Potsdam - sonstiges Baugeschehen

  • Hallo zusammen,

    folgende 3 Texte habe ich gerade an die Märkische Volksstimme, sorry Allgemeine, abgesendet. Und das wegen diesem Artikels. Ich erwarte nicht, das sie veröffentlicht werden.

    negativer Duktus und Unwahrheiten

    "Auch der Stadtkanal an der Südseite des heutigen Platzes der Einheit sei eher eine Kloakenrinne gewesen und ein beliebter Ort für Mücken."
    Nachdem die unterirdische Verbindung zum Stadtkanal nicht mehr funktionierte und der Zulauf auch aus dem Heiligen See verlandet war, wurde der Bassin-Platz um 1870 bereits zugeschüttet. Ob der Bassin-Platz 100 Jahre zuvor bereits eine "Kloake" gewesen sein soll, ist eine Hypothese und nicht belegt. Vielmehr hat Friedrich II den Bassin zunächst mit Steinen einfassen lassen und als das nicht genügte, zuschütten lassen. Demnach sich also um diesen „beliebten Ort für Mücken“ abschließend gekümmert.

    "Hinter den prächtigen Mauern ging es weit weniger luxuriös zu. Dort wohnten meist einfache Menschen, Handwerker, Kaufleute..." Richtig! Und unglaublicher Weise finanzierte Friedrich auch die Gebäude und Fassaden, in denen dann anschließend die Handwerker und Händler wohnten. Heute nennt man das „sozialen Wohnungsbau“. Mit dem Unterschied, dass hier die Beglückten in Palästen wohnten. Was ist daran also schlecht? Heutige Beglückte wohnen in Beton-Kanickelställen oder sozialistischen Arbeiterschließfächern...

    "...nicht selten in Zwischengeschossen ohne Tageslicht, weil es keine Fenster gab." Diese Zwischengeschosse hätte ich gern durch historisch verbürgte Dokumente belegt und nicht einfach behauptet. Mir bekannt ist nur ein solches Zwischengeschoss in Potsdam: das im Palast Barberini. Und auch das Zwischengeschoss hatte Fenster, kleine, aber es waren welche. Dort wohnte übrigens die ärmste Bevölkerungsschicht Potsdams. Heute lebt die unter Brücken, zu DDR Zeiten wanderten die in die Gelbe Hölle. Kann sich jeder aussuchen, welche Alternative die Beste ist. Übrigens: Semmelhack fragt die zukünftigen Mieter auch nicht in der Planungsphase, ob die Architektur denen genehm ist. Der fragt noch nicht mal die Stadt… Der Zahlt, der bestimmt, war schon immer so. Ja ja, zu DDR Zeiten nicht. Aber das ist ja wohl vorbei, oder?

    negativer Duktus und Unwahrheiten II
    "Ohne Rücksicht auf Verluste ließ er die kleinen Fachwerkhäuser abreißen, die sein verhasster Vater wenige Jahre vorher hatte bauen lassen." Wo diese Häuser standen, sollte auch ein wenig genauer Recherchiert werden. Zumindest nicht am Wilhelmsplatz / Platz der Einheit. Denn dieser bekam erst durch Friedrich II seine Umfassung, sprich überhaupt Gebäude. Zuvor war er ein Exerzierfeld. Die Gebäude, sprich die Fassaden, die dort errichtet wurden, waren in der ersten Fassung zu schwach gegründet worden, bei 4 Gebäuden in der heutigen Friedrich Ebert-Straße, Ecke am Kanal: die Alte Post und die 3 Nachbargebäude. Das wurde erkannt, denn die Gebäude senkten sich ab. Daher mussten diese abgetragen werden. Sie sind nicht eingebrochen! Einwohner kamen nicht zu Schaden. Friedrich sparte, so wie auch heute der Staat, an allen Enden. Und ein Fundament war eben nicht sichtbar. Andererseits lernte man auch in der Barock-Zeit noch durch Versuch und Irrtum. Damals gab es noch keinen Statiker, der ein Gebäude berechnete. Es wurde gebaut, wie man es kannte oder wie man sich traute. Und Friedrich II traute sich mehr, als alle anderen vor ihm. Zumindest in Preußen.

