Der Dresdner Hauptbahnhof (im Umbau)

  • Die Arbeiten an der Nordfassade des Bahnhofs schreiten derzeit stramm voran. Die nötigen Abrissarbeiten sind abgeschlossen und der Königspavillon ist vollständig entkernt. Man hat ein weiteres Portal aus Gusseisen unter den östlichen Ausgängen freigelegt und restauriert. Die Arbeiten konzentrieren sich allerdings zur Zeit auf den westlichen Bereich der Fassade, wo man erste Rohbauarbeiten vornimmt. Die Tatsache, dass man die Wandfelder nun mit von Stichbögen geschlossenen Öffnungen zu versehen scheint, macht mir geringe Hoffnungen auf eine Wiederherstellung der Fassade in einer Art, wie wir sie auf dem folgenden Foto von Miwori bewundern dürfen!

    Zitat von "Miwori"


    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Gestern habe ich mir nochmal die Bauarbeiten am Hauptbahnhof angesehen. Die Maurerarbeiten an der Nordfassade schreiten zügig voran und werden in einer, zumindest für meine Begriffe, handwerklich hohen Qualität ausgeführt.

    Hier Bilder vom 21.06.2010:


    Traditionelle hölzerne Lehrgerüste stützen die Stichbögen während der Maurerarbeiten.

    Bilder von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die Bauarbeiten an der Nordfassade des Hauptbahnhofes schreiten dank des zweiten Konjunkturpaketes des Bundes weiterhin in großen Schritten voran.
    Mittlerweile ist auch absehbar, dass es sich bei der Baumaßnahme nicht allein um eine Wärmedämmung handelt, sondern die gesamten Fassaden ihrem alten Zustand angenähert rekonstruiert werden, wobei natürlich schon jetzt mit einigen Abstrichen zu rechnen sein wird. Nichtsdestotrotz wird das neue Bild der Bahnhofsfassaden mit Sicherheit überzeugen, gerade weil dann Sandsteinsockel und Blechoberbau wieder einen klar erkennbaren architektonischen Zusammenhang aufweisen werden.
    Außerdem erfreulich ist trotz noch fehlender Nutzung die Sanierung/Rekonstruktion des Königspavillons, der dank seiner nun schon wieder erkennabren Glaskuppel, eine ganz neue Präsenz haben wird.


    Das Traggerüst der Kuppel ist vollkommen neu gefertigt und in den letzten Tagen montiert worden. Durch diesen, seit den Kriegszerstörungen nicht mehr vorhandenen Aufsatz, erhält der Bau seine ursprüngliche Höhe und damit eine ungeahnte Dominanz zurück.


    Die Frontalansicht.


    Die noch original vorhandenen Lisenen sind gereinigt worden. Schadhafte Stellen werden ersetzt.


    Der obere Teil der Lisenen musste allerdings vollständig erneuert werden. Hier sieht man das Versetzen von Sandsteinen. Im Bereich der Lisenen wird das Gebälk des Sockels, das bei den Wandflächen wohl nur aufgeputzt werden wird, verkröpft.


    Leider werden die Wandflächen nicht wie vor 1945 mit Sandstein verkleidet, sondern nur einen Putz erhalten, der hoffentlich eine architektonischen Gliederung aufweisen wird.


    Auf diesem Foto kann man recht gut die ursprüngliche Gestaltung mit einem profilierten Schlussstein am Stichbogen erkennen.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Der Königspavillion wird ein Schmuckstück. :D Die Wirkung mit der Glaskuppel ist wirklich imposant.

    Überhaupt ist der Bahnhof jetzt schon einer der schönsten überhaupt.

  • Zitat von "bilderbuch"

    D
    Außerdem erfreulich ist trotz noch fehlender Nutzung die Sanierung/Rekonstruktion des Königspavillons, der dank seiner nun schon wieder erkennabren Glaskuppel, eine ganz neue Präsenz haben wird.

    ... ich hatte mal etwas gehört von der Nutzung als Bürofläche durch die Bahn/Bahnhofsmanagement?!?

    Sieht auf jeden Fall toll aus :daumenoben:

    (auch wenn das alte Kinoflair mit Holzsitzen, Schimmel an den Wänden und Hintergrundgeräuschen auch was hatte :lachen: )

  • Ich habe neulich mal mit einen der Leute vor Ort gesprochen, aber so richtig wusste keiner was reinkommen soll, erstmal schön sanieren und dann weitersehen :) . Wenn die Empfangshalle für den Busbahnhof reinkommen sollte wird es aufjedenfall noch ein paare Jahre dauern.

  • Zitat von "bilderbuch"

    Zu hoffen ist, dass eine Annäherung an die Vorkriegssituation stattfindet, wobei auch die schweren Segmentgiebel oberhalb der Fassadenöffnungen wieder angebracht werden sollten. Dieser Wunsch wird aber wahrscheinlich nur eine Illusion bleiben.

