Genua scheint einige Foristen sehr zu interessieren, ich möchte meine Bilder dieser Stadt deshalb nicht ungepostet lassen.
Auf den ersten Blick ist Genua eine enge, muffige und gedrängte Stadt mit einem hohen Anteil an Migranten. In den Sechzigern wurde ihr eine Autobahn vors Antlitz geknallt und ihr einst enorm wichtiger Hafen schwächelt schon seit Jahrzehnten. Alles keine guten Voraussetzungen um ein bevorzugter Touristenort zu werden. Und genau das ist ein Glück für wirklich an Stadtkultur und Architektur interessierte Menschen. Nie habe ich eine Stadt gesehen, in der das Alltagsleben derart auf der Strasse spielt. Vom heimatlichen Zürich war ich es gewohnt dass jeder kleinste Quadratmeter Altstadtfläche restlos kommerzialisiert/ausgenutzt ist, Was ein Kontrast war da die genueser Altstadt, die zu beträchtlichen Teilen von oft nur durchschnittlich laufenden Kleinbetrieben und Gebrauchswarenläden genutzt wird. Am Abend sitzt jeweils die halbe Wohnbevölkerung draussen in den Gassen und schwatzt, spaziert, streitet, isst etc. Die Fenster sind aufgrund der brütenden Hitze auch nach Sonnenuntergang weit geöffnet und Musik, Fernsehergeräusche etc. dringen ungehindert nach draussen. Wer allzu tollkühn in jede Gasse läuft, dem kann es jederzeit passieren sich plötzlich in Zentimeternähe an dort auf Kundschaft wartenden Prostituierten vorbeiquetschen zu müssen. Nachts hörte ich einmal einen Betrunkenen direkt unter meinem Zimmer auf Gott und die Welt schimpfen. Er schien im Viertel wohlbekannt zu sein, überall streckten Leute die Köpfe aus den Fenstern, einige Kinder kicherten schon wie in gespannter Erwartung. Dann kippte plötzlich irgendjemand einen Eimer Wasser aus dem Fenster und der Trunkenbold war pitschnass und zog schimpfend von dannen.
Architektonisch ist die Stadt eine Mischung aus hohen,schlichten aber oft liebevoll bemalten gotischen Häusern und Barocken Strassendurchbrüchen. Diese haben es in sich. Es ist ein unglaubliches Erlebnis zum ersten Mal in eine der Strade nuove einzubiegen und die oft fünfstöckigen Barockpaläste auf sich wirken zu lassen. Jeder ist ein Unikum und hat eine spannende Geschichte, die drei prächtigsten Exemplare sind auch von innen zugänglich.
So, das war mal ein Appetitanreger, die via Balbi wenn ich mich recht entsinne. Morgen gehts weiter.