    Heute würde man aufgeben, damals hat er einen drauf gesetzt: über 10.000 Eichenpfähle pro Gebäude wurden in den Boden gerammt. Und die Fassaden wurden noch prunkvoller und repräsentativer wieder aufgebaut. Danach waren diese Gebäude die standfestesten in Potsdam und überlebten auch den Feuersturm am 14.04.1945. Nur leider nicht alle die nachfolgende DDR-Zeit. Von denen blieben nur 2 stehen, der Rest wurde bekannter Maßen geschliffen. Alles nachzulesen im Friedrich Mielke, „Das Bürgerhaus in Potsdam“, Seite 41.

    „Weil der Regent unbedingt einen aufwändigen Turm wollte, mussten die Wände bis zu 1,5 Meter dick sein. Die Arbeitszimmer fielen dadurch so klein aus, dass die Leute wie in einem Schacht dort arbeiten mussten.“ So, so. Heute bestimmt innerer Zweck die äußere Form.
    negativer Duktus und Unwahrheiten III
    Daher sind Gebäude heute auch außen hässlich und innen erst durch den Bewohner zu verschönern. Friedrich hatte einen anderen Anspruch an Schönheit. Und wenn diese einen Turm verlangte, dann verlangt dieser auch entsprechend stabile Wände. Daher hatte die Garnisonkirche auch 7 Meter dicke Mauern. Die 200 Jahre und einen Bombenkrieg überlebten. Und deswegen steht auch heute noch das Alte Rathaus. Ist daran etwas auszusetzen? Werden auch alte Burgen kritisiert, weil diese dicke Mauern besitzen?

    Also bitte nichts erfinden, hinzu dichten, verunglimpfen oder weg lassen, wenn man einen "objektiven" Bericht zur barocken Bausituation in Potsdam schreiben möchte. Aber in der Märkischen Volksstimme ist Objektivität ja kein Journalistischer Anspruch. Desto mehr linke / sozialradikale Meinungsmache.
    Grüße
    Luftpost

    3 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (31. Januar 2012 um 22:14)

    • ältester, noch erhaltener Bahnhof der Berlin-Potsdamer Eisenbahngesellschaft (noch vor der königlich-preussischen Staatsbahn), zur Hälfte abgerissen. Soll aber wieder bis zum Sommer aufgebaut werden. Naja, schaun mer mal. Zumindest dürfte der Denkmalstatus weg sein...
    • Diejenige, die da ein Buch über die Einwohner vom Staudenhof (Potsdams Präkariat) machen wollte, um damit den beschlossen Abriss zu unterbinden, wird mal eben mit dem Buch überhöht dargestellt. Nun ist es also ein Buch, welches zur "Diskussion über den Erhalt oder Abriss der DDR-Bauerbes in Potsdam" beiträgt. Natürlich unterstützt durch einen Beitrag vom Chef der "Bundesstiftung Baukultur".


    Grüße aus dem linken Potsdam, Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

  • Hallo zusammen,

    es gibt mal wieder einige "schöne" Nachrichten aus Potsdam. Gleich mal die Erste: die Villa von Persius kommt nun wohl nicht mehr. Statt dessen Zitat PNN "rückt die Bauverwaltung offenbar von dem Ziel einer Rekonstruktion ab: Überraschend teilte Stadtsprecherin Regina Thielemann gestern auf PNN-Anfrage mit, die „planerische Zielsetzung der Stadt“ sei „die Wiedergewinnung der alten Kubaturen“. Wörtlich: „Realistisch ist eine zeitgemäße Adaptation (Anpassung - die Red.), nicht eine Rekonstruktion, die hier auch rechtlich nicht gefordert werden kann.“ Diese Aussage steht im Widerspruch zur „wesentlichen Intention“ des Entwurfes für den Bebauungsplan Nr. 22 „Am Obelisk“, der „die Wiederherstellung des historischen Ensembles am Obelisk mit Wiederaufbau der Villa Persius“ vorsieht."

