• Eine Entwicklung der letzten 20 Jahre ist der sogenannte Fassadismus, also der Abriß eines alten Gebäudes mit Ausnahme der Fassade,hinter der ein Neubau errichtet wird. Oft kommen dabei recht seltsame Gebilde heraus. Hier sind ein paar Beispiele aus Frankfurt, geordnet von halbwegs erträglich bis katastrophal:

    Ehemaliges Volksbildungsheim (am Eschenheimer Tor)

    1908

    Quelle: http://www.frankfurt-nordend.de">http://www.frankfurt-nordend.de

    1945 (wie man sieht, waren das Dach und die Giebel noch erhalten, wurden aber beim Wiederaufbau entfernt; das Gebäude bekam ein simples Walmdach.


    Quelle: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    1979 (Das Gebäude wurde u.a. als Theater und für Rockkonzerte genutzt)


    Quelle: http://www.frankfurt-nordend.de">http://www.frankfurt-nordend.de

    1999 erfolgte die Entkernung

    Quelle: http://www.epd.de">http://www.epd.de

    Heutiger Zustand (als Großkino "Metropolis" - hat äußerlich sogar wieder mehr Ähnlichkeiten mit dem Original)

    Quelle: http://www.ew-triple.derherrderringe-online.de">http://www.ew-triple.derherrderringe-online.de

    Rathenauplatz/Goetheplatz

    Heutiger Zustand, seit Mitte der 90er.

    Der Glasklotz auf dem Dach sieht ziemlich daneben aus. Bevor man hier allerdings zu sehr über den Investor schimpft, sollte man wissen, daß ohnehin nur noch die Fassade stand, dahinter war ein langweiliges Bürogebäude aus den 50ern (man liest manchmal fälschlicherweise, der Investor hätte von dem alten Gebäude nur die Fassade übriggelassen). Und die Fassade war auch nur bis zum 4. Stock erhalten, den darüberliegenden Teil, also den Giebel mit den 3 Fenstern hat der Investor originalgetreu rekonstruiert. Warum er sich damit so viel Mühe gemacht hat und mit dem Dach so wenig - :keine ahnung:

    Hier sieht man das ursprüngliche Hotelgebäude vor dem Krieg

    img]URL=http://www.imageshack.us][/URL][/img]
    Quelle: http://www.wettbewerb-goetheplatz.de">http://www.wettbewerb-goetheplatz.de

    1945 (rechts)

    Quelle: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    und in den 50ern (wie man sieht, stand damals sogar noch das Nachbargebäude, das später wegen einer Straßenverbreiterung abgerissen wurde)

    http://www.imageshack.us[/img]
    Quelle: http://www.heimatsammlung.de">http://www.heimatsammlung.de

    Und direkt gegenüber: Das wohl scheußlichste Beispiel für Fassadismus (die Fassade sieht in echt noch viel schöner aus als auf diesem Bild, aber gleichzeitig wirkt sie im Würgegriff von Glas und Stahl wie zufällig stehengelassen.... :übelkeit: Absolut mißlungen.

    Ich finde es einerseits bedenklich und ärgerlich, daß durch diesen Fassadismus unendlich viele Stuckdecken, Treppenhäuser, Säulen etc vernichtet werden, aber andererseits ist es noch das kleinere Übel verglichen mit dem - nicht nur in Ffm sehr oft praktizierten - Totalabriß, bei dem überhaupt nichts bleibt.

    Wie seht Ihr das? Habt Ihr Beispiele aus anderen Städten für erträgliche und/oder katastrophale Fassadismus-Maßnahmen?

  • Schloßgespenst, um diesen interessanten Beitrag rund zu kriegen: Hast du ein Foto von dem Gebäude Steinweg / Goetheplatz (Hotel Union bzw. Gasthaus zum Weydenbusch) bevor Nouvel Hand anlegen und das Flugdach darüber errichten ließ (was in der Tat unter aller Sau ist)? Kannst du dich an den Vorzustand erinnern, dem bisschen was ich darüber gefunden habe zu Folge war nach dem Krieg nämlich nicht mehr übrig, als heute noch steht.