    Nachdem wir in den letzten Monaten schon so einige Fortschritte sehen konnten, beantworten sich mit der Zeit auch immer mehr Fragen. Die Nordfassade des Hauptbahnhofes wird, so glaube ich es wenigstens zur Zeit, ein rechtes Schmuckstück werden. Und da bis zur Fertigstellung im Dezember noch einiges Wasser die Elbe herunterfließt, kann ja etwas Vorfreude nicht schaden.
    Allerdings muss ich leider auch vor allzu großem Optimismus warnen. Die Art und Weise wie man hier rekonstruiert, ist nicht unbedingt sonderlich vorbildlich, leider!


    Der erste Gesamteindruck.


    Am Königspavillon sind große Teile der Tragkonstruktion vollkommen erneuert worden, wobei man, wie hier zu sehen ist, mit viel Beton gearbeiten hat. Diesem werden erhaltene- und neu angefertigte Sandsteinelemente vorgeblendet. Auch auf den kleinen Seitenflügeln sind nun die stählernen Dachträger aufgesetzt worden.

    Aber auch am östlichen Ende der Nordfassade (zwischen den zwei Hauptportalen zum Wiener Platz) sind nun wesentliche Baufortschritte zu beobachten. Gerade in diesem Bereich war die Architektur sehr monumental und wird es auch wieder werden. Die Portale erhalten nämlich tatsächlich eine Segmentgiebelverdachung!


    Ein erster Eindruck im Gegenlicht.


    Die Verdachungen der Sockelzone greifen in die Architektur der Hallenfassaden ein.


    Hier erkennt man so ein Ding in seiner grauen Betonsichtigkeit.


    Und hier liegt schon der nächste Kandidat zu Boden.

    Wie gesagt, die Art und Weise der Fassadenrekonstruktion ist ein ziemlicher Graus! Wo früher Natursteinarbeiten vorherrschten, wird jetzt mit Beton und Ziegelmauerwerk gearbeitet. Letztlich müssen es also die Verputzer richten, wobei ich mir aber die Frage stelle, ob man die Segmentbogengiebel so einfach mit einem Profil versehen kann.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Bisher war ich davon ausgegangen, dass die Kuppel des Königspavillons, analog zum Hauptempfangsgebäude des Hauptbahnhofes, auch eine Eindeckung aus Glas besessen hätte.
    Gestern war ich nun aber zufällig bei Watzke, wo alte Dresdenfilme liefen. Eine Sequenz zeigte den Besuch des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, der am Wiener Platz eine Ehrenformation der Reichswehr ablief. Dabei war auch recht gut die umgebende Bebauung zu erkennen. Der besagte Pavillon hatte auf diesen Aufnahmen eine geschlossene Dachhaut, die womöglich aus Kupferblech oder Schiefer bestand.
    Mal sehen welches Material nun bei der Rekonstruktion zur Anwendung kommen wird.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von "bilderbuch"

    Der besagte Pavillon hatte auf diesen Aufnahmen eine geschlossene Dachhaut, die womöglich aus Kupferblech oder Schiefer bestand.
    Mal sehen welches Material nun bei der Rekonstruktion zur Anwendung kommen wird.

    Und wiederum haben sich mit der Zeit einige Fragen beantwortet!

    Da man die Arbeiten an der Bahnhofsfassade und dem Königspavillon noch in diesem Jahr abzuschließen gedenkt, sind gleichsam im Wochentakt Neuigkeiten zu beobachten, die allerdings nur von Fall zu Fall wirklich bahnbrechendes aufzeigen. Zur Zeit laufen am Westende der Nordfront die ersten Verputzarbeiten, während im östlichen Bereich noch Abrisse zu verzeichnen sind und teilweise Steine gesetzt werden.
    Der Königspavillon hingegen ist mittlerweile wieder konstruktiv im Lot und die Fassaden sind partiell neu mit Sandsteinelementen verblendet worden. Andere Partien, so etwa der "Portikus", werden schon mittels Sandstrahl gereinigt und wirken nun weniger schwarz als vielmehr gelblich. Aber auch am Dach sind Fortschritte zu beobachten, die sich in einer Verblechung aus Titanzink äußern.

    Zur Einstimmung:


    Das Empfangsgebäude von den Hochgleisen des Ostwerks gesehen. Man beachte die Kombination aus Durchgangs- und Kopfbahnhof!

    Und hier wird noch gearbeitet:


    Der Königspavillon von Osten aus gesehen.


    Der Königspavillon hat nun eine Verblechung erhalten, die im Farbton der Teflonmembran des Hallendaches sehr ähnelt.