    Dafür wird nun wirklich das neue C&A Center in der 2. Barocken Stadterweiterung gebaut. Im Weltkulturerbe. Dafür müssen dann eben mal ein Innenhof überbaut und einige Barocke Typenhäuser der 2. Barocken Stadterweiterung entkernt werden. Nein die werden nicht entkernt, sondern es werden die Fassaden stehen gelassen. Reicht ja. Auch das aus der PNN, "Das Denkmalamt hat sich für einen Erhalt der historischen Häuser ausgesprochen." Na wenn die sich gerade mal noch dafür aussprechen dürfen, dann sind wir doch unbesorgt, oder? Oder müsste das nicht so sein, dass das Denkmalschutzamt hier ein striktes Abrißverbot erteilt? Bin gerade ein wenig verwirrt... Ach ja, natürlich lagen die Baupläne irgendwann mal irgendwo aus. Aber dass man dann da irgendwo irgendwann auch noch als normaler Bürger Einspruch erheben durfte, ist ja unerhört. Ein Glück, dass das niemand wusste...

    Dass die evangelische Kirche Berlin Brandenburg Oberl.... (der Titel ist einfach zu lang) jetzt auch kein Geld zum Wiederaufbau ihrer Kirche "spenden" will, war ja irgendwie zu erwarten. Und hier auch bereits schon kund getan. Daher sei hier nicht auf den Artikel in der PNN verwiesen, sondern auf das beigefügte Bild. Für alle die, die noch immer behaupten, dass die DDR nur Ruinen abgerissen hat, der möge sich doch dieses Bild etwas genauer betrachten. Denn an Stelle der beiden wunderbaren Barock-Gebäude im Vordergrund steht heute das in der Breiten Straße (ja, dieser 100-Meter-Plattenbau-Beton-Riegel, der auch noch eine wunderbare, zeitlose Sanierung erhalten hat)...

    antihistorisierende Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    4 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (9. Februar 2012 um 22:58)

  • Potsdam steuert wohl auf 160.000 Einwohner zu - es wird im gesamten Stadtgebiet reichlich gebaut:

    Babelsberg:
    http://www.neubaudirekt.de/siemensstrasse…ung-mieten-7126

    Berliner Vorstadt:
    Bayerische Hausbau GmbH:Archiv News Detail

    Nauener Vorstadt:
    Wohnen am Voltaireweg

    Brandenburger Vorstadt:
    INTERHOMES AG | Kiewitt 21 « Potsdam

    Nansen 3. In Potsdam hat Wohlfühlen vier Wände.
    Letzteres ist ein toller Bau - Kondor Wessels bürgt fast immer für Qualität.

    Innenstadt
    Nikolai Gärten - Modernes Wohnen in der historischen Mitte von Potsdam - Artprojekt Entwicklungen GmbH
    Die Nikolaigärten wurden gewiss schon erwähnt, meine ich.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Nun, dass sind weitere "Varianten", was nun künftig und endlich mit dem Palais geschehen soll.
    Ob Seniorenstift, Wohngebäude oder Hotel - wichtig ist allein, dass es sach- und fachgerecht in Ordnung kommt.

  • Hallo zusammen,

    und die Abrisswelle geht in Potsdam weiter. Das ehemalige "Haus der Offiziere", welches zu DDR-Zeiten von der Roten Armee genutzt wurde, wird wohl nicht mehr lange stehen. Es ist das älteste Konzerthaus (von 1865) in Potsdam (siehe Potsdam-Wiki).

    Zitat PNN: "Am Standort des ehemaligen Hauses der Offiziere in der Hegelallee 25 plant Onnen eine Wohnanlage für Senioren. Das Haus der Offiziere soll dafür abgerissen werden. Als Zeitpunkt für den Baubeginn für die altersgerechten Wohnungen hatte Onnen zuletzt die zweite Jahreshälfte 2010 angekündigt, doch auch dieser Termin hatte sich mehrmals verschoben. Seit Februar 2012 liegt bei der Stadtverwaltung ein Bauantrag vor, der sich derzeit in Bearbeitung befindet. Ein Bautermin ist noch nicht bekannt."

    misstönende Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

  • Allerdings muss man schon sagen, dass das Gebäude äußerlich ja nicht sehr viel hermacht und innerlich in einem Zustand ist, der eine Sanierung stark erschweren dürfte. Zumindest eine wirtschaftlich sinnvolle bzw. verträgliche. Das wäre natürlich eine andere Sache, wenn es sich um ein für die Stadt sehr wichtiges Baudenkmal handeln würde. Aber davon ist mir nichts bekannt.