    War das einmal der Eingang zum Gasthaus zum Weydenbusch? Perfekt saniert, aber nur noch ein Schaufenster (klicken zum Vergrößern):

    Grundsätzlich bin ich bei einigen Fotos übrigens nicht so sicher, ob sie das "Endergebnis" der Kriegszerstörung oder lediglich einen Zwischenstand zeigen.

  • das sind sehr eindrückliche vergleiche. insbesondere beim letzten objekt kann man nur noch von einer vergewaltigung durch den modernismus sprechen. ohne jedwede sensibilität wurde das alte gebäude verstümmelt. man merkt, hier ging es dem architekten darum, einen persönlichen sieg zu feiern, einen triumph des modernismus über ein historisches gebäude.

    am ersten objekt sieht man mal wieder, wie so oft, wie sehr die gesamtwirkung eines gebäudes doch von der dachgestaltung abhängig ist. vergleicht man alle bilder halbwegs neutral, stellt man fest, dass der originalzustand der ausgeglichenste war, der ganz neue ist der zweitbeste, der nachkriegszustand der mindeste. dass man in typisch naiv-trotziger weise giebel und dachschmuck entfernte lag wohl daran, dass nach dem krieg kaum etwas weniger gelitten war als neobarocke formensprache. schade.

    ansonsten gebe ich dir recht: es ist wirklich schade, dass man kunstvolle innenräume oft gedankenlos abriss, um einem zweifelhaften modernismus zu huldigen.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • ich kann mich nur wiederholen: mir tut der altbau von herzen leid. fasst wäre es mir lieber, man hätte ihn abgetragen. aber es bleibt ja die hoffnung, dass dahinter liegende ungetüm wieder abzureißen.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Jetzt bin ich besonders grausam, weil ich vor ein paar Monaten besagtes Gebäude bereits fotografiert habe, und es nun hier in seiner vollen "Pracht" Euch zeigen werde. Selbst die eher linke "Frankfurter Rundschau" bezeichnete diesen Bau als eine "Entwertung historischer Gebäude", was wohl eher noch untertrieben scheint.

    Noch nicht einmal die Nachkriegsbauten der 50er und 60er Jahre stören mich an Frankfurt, weil ich gewisses Verständnis dafür habe, dass nach dem Krieg die Stadt schnellstmöglich wieder aufgebaut werden musste, und man hier nicht besonders auf ästhetische Aspekte Wert legen konnte. Es sind inbesondere Investoren, die Gebäude wie dieses hinsetzen, und die Stadt mit ähnlich größenwahnsinnigen Projekten zu müllen und ihr schließlich den Rest geben. Und - nicht das ihr friert - das Gebäude steht mitten im Zentrum. Aber es gibt genügend Leute, die sowas "cool" finden. Ein Blick ins (frankfurtgeile) DAF genügt.

    Ansonsten kompliment an das Schlossgespenst für die Mühe...

  • Erschreckend!

    Hoffentlich kommen bald die [lexicon='Leipzig'][/lexicon]-Fotos, in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] wird ja momentan mitten in der Innenstadt ein riesiger Karstadt-Komplex erbaut, der zu gut 75% von historischen Fassaden verhüllt wird.
    Dazwischen allerdings, und dies betraf leider auch die Ecken, kommen riesige Glasfassaden...
    Aber meiner Meinung nach immer noch besser als ein Abriss der historischen Fassaden.

  • Zitat von "Henk Frost"

    Kannst du dich an den Vorzustand erinnern, dem bisschen was ich darüber gefunden habe zu Folge war nach dem Krieg nämlich nicht mehr übrig, als heute noch steht.

    War das einmal der Eingang zum Gasthaus zum Weydenbusch?

    Naja, das Gebäude stand halt noch komplett, nur war die Fassade etwas schmuddelig-dunkel geworden, und es hatte statt des ursprünglichen Mansarddaches ein schlichtes Walm- oder Flachdach. Der Investor, die Victoria-Versicherung, hatte zuerst vor, das Mansarddach zu rekonstruieren, entschied sich dann (wohl wegen Platzbedarfs) um. Direkt neben der letztlich gebliebenen Fassade waren übrigens noch weitere (weniger prachtvolle) Altbauten erhalten (auf dem 50er-Jahre-Foto am rechten Bildrand zu erkennen), und bei denen wurden nicht mal die Fassaden geschont, man schaut jetzt stattdessen auf die dunkle (auf Spacecowboys Bild zu bewundernde) Ekel-Glasfront.

    Soviel ich weiß, stammt von dem Gasthaus, das Du meinst (es hatte übrigens Goethes Großvater gehört), nur das rötliche "Hauszeichen" über dem Portal auf Deinem Bild. Es wurde nach dem Abriß des damaligen Gasthauses in den damaligen Neubau (Hotel Union) eingefügt.


    Sauerländer

    75 % historische Fassaden - dann kann das Kaufhaus ja eigentlich nur besser aussehen als die meisten nach 1945 gebauten, oder?

    Ich frage mich sowieso - um auf das eigentliche Thema dieses Fadens zurückzukommen - warum gerade in der Abrißstadt [lexicon='Leipzig'][/lexicon] nicht wenigstens die Fassaden geschont werden. Vereinzelt soll es das dort doch geben, daß die Fassade eines abgerissenen Hauses erstmal erhalten und abgestützt wird, und man wartet auf bessere Zeiten, um später einmal etwas neues daraus zu machen. Das könnte der Verunstaltung Leipzigs entgegenwirken. Vielleicht können die Leipziger im Forum (Dr. Mises, Spacecowboy, sadik etc.) mal was dazu sagen.

  • Ah, danke. Bist du sicher, dass der Glasteil des Nouvel-Gebäudes nicht Bauten aus der Nachkriegszeit ersetzt hat?

  • Ja, da bin ich sicher. Es waren entstuckte oder einfach gehaltene Gründerzeithäuser, ebenfalls mit einem Nachkriegs-Popeldach. Aber eben immer noch tausendmal besser als dieser Glas & Stahl-Dreck...

    Das ist der Block, der heute von dem Nouvel-Bau besetzt ist:
    http://www.imageshack.us[/img]
    Quelle: http://www.altfrankfurt.com">http://www.altfrankfurt.com

    Und der ist auch hier noch zu erkennen:

    http://www.imageshack.us[/img]
    Quelle: http://www.heimatsammlung.de">http://www.heimatsammlung.de

    Die Häuserzeile davor, die auf dem Vorkriegsbild zu sehen ist, (Töpfergasse) gibt es seit 1945 nicht mehr.

    spacecowboy

    Danke für das Kompliment :) - ich würde allerdings lieber anständige selbstgemachte Bilder reinstellen wie Ihr alle, statt immer bei Google rumzuhampeln. Vielleicht habe ich ja auch mal eines Tages eine Digitalkamera... [/quote]

  • Warum man in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] angesichts der derzeitigen Häuserabrisse nicht wenigstens die Fassaden stehen lässt, hat - so denke ich - den einfachen Grund, dass nach einem durchgeführten Abriss keine Gebäude mehr hingebaut werden sollen bzw., wegen des hohen Leerstands, sich kein Investor findet, der bereit ist, neu zu bauen.

    Ansonsten gibt es aber auch in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] genug "Fassadismus". Ich bin zwar ein entschiedener Gegner von den so genannten Häuserentkernungen, denke aber auch, lieber die Fassaden erhalten, als komplett abzureißen. Mal davon abgesehen gibt es beim "Fassadismus" in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] nicht so eine Entwürdigung wie es in Frankfurt beispielsweise der Fall ist. Die meisten Neubauten hinter denkmalgeschützten Fassaden erkennt man von außen gar nicht, oder erst auf den 2. Blick. Aber auch hier haben Investoren- bzw. Abschreibungsbauten (obwohl kein Bedarf dafür vorhanden ist) nach der Wende das Stadtbild zum Nachteil verändert.

    Was den Karstadt-Neubau in L.E. anbelangt, so kann ich nur sagen, dass der Abriss hinter den unter Denkmalschutz stehenden Fassaden größtenteils DDR-Nachkriegssubstanz betrifft. Einzig an der Südostecke wurden historische Gebäude entkernt, so dass auch dort nur noch die Fassaden erhalten blieben. Das ist freilich Frevel genug, aber wir wissen doch alle, dass große Kaufhausketten in unseren Innenstädten (besonders im Osten, weil man über jeden Investor froh ist, der die Innenstadt belebt) schalten und walten können wie sie wollen. Ich werde, falls die Fotos aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon] noch eingestellt werden sollen, noch einmal näher darauf eingehen.

    Hinzu fügen möchte ich noch, dass die Entwicklung sowohl in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] als auch in Frankfurt ähnlich negativ verläuft (freilich hat Frankfurt dabei viel Vorsprung), was die Stadtentwicklung unter Berücksichtung historischer Bausubstanz anbelangt. Die Ursachen dafür erscheinen mir aber dennoch grundverschieden zu sein...

  • na ja, wenn karstadt nach belieben schalten und walten könnte, wäre die südostecke nicht nur entkernt sondern gänzlich abgerissen worden. unter anderem deshalb hat sich ja der umbau so lange hinausgezögert, denn natürlich ist es einfacher und billiger (wie in essen) ein komplett neues gebäude zu errichten. was jetzt gebaut wird sind also zehn jahre alte ideen folgenden inhalts:
    - eingeschwungener lückenschluss in der petersstrasse in glas als eingang zur neuen passage
    - an die historische altbausubstanz angelehnte eckbebauung am neumarkt, die bereits vor dem 2. wk für die kaufhauserweiterung vorgesehen war, damals aber nicht realisiert wurde
    - öffentliche passage zwischen petersbogen und dresdner hof

    den grössten verlust bei diesem projekt stellt meines erachtens das abgerissene karstadt-treppenhaus im blockinneren dar. dafür werden
    - die historischen fassaden erhalten
    - das passagennetz ausgebaut
    - die baulücken geschlossen und
    - die petersstrasse durch einen kleinen vorplatz neu akzentuiert.

    wer den ausgangszustand kennt, wird also nicht zwangsläufig von einer verschlechterung sprechen müssen.

    @schlossgespenst:
    in der tat, auch sonst bleiben manchmal die fassaden abgerissener häuser in hoffnung auf bessere zeiten erhalten. teilweise wohl vergeblich (emilienstrasse), zum teil auch mit erfolg (hinter der fassade der abgerissenen untersuchungshaftanstalt in der alfred-kästner-strasse wird ein neues justizzentrum entstehen).

    fassadenerhaltung ist also kein denkmalsschutz im eigentlichen sinne, sondern dient eher der stadtbilderhaltung. aber das ist ja auch schon was, wie der blick nach essen zeigt.

  • Wieso gerade Essen? Dort wurden ja nicht viele Fassaden erhalten, man hat lediglich das ehemalige Kaufhaus Blum und die Dresdener Bank in den 90ern entkernt.

    Gibt's Fotos vom Karstadt-Treppenhaus in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]? In Essen darf Karstadt das Gründerzeitkaufhaus ja demnächst abreißen, die Fassade wird bis auf Fragmente nicht in den Neubau miteinbezogen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ist die Bezeichnung "Fassadismus" eigentlich eine übliche Bezeichnung
    oder wurde sie hier erstmals verwendet ?
    Eigentlich müsste es nämlich "Neuer Fassadismus" lauten, weil es
    nämlich einen "Fassadismus" schon während des Barock gab. So hat
    man vielerorts das mittelalterliche Rathaus häufig hinter einer
    neuen barocken Schaufassade versteckt. Beispiel wäre etwa das Rathaus
    von Lüneburg. Hier hat man sogar die barocke Schaufassade extra ein
    wenig breiter bauen lassen, als der dahinter liegende mittelalterlich-
    Renaissance Bau. Grund: Die Ratsherren schämten sich für die
    mittelalterlichen Bauten und nutzten sie nur noch als Lager und Rumpel-
    kammer. Zum Glück für uns - deswegen ist heute noch alles erhalten
    und kann während einer Führung besichtigt werden. :gg:

  • ich meinte, dass es einfacher und billiger ist, ein kaufhaus abzureissen und dann ein neues zu bauen (wie es in essen geplant ist), als bestehende fassaden und andere gebäudeteile in einen neubau mit einzubeziehen.
    fotos vom karstadt-treppenhaus habe ich leider nicht. aber schräg gegenüber passieren ja ähnliche dinge. dort wurde gerade der petershof abgerissen, um hinter die alte fassade einen neubau für sinn-leffers zu setzen, wobei jedoch der lichthof (aus den 20ern, grün gekachelt, mit einem hauch art deco) erhalten blieb. und der ist noch schöner als das verlorene karstadt-treppenhaus.

  • Übrigens hat das mit dem Fassadismus Tradition bei Kaufhäusern: Ich sage nur Rennerkaufhaus am Altmarkt im Vorkriegsdresden.
    Desweiteren hatte C&A Anfang der 90er versucht, in Weimar zuzuschlagen- sie wollten mehrere Bürgerhäuser in der Heinrich-Heine-Str. abreißen bis auf die Fassade und dann einen fetten Block hintersetzen.- wurde zum Glück gekippt von der "Grünen Schlange e.V."

  • Zitat von "rakete"

    dort wurde gerade der petershof abgerissen, um hinter die alte fassade einen neubau für sinn-leffers zu setzen, wobei jedoch der lichthof (aus den 20ern, grün gekachelt, mit einem hauch art deco) erhalten blieb. und der ist noch schöner als das verlorene karstadt-treppenhaus.

    Nur dass dabei das Capitol, ein schöner Kinopalast der 20er auch verschwand. Stattdessen zwingt man uns, weit aus der Stadt rauszufahren um sich die Multiplex-Sch**ße anzutun, zwar Top-Sound aber kein Flair und permanente Technikprobleme. In kleinen, älteren Kinos hab ich bisher nie erlebt, dass ein Film nicht lief, verzerrt war oder sonstiges.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • die passage-kinos (alt) und der cinestar-filmpalast (neu) liegen jeweils hundert meter vom ehemaligen capitol entfernt. deshalb hat es ja dicht gemacht.

  • ich habe wirklich kein problem mit schaufassaden. aber i.a. tun wir uns halt mit repräsentation in diesem land immer noch etwas schwer. aber die zeichen mehren sich in den letzten jahren/jahrzehnten, dass der rückzug ins private sich etwas abschwächt - und man nicht nur teure möbel kauft, sondern sich auch eine schmucke fassade leistet, und ab und an wieder auf darstellung etwas wert gelegt wird.
    so gesehen waren ja selbst solche objekte, diemirnicht sonderlich gefallen, wie das kanzlermat, ein großer schritt in die richtige richtung: repräsentation ist wieder erlaubt, zumindest staatlich. privat liegt der schwerpunkt noch auf neiddebatten (wie zweifelhafte enteignungen von wirtschaftlich erfolgreichen).

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Oliver"

    Ist die Bezeichnung "Fassadismus" eigentlich eine übliche Bezeichnung oder wurde sie hier erstmals verwendet ?

    Das ist eine mehr oder weniger übliche Bezeichnung - ich habe sie zum ersten Mal vor Jahren im Feuilleton der FAZ gelesen, aber die haben den Ausdruck bestimmt auch nicht erfunden....