    Der Gegensatz zwischen gereinigten und patinierten Natursteinflächen ist auf diesem Bild ganz gut zu erkennen.


    Am Westende der Platzfront sind nun zwischen den Portalen alle Segmentgiebelverdachungen montiert worden.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Während Dresdens Hauptbahnhof - auch im Sinne des Denkmalschutzes - stimmig saniert und ergänzt wird, reißt man in Stuttgart zu großen Teilen das Kulturdenkmal Hauptbahnhof ab... :?

  • Zitat

    Während Dresdens Hauptbahnhof - auch im Sinne des Denkmalschutzes - stimmig saniert und ergänzt wird, reißt man in Stuttgart zu großen Teilen das Kulturdenkmal Hauptbahnhof ab... :?


    Deshalb gibt es ja den massenhaften Protest mit dem Ziel das Projekt K21 - Erhalt und Modernisierung des bestehenden Bonatz-Hauptbahnhofes - umzusetzen.

    http://www.kopfbahnhof-21.de/

  • Zitat

    Der Hauptbahnhof wird Einkaufstempel

    Die Bahn baut den Dresdner Hauptbahnhof zum Einkaufszentrum mit Zug-Anschluss aus. Dazu werden derzeit der Nord- und der Südflügel saniert. Auf den Flächen unterhalb der Hochgleise und in der Kuppelhalle sollen künftig insgesamt 55 Geschäfte, Restaurants und Dienstleistungsangebote angesiedelt werden. Der Bahnhof soll bis 2015 fast 14000 Quadratmeter Verkaufsfläche erhalten, etwas weniger als die Altmarktgalerie durch ihre Erweiterung dazubekommt. ...

    http://www.sz-online.de/Nachrichten/Dresden



    http://www.dnn-online.de/dresden/cityne…ws-a-14313.html

  • Dreimal so viele Interessenten? Warum quartieren die sich nicht woanders ein? Klar, das Gewusel am Bahnhof wird zunehmen und dem Bahnhof gerecht werden sowie den Wiener Unplatz mehr beleben. Aber wieso dort? Gibt doch genug zu beziehende Objekte und Freiflächen entlang der Zentrumsachse und in der Neustadt gibts auch genug. =( Und schade, dass am Ausgang Richtung Uni so ein richtig mieses Gebäude steht. total provinziell und uneinladend. Man hätte dort einen super ansehnliches Areal schaffen können …

  • Zitat von "heiji"

    Dreimal so viele Interessenten? Warum quartieren die sich nicht woanders ein? Klar, das Gewusel am Bahnhof wird zunehmen und dem Bahnhof gerecht werden sowie den Wiener Unplatz mehr beleben. Aber wieso dort?

    Schon mal etwas vom Ladenschlussgesetz gehört? Dieses beinhaltet ausdrücklich Ausnahmen für Bahnhöfe, sodass dort theoretisch rund um die Uhr und sieben Tage die Woche die Ladentüren offen stehen könnten. Allerdings gilt diese Regelung nur für "Reisebedarf", worunter man sich aber das gesamte innenstadtrelevante Sortiment vorstellen kann.
    Abgesehen davon gibt es zur Zeit nur wenige leerstehende Ladenflächen in der Innenstadt, die dazu meist unter dem marktwirtschaftlichen Phänomen des strukturellen Leerstands leidern, also kaum vermietbar sind und deshalb oftmals gar nicht mehr als leerstehende Gewerbefläche ausgeschrieben werden.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von "bilderbuch"

    Schon mal etwas vom Ladenschlussgesetz gehört?


    Ach stimmt ja, bin ich beim Lesen gar nicht drauf gekommen. =D

    In der Innenstadt gibt es aber genügend Brachflächen, in deren darauf neu zu bauenden Häusern Gewerbe an durchaus lukrativen Orten entstehen könne. Mir fällt da als erstes die Fläche neben dem Rathaus ein oder das Areal am Postplatz. ;) Zumal man jenseits des Postplatzes ein durchaus hippes und frequentiertes Stadtviertel haben könnte mit eigenem Bahnhof (Mitte). ;)

  • Der Artikel dazu.

    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2649539

    Soweit ich weiß, ist die Herstellerfirma des Teflon pleite gegangen, weil sie sich beim Dach des Dresdner Hauptbahnhofs verkalkuliert hatte.
    Und während bei öffentlichen Bauvorhaben die Kosten schnell das Doppelte erreichen, und niemand dafür gerade stehen muß außer der dumme
    Steuerzahler, wird die DB auf dem Kostenangebot beharrt haben und deswegen ist die Teflon-Firma in Insolvenz gegangen.Dass nun das Dach reißt,
    ist dann wohl Ironie der Geschichte. :zwinkern: