Lübeck - Umbau Buddenbrookhaus

  • Demo für den Umbau des Buddenbrookhauses

    HL-Live bertichtet heute, dass die Befürworter des Umbaus für Donnerstag vor der entscheidenden Bürgeschaftssitzung eine Demo für den Umbau, also für die Kellerzerstörung angekündigt haben.

    Zu den Aussagen der Organisatoren:

    - Die Kellerzerstörung wird marginalisiert - es würde ja nur "sieben Prozent" der Kellerfläche zerstört werden. Ja, das mag auf die Gesamtfläche bezogen stimmen, aber es sind leider 25% ausgerechnet des ältesten, gotischen Teils von 1260, der im hinteren Bereich des Hauses liegt!

    - Jetzt ist die Kellertreppe plötzlich als Fluchtweg notwendig. Zuvor hieß es immer, die Treppe werde benötigt, um einen schlüssigen Ausstellungsrundgang zu ermöglichen. Wenn eine schonende Erschließung und Nutzung nicht möglich ist, dann muss der Keller eben komplett ungenutzt bleiben. Als Ersatzfläche sollte die unsägliche Durchfahrt zum Innenhof beseitigt und für die Ausstellung genutzt werden! Das würde zusätzlich die Möglichkeit bieten, dem Haus Mengstraße 6 endlich eine angemessene geschlossene Erdgeschossfassade zu geben.

    - Durch einen Baustopp und die damit verbundene Kostensteigerung wird von einem "enormen Imageschaden für die Hansestadt Lübeck" ausgegangen. Zudem werde "auch das Ansehen Lübecks als Literatur- und Hansestadt wird national und international nachhaltig beschädigt".

    Das ist schon grotesk. Natürlich kann man das so sehen, wenn einem ein von Anfang an falsch geplantes Museum für einen zugegeben weltbekannten Roman, dessen Konzept in 15 Jahren ohnehin wieder umgestrickt werden wird, wichtiger ist als ein fast 800 Jahre altes mittelalterliches Baudenkmal im Weltkulturerbe. Ich glaube, Thomas Mann würde sich im Grabe umdrehen und bin der Meinung, dass das Ansehen der Stadt durch die Teilzerstörung des Kelles noch viel mehr Schaden nehmen wird als durch eine Umplanung des Museums. Es zeugt meiner Meinung nach eher von Größe, sich Fehler einzugestehen und zu korrigieren als diese wider besseren Wissens mit Gewalt durchzdrücken.

    So, das war das Wort zum Sonntag meinerseits - ich hoffe, dass die Bürgerschaft am Donnerstag wie kürzlich in den Ausschüssen beschlossen abstimmen wird.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Es wird zwar langsam ermüdend, aber auch heute gibt es weitere Artikel zum Buddenbookhaus. u.a. bei HL-Live:

    Heinrich-Mann-Gesellschaft: Museum von Weltrang schaffen

    FDP zum Buddenbrook-Haus: Baustopp verhindern

    FDP und Heinrich-Mann-Gesellschaft betonen, dass das Buddenbrookhaus von überragendes Bedeutung (unter "Weltrang" geht es natürlich nicht) ist, und dass es auch aus finanzieller Sicht keinen Baustopp geben darf. Der Keller wird natürlich von beiden mit keiner Silbe erwähnt. Sie haben es immer noch nicht begriffen: Es geht ja gar nicht darum, das Buddenbrookhaus an sich zu verhindern, sondern darum, den Keller zu erhalten und in einem vernüftigen Kostenrahmen zu bleiben. Wenn man von vornherein vernünftig geplant und nicht vor lauter Gier versucht hätte, auch noch den allerletzten Quadratzentimeter des von der Kubatur her ohnehin schon zu groß geplanten Hauses in die Ausstellung einzubeziehen, wäre das Problem gar nicht entstanden. Der Keller hätte ja vielleicht auch als Archiv oder Lager ohne Publikumsverkehr und damit den in Frage stehenden zweiten Treppenaufgang (einen muss es ja jetzt schon geben) genutzt werden können.