    Hier sieht man eine Fotostrecke: http://www.myheimat.de/potsdam/haus-d…dam-d82819.html

  • Offenbar scheint der Abriss des ehm. "Hauses der Offiziere" unmittelbar bevor zu stehen.
    Obwohl ich dem Abriss solch wahrhaft "geschichtsträchtiger" Häuser vom Prinzip her wenig abgewinnen kann, liegt hier wohl eine andere Situation vor.
    Die Zernutzung des Hauses durch die SU - Armee, der spätere völlige Verfall machten das Gebäude zu einer heute trostlosen Ruine, deren nur
    durchschnittliche Architektur den Erhalt, gar eine rekonstruktiven Wiederaufbau nicht rechtfertigen.

    Herr Lenin mag gerne im Oldenburger Exil bleiben.

    Potsdam möge seine Kraft auf bedeutendere Objekte konzentrieren.

  • Hallo zusammen,

    zum verhunzten Bahnhof und dem historisch wertvollen, aber nun abgerissenen und mit Inverstorenarchitektur überbauten RAW Gelände gesellt sich nun gegenüber der Neuen Fahrt (der Havel) die Investitionsbank des Landes Brandenburg. Mit vier schicken Würfeln. Das Herausragende an den Würfeln ist der jeweilige Innenhof. Ganz schick direkt an den Fluss gestellt. Und mit ganz schick Glas und Transparenz und so...

    In der Märkischen zu betrachten.

    Die im Hintergrund dargestellten Würfel sind bereits gebaut oder sind gerade im Bau. Der "Grün"-Bereich dazwischen ist kein solcher, denn dieses sind immer noch die Gleise des Hauptbahnhofes.

    PS. warum der Sakasmus? Dieses Gelände war ehemals überbaut mit kleinteiligen Wohngebäuden an der Neuen Fahrt (ein Havelarm gegenüber der Freundschaftsinsel). Es ging über, in den Gleisbereich der ehemaligen Bahnhofsanlagen. Und ist in direkter Sicht zum und vom historischen Stadtzentrum.

    PPS. Übrigens war eine ähnlich massive Bebauung in der ursprünglichen Planung des neuen Bahnhofs und führte zu massiven Ablehungen durch die UNESCO. Das Weltkulturerbe Potsdam wurde damals in Gefahr gestellt. Darauf hin wurden diese wasserseitigen Gebäude gestrichen. Nach ca. 10 Jahren kommen sie nun also wieder aus der Versenkung (oder besser gesagt aus der Schublade?)...

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    2 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (30. November 2012 um 17:52)

  • Hallo zusammen,

    Überschrift ist Zitiert aus der Märkischen von heute. Dort wird ein Artikel der FAZ hergenommen, um mal wieder Stimmung zu machen.

    Im Artikel der Märkischen steht sinngemäß und recht platt, dass nach der Einstellung des Ost-Zuschusses (das Sonderfinanzierungsprogramm ist gemeint) die Schlösser und Gärten nicht mehr finanziert werden können. Jedoch die Begründung für den aktuellen Mangel (der vor allem durch Nichts-tun entstanden ist), liest sich so Zitat: "Neben „alarmierendem Mangel“ hat die FAZ noch ein anderes Problem als Ursache für den fortschreitenden Verfall ausgemacht: den „ruinösen Konkurrenzkampf“ zwischen der Pflege vorhandener Denkmäler und einem „Netzwerk von Rekonstruktionsbefürwortern..., das erfolgreich für den Wiederaufbau verlorener Gebäude“ wie Landtagsschloss und Garnisonkirche streitet. Institutionalisiert in der Bürgerinitiative Mitteschön, „unterstützt von Prominenten wie Günther Jauch, Wolfgang Joop und Matthias Döpfner“."

