

    Oh Verzeihung...

    Es tut mir so Leid. Ich hab irgendwie deinen Namen überlesen und da es ja um München ging hatte ich irgendwie sofort Michael68 im Kopf. Jetzt nochmal richtig: Vielen Dank Leonhard für deine Korrektur. Und die Asamkirche als Profilbild ist übrigens sehr lobenswert ;)

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Das Beck-Kaufhaus stellt für mich ein Musterbeispiel für jenen BRD-Wiederaufbau dar, den ich so verabscheue. Bunt, billig, banal, dazu völlig formlos. Aber wahrscheinlich steht der Dreck heute unter Denkmalschutz.

    Taurigerweise gehört es noch zu den besseren Beispielen. Aber ich finde es tatsächlich ganz akzeptabel. Ein Nebau würde, denke ich zumindest, schlimmer aussehen.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Schlimmer geht nimmer, nur gleich schlecht.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Beck hässlich? Galeria ist auf Bild 294 auch so Einer!!! Und da stand vorher etwas wirklich sensibeles!!! Das nenne ich mal fürchterliche Eingriffen , wie so mancher tristen Abbruch. Alles handelt beim Investoren und Bauherren die nur um Gewinne und Profit. Schönheit ist ihnen Wurst.

  • Das Gefährliche an dem Becks-Dreckhaus ist der Umstand, dass etliche auf diese so überaus plumpe Pseudo-Renaissance hereinfallen. Ja natürlich, der Kaufhof ist auch mir bekannt. Ich halte aber die Erkenntnis für wichtig, dass beide Klötze in etwa gleich schlecht sind. Und Müll dahingehend zu sezieren, was jetzt ein bisschen weniger stinkt, ist einfach meine Sache nicht. Beide Gebäude sind potthässlich und verunstalten ihr Umfeld, das eine durch schiere Hässlichkeit, das andere durch Verhöhnung althergebrachter - und überdies hierher gar nicht passender - Formen. Sie gehören beide abgerissen und der Würde des Ortes entsprechend ersetzt.

    Im Falle München - Nürnberg oder Würzburg bestehen ohnedies zu 90% aus derartigem Schrott - ist dies besonders tragisch, da hier vielerorts gut wiederaufgebaut worden ist, und es nicht verständlich erscheint, warum man just einen so zentralen und wichtigen Platz mit viel Restsubstanz und einer grandiosen Turmkulisse ästhetisch so verwahrlosen ließ.

    Sieht man sich die Entwicklung dieses Standortes an, so erkennt man eine tiefe Tragik. Immer schon ist wertvollere Substanz abgerissen worden, immer wurde sie jedoch halbwegs adäquat ersetzt. Wir wollen hier nicht den historischen Wert der Gotik mit jenem der Gründerzeit gleichsetzen, müssen jedoch zuerkennen, dass auch die Gründerzeit um Ästhetik bemüht war. Der Seidl-Neubau war sicher nicht das Gelbe vom Ei, der neogotische Vorzustand war sicher weit origineller. Aber er war hinnehmbar und reichte völlig für ein befriedigendes Platzbild aus. Der Zerstörung der Stadt folgte ausgerechnet eine Aera des totalen architektonischen und ästhetischen Niedergangs. 30 oder auch nur 20 Jahre früher wäre das alles nicht so schlimm gewesen. Wahrscheinlich auch nicht 20,30 Jahre später, heute erst recht nicht.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Von „Becks-Dreckhaus“ zu sprechen finde ich unangebracht. Der Seidl-Bau wäre definitiv erhaltenswert gewesen, aber das jetzige Gebäude mit den von Max Lacher gestalteten Fassaden ist ein spannender Vetreter hochwertiger Nachkriegsmoderne (wie auch die gegenüberliegende kleinteilige Häuserzeile). München wurde zerstört und wiederaufgebaut - dabei sind nunmal auch ein paar gute Gebäude entstanden, die nun den Bauplatz ihres Vorgängers blockieren. Der Seidl-Bau wäre aber vermutlich ohnehin in München kein Rekonstruktionskandidat, daher kann ich mit dem Haus so wie es ist gut und gerne leben. Besser wäre es, den Kaufhof-Bau mal in Frage zu stellen…

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Das Gefährliche an dem Becks-Dreckhaus ist der Umstand...

    q.e.d.

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  • Das Gefährliche an dem Becks-Dreckhaus ist der Umstand, dass etliche auf diesen so überaus plumpe Pseudo-Renaissance hereinfallen. Ja natürlich, der Kaufhof ist auch mir bekannt. Ich halte aber die Erkenntnis für wichtig, dass beide Klötze in etwa gleich schlecht sind. Und Müll dahingehend zu sezieren, was jetzt ein bisschen weniger stinkt, ist einfach meine Sache nicht. Beide Gebäude sind potthässlich und verunstalten ihr Umfeld, das eine durch schiere Hässlichkeit, das andere durch Verhöhnung althergebrachter - und überdies hierher gar nicht passender - Formen. Sie gehören beide abgerissen und der Würde des Ortes entsprechend ersetzt.

    Im Falle München - Nürnberg oder Würzburg bestehen ohnedies zu 90% aus derartigem Schrott - ist dies besonders tragisch, da hier vielerorts gut wiederaufgebaut worden ist, und es nicht verständlich erscheint, warum man just einen so zentralen und wichtigen Platz mit viel Restsubstanz und einer grandiosen Turmkulisse ästhetisch so verwahrlosen ließ.

    Sieht man sich die Entwicklung dieses Standortes an, so erkennt man eine tiefe Tragik. Immer schon ist wertvollere Substanz abgerissen worden, immer wurde sie jedoch halbwegs adäquat ersetzt. Wir wollen hier nicht den historischen Wert der Gotik mit jenem der Gründerzeit gleichsetzen, müssen jedoch zuerkennen, dass auch die Gründerzeit um Ästhetik bemüht war. Der Seidl-Neubau war sicher nicht das Gelbe vom Ei, der neogotische Vorzustand war sicher weit origineller. Aber er war hinnehmbar und reichte völlig für ein befriedigendes Platzbild aus. Der Zerstörung der Stadt folgte ausgerechnet eine Aera des totalen architektonischen und ästhetischen Niedergangs. 30 oder auch nur 20 Jahre früher wäre das alles nicht so schlimm gewesen. Wahrscheinlich auch nicht 20,30 Jahre später, heute erst recht nicht.

    Ich für meinen Teil unterscheide auch zwischen Müll. Wobei ich aber sagen muss, dass das Kaufhaus Ludwig Beck für mich kein Müll ist. Mit etwas kleineren Fenstern und natürlich Sprossen wäre es vielleicht sogar ein kleiner Hingucker, für mich zumindest.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Marienplatz 11/ Kaufhaus Beck

    Ich kann sowohl VonSalza als auch ursus carpaticus Sichtweisen bzw Bewertungen z.T. nachvollziehen. Hinsichtlich des existierenden Bestandsgebäudes wäre ohne die überwiegend ideologische, modernistische Haltung in architektonischen Fragen auch hier eine schnelle gestalterische Verbesserung am realistischsten. (Fensterthematik). Auch das Zitat des so prägenden Eckerkers wäre ohne ideologisches Ausbremsen gegenüber traditioneller Architektur bei einem möglichen Umbau finanziell und zur Wertsteigerung der Immobilie vermutlich machbar, ohne dass dafür das ganze Gebäude gleich platt gemacht werden müsste. Soweit die Szenarien, wenn man von einer wünschenswerten Rekonstruktion absieht.

    Interessant und spannend bei der Bewertung des Kaufhaus Beck fände ich auch die Frage, ob und welche tatsächlichen Alternativentwürfe seinerzeit vorlagen? Vielleicht können die Diskutanten mit ihren interessanten Beiträgen zu diesem und den ungleich ansprechenderen Vorgängergebäude hier auch eine Aussage treffen?

  • Wenigstens unter Denkmalschutz scheint es nicht zu stehen...

    https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Beck_am_Rathauseck


    Vielleicht hat sich der als Architekt dilettierende Maler sich sowas zum Vorbild genommen:


    Datei:Wels Salome Alt Haus.jpg

    Dagegen war ja sogar der Stowasser ein meisterlicher Könner... Dass so ein Machwerk hier Zuspruch findet...

    Na ja, Hauptsache, es ist schön bunt und irgendwie traditionalisierend...

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  • Immerhin steht der Eckbau noch nicht unter Schutz. Das eröffnet ja zumindest genannte Möglichkeiten.

    Traditionalsierend empfinde ich das Gebäude nicht. Die Bemalung lenkt lediglich ab von den tatsächlichen Schwächen des Baus. Dennoch ließe sich auch aus diesem „Drecks-Bau“ mit entsprechenden Eingriffe etwas Ansehnliches gestalten. Ich finde solche Aufgaben zielführend, wo eine Rekonstruktion wie im speziellen Fall die zwar schönste, doch vermutlich unrealistischste unter gegebenen Umständen ist.

  • Interessant und spannend bei der Bewertung des Kaufhaus Beck fände ich auch die Frage, ob und welche tatsächlichen Alternativentwürfe seinerzeit vorlagen?

    Das weiß ich leider nicht und ich hab ehrlich gesagt auch keine Lust, diesbezüglich nachzuforschen... ich kann mir aber eher nicht vorstellen, dass damals Alternativentwürfe bestanden, das gebaute Haus ist absolut typisch für den Münchner Wiederaufbaustil, gerade auch für die Gegend Marienplatz/Rindermarkt, es dürfte auf allgemeinen Konsens gestoßen und somit am schnellsten realisierbar gewesen sein. Es unterscheidet sich von anderen, ähnlichen Wiederaufbauhäusern nur durch eine aufwendigere Sgraffito-Dekoration, die wohl dem prominenten Standort geschuldet ist.

    Ich glaube nicht, dass das Haus durch den Anbau eines Eckerkers gewinnen würde, eher im Gegenteil; es ist eh schon ziemlich voluminös und unförmig und fügt sich dadurch nicht gerade optimal in die Umgebung ein, ein Eckerker würde es wahrscheinlich noch unförmiger machen. Sprossenfenster wären sicher eine gute Idee, aber die werden den Bau leider auch nicht in in wirklich höhere Sphären katapultieren. Architektonisch ist das Haus also ganz sicher nicht gelungen, aber ich finde es auf der anderen Seite auch nicht so schlimm wie Ursus. Ein bisschen reißt's die Fassadendekoration nämlich schon heraus oder besser gesagt, sie macht es erträglich (die zwei Figuren auf der Südfassade sind für mich sogar immer ein sympathischer Hingucker gewesen). Es aber mit dem horrenden Kaufhof auf eine Ebene zu setzen, ist schon ein bisserl bösartig... aber mei, die Geschmäcker und Sensibilitäten sind halt verschieden. Alles in allem ist es eben ein typischer 50er-Jahre-Bau, der zwar vordergründig die traditionelle Grundform des Traufenhauses aufgreift, diese Form aber dann eher mit Pragmatismus füllt als mit wirklicher Seele. Ich glaube, den Leuten hat das damals so gefallen, es hat ihrer Lebenswirklichkeit entsprochen.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Hier ein Beispiel für einen historisierenden Neubau in gediegenen Proportionen:


    Burgstraße, 4 - München


    Es wird hier wohl jeder diesen Bau kennen. Wichtig erscheint zu zeigen, was hier gelungen und am Marienplatz komplett daneben gegangen ist.

    Vielleicht kann man sich auf die Begründung einigen, dass das hier von einem richtigen Architekten entworfen worden ist.

    Natürlich bleibt etliches zu beanstanden: warum um alles in der Welt nur EIN Erker bei dieser Fassandenlänge? Musste diese Gleichförmigkeit sein?

