Innenräume des Berliner Schlosses

  • Ovationen für den Kaiser

    Die Preußische Schlösserverwaltung ließ - in der zweiten Fassung, in der Sie das kaiserliche Arbeitszimmer der Öffentlichkeit präsentierte - an der östlichen Schmalwand des Raumes (hin zum Empfangszimmer) das von Franz Skarbina geschaffene Gemälde "Kundgebung vor dem Berliner Schloß in der Nacht des 6. Februar 1907" aufhängen , welches die Szene zeigt, als das Kaiserpaar nach dem Sieg der konservativen Kräfte bei der Stichwahl zur bereits am 25.01.1907 erfolgten Reichstagswahl von den Fenstern des Marmorsaals (Raum 556) aus die - spontane und vorher nicht organisierte - Huldigung der Berliner Bürger entgegennahm. Das Bild befindet sich heute im Berliner Stadtmuseum. Einige Bürger waren vor Begeisterung auf die Rosselenker gestiegen, um dem M onarchenpaar noch näher zu sein.

    Wo dieses Gemälde vorher, insbesondere vor dem Umsturz hing, wäre noch zu klären. Wahrscheinlich weiß Prof. Hinterkeuser Rat...

  • Nur noch eine Frage:

    Wieso dürfen sich die Franzosen zu einem Mann, der Millionen junge Männer auf dem Schlachtfeld seiner - von ihm selbst herbeigeführten und gewollten - Kriege geopfert hat und den man deshalb mit voller Berechtigung als Massenmörder bezeichnen kann, zum ersten Napoleon also, bekennen, ohne schamesrot zu werden ?

    Und weshalb wird es im Gegensatz dazu uns Deutschen bis heute verwehrt, sich auf einen Mann positiv zu beziehen, der den ersten Weltkrieg nicht wollte ?

    Man erkläre mir das bitte ?

    Ist es wirklich nur das altlateinische 'Der Sieger schreibt die Geschichte' ? (wobei das ja auch nicht stimmt; siehe Waterloo) ? Oder ist es vielmehr so, daß zu viele bis heute von dem Negativbild Wilhelms II. profitieren und ihre Macht darauf aufbauen ?

    Auch wenn ich kein Philosoph bin und auch kein Geschichtsschreiber, allerdings schon so alt, dass ich diese Ereignisse alle noch selber erlebt habe (so scheint es mir jedenfalls) möchte ich auch noch kurz meine Meinung zu den erlebten Ereignissen kund tun:

    Also aus meiner Sicht war Napoleon ein egozentrischer Tyrann, der die Weltherrschaft anstrebte, nichts weiter. Das hat Ludwig van Beethoven, als er Napoleon seine 3. Sinfonie widmen wollte auch nach dessen Krönung zum Kaiser erkannt, was ihn mir noch sympathischer machte, als er wegen seiner Musik mir ohnehin schon war!

    Zu Kaiser Wilhelm II:

    Er war Kaiser eines wirtschaftlich aufstrebenden starken Landes in Europa. Sein Wort zählte. Seine Meinung hatte Gewicht.

    Er hätte 1888 als er den Thron bestieg sehen müssen, dass die Nachbarn neidisch auf Deutschland blicken. England befürchtete von Deutschland wirtschaftlich überholt zu werden, Frankreich hatte auch noch eine Rechnung offen, wegen der Schmach des verlorenen Krieges und des Verlustes vom Elsass. Auch die Polen wünschten sich einen Krieg, der ihr aufgelöstes Land wiederentstehen lässt.

