• ..., kam man doch in den 70ern auf die Idee, das Gebäude Holzhofstraße 32 zugunsten einer Bushaltestelle abzureißen, was dann mit viel Glück verhindert werden konnte...


    Wieder einmal ein schönes Beispiel sowohl für radikale Ablehnung des Historismus in der Nach-WK1-Zeit, als auch für den beginnenden Denkmalschutz, der diesen Abriss zum Glück verhindert hatte.

    P.S.: Soll ich vielleicht heute und morgen kurzfristig in die Stadt, um einige Spolien dieses Wunderwerks mderner Baukunst zu sichern, von wegen Wiederaufbau und so?


    Zumindest die Brückenlaternen scheinen ja ganz akzeptabel zu sein. Also, nur zu!

  • Soll ich vielleicht heute und morgen kurzfristig in die Stadt, um einige Spolien dieses Wunderwerks mderner Baukunst zu sichern, von wegen Wiederaufbau und so?


    Lass das die Mitarbeiter des Abbruchunternehmens mit ihren Bauschuttfahrzeugen besorgen und freue Dich darüber, die bisherige Situation fotographisch festgehalten zu haben. Ich würde mir auch von vielen Häusern Fotos von früher, insbesondere aus den 70ern und 80ern, wie ich es selber noch gesehen habe, wünschen. Aber ohne Digitalfotographie ist damals nicht so viel fotografiert worden. Auch von mir nicht.

    Wurde denn auch der Steg über die Windmühlenstraße beseitigt?

  • Diese Bilder haben sich gestern spätnachmittags geboten. Die Brücke geht, die Herzen sind beklommen. Wäre es nicht besser, alle 10 Meter über Straßen Fußgängerbrücken zu bauen? Dann müßte man nicht so viel Energie für Fußgängerampeln aufwenden...
    Spolien habe ich nicht gesammelt. Wenn man die Kellertreppe heruntersegelt, hat man andere Sorgen.

    Auch am Hopfengarten wird das seit Jahren leerstehende Gebäude abgerissen, da dort die Zeit, um an Fördermittel zu kommen, davoneilt. Wie der geplante Gebäuderiegel aussehen soll, scheint wohl noch unklar, da man noch nirgendwo Visualisierungen gesehen hat. Der bisherige Zustand war ein Zustand, jedenfalls die größte Drecksecke von ganz Mainz.

    P.S.: @ Zeno: meintest du mit der Windmühlenstraße den Weg/ die Straße zur Zitadelle?! :wink:

  • Nun, dieser Steg wurde tatsächlich stehengelassen. Daß du mal wieder die Stadt besuchen solltest, glaube ich ansonsten aber auch! Direkt nebenan befindet sich das Eisgrub-Bräu...

  • Nachdem nun die Fußgängerbrücke abgerissen ist, gehen auch die Abrißarbeiten der Häuser Hopfengarten 17-19 und Holzhofstraße 28 voran und werden wohl in Bälde ebenfalls verschwunden sein. Die Landesarchäologie hat laut ihrer Aussagen bereits eine Ausgrabung des Areals vorgesehen und hofft, daß es nicht zu viele Funde geben wird, die die Arbeiten verzögern werden. Nachdem viele Jahre Stillstand herrschte, scheint es nun Zeitdruck zu geben - am 30.06. läuft die Frist zum Einreichen von Anträgen aus, die das Land mit 1,4 Mio. bezuschussen wird. Der Hopfengarten wird an seinem westlichen Ende komplett durch eine T-förmige Riegelbebauung geschlossen und von Parkplätzen komplett befreit werden. Diese 4-geschossige Bebauung beinhaltet eine Mischnutzung von 34 ETW´s, einer KiTa von 780 m2 sowie einem Spielplatz, Gewerbeflächen im EG, sowie ein zweigeschossiger Durchgang zwischen Hopfengarten und Holzhofstraße. Bürgermeister Beck spricht von einer echten städtebaulichen Reparatur und daß man schon merke, was die Brücke für eine Sünde war. Die Planungen sind von dem Büro Hild und K aus München. Vermutlich wird das Projekt 2014 abgeschlossen.

    Daß dieses Bild verschwindet, hat vielleicht seine Richtigkeit.

  • Am großen heiligen Sonntag findet in Mainz immer der Umzug der Garden durch die Innenstadt statt und die Motivwagen für den Rosenmontagszug werden anschließend in der Ludwigsstraße aufgestellt. In diesem Jahr sind es wohl recht wenige, umso interessanter ist es aber doch, daß ein deutlicher Bezug zur Baupolitik gegeben ist.
    In Sachen Rathaus und ECE kann man ansonsten auch nicht wirklich sagen, daß es etwas neues gäbe.

  • Am 20.02. um 18:00 h wird es im Ratssaal des Rathauses wieder eine Podiumsdiskussion geben, die das Institut für Kunstgeschichte der Uni Mainz durchführt und das Thema hat: "Schandfleck oder Architekturdenkmal - das Mainzer Rathaus in der Diskussion.

    Es wirken mit:
    Dr. Joachim Glatz, Landesdenkmalpfleger
    Marianne Grosse, Baudezernentin
    Prof. Emil Hädler, FH, Vorsitzender Werkbund
    Prof. Kai Kappel, Institut für Kunst- und Bildgeschichte, Humbold-Uni Berlin
    Prof. Michael Matheus, HIst. Seminar Uni Mainz
    Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe
    Prof. Gregor Wedekind, Inst. für Kunstgeschichte Uni Mainz

    Moderation: Prof. Matthias Müller, Institut f. Kunstgeschichte

    Weitere Infos über das Rathaus sind in den letzten Wochen nicht bekanntgeworden.

  • Wenn ich mir die Zusammenstellung der Diskutanten anschaue kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, dass auch nur einer klar für die Option "Schandfleck" plädiert. Statt dessen sind wohl 100 Prozent für "Architekturdenkmal" zu erwarten. Dürfte also eine langweilige Veranstaltung werden. Oder täusche ich mich da?

  • Nein, Heimdall, du täuschst dich nicht, außer einer Schauveranstaltung der roten Uni ist da nicht viel zu erwarten; und natürlich gab bzw. gibt es auch zu dieser Veranstaltung Propagandisten und Geisterbeschwörer, die solche Aussagen wie die, daß sich die ganze Welt über Mainz kaputtlachen würde, auch noch glauben und dementsprechend gegen die "Ewiggestrigen" hetzen. Insofern ist es interessant, daß es Leute gibt, die nicht fähig sind nachzuvollziehen, daß es in einer de facto bankrotten Stadt, die im Besitz einer de facto Bauruine (Rathaus) ist, im Umgang mit einer solchen und einem sich abzeichnenden Aufwand von 100 Mio. es gewisse Grenzen geben muß. (An die 50 Mio. glaubt in Mainz (außer Politikern) sonst kein Deibel mehr). Der Typ aus dem verlinkten Video würde übrigens gut bei uns in die Ranzengarde passen; nur steht zu befürchten, daß er, sollte er beim Rosenmontagszug mitfahren, die Bonbons, ansatt zu werfen, selbst konsumiert. Vielleicht könnte man ihm anstatt der Ranzengarde die Haubinger schmackhaft machen, die statt Bonbons mit Handkäse werfen, was ja nicht uninteressant ist, ist doch der Mainzer Käse der gesündeste der Welt.

    Neben diesem Thema steht nun offensichtlich noch ein weiteres ins Haus: der Sanierungsstau der Zitadelle, der schon 2009 auf 21 Mio. geschätzt wurde. Dies rührt daher, daß nach dem Wiederaufbau ebenfalls gespart und geschludert wurde und vor allem die Dächer nunmehr einfach nur noch reif für die Tonne sind. Für den Kommandantenbau scheinen nun 5,9 Mio., für das Gebäude A (Stadtplanungsamt) 3,1 Mio und für das Gebäude C (Bauamt) 1,2 Mio. kurzfristig aufzuwenden sein. Natürlich werden auch deswegen wieder breite Diskussionen folgen, aber es ist, wie es ist...

  • Zu verkaufen:
    Osteiner Hof
    Schillerplatz
    Johann Valentin Thoman, 1749-54
    Preis: ca. 10 Mio. VHB
    bezugsfrei ab: nach Vereinbarung

    Der Osteiner Hof ist z.Zt. noch Standortverwaltung der Bundeswehr und wird nach und nach geräumt. Auch die bisherige Kurmainz-Kaserne zwischen der Oberstadt und MZ-Hechtsheim wird aufgegeben; die Fläche bebaut.

  • Die Abrißarbeiten am Hopfengarten in der südlichen Altstadt sind sehr weit fortgeschritten. Verschwunden ist einer der größten Schandflecke der Stadt, temporär gewonnen ein erstaunlich lichtes und heiteres, fast tänzerisches Raumbild des Hopfengartens, der zusammen mit der ebenfalls abgerissenen Fußgängerbrücke ganz neue Eindrücke bringt. Doch wird dieses Bild nicht allzu lange bestehen bleiben.