    "Lustig" ist auch die Forderung der FDP: Sie wollen keinen Baustopp, aber Maßnahmen ergreifen, durch die die Kosten im "vorgesehenen und angekündigten Rahmen" bleiben. Welche der vielen Ankündigungen von 17 bis 33,5 Mio (unter der Hand bereits 50 Mio) ist denn gemeint? Und was wollen sie machen, wenn sich die Kosten aufgrund von Preissteigerungen erhöhen, auf die man gar keinen Einfluss hat (Material- und Lohnkosten)? Wird dann der Bau eingestellt, wenn der Kostenrahmen ausgeschöpft, das Haus aber noch nicht fertig ist? Es wird in jedem Fall soviel kosten wie es eben kostet - da helfen auch keine wie auch immer gearteten Maßnahmen.


    Und auch die Linken bekommen von der Fraktion 21 ihr Fett weg:

    Fraktion21: Widersprüchliche Position der Linken

    Schon der erste Absatz bringt es auf den Punkt:

    " Einerseits beklagen sie [Anm.: die Linken] lautstark die Auseinandersetzungen um das Buddenbrookhaus als unverhältnismäßig und beanstanden dabei mangelndes soziales Engagement, anderseits unterstützen sie dieses Projekt, obwohl die damit einhergehende Steuerverschwendung offenkundig ist."

    Interessant auch die Zahlen in diesem Absatz:

    " Bei dieser Sachlage fragt es sich, warum die Linken dennoch ein derart „pompöses Luxusprojekt“ unterstützen. Niemand könnte es den Linken ernsthaft verübeln, wenn sie den Neubau des Buddenbrookhauses sogar als „Eliteprojekt“ anprangern. Zur Begründung könnten sie immerhin darauf verweisen, dass von den mehr als 2 Millionen Touristen, die Lübeck jährlich aufsuchen, sich lediglich die verschwindend kleine Anzahl von ca. 35.000 Besucher für das Buddenbrookhaus interessieren. Bei solchen Zahlen von einem touristischen Leuchtturmprojekt zu sprechen, ist geradezu abwegig. Es hingegen als „Eliteprojekt“ zu qualifizieren, erscheint bei diesen Zahlen nachvollziehbar und plausibel."

    Auch der Rest des Artikels ist m.E.n. lesenswert.

    Übermorgen wissen wir hoffentlich mehr...

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Wie ich oben schon geschrieben habe, der Widerspruch bei den Linken lässt sich wohl nur mit internen Verstrickungen erklären.

    Aus ideologischen Gründen ist es klar, dagegen zu sein zu müssen. Aber letztlich sind Linke (1 Stimme) und FDP (2 Stimmen) Randerscheinungen. Völlig unverständlich ist mir wieder mal die SPD - die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (14 Stimmen).

    So wie den meisten Menschen im Land.

  • Kompromiss beim Buddenbrookhaus?

    Vor der heutigen Abstimmung in der Bürgerschaft schreibt LN-Online, dass inzwischen Gespräche gab, aus denen heute der folgende Kompromiss hervorgehen könnte:

    - Die Stadt erhält das Kellergewölbe

    - Dafür verzichtet die CDU heute darauf, einen Baustopp zu beantragen, um die Rückzahlung der Fördermittel zu vermeiden

    - Der Keller wird saniert und kann besichtigt werden; er wird aber nicht in die Ausstellung integriert

    - Die Treppe für den notwendigen zweiten Fluchtweg wird hinten an das Gebäude angebaut, aber nicht bei Mengstraße 6 (hier ist der Keller), sondern bei Mengstraße 4. Das ginge, weil der Neubau auf dem Grundstück Nr.4 kürzer als der Bestandsbau wird und dieses Grundstück anders als der Bereich hinter Nr. 6 der Stadt gehört, also niemand gefragt werden muss. Anm: Der Durchgang wird dann wohl durch die (gotische) Kellerwand zwischen Nr. 4 und 6 gebrochen, aber immerhin bleiben die Gewölbe dann erhalten.

    Seltsam, dass dieser Lösungsansatz jetzt innerhalb von einer Woche möglich war, aber vorher in 5 Jahren nicht...

