Frankfurt a. M. - Altstadt - Dom-Römer-Areal

  • Die beste Chance sehe ich darin, eine wirklich starke Initiative von Bürgern aufzubauen. Ansätze sind vorhanden, daran soll es nicht scheitern. So stark, dass zumindest die bürgerlichen Fraktionen im Römer nicht anders können, als diese Ziele aufzugreifen. Der Wahlkampf (Wahl ist März 06) hat nämlich begonnen, und dies gilt es auszunutzen.

    Gegen die Fachleute und ihre verkrusteten Dogmen anzukämpfen scheint mir dagegen ziemlich aussichtslos. Entscheidungen hat jedoch das Stadtparlament zu treffen.

  • Ingeborg Flagge weiß aber schon, wie erfolgreich und beliebt der "Ausverkauf an Ideen, der von mangelndem Mut zur Gegenwart zeugt" in Dresden ist?
    Mir fällt in heutiger Zeit nichts mutigeres ein, als bei dem ideologischen Gegenwind Rekonstruktionen zu fordern, oder besser noch, umzusetzen.
    Solange die mutlose Gegenwartsarchitektur beansprucht zu sektieren, und damit auf breiter Ebene scheitert, werden Rekonstruktionen - mangels überzeugenderer Alternative - weiterhin eine große Zustimmung finden. Ob man in Frankfurt eine Bürgerbefragung diesbezüglich scheut?

    Forum der Frankfurter Rundschau zum Thema:
    http://forum.fr-aktuell.de/forum/showthread.php?t=113

    In dubio pro reko

  • Dies schreibt Manni zu dem Thema:

    Zitat

    Ich möcht' mal eine Diskussion anstoßen zum geplanten Abriß des Technischen Rathauses.

    Ich halte das für eine falsche Form von Stadtentwicklung und plädiere für den Erhalt. Meines Erachtens ist grad das Technisches Rathaus ein Biespiel gelungener moderner Architektur im historischen Umfeld. Es hält sich in der Größe im Rahmen, und es ist - auf zwar andere Weise als die historische Substanz in der Umgebung - gegliedert und vermeidet die riesigen glatten Flächen der Beton/Glas-Architekrur etwa im Bankenviertel. Dieser Bau ist daher ein gelungenes Beispiel der Integration alter & neuer Bausubstanz.

    Hat der Typ keine Augen im Kopf?

    Lustig vor allem, das er den Abriss für eine falsche Form der Stadtentwicklung hält. Wahrscheinlich hat der Kerl von Stadtentwicklung nicht die leiseste Ahnung, wie die meisten Menschen in der heutigen Zeit, aber hauptsache gross rumposaunen.

  • In der Online-Ausgabe der Frankfurter Rundschau ist heute ein Artikel über die bevorstehende Kommunalwahl und das Wahlkampfthema Altstadt.
    http://www.fr-aktuell.de/ressorts/frank…sen/?cnt=731242

    Zitat:
    "Es ist kein Zufall, dass die SPD mit dem "Projekt Heimat Frankfurt" in den Wahlkampf zieht und dass die Christdemokraten versprechen, zu Füßen des Doms so weit irgend möglich die historische Altstadt wieder erstehen zu lassen."

    Der dumme Kommentar des Autors gefällt mir aber überhaupt nicht!

    "Je mehr die Politiker wetteifern, desto mehr gilt es, kühlen Kopf zu bewahren. Es gibt in Frankfurt städtebaulich keinen Weg zurück ins späte Mittelalter. So, wie auch die politischen, wirtschaftlichen, hygienischen Verhältnisse dieser Zeit für die Gegenwart nicht erstrebenswert sind."

    Es wird also spannend!

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Zitat


    "So, wie auch die politischen, wirtschaftlichen, hygienischen Verhältnisse dieser Zeit für die Gegenwart nicht erstrebenswert sind."

    Dummes Geschwätz und bloße Propaganda.
    Damit hat man aber leider in D. erfahrungsgemäß gute Chancen, sich durchzusetzen.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • In der Tat. :augenrollen:
    Aber das hier klingt schon besser (aus der heutigen FAZ):

    SPD will Bürger zu künftiger Altstadt-Bebauung befragen

    Zitat

    Deshalb schlagen sie vor, zwei oder drei konkurrierende Grundmodelle mit einerseits historischer beziehungsweise historisierender und andererseits moderner Bebauung herauszuarbeiten und anschließend die Bürger über die Gestaltung abstimmen zu lassen.

    In Dresden würde ersteres garantiert eine satte Mehrheit von 80 % bekommen, in Ffm ist das leider nicht so eindeutig.
    Aber ich denke schon, daß sich das historisierende Modell (wenigstens knapp) durchsetzen könnte. Ob man wohl mit Zweitwohnsitz auch mitstimmen dürfte...?

  • Ein Haus ist ein Haus ist ein Haus ist ein Haus. Nur weil man die Altstadt rekonstruieren will bedeutet das noch lange nicht, dass die politischen, wirtschaftlichen, hygienischen Verhältnisse dieser Zeit wiederkehren. Das zu behaupten ist doch der totale Schwachsinn! In erhaltenen Fachwerk-Ensembles sind die Zeiten ja auch nicht stehen geblieben. Es geht hier um eine riesige Chance Stadtreparatut zu betreiben, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Es sollte unbedingt die Bürgerschaft mit einbezogen werden, denn die müssen damit später auch leben. Für Experimente ist das Gebiet der Altstadt, die Keimzelle Frankfurts, nicht geeignet. Was zum Beispiel wäre, wenn dort im Stil der derzeitigen Mode gebaut würde? Müsste man dann auch irgendwann mal diese Gebäude "modernisieren", wie jetzt das Historische Museum? Jeder Architekt kann wunderbar auf akademische Art seine Gebäude erklären, das aber ist dem Durchschnittsbürger zu abstrakt, er vertraut seinem "Bauchgefühl". Es sollte sich also niemand (im Falle der Altstadt) von den Erklärungsversuchen der Architekten beeindrucken lassen, dazu ist das Gebiet aufgrund seiner Geschichte und Bedeutung für Frankfurt zu bedeutend. Die Stadt bietet genug Gelegenheiten im Stil der heutigen Zeit zu bauen, doch bitte nicht im Gebiet der Altstadt.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Stephan

    es geht schlichtweg immer wieder um architekturgestaltung,
    die in traditionellem und nicht in modernistischem stil erfolgen sollte.
    die vertreter modernistischer gestaltung bekämpfen diese tatsache
    jedoch stets mit den scheinargumenten "wiederherstellung historischer
    lebensverhältnisse" und dem absolutheitsanspruch, dass zeitgenössische
    architektur in modernistischer form erfolgen muss.
    insbesondere letzter aspekt muß noch viel deutlicher herausgestellt
    werden. gerade dieser entbehrt jeder grundlage und würde bei
    verstärkter publikation den problematischen anspruch der herrschenden
    architekturauffassung vermutlich erst einmal ins wanken bringen.

  • Heute in der FAZ: Der überarbeitete Siegerentwurf, jetzt mit Satteldächern. Immerhin eine Verbesserung, aber immer noch weit von einer guten Lösung entfernt. Jedenfalls kann man damit den ursprünglichen Entwurf wohl getrost abhaken.


    Quelle: FAZ

    Ebenfalls aus der FAZ:

  • Toll, am Dach wird gefeilt und die Fassaden bleiben Schrott. Leider sehe ich aber den Block selten von oben. Gut, ein richtiges Dach wirkt auch von unten besser als ein Flachdach, dennoch ändert auch die neue Dachlösung nichts daran, dass der vermeintliche Siegerentwurf einfach nichts taugt. Es bleibt ein Büroklotz.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Entspann' Dich... :zwinkern:

    Wie gesagt - Fassaden waren gar nicht Gegenstand dieses Wettbewerbs, über die soll so oder so ein eigener Wettbewerb entscheiden. Womöglich wird von diesem Entwurf sowieso überhaupt nichts verwirklicht, aber falls doch, dann sind zumindest die fiesen Flachdächer passé und damit das schlimmste.

    Aber vielleicht ist ja ohnehin noch viel mehr drin...

