Gründerzeitliche Prachtbauten in Berlin

  • Deprimierend das 90% aller verbliebenen Bauten irgendwie entstellt wurden. Oftmals sogar einfach aus Zerstörungswillen, da die Gebäude den Krieg sogar ganz gut überstanden hatten.
    Bei der HfdBK fällt auf, dass ihr Baukörper nun eher klein und unbedeutend wirkt, da nur der vordere Bau halbwegs gut erhalten ist (bis auf den bekrönenden Turm des Hauptrisalits natürlich). Die Seiten- und Rückgebäude, zwar auch noch größtenteils da, zählt man optisch kaum mehr hinzu, weil sie umgestaltet wurden. Auf dem Vorkriegsbild erkennt man sehr gut, wie Hauptgebäude und Seiteflügel einst aus einem Guss wirkten und insgesamt ein großzügiges, imposantes Gebäudeensemble erzeugten. So, wie man das von großen Hochschulen aus anderen europäischen Metropolen kennt. Wenn man sich in Paris, London, Wien, Madrid, Rom, zur Abwechslung auch mal Dresden, solche Schulen anschaut, dann kommt man aus dem Staunen vor Ehrfurcht schon gar nicht meh heraus...

  • Ein paar Bauten aus Neukölln, einige hatten wir hier schon mal, die ersten zwei aber z.b. glaube ich noch nicht.

    Polizeidirektion 5 - Abschnitt 54 - Sonnenallee 107


    @ Treverer, es gibt aber wieder verstärkt Anzeichen dafür, dass man auch in Berlin durch den Anstieg der Nachfrage so einige Altbauten wieder aufmöbelt, wie z.b. auch hier in der Wildenbruchstraße Ecke Weserstraße. Hier hat der Eckbau eine neue Kuppel erhalten. Schade nur, dass der Anstrich nun eintönig ist.

    Ansicht Wildenbruchstraße

    Bilder von mir, ©Ludolf

  • Martin-Luther-Kirche Fuldastraße

    Karl-Marx-Straße 97-99, Alte Post (Hermann Struve)


    Eckgiebel / Hauptgiebel

    Giebel zur Karl-Marx-Straße hin


    Bilder von mir, ©Ludolf

  • Rathaus Neukölln, im Vordergrund Amtsgericht Neukölln

    Das Rathaus gleicht irgendwie eher einer Burg wie ich finde.

    Karl-Marx-Straße 100/Rollbergstraße

    Bilder von mir, ©Ludolf

  • Karl-Marx-Straße 77-79, Amtsgericht Neukölln



    Bröckelt ganz schön der Gute. sad:)


    Auch das Mosaik-Wappen hat schon ein paar Steinchen beim weiteren ranzoomen verloren.

    Bilder von mir ©Ludolf

    Das wars erstmal wieder. :smile:

  • Witzig: Sowohl beim Polizeipräsidium als auch bei der alten Post hat man vermutlich in der Weimarer Republik oder aber erst viel später die Kronen über dem preußischen Wappen bzw. dem Reichswappen entfernt. Es ist noch recht gut zu sehen, wo die Kronen jeweils saßen und dass es im einen Fall die Königskrone war (Polizei als Landesbehörde), im anderen Fall die Kaiserkrone (Post als Reichsbehörde).

    "Die Qualität städtischen Bauens resultiert aus einer Generationen währenden, kollektiven Leistung." Hans Kollhoff

  • Sicher, dass dort Kronen entfernt wurden, sprich aus dem Stein geschlagen wurden? :wie: Oft bestanden doch die Wappen aus einem Adler und auf der Brust des Adlers dann noch ein Wappen des königlichen Preußenwappens, wie bei Reichstag, Postfuhramt Leipzigerstraße, etc...

    Einmal editiert, zuletzt von Ludolf (28. Februar 2014 um 22:07)

  • Ich als Designer/Illustrator kann dir jedenfalls versichern, dass da kompositorisch tatsächlich was fehlt bzw. das Ganze ohne die Kronen nicht mehr wirklich ausgeglichen ist. Ich habs aber auch erst auf den zweiten Blick erkannt. Ist ja echt interessant! Gut erkannt, Chalco. :daumenoben:

  • Zum Thema Kronen, hier noch ein paar Bilder zum ehem. Reichspostamt, bei dem die Krone auf dem Wappen auch entfernt wurde. Der Bau wurde einmal schon mit einem Bild erwähnt, aber hier noch ein paar mehr Ansichten. Erstaunlich, dass solch ein großes Wappen die DDR überhaupt überlebt hat.

    Bilder von mir, ©Ludolf

    Entschuldigt die ungünstigen Lichtverhältnisse, das Gebäude schaut genau in Richtung Nordosten und die Sonne steht meist zu tief oder bereits im Rücken des Baus. :wink:

    Hier erkennt man die alte Krone auf dem Wappen. Was mich auch etwas verwundert hat, dass die DDR auf ihren Briefmarken Zeichnungen des Postfuhramts mit den alten Türmen verwendet hat.