    Na, mal sehen, was da heute herauskommt.

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  • Politischer Druck kommt von öffentlichem Druck/öffentlichem Interesse. Daran mangelt es sehr sehr oft bei Bauvorhaben und allgemein an den Gemeingütern. Ich nehme oft an Veranstaltungen teil, wo es darum geht, wie eine Umgestaltung aussehen soll, wo die Bürger gefragt werden, was eine Stadt verbessern könnte. Die Teilnehmerzahl ist oft tragisch klein.

    Dann gibt es aber einige medial transportierte Emotionsthemen, die ganz viel überörtliche Aufmerksamkeit erzeugen, wie jetzt hier der Bau nun auch (hier schreibt immerhin ein Münchner aus Interesse an einem Keller in Lübeck :wink:).

  • Ja, was Keller so bewegen können. Letztlich war auch der unfassbar arrogante Plan der Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern für die Zuschüttung der historischen Schlosskeller der eigentliche Startschuss für eine richtige Bürgerbewegung für das Neustrelitzer Schloss, nachdem es vorher jahrelang eher gemütlich ablief. ;)

  • Ganz aktuell:

    HL-Live und LN-Online berichten, dass die Bürgerschaft tatsächlich beschlossen hat, dass der Keller erhalten bleiben und neu geplant werden muss! :harfe: :trommeln:  :thumbup:

    Weitere Details sind noch nicht bekannt.

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  • Neuer Artikel bei LN-Online mit weiteren Details.

    Aus dem Inhalt:

    Die Abstimmung erfolgte mit 25:19 Stimmen für den Erhalt des Kellers.

    Dafür stimmten CDU, Grüne, Unabhängige, BfL, AfD und Fraktion 21, wobei sich eine Unabhängige enthielt.

    Für die bisherigen Planungen und damit die teilweise Zerstörung des Kellerdenkmals stimmten SPD, Linke, GAL, Freie Wähler und FDP.

    Anmerkung meinerseits: Offenbar waren vier Bürgerschaftsmitglieder nicht anwesend, da es insgesamt 49 sind.

    Weiteres: Der Keller bleibt vollständig erhalten, wird restauriert und wird öffentlich zu besichtigen sein. Er wird nicht zum Veranstaltungsraum für das Museum. Die nötige Treppe wird außen auf der Rückseite des Neubaus angelegt.

    Danach folgen noch diverse Ausführung zu den Argumenten und Streitereien von beiden Seiten von Unseriosität bis Wahlkampf, die ich hier jetzt nicht alle ausbreite.

    Nur soviel: BM Lindenau rechnet durch den Beschluss mit einer Verteuerung des Projektes von 5,1 bis 7,7 Millionen Euro. Tja, hätte er mal die lange Zeit genutzt und gleich eine vernünftige Lösung wie die jetzige geplant...

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Buddenbrookhaus

    Es geht inzwischen heiß her nach dem Beschluss, den Gewölbekeller Mengstraße 6 doch zu erhalten. In den letzten Tagen erschienen diverse Artikel, im wesentlichen schießen die Befürworter der Zerstörung mit teilweise seltsamen Argumenten auf die "Kellerretter". Ich verlinke hier mal nur die Artikel von HL-Live, da die von LN-Online ohnehin hinter der Bezahlschranke liegen und keine großartig anderen Informationen enthalten:

    GAL zum Buddenbrookhaus: Jetzt wird es teuer

    Zitat: "Was spricht gegen einen Durchstoß im Gewölbe? Lübeck ist als touristisch aufgelegte Stadt auf Highlights angewiesen."

    Lustig, wie man sich im nächsten Satz direkt selbst widersprechen kann. Es kommen nachgewiesenermaßen deutlich mehr Touristen wegen des Welterbes als wegen des Buddenbrookhauses (ich meine es waren nur 35000 Besucher im Jahr) nach Lübeck.