    Hat man keine Gründe, um gegen die Wiedererrichtung von historischen Gebäuden vor zu gehen, schafft man sich welche...

    [Edit] Hier die Antwort von Mitteschön auf diese Frechheit. Ab Besten gefällt mir der Satz, Zitat: "Die Bürgerinitiative versuche sich gegen das ewiggleiche architektonische „Würfelhusten“ ebenso wie gegen eitle Effektarchitektur zu wehren..."

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    Einmal editiert, zuletzt von Luftpost (6. Januar 2013 um 14:47)

  • Hallo zusammen,

    Zitat Märkische: "Potsdam - Auf dem ehemaligen Kasernengelände zwischen Kaiser-Friedrich-Straße und Schloss Lindstedt in Potsdam-Eiche sollen 700 Wohnungen und ein Pflegeheim mit 79 Betten entstehen."... "Die rund 100 000 Quadratmeter große Fläche wird ... mit eingeschossigen Bungalows sowie drei- und viergeschossigen Gebäuden bebaut."

    Insbesondere das am Artikel dargestellte Bild lässt Baumassen erwarten...

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

  • Hallo zusammen,

    in der PNN hat es endlich mal ein Schreiberling auf den Punkt gebracht. In dieser Stadt fühlt sich kein Verantwortlicher der Stadt und der Zukunft verpflichtet. In dieser Stadt existiert in den Köpfen der Verantwortlichen keine Idee, wie Potsdam in 10, 20 und 50 Jahren aussehen soll. Alle Entscheidungen werden durch aktuelle Gegebenheiten ausgelöst und von Sachzwängen diktiert. Dass dabei nur Kleingeist und unterste Durchschnittlichkeit heraus kommt, ist offensichtlich...

    Grüße aus der Hautstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    [Edit:] mein Leserbrief an die PNN

    Treffend zusammen gefasst!

    In dieser Stadt fühlt sich kein Verantwortlicher der historischen Stadt wie auch der Zukunft verpflichtet. Alle Entscheidungen fallen in einem maximalen 4-Jahres –Horizont. In dieser Stadt existiert in den Köpfen der Verantwortlichen keine Idee, wie Potsdam in 10, 20 und 50 Jahren aussehen soll. Welches der Identifikationspunkt der Stadt ist. Worin die Einwohner ihr regionales Selbstverständnis schöpfen und wohin sich die Stadt orientierten soll. Alle Entscheidungen werden durch aktuelle Gegebenheiten ausgelöst und von Sachzwängen diktiert.

    Weiterhin wurden noch solche „Einflüsterer“ wie Frau Luther als Vorsitzende des Verungestaltungsrats etabliert, welche anhand persönlicher Architekturneigungen jegliche städtische Identität und Authentizität ignorierend, Bauherren und Architekten ihr eigenes Architekturverständnis, zum Nachteil der Stadt, aufdrückt und damit deutschlandweite Beliebigkeit in diese Stadt Einzug hält.

    Schlussendlich existiert ein Schatten-Bürgermeister in der Person des Dr. Stasi-Scharfenberg, welcher mit seinen ewigen Anfragen, Einwänden und Debatten den Bürgermeister und die Verwaltung vor sich her treibt, um die in DDR-Zeiten unvollendete Zerstörung des Stadtbildes noch heute weiter zu führen oder deren Auswirkungen zu maximieren.

    Dass in dieser Summe der Protagonisten nur Kleingeist und unterste Durchschnittlichkeit herauskommt, ist bereits heute an diesen hervorragenden Bauten wie Hauptbahnhof, IHK-Gebäude, Wilhelmspalais, RAW-Neubauviertel etc. mehr als ersichtlich. Und die nächsten Schandtaten stehen schon bereit mit der zerstörten Speicherstadt und der Brauhausberg-Bebauung. Dass irgendwann der interessierte Bürger nein schreit, war überfällig und bricht sich nun an der Weißen Flotte und deren ignoranten –von der Verwaltung initiierten- Neubau im Gewerbegebiet Lustgarten bahn.

    Grüße aus der Hauptstadt der kleinen DDR
    Luftpost

    [/Edit]

    2 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (21. Januar 2013 um 21:26)

  • Hallo zusammen,

    und damit fällt das letzte historische Konzerthaus Potsdams. An deren Stelle sollen 3 Neubauten entstehen, die vom Bauherren und dessen Architekten als "Villen" bezeichnet werden. Die Qualität des Entwurfes erscheint mir annehmbar, besserer Durchschnitt, jedoch deswegen noch lange nicht der Umgebung angemessen (der Parkeingang von Sanssouci ist keine 300 Meter entfernt). Es handelt sich um bessere Durchschnitts-Investoren-Architektur, die zwar Bezug zu einer umgebenden lockeren Villenbebauung herzustellen vermag, aber wie immer Neutral bis Gesichtslos in jeder Stadt platzierbar wäre. Mal wieder keine regionale oder sogar Potsdam-typisch, italienisch angehauchte, Stadtvilla. Und wie immer, fehlen heutigen Häusern einfach immer die Dächer.

    Gleichzeitig wird im letzten Abschnitt erwähnt, dass die Persius-Villa, die sich sodann auf dem Nachbargrundstück befinden würde, noch immer in Absicht ist, wieder errichtet zu werden. Immerhin.

    Nachzulesen in der PNN.

  • In Dresden werden solch "architektonischen" Belanglosigkeiten, wie sie jetzt in Potsdam entstehen, ganz unbescheiden gar als "PALAIS" bezeichnet. Lächerlich genug.
    Luftpost hat sehr recht, wenn er diese sog. "Villen" als GESICHTSLOS bezeichnet. Mehr braucht man dazu nicht zu bemerken. Ich würde mit den Architekten sogar noch etwas "härter ins Gericht gehen". . .
    Offenbar wird von den Entwerfern dieser Häuser die "bedrohliche" Nähe der Parkanlagen von Sanssouci überhaupt nicht berücksichtigt. Ich kann an dieser banalen Architektur grundsätzlich nichts entdecken, was die Bezeichnung "VILLA" rechtfertigen könnte..
    Es sind im Grunde ganz und gar gewöhnlichste oder bestenfalls normale Wohnhäuser ! Mehr nicht.
    Vor allem finde ich an der, in den PNN gezeigten "Villa" die loggiartigen Austritte besonders derb, ungefällig und plump.
    An fehlende Haus - Dächer hat man sich mittlerweile in diesem Lande fast gewöhnt. Es ist eine jahrhundertealte Binsenweisheit : zu einem Haus gehört ein DACH !
    Es wäre gut, wenn ein Foto, der zu rekonstruierenden Persius - Villa gezeigt werden könnte, um zu erläutern, wie man sich eine VILLA
    vorzustellen hat !
    Fehlende Hausdächer sind eine wahre Ausgeburt von Geschmacklosigkeit. Sie können neu errichteten Häusern den Anschein von bombardierten, versehrten Haus - Überresten geben.

  • Herrje! Wenn ich das hier lese, gewinne ich fast den Eindruck, dass manche Forumer aufgrund ihres hohen Anspruches gar nicht mehr vor die Tür gehen können.
    Die gezeigten Gebäude, deren Vermarktung als "Villen" eigentlich kein erwähnenswerter Fakt sein dürfte, sind doch grundsolide. Man erkennt ordentliche Proportionen und eine anständige Gliederung. Das dürfte dem Standort durchaus angemessen sein.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich finde es gut, wenn sich einige oder "manche" Forumsteilnehmer gerade hier, in diesem Forum, mit hohen Ansprüche an Architektur kundtun - dies ist keineswegs ungewöhnlich. Wenn andererseits hohe Ansprüche negiert werden, eben durch manche "Forumer", dürfen wir getrost ALLES so belassen wie es ist.
    Und Bilderbuch : "ordentliche" Proportionen allein sind einem so sensiblen Standort ( Sanssouci ! ) nicht im entferntesten angemessen.