  • Ohja, das Museum für Kommunikation! :peinlich: Einer der für mich schönsten und prächtigsten gründerzeitl. Großbauten der Stadt. Der große Lichthof ist traumhaft! (Gott sei Dank sogar relativ gut erhalten). Das Wegfallen der beiden Türmchen ist gerade noch so zu verschmerzen, finde ich, aber das einer der Seitenrisalite fehlt, stört mich immer wieder. Naja, vielleicht kommt der doch irgendwann mal wieder, immerhin sieht der jetztige Anbau doch eher behelfsmäßig aus...

  • Treverer

    Der angesprochene westliche Seitenrisalit ist eigentlich die Urzelle des Gebäudes, nämlich das alte Reichspostamt, der Rest wurde dann später gebaut und an der Mauerstraße das Motiv des Reichspostamtes in abgewandelter Form imitiert.



    Leipziger Straße 15, Reichspostamt, Fassade von NO, 1878:


    Leipziger Straße 15, Reichspostamt, F. A. Schwartz, 1884:


    zum Vergleich der Risalit an der Mauerstraße, auf die Schnelle aus Google Earth:


    Nach dem Bau des Reichspostmuseums:


    Schmuckblatt:

  • Ich finde den heutigen Zustand ohne die beiden Türme sogar besser, irgendwie waren sie unnötig und zogen den Bau ins Lächerliche. Man sollte es so lassen wie es jetzt aussieht.

    In dubio pro reko

  • Bei den Kronen muss man streng unterscheiden: Bei dem obigen Beispiel (Deutsche Gesellschaft für Rehabilitationssport) sieht man das Wappen der Stadt Berlin, ein rein kommunales Wappen. Die darüberliegende Krone ist kein monarchisches Symbol, sondern die sogenannte "Bürgerkrone". Alle Berliner Bezirkswappen tragen bis heute diese Krone, um zu verdeutlichen, dass die Bezirke alle zur selben Stadt gehören. Selbst die DDR-Bezirkswappen hatten diese Kronen noch. #

    Ludolf, gehe ich recht in der Annahme, dass der Bau von meinem Berliner Lieblingsarchitekten Ludwig Hoffmann ist? :smile:

    Bei der Krone über dem großen Wappenschild am Museum für Kommunikation hat man die Krone ja richtig "getilgt", ihre Existenz negiert und den Stein ausgebessert. Man merkt allenfalls noch, dass das Wappen so dargestellt ist, dass darüber irgendetwas fehlt. Aber eben erst auf den zweiten Blick. Bei den beiden Neuköllner Gebäuden Polizeirevier und Postamt dagegen hat man die Kronen einfach abgeschlagen, man sieht die freien Stellen und kann am Stein sogar noch recht gut erkennen, wie groß die Kronen waren und welche Kontur sie hatten (da ist der Stein nämlich etwas dunkler!). Auch dieser unterschiedliche Umgang mit der Geschichte spricht wieder Bände...

    "Die Qualität städtischen Bauens resultiert aus einer Generationen währenden, kollektiven Leistung." Hans Kollhoff

  • Ein weiterer erhaltener und bekrönter Wappenadler befindet sich im Dreiecksgiebel des ehem. Kaiserlichen Patentamtes in der Luisenstraße.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Sowohl beim Polizeipräsidium als auch bei der alten Post hat man vermutlich in der Weimarer Republik oder aber erst viel später die Kronen über dem preußischen Wappen bzw. dem Reichswappen entfernt. Es ist noch recht gut zu sehen, wo die Kronen jeweils saßen und dass es im einen Fall die Königskrone war (Polizei als Landesbehörde), im anderen Fall die Kaiserkrone (Post als Reichsbehörde).

    Das wäre doch auch mal was für kleine Rekonstruktionsmaßnahmen im Zuge der nächsten Fassadenrenovierung.

    Eine vorbildliche Erneuerung der Bekrönung fand gerade am Frankfurter Hauptbahnhof statt. Fotostrecke:
    http://www.kreisblatt.de/bilderstrecken…cme38270,524286

  • Das Polizeipräsidium wäre überhaupt und ganz allgemein ein heißer Kandidat für eine Fassadenrekonstruktion; wenn man sich die Fassade und das Dach so anschaut und bedenkt, welch einmalige städtebauliche Wirkung das Gebäude hat... und so viel ist eigentlich gar nicht zu tun:

    http://static1.akpool.de/images/cards/8/83542.jpg</a>

    "Die Qualität städtischen Bauens resultiert aus einer Generationen währenden, kollektiven Leistung." Hans Kollhoff