    Buddenbrookhaus: SPD mahnt Rückkehr zur seriösen Politik

    Zitat: ' „Eine erneute Umplanung gefährdet die Fördermittel des Landes“, so Peter Petereit. „Mehrkosten von zweistelligen Millionenbeträgen sind den Menschen gerade in diesen Zeiten nicht zu erklären.“ Daher fordert die SPD die anderen Fraktionen auf, zu einer seriösen Politik für die Menschen in der Stadt zurückzukehren.'

    Hier sieht man, wie abgehoben die SPD in Lübeck inzwischen ist. Die Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe wurden doch von ihr selbst schon durch die größenwahnsinnige Planung erzeugt (von ursprünglich 17 auf dann 33 Millionen). Zudem mangelte es ihrem eigenen Bürgermeister offensichtlich selbst an Seriosität beim Übergehen seiner eigenen Fachleute und seinem nach Meinung einiger Juristen rechtswidrigen gutsherrlichen Beschluss zur Teilzerstörung des Kellers.

    Unabhängige: Bürgermeister verweigert Zusammenarbeit

    Das passt gut ins Bild. Ich kann das nicht beurteilen, könnte mir aber gut vorstellen, dass BM und SPD jetzt die von der Bürgerschaft beschlossene Umplanung blockieren/verschleppen und die Kosten dann noch mehr steigen, was sie dann den Kellerbefürwortern in die Schuhe schieben werden.

    FDP appelliert an Kellerretter

    Und auch die FDP gibt ihren Senf dazu. Es hört sich hier fast so an, als wenn Lübeck wirtschaftlich und touristisch den Bach runtergeht, wenn das Projekt scheitern würde... :kopfschuetteln:


    Meine Meinung nach wie vor: Das völlig übertriebene Bauvorhaben aufgeben und das Haus im Bestand umbauen und sanieren. Das wäre bestimmt für die ursprüngliche Summe von 17 Millionen gut zu machen. Aber man kann den Hals ja nicht voll bekommen...

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Ich kann diese Kommentare zu den Kommentaren nicht für mich behalten:

    "Was spricht gegen einen Durchstoß im Gewölbe? Lübeck ist als touristisch aufgelegte Stadt auf Highlights angewiesen."

    Das Highlight ist der originale Keller, ihr Überflieger!

    „Eine erneute Umplanung gefährdet die Fördermittel des Landes“ - so what?

    Die skandalös teure Erweitung des aufgeblähten Kanzleramtes in Berlin wird auch abgeblasen werden - trotz Kosten von angeblich noch 100 Mio €. Aber lieber ein Ende mit Schrecken (100 Mio €) als ein Schrecken ohne Ende (850 Mio - 1 Mrd €).

    "Daher fordert die SPD die anderen Fraktionen auf, zu einer seriösen Politik für die Menschen in der Stadt zurückzukehren."

    Wobei die SPD nur seriöse (also ernsthafte) Politik macht, hält sie doch ernsthaft an völlig überteuerten und aus dem Ruder laufenden Projekten republikweit fest! Ab auf die Couch zur Therapie möchte man da zurufen!

    Lübeck hat ein sensationelles Hanse-Museum. Wen interessieren da die Buddenbrooks? Ich stelle mir vor, alles wurde zerstört, die monströse Schau ist eröffnet und kaum einen interessiert es. Denn hier plant eine Generation 60 + für Besucher, die deutlich jünger sind.

  • Der Bürgermeister lässt nicht locker und will seine Buddenbrook-Pläne um jeden Preis durchdrücken, ist aber in der gestrigen Bürgeschaftssitzung damit abermals abgeblitzt:

    LN-Online berichtet heute (Artikel hinter Bezahlschranke, daher dieses kurze Zitat daraus):

    Buddenbrookhaus, Buddenbrookhaus, Buddenbrookhaus: Die Bürgerschaft hat erneut über den Gewölbekeller diskutiert. Es ist ein Machtkampf zwischen den Politikern und dem Bürgermeister. Am Ende bleiben die Politiker dabei: Sie wollen den denkmalgeschützten Keller erhalten. So hatten sie es bereits am 13. Februar entschieden. Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) indes wollte, dass die Bürgerschaft ihren Beschluss wieder zurücknimmt. Damit ist er gescheitert. Für den Erhalt des Kellers haben 23 Politiker von CDU, Grünen, Unabhängigen, BfL, AfD und Die Partei gestimmt. Dagegen votierten 19 Politiker von SPD, Linke, FDP, Freie Wähler & GAL sowie eine Fraktionslose.

    Das war die letzte Bürgeschaftssitzung vor der Kommunalwahl im Mai. Ich vermute, dass der BM die Sache jetzt bis dahin in der Hoffnung auf geänderte Mehrheiten aussitzen und dann nochmal neu abstimmen lassen wird. Bei dem, was hier in Lübeck in den letzten Jahren verzapft wurde, insbesondere auch in Sachen Be- bzw. schon fast Verhinderung des Individualverkehrs (gerade auch auf Hauptverkehrsachsen steht man fast nur noch im Stau) kann ich mir nicht vorstellen, dass sich die Verhältnisse zugunsten von SPD und "Konsorten" verschieben. Aber in Lübeck weiß man nie, viele Leute sind hier aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen offenbar ziemlich in diese SPD vernarrt... :kopfschuetteln:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Aktuelle Stellungnahme der Lübecker Museen zum Umbau des Buddenbrookhauses:

    Bericht bei HL-Live


    Daraus:

    Zitat

    Es entsteht ein Museumsbau, der den historischen Bestand integriert

    Achso - ich hatte das so verstanden, dass erst ein Teil des historischen Kellers zerstört werden sollte... :kopfschuetteln:

    Zitat

    Das NEUE Buddenbrookhaus will wieder ein Gefühl für die historische Weite und Großzügigkeit des früheren Kaufmannshauses schaffen, das im Krieg bis auf die Grundmauern zerstört wurde.

    Das ist ja kaum möglich, weil das Vorkriegsgrundstück bis zu Mitte des jetzt in großen Teilen durch ein Parkhaus belegten riesigen Baublocks ging und damit um ein vielfaches tiefer war als heute. Hinter dem Haupthaus befand sich eine Staffelung von großzügigem Seitgenflügel und zwei Hinterhäusern samt großem Garten. Na gut, immerhin soll die Diele wohl in annähernd historischer Dimension wiederentstehen, was meiner Ansicht nach einer der wenigen positiven Punkte an dem ganzen Projekt ist.

    Zitat

    Dass nunmehr appelliert wurde, im Zuge der von der Bürgerschaft beschlossenen Umplanung der Kellererschließung, die grundsätzliche Organisation des Gebäudes nicht in Frage zu stellen, hat nichts mit der Eitelkeit der Projektverantwortlichen zu tun, sondern mit rechtlichen Erwägungen und Kosten: Je stärker das Ergebnis vom Siegerentwurf des Wettbewerbs abweicht, desto größer wird die Gefahr, die Wettbewerbsaufgabe neu formulieren zu müssen, um das Vergaberecht nicht zu verletzten.

    Darüber würde ich mir nicht so große Gedanken machen. Beim gerade laufenden Neubau des Puppentheater-Museums am Kolk kann der Wettbewerbsgewinner nach größeren Umplanungen jetzt auch einen komplett anderen Entwurf als den aus dem Wettbewerb umsetzen, ohne dass der Wettbewerb wiederholt werden musste. Das Vergaberecht scheint da offensichtlich ziemlich beugbar zu sein. Obwohl ich mir beim Buddenbrookhaus eine Entwurfsänderung sehr wünschen würde. Das Erdgeschoss des Hauses Nr. 6 geht gar nicht, weil die Fassade darüber völlig bezugslos in der Luft schwebt. Wenigstens das müsste dringend geändert werden. Die Rückfassade ist leider auch nicht der große Wurf, aber die sieht man immerhin von der Straße aus nicht.

    Zitat

    Lübeck ohne Heinrich und Thomas Mann ist wie Lübeck ohne Marzipan.

    Na, das ist doch eine sehr plakative Aussage. Mir jedenfalls würde Marzipan deutlich mehr fehlen als die Manns. Im Text wird auch erwähnt, dass zuletzt (2019) ca. 51.000 Besucher im Buddenbrookhaus gezählt wurden. Um auf dem Niveau der obigen Aussage zu bleiben, wage ich mal zu behaupten, dass dagegen bestimmt 500.000 Lübeck-Besucher im Jahr Marzipan kaufen... :wink:

    Zitat

    Den Beschluss, „Das NEUE Buddenbrookhaus“ ohne Eingriffe in das denkmalschützte Kellergewölbe zu realisieren, hat die Bürgerschaft als höchstes demokratisch gewähltes Gremium der Hansestadt Lübeck gefällt.

    ...

    Der Beschluss der Bürgerschaft ist zu respektieren.

    Na das ist doch schön zu lesen. Ich hatte schon befürchtet, dass jetzt nach der Kommunalwahl eine neue Abstimmung angestrebt würde, bei der es knapper werden könnte als vorher. Aber dann ist es ja gut!

    Zitat
    In einer Machbarkeitsstudie sollen drei Varianten zur Kellererschließung geprüft werden, die das Gewölbe der Keller nicht durchdringen. Diese drei Varianten liegen bereits in einer hochbaulichen Skizze vor, sind aber rechtlich, statisch, gebäudetechnisch, brandschutztechnisch etc. nicht umfassend geprüft worden. Die Studie wird also die einzelnen Varianten auf ihre Machbarkeit hin untersuchen, was auch bedeutet, die Bauzeit und Kosten zu schätzen. Auf der Grundlage der Studienergebnisse soll die Bürgerschaft entscheiden, welche Variante im Entwurf weiterverfolgt und schließlich gebaut wird.

    „Transparenter und demokratischer kann im öffentlichen Bauen kaum agiert werden“, befindet Dr. Birte Lipinski, die Museumsleiterin des Buddenbrookhauses. „Wir hoffen sehr, dass die Bürgerschaft diesem Verfahren in ihrer nächsten Sitzung zustimmen wird.“

    Ach, auf einmal ist es also möglich, ernsthaft Varianten zu entwickeln? Warum ist das die ganzen Jahre vorher nicht geschehen? Ich bin mir sicher, dass da eine Lösung gefunden werden kann. Und schön, dass die Öffentlichkeit jetzt mit einbezogen wird. Es soll jetzt regelmäßig eine öffentliche „Buddenbrooks-BauBar“ stattfinden.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Es gibt Neuigkeiten zum Buddenbrookhaus - es geht doch tatsächlich immer noch irrsinniger und grotesker: Die neueste Empfehlung der Stadt ist, den Keller komplett auszubauen und irgendwoanders hin (wohin bleibt offen) zu translozieren! :kopfschuetteln:

    Alle anderen Varianten mit versetztem Treppenhaus seien nach wie vor nicht umsetzbar, bzw. erforderten Umplanungen in einem Ausmaß, das eine neue Baugenehmigung erfordern würde, wodurch die Fördermittel verfielen.

    Was aber so eine Translozierung kosten würde (der Keller soll dafür in einige größere Brocken zersägt und nicht in einzelne Steine zerlegt werden, damit die Denkmalpflege zustimmt), bleibt genauso unbeantwortet wie die, wohin der Keller denn überhaupt versetzt werden soll. Solange letzteres nicht geklärt ist, bestünde meiner Meinung nach die Gefahr, dass der Keller erst einmal eingelagert wird, dort vergessen wird und verkommt und dann doch irgendwann auf der Halde landet. Dann hätten wir statt eines beschädigten Kellers gar keinen mehr.

    Am 30.11. soll die Bürgerschaft darüber abstimmen - ich hoffe, dass das nichts wird, zumal ja wie gesagt überhaupt nicht klar ist, was das kosten wird - die Stadt muss diese Kosten tragen. Wie soll man denn über etwas abstimmen, dessen Details und Folgen gar nicht bekannt sind?

    Sollte die Translozierung beschlossen werden, könnte zudem ein jahrelanger Rechtsstreit folgen, wodurch die Fördergelder ebenfalls verfallen würden.

    Alle Infos dazu in diversen Artikeln:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)