    Aber man muss nicht übertreiben.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
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  • Ja den Bau kenne ich und ja er gefällt mir besser. Aber als völlig missraten würde ich das Kaufhaus Ludwig Beck nicht bezeichnen, wie ich ja bereits gesagt habe.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Man kann viel kritisieren, wobei einem sogar Argumente von unseren modernistischen "Gegnern" in den Sinn kommen: etwa, dass der Bau letztlich Frustration und Enttäuschung auslöst, weil man zunächst, also auf allerersten Blick, bei Betrachtung der bloßen Straßenflucht von einer historischen Fassade ausgeht, eine Erwartung, die kein einziges Detail einzulösen imstande ist. Man kann daher sagen, dass er für einen historisierenden Neubau bei weitem zu lieblos und für einen 50er-Jahr Gemeindebau zu hochtrabend daherkommt, im Ganzen also trotz gediegener Proportionierung doch sehr unstimmig ist. Die grundsätzliche Freudlosigkeit solcher Gemeindebauten erscheint nur etwas billig übertüncht und schlägt schlussendlich dann doch durch...

    Aber letztlich füllt diese Fassade den historischen Straßenraum 1000x besser aus als das Standardzeux aus dieser Zeit, und, ich denke, genau darauf ist es dem Architekten Fick angekommen. Er wollte kein für sich allein bestehendes und in sich stimmiges Kunstwerk schaffen, sondern nur Schadensreparatur in der schlimm gezeichneten, aber letztlich rettbaren Burgstraße betreiben.

    Und genau eine solche Wirkung kann ich dem Becks-Haus überhaupt nicht zuerkennen. Es wertet überhaupt nichts auf, verhunzt den Blick auf das dahinterliegende Rathaus, entweiht die Würde des östlichen Platzendes, etwa indem es uns zu sagen scheint: vergesst es, hier ist doch nur alles Chimäre, so grell und billig wie ich selbst. Sicher spielt auch der neue (Alte-) Rathausturm eine gewisse Rolle, der in sich ebenfalls irgendwie unstimmig ist. Beides zusammen hat eine - Entschuldigung, ich kann nicht anders sagen - ziemlich plumpe Disneylandwirkung.

    Davon wiederum kann in der Burgstraße keine Rede sein. Diese wirkt nach wie vor wie eine echte, alte, Altstadtstraße mit wertvoller Altsubstanz, ergänzt durch teilweise vereinfachende, teils, wie hier, komplette, aber um Würde bemühte Neubauten.

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    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Sicher spielt auch der neue (Alte-) Rathausturm eine gewisse Rolle, der in sich ebenfalls irgendwie unstimmig ist. Beides zusammen hat eine - Entschuldigung, ich kann nicht anders sagen - ziemlich plumpe Disneylandwirkung.

    Das ist richtig, das sehe ich auch so. So sehr man grundsätzlich über die für Münchner Verhältnisse recht späte Rekonstruktion des Rathausturmes froh sein muss - hauptsächlich in seiner Funktion als östlicher Platzabschluss - so muss man doch konstatieren, dass der Turm eine der weniger gelungenen Rekonstruktionsleistungen von Erwin Schleich darstellt: er wirkt wie ein glatter Spielzeugturm (witzigerweise ist in ihm auch das Spielzeugmuseum untergebracht...), nicht wie ein authentischer Turm aus der Spätgotik. Die regotisierte Version des 19. Jh. war mit ihren spitzer zulaufenden, filigraneren Turmhauben und einigen weiteren Details wesentlich stimmiger und eleganter. Ich finde das eigenartig, weil ich Schleich für seine anderen Leistungen eigentlich sehr schätze, siehe Palais Preysing, Alter Peter, St. Anna im Lehel oder Damenstiftkirche (die im Moment für unabsehbare Zeit leider geschlossen ist, weil Teile der Deckenstuckaturen und Fresken beschädigt und anscheinend absturzgefährdet sind...).

    Hier hat er sich meiner Meinung nach aber etwas vertan.

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    Karl Kraus