Baku - Austragungsort des diesjährigen Song Contest, ist dank anhaltenden Erdgas-Boom auf dem selbstgewählten Weg eines "Dubai of the Caspian". Baku - reich an gründerzeitlicher Architektur, reißt zur Zeit ganze Straßen ab um "Platz für neues zu schaffen." Dabei wird wild mit Fassadenelementen aus allen Zeiten und Kulturen gespielt, aber unter dem Strich verliert Baku zur Zeit einen großten Teil seines historischen Gesichts. Beispielhaft ein zufällig gefundener Blog, der einen Einblick in die Lage vor Ort gibt: Östlich von Istanbul: Oktober 2011
Baku (Aserbaidschan)
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Baku ist eigentlich ganz nett zur Veranschaulichung einer Retromoderne. Diesmal kann man wirklich nicht dem Bauhaus die Schuld geben, denn das sind Kulissenbauten, die dort entstehen, die wenig mit dem Anliegen von Architektur zu tun haben. Die haben auch genug Kohle um sich Architekturfreunde einzukaufen und es gibt nicht viel anderes worüber man bei diesem Lande sprechen kann. Ach ja, der Eurovision Song Contest.
Hier ein Link zu ein paar Videos.
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Vielleicht sollte man nicht die historische Altstadt vergessen. Die werden auch renoviert und rekonstruiert. Es ist auch ein Unesco Weltkultur Erbe.
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Ich stelle mal ein paar Bauvorhaben vor die bereits fertig sind oder noch in Planung
Im Mai 2012 wurde das Heydar Aliyev Kulturzentrum der britischen Architektin Zaha Hadid fertiggestellt. Die futuristisch geschwungene Oberfläche, die aus 19000 individuell geformten Flexboards ohne Ecken und Kanten zusammengesetzt ist, beherbergt 3 Auditorien, ein Museum, eine Bibliothek und einen Konzertsaal. Der Bau befindet sich in einer Grünzone, dahinter befinden sich Plattenbauten, somit habe ich kein Problem damit.
Heydar Aliyev Cultural Center - Wikipedia, the free encyclopedia
Heydar Aliyev Centre - Architecture - Zaha Hadid Architects#
Bekanntestes Bauprojekt dürften die Flame Towers gewesen sein. Als Symbole des ewigen Feuers, das das Land seit Jahrhunderten prägt, sind sie gleichzeitig Ausdruck des neuen Reichtums (von dem nur eine kleine Elite profitiert).
BAKU | Flame Towers | 182m | 34-39 fl | T/O - SkyscraperCity
Direkt neben den Flame Towers entstehen auf 221 Hektar 10 neue Viertel mit Wohnungen, Hotels, Einkaufszentren, Freizeiteinrichtungen und Bürotürmen - alles auf höchstem Niveau, versteht sich, mit Platz für 50 000 Bewohner und 48 000 Arbeitsplätzen. (leider keine Webseite)
4 Kilometer vor der Küste steht schon das nächste Mammutprojekt an. Auf der unbewohnten Insel Zira sollen nach Plänen der dänischen Architektengruppe Bjarke Ingels Group eine attraktive Kunstlandschaft entstehen, die die Skyline und das Ökosystem Aserbaidschans abbildet. Sieben grossformatige Gebäude werden die 7 bekanntesten Berge Aserbaidschans abbilden und Wohnraum und öffentliche Einrichtungen beherbergen. Für die vermögende Kundschaft sind 300 Villen geplant. Die autofreie Insel wird durch Fähren, eine Seilbahn und eine Hängebrücke mit dem Festland verbunden werden. Kostenpunkt: 4,5 Milliarden Dollar
Wo Ölbrachen und armselige Hütten das Bild noch prägen entsteht die White City, Aserbidschans grösstes Bauprojekt, ausgelegt für die nächsten 20 Jahre, mit allem Drum und Dran.
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Aber die Flame Towers sind eben mehr Gerüst als Architektur und sind einfach geschmackloser Kitsch eines Ölstaates.
Azerbaijan. Modern Architeture of Baku Discovery chanel Part 1 of 3
- YouTube -
Sehr interessant. Wirkt anspruchsvoll und ambitioniert. Natürlich sind die Flame Towers insofern auch ein Symbol, da das Land seinen (wenn auch recht ungleich verteilten) Reichtum der Ölwirtschaft verdankt. Überhaupt sind die monumentalen Stadtplanungsprojekte in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion Beachtung wert. Hier präsentiert sich eine andere Moderne, von der eventuell das ein oder andere auch für hiesige Planungen zu lernen wäre. Dass für die teils durchaus gefälligen Neubauprojekte in Baku wertvolle Altbausubstanz abgerissen wird ist selbstverständlich die negative Kehrseite dieser Medaille.
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Also ich finde die Flame Towers viel formschöner als die sonstigen vielen Rasiermesser oder Bauklötzer weltweit. Zumal die Flamme auch Geschichte des Landes repräsentiert. Einer der besten Hochhausbauten weltweit.
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Zahlreiche Bilder vom historischen, zeitgeistig-modernen wie auch neohistoristischen Baku könnt ihr dort finden:
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Ohne jetzt einen eigenen Gesprächsstrang aufzumachen möchte ich mal einen Vergleich zur Hauptstadt des geostrategischen Konkurrenten Armenien zeigen, Eriwan/Jerewan.
Neubauprojekte (einfach mal von vorne nach hinten durchklicken)
http://www.skyscrapercity.com/showthread.php?t=775106Armenien scheint ärmer und die Neubauten wirken auf mich auch etwas modernistischer und billiger denn ich Baku. (Kann mich natürlich auch täuschen) Gelegentlich werden allerdings schon traditionelle Rundbogenmotive aufgenommen. Dennoch wird hier der Mangel auch kritisch formuliert:
ZitatNew buildings in the capital of Armenia are being constructed without any account being taken of the traditional architectural style of the city or its financial capabilities. Armenian architects strongly oppose numerous new buildings in Yerevan, as they ruin its unique ensemble by putting multi-storey houses in place of national buildings made of tufa.
http://vestnikkavkaza.net/articles/society/4954.htmlAuch hier etwas zur Info: http://www.welt.de/reise/Fern/art…m-Aufbruch.html
Interessant ist dort übrigens das Projekt der Kaskaden:
http://errabundi.net/photo/d/1199-2/P1020299.jpg
(einfach selbst mal danach googlen.)Baku wieder scheint ein wenig Dubai nachzueifern. So jedenfalls beim Projekt Khazar Islands New City...
http://www.youtube.com/watch?v=eMkbic4H3MQ -
Snork
7. Februar 2020 um 19:27 Hat das Thema aus dem Forum Restliches Europa nach Osteuropa verschoben. -
Snork
8. Februar 2020 um 19:21 Hat das Thema aus dem Forum Osteuropa_____________ nach Außereuropäische Welt verschoben. -
Ich hatte das Musikvideo "Aserbaidschan" des aserbaidschanischen Popstars Emin bereits im Thema "Aserbaidschan" eingestellt, das Heimdall kürzlich gestartet hatte. Da aber ein großer Teil der Aufnahmen die Hauptstadt Baku zeigt, bringe ich das Video hier auch nochmal. Es entstand zum hundertsten Geburtstag der Republik Aserbaidschan im Jahre 2018. Aus Baku stammen die Großstadtszenen, die Nachtszenen und die Szenen mit den beiden Tänzerinnen in den weißen Kleidern. Die Gesangssprache ist Russisch, im Refrain der 2. Strophe Aserbaidschanisch.
Emin - Aserbaidschan (2018)
Zwei Jahre früher entstand ein Musikvideo, das speziell der Hauptstadt Baku gewidmet ist und ausschließlich dort gedreht wurde. Der Autor des Songs ist der Aserbaidschaner Bakhtiyar Aliyev. Für die Videoproduktion engagierte Emin Spezialisten aus Moskau. Die Gesangssprache ist Russisch.
Emin - Baku (2016)
Baku ist eine faszinierende Metropole. Die beiden Videos bieten natürlich nur einen oberflächlichen ersten Eindruck in Werbefilmästhetik. In späteren Beiträgen werde ich hier einige bemerkenswerte moderne Gebäude, Aspekte der Stadtentwicklung und historische Bauten vorstellen.
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Snork
9. Oktober 2021 um 19:04 Hat das Thema aus dem Forum Außereuropäische Welt nach Georgien, Armenien, Aserbaidschan verschoben. -
Die folgende Übersicht wurde vom Fernsehturm aus aufgenommen, der auf einer Anhöhe im Westen Bakus steht. Nach dem Baubestand zu urteilen entstand das Foto zwischen 2012 und 2015. Links ist ein Hochhaus aus der 2012 vollendeten Dreiergruppe der Flame Towers gut zu sehen. In den letzten Jahren sind an der Uferlinie und im Hintergrund einige Neubauten hinzugekommen, die aber den Gesamteindruck nicht verändern. Rechts neben dem Flame Tower ist eine rundliche Struktur aus sehr dichter und niedriger Bebauung auszumachen. Das ist die Altstadt Icheri Sheher. Um sie herum befinden sich die zentralen Teile der Stadt. Die dunklen Flächen sind Parks.
Baku liegt an der Südküste der Halbinsel Apscheron. Die Bucht von Baku wirkt auf dem Foto rundlicher, als sie in Wirklichkeit ist. Das Foto zeigt ja ein riesiges Gebiet. Ich fand es reizvoll, mir am Küstenboulevard im Stadtzentrum stehend beim Blick aufs Meer vorzustellen, dass am anderen Ende der Iran liegt.
Baku, Blick vom Fernsehturm nach Osten (Foto: president.az, um 2012-2015, CC-BY-4.0)