Deutsche Stadtgründungen im Osten

  • Bis auf einen winzigen Teil des heutigen Ostbrandenburgs, der einige Jahrzehnte zum Ordensstaat gehörte, findet sich diese Gebiet heute wie schon angemerkt in Polen und Russland wieder.
    Allerdings bezweifel ich, dass sich Ordensgründungen wesentlich von anderen deutschrechtlichen Gründungsstädten unterscheiden.

  • Weiß auch nicht, was an Ordensgründungen so besonders sein soll. Ordensburgen gut und schön, aber die Stadtgründungen sind normale Stadtgründungen.
    Vielleicht würde hier eine umfassende Darstellung ganz gut tun.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Nun der Ordensstaat ist wohl deshalb so interessant, weil es ich hier nicht um eine rein weltliche Staatsgründung sondern um eine religiöse Ordensgemeinschaft handelt. Der Staat an sich war auch meiner Kenntnis nach relativ "modern" strukturiert, ein "Beamtenapparat" und andere adminstrative Strukturen wurden installiert und gelten als Vorläufer und Inspiration des späteren preußischen Staates. Des weiteren kommt dem Deutschordensstaat durch sein Handels- und Witrschaftskraft eine besondere Bedeutung zu, der Zinswucher wurde abgeschafft und es gab eine allgemeine Steuerfreiheit. Auch die Abwandlung des Magdeburger Stadtrechts war sehr modern, so standen den Bürgern Selbstverwaltung und eigene Gerichtsbarkeit zu. Das vorher relativ wilde Land wurde durch Rodungen, Bodenverbesserungen und Dorfansiedlungen zu einem ertragreichen Flecken Erde.
    Diese und andere Maßnahmen machten den Deutschordensstaat zu einem der reichsten Länder der damaligen Zeit und noch heute zehren wir Deutschen letztendlich von diesem Mythos des fleissigen aufrechten und genügsamen Menschen.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • In Polen beruft man sich in dieser Diskussion ja immer darauf, dass es vor den deutschen Stadtgründungen schon slawische Siedlungen gab. Aber die Slawen bzw. die slawische Kultur ist ja selbst nur dorthin eingewandert, da auf diesem Gebiet vorher germanische Stämme siedelten und teilweise später auch noch verblieben und sich vermischten.

    Gibt es denn Informationen über Stadt- bzw. Siedlungsgründungen im Übergang zwischen germanischer und slawischer Hoheit? So wie in dieser Diskussion zwischen slawischer und deutscher Besiedlung?

  • Das ist ein schwieriges Gebiet, über das es keine schriftlichen Zeugnisse gibt. Zudem dürften die Siedlungen klein und aus Holz gewesen sein, was den Fund von Überresten erschwert. So können Archäologen nur Hinweise liefern.

    Es wird davon ausgegangen, dass die Lausitzer Kultur der Bronzezeit wohl germanischen Ursprungs war. Somit dürfte die Siedlung Biskupin in Kujawien-Pommern wohl germanisch gewesen sein. Ebenfalls existierte z.B. in Posen eine Siedlung vor der slawischen Übernahme im Zuge der Völkerwanderung. Aber wir reden hier nicht von Städten, sondern von kleinen Weilern.

  • Gibt es denn Informationen über Stadt- bzw. Siedlungsgründungen im Übergang zwischen germanischer und slawischer Hoheit?

    Wir reden hier über eine Zeit, die keine Schriftlichkeit kannte. Zudem sind in dieser Phase auch keine städtischen Strukturen zu verzeichnen. Siedlungen hatten in aller Regel dörflichen Charakter. Es ist auch etwas problematisch, von einer Hoheit zu sprechen. Wir haben weder in germanischer noch in der frühen slawischer Zeit so etwas wie Territorialherrschaften. Vielmehr handelte es sich um Sippenverbände.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

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