    Daher wäre es, mit oder ohne Bismarck an der Seite, ein guter Rat gewesen, den "Ball" sehr flach zu halten. Der Kaiser hatte doch alles was einen Monarchen glücklich machen sollte. Ein großes schönes Land, was mit seiner historischen Architektur, den unzähligen Baudenkmälern und Geschichtszeugnissen, der wachsenden Städte resultierend aus dem "Wirtschaftswunder" der Gründerzeit geradezu eine Blüte erlebte. Eine Flotte der größten und schönsten Luxusdampfer die die Welt je gesehen hatte (Imperator, Vaterland und Bismarck). Robert Ballin wurde beim Bau dieser gigantischen Luxusliner vom Kaiser unterstützt und auch eine beeindruckende Flotte von Kriegsschiffen zur Abschreckung, gegen die auch nichts einzuwenden war. Nach diesen immensen Erfolgen hätte er sich 1914 völlig entspannt zurücklehnen können und von seinem Balkon ab und zu eine Rede für den Erhalt des Friedens halten müssen. Dass der Frieden ein Garant für Wohlstand ist und dass Krieg unter allen Umständen zu vermeiden ist. Auch als Österreich bereits im Krieg mit Serbien war, hätte der Kaiser nicht nur Telegramme an die Europäischen Herrscher schreiben sollen in denen er betont, dass ein Krieg unter diesen Umständen absolut unnötig und unbedingt zu vermeiden wäre, sondern auch Ansprachen an das Volk halten müssen in denen klar wird, dass Er und das Kaiserreich unter keinen Umständen einen Krieg in Europa befürwortet und dass Deutschland sich nur verteidigen wird, falls es von einem Nachbarn angegriffen wird, Dann aber mit aller Härte.

    Hätte der Kaiser so gehandelt, wäre er auch nach dem Krieg Kaiser geblieben.
    Deutschland wäre aus der Rolle des Angreifers und Aggressors raus gewesen.

    Er hätte dann mehr Zeit und Energie in Kunst stecken können. Endlich den begonnenen Umbau der Westseite des Eosanderhofes im Berliner Schloss vollenden können, die ja von Ernst von Ihne anfang der 90er Jahre begonnen, dann aber als häßlicher Torso bis zur Schlosssprengung erhalten blieb. Unverständlich, dass der architekturliebende Kaiser diesen Dauerzustand tolerierte.

    Ein weiterer Fehler, der die Kurzsichtigkeit des Kaisers zeigte:

    Selbst 1918 hätte er das Kaiserhaus noch retten können, wenn er zu Gunsten seines Enkels abgedankt hätte. Als Zwischenregent hätte der sogenannte "Bademax" Max von Baden die Regentschaft übernehmen können, wenn der Kaiser und seine liebe Gemahlin ihn wegen dieses Vorschlags nicht so feindselig angegriffen hätten. Max von Baden schätzte den Kaiser sehr und wollte nichts gegen seinen Willen tun. Wenn Wilhelm II ihm freundlich diesen Vorschlag unterbreitet hätte, wäre das Kaiserhaus gerettet gewesen.

    Eine Reihe von dummen Fehlern, die zum Untergang führen mussten hatte der Kaiser begangen. Fehler, die mit etwas mehr Einfühlungsvermögen in die Europäische Situation vermeidbar gewesen wären.

  • Das ist alles sicher unheimlich interessant, hat aber mit der Architektur der Innenräumen des Schlosses nicht mehr viel zu tun. Also kehrt bitte zum eigentlichen Thema zurück.

  • Wer öffnet denn nun die Tür zu den hinteren Gemächern ?

    Nachdem es - wie der obige , längere Umweg ja erwiesen hat - Queen Mum nicht mehr tun kann (und auch nicht soll...), stellt sich die Frage, ob hier jemand im Forum jemanden kennt, der über Fotomaterial von Schlafzimmer und Garderobe verfügt (ein Foto des Kleinen Ankleidezimmers wurde ja hingegen bekanntlich schon von Peschken und Klünner publiziert) über das wir einen Einblick in diese 'verborgene Welt' erhalten könnten. Die Fotocollectie von Huis Doorn ist in dieser Hinsicht ebenso unergiebig wie die SPKB und Foto Marburg. Und ob das Hausarchiv auf 'der Burg' etwas Einschlägiges vorzuweisen hat, kann ich nicht beurteilen.

    Man ist eben einfach neugierig auf das Aussehen des Zimmers, in dem Liebknecht einst - im Bett des Kaisers liegend - von der weißen Frau zu Tode erschreckt wurde. Wegen der 'Kontaminierung' durch den Sozialisten wurde das Bett später vom Kaiser nicht nach Doorn beordert, sondern hatte hinter dem Bett aus Bellevue zurückzustehen, welches ins Exil ging und in welchem der Kaiser 1941 gestorben ist. Letzteres ist jedem Doorn-Besucher bestens bekannt.

    Man fragt sich auch ob die Garderobenschränke in Doorn einst aus der hiesigen Garderobe ausgebaut worden sind ?


    Blick in den gegenwärtigen Raum 114, der die gesamte Kubatur der historischen Räume 668 bis 675 umfaßt. Die Betonsäulen markieren ziemlich genau die Lage der Wand zwischen den großen Räumen am Schloßplatz und den kleinen, hinteren Räumen am Schlüterhof, bzw. Flügel zwischen Großem und Kleinen Schloßhof.

    Der Fotograf - meine Wenigkeit - stand ungefähr mittig im Kleinen Ankleidezimmer (Raum 671).

  • Ein seltsamer optischer Effekt :

    Dieser im wesentlichen kahle und öde 'Groß-Raum' 114 wirkt irgendwie 'kleiner' als jeder einzelne der historischen vorderen Räume (Empfangs-, Arbeits- und Vortragszimmer).

  • Ja, hab tatsächlich ein (koloriertes) Bild. Die Farben sind nicht akkurat, da ich dazu keinerlei Beschreibungen oder gar Vorlagen fand (aber es geht bei dieser Art Überarbeitung auch mehr um den Raumeindruck).

    Das Schlafzimmer Kaiser Wilhelms II.

  • Sehr geehrter East_Clintwood,

    in der Tat habe ich dieses Foto auch schon in Erwägung gezogen. Allerdings scheint mir der zu sehende Raum einfach zu groß, um mit der Nr. 572 identisch zu sein. Bedenken Sie, daß die Frau des Botschafters den Raum als 'winzig' beschrieb. Das Foto zeigt hingegen ein Raumvolumen. welches dem des Arbeitszimmers so gut wie nicht nachsteht.

    Vermutlich ist die Betitelung dieses Bildes - in dem ansonsten so großartigen Film mit den nachkolorierten Bildern der Innenräume - nicht korrekt.

    Ganz vorsichtig würde ich darauf tippen, daß das Foto einen Raum in einer anderen Fürsten-Suite des Schlosses zeigt, z.B. in der Hohenzollernwohnung (diese Zuschreibung ist aber nur unter Vorbehalt , da sie eben mal so 'aus dem Ärmel geschüttelt wurde').

    Nachtrag:

    Gegenüber dem Fußende des Bettes sieht man eine Kaminblende , dort wo laut Grundriß nur ein Fenster sein dürfte. Die beiden Türen (die eine - aus der Sicht des Betrachters - rechts vom Bett und die links vom Bett, mittig in der Wand , würden hingegen schon stimmig sein; allein der Maßstab des Raumes ist -wie gesagt einfach zu groß.

    Und für zwei, die 'Tür zum Ankleidezimmer' flankierende versteckte Wasch- und Toilettenbereiche - siehe dazu meinen Beitrag zu den entsprechenden Räumlichkeiten der Kaiserin westlich des Säulensaals [im Themenstrang 'Das lebendige Stadtschloss'] ist auf dem Grundirss ebenfalls kein Raum.

  • Hm, folgende zwei hätte ich noch:

    Das kleine Schlafzimmer in der Wilhelmschen Wohnung, das einer Kammer näher kommt

    …Und…

    Kleines Schlafzimmer in den Mecklenburgischen Kammern (wobei ich nicht glaube, dass Sie dieses meinen)

    Mehr hab ich leider nicht.

  • Lieber East_Clintwood,

    jedenfalls vielen herzlichen Dank für Ihre engagierte Mitsuche !!

    Es bleibt einem vorerst nur zu konstatieren, daß der Kaiser im Vergleich zu seinen eigenen Gästen im 'Hauptschloß' seines Königreiches offenbar nur sehr beengt nächtigte.

    Selbst in Huis Doorn hatte er mehr Platz [man sieht das Bett aus Bellevue - mit einem Bildnis von I.M . im Baldachin]:

  • Vielleicht kann ja einer der Kreativen hier im Forum - auch einmal jenseits des hoch-geschätzten East_Clintwoods - aufgrund des Grundrisses und der zugehörigen 'Arbeitshypothese' eine Visualisierung des Raums entwerfen...

  • Es ist schwierig bei über 1000 Räumen des Schlosses das winzige Schlafzimmer von Kaiser Wilhelm ll. Als Foto aufzufinden. Wo der Raum war ist ja klar, wahrscheinlich war er so belanglos das es nicht dokumentiert wurde.