    Auch an der südlichen Ecke des Hopfengartens sind die Ausgrabungsarbeiten relativ weit fortgeschritten. Zu Tage tritt ebenfalls wieder ein bisher unbekanntes Stück Alt-Mainz.

    Der legendäre Leichhofblick ist zur Zeit ebenfalls vom gewohnten Bild abweichend, doch es muß ja auch sein. Etwa 2015 wird wohl auch der Westturm wieder gänzlich zur Stadt gehören.

    Auch der Blick vom Gutenbergplatz auf den Dom ist besonders bei dem herrlichen Wetter nach einem halben Jahr grau-bedeckter Himmel eine der größten Freuden.

    Ein bisheriger Quelle-Pavillon wurde Stück für Stück saniert; diese Arbeiten sind nun abgeschlossen. Dem Theater, der Alten Universität und der Quintinskirche wurde ein "mutiger, spannender, zukunftsweisender etc. Bruch etc." beigegeben.

    Mehr Freude macht der Gang über den Markt, hier die rekonstruierte Nordseite:

    Der Marktbrunnen von 1526 gemeinsam mit den Domkapitel´schen Häusern am Markt, errichtet von Domschreiner Kilian Bender 1773, die neben der Gotthardkapelle als einzige Gebäude unzerstört blieben.

    Faszination Markt zu Mainz...

    Von der Holzhofstraße aus blickt man auf die Rückseite des Rochusspitals in der Rochusstraße. Auch diese bisher bestehende Baulücke wird in Bälde geschlossen werden.

    Typisch für Mainz sind auch die von Studenten "besetzten" Treppenstufen des Theaters, was man den Leuten ja auch wirklich nicht verübeln kann.

    Ach so: am 15.03. findet die nächste der Schauveranstaltungen zur Zukunft des Rathauses statt. Wer drauf steht...
    Interessant ist zur Zeit nur die nunmehr öffentlich gemachte Idee, den Osteiner Hof am Schillerplatz in städtischen Besitz zu überführen und in ihm den Dienstsitz des OB´s zu verlagern. Das wäre natürlich ein großartiger Gedanke für ein großartiges Gebäude an einem ebenso großartigen Platz mitten im Zentrum der Stadt.

    Heiß geliebt bist du noch immer
    AUREA MOGUNTIA

  • Auch die Frage nach dem "wie weiter" mit dem Osteiner Hof hat nunmehr eine öffentliche Diskussion erreicht, bei der es interessant wird, die Entwicklung mitzuverfolgen. Diese Diskussionen entsprechen dem Wort, was man bei uns auch als "Parteijes" kenne. Und zwar hat die CDU ins Gespräch gebracht, das Gebäude weiterhin in öffentlicher Nutzung zu belassen, da das Gebäude nach 1816 immer als solches genutzt wurde und selbst heute noch im Zusammenhang mit der militärischen Verwaltungsnutzung als "Gouvernement" bezeichnet wird. Der nachmalige Wilhelm eins war übrigens auch eine Zeit lang da drin...
    Scharfe Kritik von den wackeren Recken des roten Lagers - da irgendsoein türkischer Investor Interesse an dem Gebäude habe und ein Hotel dort in die Diskussion bringt, sei es damit ja auch in Ordnung - das Gebäude würde dann ja auch öffentlich nutzbar sein, weil man darin ja heiraten könnte... :gehtsnoch:

    Ein solch typischer und immer wiederkehrender Parteienquatsch ist für den Osteiner Hof völlig ungeeignet.

    Angeführt wird auch, daß nach der Überführung des Dalberger Hofs dieser ja auch grundlegend saniert und nun vollends bewohnt ist.
    Daß man den Osteiner Hof mit dem Dalberger vergleicht, ist geradezu absurd. Der Osteiner Hof brannte zwar im 2. OG aus und verlor alle seine extrem bedeutenden Stuckaturen der Innenräume, aber das Treppenhaus und auch die Torfahrt sind noch original und die Innengrundrisse weitestgehend auch.

    Der Dalberger Hof brannte sowohl 1793 als auch 1945 aus und es sind heute keinerlei Reste des Innengebäudes mehr vorhanden, sodaß der Einbau von Wohnungen in das Gebäude kein wirkliches Problem ist. Im Gegensatz hierzu sind die Innengrundrisse des Osteiner Hofs vor allem im ersten OG völlig ungeeignet, um dort privaten Wohnraum zu verwirklichen.

    Für ein solch einzigartiges Gebäude wie den Osteiner Hof, das bedeutendste Adelspalais des Rokoko in Deutschland, ist es unumgänglich, anstelle einer kurzfristigen und kurzsichtigen Entscheidung eine solche anzustreben, die für den Osteiner Hof und auch für die Stadt, besonders an einem solch bedeutsamen 1A-Standort wie dem Schillerplatz die bestmögliche überhaupt darstellt. Mainz kann sich nicht erlauben, ein solch bedeutsames Gebäude einfach zu verschleudern.

  • Dass an der Ostseite des marktes zwei Gebäude in alten Formen wiedererrichtet wurden ("rekonstruiert" wäre zu viel gesagt), war mir bis jetzt neu und erscheint sehr erfreulich. Eigentlich wurde da in aller Stille eine großflächigere Wiederherstellung eines sehr bedeutenden Platzraumes bewerkstelligt, ein kleiner Neumarkt sozusagen.
    Zwei Fragen: Wird das nördlichste Gebäude der Ostseite irgendwann adäquat ersetzt werden bzw gibt es Überlegungen in diese Richtung? Dass wenignstens diese Ecke funktioniert, für für das Platzgefüge besonders wichtig, zumal die anderen Ecken tradionell bedingt eher in andere Platzräume zerfließen bzw unschön aufgebaut wurden.
    Wie sieht es mit der Westseite aus? Eigentlich war hier der zu dem/den (?) Höfchen hin offene Vorkriegszustand nicht besonders befriedigend, sodass mE eine Schließung (naturgemäß mit modernen Baukörpern, da es ja nichts zu rekonstruieren gibt und auf Anpassungsarchitektur wohl nicht realistischerweise zu hoffen ist) gar keine schlechte Lösung wäre. Aber wenigstens sollte der unsägliche nördliche Bau beseitigt bzw mit einer historischen Fassade versehen werden. Wird da weitergemacht oder erachtet man den Wiederaufbau des Marktbereiches als abgeschlossen?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    Einmal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (8. März 2013 um 10:02)

  • Ursus´ Frage beantworte ich heute mit etwas weniger Text, da ich den Markt in wenigen Tagen mit etwas umfangreicherem Bildmaterial vorstellen möchte.
    Das Zeitfenster um 2003 war wohl im Hinblick auf das bisherige Listmann-Kaufhauses ein günstiges, um dort das Projekt Lennig-Haus zu verwirklichen, in dem heute Sinn-Leffers ansässig ist. Über ein wie weiter an Markt 17 (Schöneck/ kleiner Maulbeerbaum) hat man nie etwas gehört. Auch zur Westseite des Marktes im Bereich Einmündung Schusterstraße (Standort der ehemaligen "Nähkiste") mit dem wahrlich unsäglichen Nachkriegsbau hat es nie Informationen gegeben. Natürlich ist das auch eine Frage der Besitzverhältnisse. Zu bedauern ist aber auch, daß das Interesse an der Altstadt nicht immer so ist, wie man es sich wünschen würde.
    In meiner Galerie bürgerliche Altstadt werde ich wie gesagt, in den nächsten Tagen mal ein bißchen historisches Material einstellen.

  • Dass an der Ostseite des marktes zwei Gebäude in alten Formen wiedererrichtet wurden ("rekonstruiert" wäre zu viel gesagt), war mir bis jetzt neu und erscheint sehr erfreulich.

    Rekonstruktion ist tatsächlich zuviel gesagt:
    http://www.baulinks.de/webplugin/2004/1072.php4

    Zitat

    Optisch wie das klassizistische Original, dämmtechnisch up to date: In Mainz erhielt ein Geschäftshaus sein historisches Aussehen zurück. Architekturelemente aus mineralischem Leichtwerkstoff (StoDeco Profil) sorgen für die authentische [sic!] Fassade.

  • Natürlich wären bei Markt 19 und dem Lennig-Haus wenigstens senkrecht unterteilte Fenster weitaus mehr erstrebenswert; wenn man den vorherigen Zustand noch kannte (vor dem Helmut Kohl 1998 seine traditionell in Mainz stattfindende Abschluß-Wahlkampfveranstaltung durchzog), muß man angesichts des enormen Handlungsbedarfs in der gesamten Innenstadt über den jetzigen Zustand schon zufrieden sein. Trotz dieses Details macht es einem das Gebäude möglich, eine erhebliche Bindung an die verschiedenen Plätze zu entwickeln - im Sommer über den Markt zu laufen ist eine der größtmöglichen Freuden.