  • Bei einer solch geringen Dachneigung kann man auch gleich Flachdach bauen. An die ehemalige Altstadtstruktur ist das jedenfalls in keinster Weise angelehnt, sondern nur ein halbherziges "Alibi". Da kann man es gleich sein lassen. :?

    Nein, die werden gedünstet

  • Ein Lob an dieser Stelle an die FAZ, die mit dem von Henk Frost freundlicherweise verlinkten Artikel journalistisch
    ordentlich die Werbetrommel für Rekonstruktionen gerührt hat. :applaus:

    Der Artikel erschien (in der Papier-FAZ) gleich als
    Aufmacher im Rhein-Main-Teil mit einem großen Vorkriegsbild
    des Altstadtkerns von oben, und mit den Vergleichsbildern
    wird auch dem letzten Frankfurter eindrucksvoll vor Augen
    geführt, was hier verloren ging und zumindest wiedergewonnen
    werden könnte. Sollte es wirklich zu einer Bürgerbefragung mit Abstimmung kommen,
    wird die FAZ bestimmt noch weiter ins
    selbe Horn stoßen. Hoffentlich machen FR und FNP mit...

  • Stimmt, sehr schöner Artikel.
    Was die FAZ angeht, wäre ich allerdings vorsichtig. Der für Architektur zuständige Feuilletonredakteur, Dieter Bartezko, ist ein vehementer Gegner von Rekonstruktionen (liegt argumentativ meistens so auf der Linie des "klassischen" Denkmalschutzes - ihr wißt schon: "Nur konservieren, nie rekonstruieren!"). Kaum jemand hat so stetig und polemisch gegen die Rekos der Frauenkirche und des Berliner Schlosses geschrieben wie Bartezko. Wenn der sich in die Debatte einmischt könnte das Bild bei der FAZ schnell anders aussehen.

  • @ Philon

    Naja, früher hat der in der Tat lästernde Artikel über Schloß & Co geschrieben, aber ich meine, gerade in der Schloßfrage ist er mittlerweile schon "weicher" geworden. Aber da vertraue ich einfach mal auf die Redaktion der Rhein-Main-Zeitung, die bisher eigentlich immer "richtig" geschrieben hat und vermutlich nicht einfach so die Richtung ändern wird.

    So, und da ich diesen Artikel gestern noch nicht in faz.net gesehen hatte und dachte, er wird dort nicht eingestellt, habe ich Depp gestern abend einige Bilder zum Text extra eingescannt. Damit das nicht umsonst war, drücke ich sie Euch jetzt noch aufs Auge:

    Bildquelle: F.A.Z. vom 28.09.2005

  • In der "Welt" gibt es einen Artikel zu den Plänen die Altstadt wiederaufzubauen.

    http://www.welt.de/data/2005/10/01/782826.html\r
    http://www.welt.de/data/2005/10/01/782826.html

    Zitat

    Ein Architektenwettbewerb sollte Lösungsvorschläge bringen. (...) Aber die Jury tat, was alle Wettbewerbsjurys tun, in denen Architekten sitzen: Sie wählte den schnittigen, brav "modernen" Entwurf der Frankfurter Architektengemeinschaft KSP Engel und Zimmermann aus ("Massemodell"), der die Historie ignoriert. Flachdächer und ein neuer "Krönungsweg", der schnurgerade (und geschichtswidrig) auf den Domturm zuläuft, schienen den Juroren "zeitgemäßer" zu sein. Aber da kollidierten sie mit dem neu erwachten Interesse an Identität und Tradition.

    Habe langsam das Gefühl, als dreht sich der Wind uns zugunsten.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Die Tendenz scheint da zu sein, ja.

    Der Verfasser des Welt-Artikels scheint zu übersehen, dass es sich "nur" um einen städtebaulichen Ideenwettbewerb gehandelt hat. Die von ihm herbeigeschriebene Roth'sche Zwickmühle kann ich nicht erkennen. Es ist ja keine Seltenheit, dass ein solcher Wettbewerb ausgerichtet wird, einen Preisträger aber keine Überzeugung findet, verdient in Vergessenheit gerät und schlussendlich etwas anderes gebaut wird.