  • Das Schlafzimmer Kaiser Wilhelms II.

    Ich denke es wird dieser von Clint Eastwood, äh, East Clintwood verlinkte Raum sein.

    Wenn jemand "winzig" sagt ist das ja auch nur relativ. Was ist winzig? Eine Blattlaus ist winzig verglichen mit einem Kartoffelkäfer. Aber auch unser Planet Erde ist winzig verglichen mit dem Jupiter.

    So ist das kleine Schlafzimmer mit einer Größe von 6 m mal 4,80 m winzig verglichen mit anderen Schloßräumen.

    Das Bett hat vielleicht eine Länge von 1,8 m, was den Raum auch noch mal größer erscheinen lässt.

    Sehr interessant finde ich, dass unmittelbar über diesem Schlafzimmer Wilhelms II das Geburtszimmer Friedrich II lag.

    Wilhelm II schaute von seinem Bett aus auf die Zimmerdecke über der 1712 Friedrich II zur Welt gekommen ist.

    Von diesem Raum habe ich jedoch noch nie ein Foto gesehen.

    Wirklich ein Jammer, dass das Schloß den Krieg nicht überlebt hat. Hätte man sich in den 40er Jahren doch wie bei anderen wertvollen Gebäuden bemüht das Schloß durch Brandwände feuerfest zu machen (Holztüren durch Eisentüren ersetzen. Fenster zumauern), wäre es nie vollständig ausgebrannt.

  • Es ist einfach unfassbar, was an Innenarchitektur durch die Zerstörung des Schlosses verloren gegangen ist. Ein Trauerspiel... Ich frage mich, weshalb man nicht mehr der wandfesten Austattung ausgebaut hat? Wirklich Schade, dass man nichtmal versucht hat, den Schlossbrand in Februar 1945 zu löschen.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Sehr interessant finde ich, dass unmittelbar über diesem Schlafzimmer Wilhelms II das Geburtszimmer Friedrich II lag.

    Wilhelm II schaute von seinem Bett aus auf die Zimmerdecke über der 1712 Friedrich II zur Welt gekommen ist.

    Von diesem Raum habe ich jedoch noch nie ein Foto gesehen.

    Ein sehr guter Hinweis von Ihnen, Kaiser Karl.

    Unter diesem Link:

    Aufstellung des Kunstgewerbemuseums im Berliner Stadtschloss, Geburtszimmer Friedrich des Großen - Deutsche Digitale Bibliothek

    findet man ein Foto des besagten Geburtszimmers. Es zeigt den Raum in der Nutzung durch das Kunstgewerbemuseum in der Zwischnekriegszeit.

    Hier eine nachkolorierte Version desselben:

  • Der Grundrißvergleich zeigt, daß die Raummaße des Geburtszimmers des Alten Fritz und des unmittelbar darunterliegenden Schlafzimmers von S.M. dem Kaiser identisch und kongruent waren.

    Damit dürfte das weiter oben gezeigt Schlafzimmer tatsächlich nicht das hier in Rede stehende gewesen zu sein. Es ist schlicht zu groß und hat - wie bereits oben bemerkt - in der Achse des Bettes einen Kamin, wo doch ein Fenster zu sein hätte.

  • Die Tür zwischen Raum 671 und 672

    Vom 'Kleinen Ankleidezimmer' des Kaisers haben schon Peschken und Klünner ein Foto veröffentlicht, welches man auf unten stehender Vergleichs-Collage links sehen kann. Auf diesem Foto erkennt man deutlich die Tür, die ins Schlafzimmer des Kaisers führt.

    Wäre der weiter oben vorgestellte Raum (rechts in der Collage) tatsächlich das Schlafzimmer des Kaisers gewesen, dann hätte die Tür auf der Seite zum Ankleidezimmer eine andere 'Fachung' als auf der Seite zum Schlafzimmer gehabt. Es sei denn, man geht von Doppeltüren zwischen den beiden Räumen aus, was der Grundriß aber eigentlich nicht hergibt.

  • Schlag nach bei Albert...

    Teil 1

    Wir brauchen hier gar nicht länger zu spekulieren. Ein Griff zum 'Geyer' und schon sind viele Fragen fundiert und erschöpfend beantwortet: