• Laut Flächennutzungsplan ist die Fläche für Wohnbau vorgesehen, es gibt aber (anders als überall ringsum) keinen Bebauungsplan, der nach § 1 Abs (3) BauGB allerdings aufzustellen ist, „sobald und soweit es für die städtebauliche Entwicklung und Ordnung erforderlich ist.“ Die Stadt braucht also nur einen B-Plan aufstellen, der klärt, was und wie dort gebaut werden kann. Das BauGB bietet sogar die Möglichkeit, ein Baugebot zu erlassen. Damit legt man sich wahrscheinlich erst recht mit dem Eigentümer an, aber gestritten wird ja offensichtlich schon viel zu lange. Offensichtlich fehlt es an einer Initiative aus dem Stadtrat, wenn die Stadtverwaltung nicht selbst tätig wird.

  • Hotel Bristol

    Der General-Anzeiger berichtet: Nach dem Abriss befürchten die Stadträte nun, "dass da jetzt nur noch ein Kasten hinkommt", das dürfe nicht passieren. In der Auslobung für den Architektenwettbewerb sei lediglich ein "Wohngebäude mit Geschäftsnutzung im Erdgeschoss" vorgesehen, was dem Ratsbeschluss zum städtebaulichen Vertrag von vor vier Jahren nicht Rechnung trage, der eine "qualitativ hochwertige Gebäudenutzung mit ansehnlicher Fassade" fordert. Man müsse nun "eine Lösung finden, möglichst einvernehmlich mit dem Investor". Man erwarte, dass der Investor einlenke.

    Mir fehlt für so eine blauäugige Herangehensweise in der Stadtplanung das Verständnis. Entweder man will städtebauliche und architektonische Qualität, dann muss man dafür die zur Verfügung stehenden Instrumente (B-Plan, Gestaltungssatzung, etc.) nutzen, oder man überlässt die Stadt den Investoren. Beide Formulierungen sind jedenfalls Kaugummi.

  • Tja, ein Trauerspiel... Ich erinnere mich, als die Stadt 2019 bei der Bebauung vor dem Hauptbahnhof in letzter Minute beim Investor darum bettelte, dass die Fassade doch etwas heller sein solle.

    Die Verwaltung soll mit dem Bauherrn „Die Developer“ und den beauftragten Architekten für das Bauprojekt Urban Soul noch einmal Gespräche über die Gestaltung der Fassade führen. Das hat der Planungsausschuss am späten Mittwochabend beschlossen. Die Politiker wünschen sich einen Stein, der stärker dem Bild entspricht, das zuletzt in Visualisierungen zu sehen war.

    Wie der General-Anzeiger am Donnerstag berichtete, haben sich die Eigentümer nach Absprache mit der Stadtverwaltung für einen dunkleren Stein entschieden. CDU und Allianz für Bonn lehnen die neue Fassade ab und haben entsprechende Dringlichkeitsanträge gestellt. Ein Recht auf Einfluss der Fassadengestaltung der Bauten gegenüber dem Hauptbahnhof haben Verwaltung und Politik zwar nicht, wie Stadtbaurat Helmut Wiesner klarstellte, aber der Bauherr habe in einem Telefongespräch mit der Verwaltung Gesprächsbereitschaft signalisiert.

    Soweit ich weiß wurde damals nix geändert, und das Ergebnis der Bebauung wurde in diesem Strang genügend dokumentiert und dem Ergebnis entsprechend kommentiert.

    Zu "Constance", dem von Civitas fortis angesprochenen Projekt, gibt es auch noch einen neuen Artikel von Ende September:

    Auf dem Gelände des Hotels Bristol an der Prinz-Albert-Straße soll kein neues Hotel entstehen. Auf Beschluss des Rates hatte die Verwaltung noch einmal Gespräche mit dem Bauherrn, der Swiss Life Asset Managers, über die künftige Nutzung des Eckgrundstücks und den geforderten Fassadenwettbewerb geführt. Der Rat hatte sich für den Standort eine neue Hotelnutzung gewünscht und eine Fassade, die zur historischen Poppelsdorfer Allee passt.

    [...]

    Auf dem Bristol-Grundstück ist laut Pacho voraussichtlich im Sommer 2024 Baubeginn, die Mehrfamilienhäuser mit den geplanten 124 Wohnungen sollen 2026/2027 fertig sein. Der Vertrieb der Wohnungen hat noch nicht begonnen.

    [...]

    Im Hintergrund ist unterdessen der Fassadenwettbewerb angelaufen. Swiss Life AM hat am 29. Juli die Aufgabenstellung an die teilnehmenden Büros verschickt, Abgabe der Entwürfe war am 19. September. Die Auswahlsitzung soll am 18. Oktober stattfinden. „Die Teilnehmenden werden in der Aufgabenstellung zum Fassadenwettbewerb angehalten, den historisch geprägten Standort einzubeziehen bei der Gestaltung einer geeigneten Fassadentypologie. Hierbei soll die repräsentative Lage beibehalten werden“, erläuterte Pacho. „Es wurde unter anderem auch die Farbgestaltung vorgegeben auf Basis der Umgebungsbebauung.“ Alle Belange des Denkmalschutzes und der Umgebungsbebauung seien mit der Unteren Denkmalbehörde besprochen und formuliert worden.

    Na, dann bin ich mal gespannt, was bei dem Fassadenwettbewerb heraus kommt... Ich werde weiter beobachten und berichten. Es dürfte jedenfalls besser werden als auf den ursprünglichen Visualisierungen der Architekten - das Bristol stand auf dem Bild gesehen rechts oben an der Ecke (wo die Flachdachkuben als Visualisierung eingefügt sind). Das, was hier gezeigt wird, wäre vermutlich gruselig geworden, auch wenn man von der Fassade zu den Straßen hin nichts sieht:

    Quelle: ASTOC Architects and Planners

    Weniger Hoffnung gibts allerdings für den Bereich oben in der Mitte - das ist der erste Bauabschnitt (inklusive der Klötze, die im Inneren des Blocks visualisiert sind). Und der ist schon im Bau. Da sieht es also bald so aus:

    Quelle: ASTOC Architects and Planners

    :zeitung:

    Für die Ecke des Bristol (zweiter Bauabschnitt) sind außerdem die Träume, dass das Haus des Bonner Bürgervereins wieder kommen könnte, dann erstmal beendet. Gut, es stand auch nie zur Debatte in der Bonner Stadtpolitik... Hoffen wir wenigstens auf gute Ergebnisse beim Fassadenwettbewerb.

  • Im Bonner Stadtteil Duisdorf wird eine Alte Schamotte-Fabrik abgeräumt, zugunsten von Wohnungen.

    Hier ist ein weiteres (zusätzlich zum Bild in obigem Artikel) Luft-Bild der Fabrik zu sehen (restlicher Artikel leider hinter Bezahlschranke). Das Areal liegt schon etwas versteckt an den Bahngleisen, nicht unbedingt sofort von überall einsehbar. Auch überzeugt mich der Kasten mit Gerippe von "Schaltraum" innerhalb der alten Halle nicht wirklich. Schade, dass sie nun komplett abgerissen wird, ist es trotzdem.

    Der Siegerentwurf von Cityförster:

    Quelle: Cityförster

    Der Entwurf von "Schaltraum", der als Einziger die alte Fabrik erhalten hätte:

    Quelle: Schaltraum

    Meine Meinung: Halle erhalten und sanieren, und als Gewerbefläche(n) vermieten. Daneben gerne wie von Schaltraum vorgesehen ein Neubau mit dem gleichen Stein wie bei der Halle, aber mit noch mehr Anlehnung an den Stil der alten Fabrikhalle. Und als i-Tüpfelchen: Den Schornstein auf alte Höhe rekonstruieren. Jaja, ich weiß, das werden Träume bleiben. Aber schöne sind es... :engel:

  • So, die Katze ist aus dem Sack. So soll es zukünftig an der Poppelsdorfer Allee aussehen, wo gerade das Hotel Bristol abgerissen wird, und wo, bevor das Bristol dort stand, das wunderschöne Gebäude des Bonner Bürgervereins stand.

    Der Siegerentwurf für die Gestaltung des Neubaus auf dem Bonner Bristol-Areal an der Poppelsdorfer Allee steht fest. Die Kölner Architekten planen eine in fünf Häuser gegliederte Fassade mit Keramikoberfläche.

    stadtbild-deutschland.org/foru…dex.php?attachment/57175/

    Quelle: Astoc Architects and Planners

    Civitas fortis hatte hier sehr schön gezeigt, wie es dort aktuell aussieht (Hotel Bristol, wird gerade abgerissen), und was dort vorher stand (Bonner Bürgerverein). Das ganze Areal ist Teil des Neubaugebiets "Constance", dass Kurprinz hier recht treffend als "Volksverdummung" bezeichnet hat.

    Ich will mich erstmal zurückhalten, und gerne Eure Meinungen hören. question:)

  • Für mich sieht es so aus: Das alte Hotel war ein absoluter Fremdkörper an dieser Stelle. Es zeigt einen Bruch mit der Blockrand-Bebauuung und typische Ladenzeilen und das Schokobraun der 70er Jahre. Dieses Design wird ersetzt durch einen an das Berliner Mosse-Palais erinnernden Baukörper, der die Blockrandbebauuung wieder aufnimmt. Insofern ein wenig Stadtreparatur. Allerdings sieht die Fassade doch sehr monoton und langweilig aus.

    Nun ist die Poppelsdorfer Allee aber nicht irgendeine beliebige Adresse, sondern hat sagenhaft schöne Bestandsgebäude. Insofern ist es wünschenswert, dass an dieser Stelle absolut wertige Baukunst abgeliefert wird, die sich in das 1A-Umfeld einfügt. Einzig ich habe meine Zweifel an den Architekten, ob sie überhaupt die Fähigkeiten haben, dieser anspruchsvollen Aufgabe in vollem Umfang gerecht zu werden.

  • Der Neubau ist auf jeden Fall eine Verbesserung gegenüber der Ist-Situation. Da eine Rekonstruktion des Bürgervereins derzeit leider nicht realistisch erscheint, ist das Vorhaben zumindest als Schritt in die richtige Richtung zu begrüßen.

  • diese Referenzen an den funktionalismus der Zwischenkriegszeit sind eigentlich das Beste, was der heutige Städtebau zu bieten hat.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wahnsinn, ihr seid ja echt gnädig! Das hätte ich nicht gedacht. :ueberkopfstreichen:

    Natürlich habt ihr recht, und der Neubau ist viel besser als das Hotel Bristol. Es ist in Bonn auch nicht viel mehr zu erwarten, hier gibts keine große bzw. gut organisierte Lobby für klassische Architektur, so wie in Potsdam oder Dresden. Dennoch, unter dem Facebook Beitrag des GA zu dem Artikel sind mehrheitlich negative Stimmen:

    • Schade, wieder so ein Gebäude, welches weder zu den schönen Altbauten der Südstadt noch zur Poppelsdorfer Allee passt. Ein wirklich häßlicher Entwurf.
    • Einfach nur hässlich! Langweilig, seelenlos, 08/15. Bonn ist eine Stadt mit so viel Geschichte, wieso baut man so einen Betonklotz an die Poppelsdorfer Allee?
    • Gibt es eigentlich ein Gesetz, nach dem neue Bürobauten alle gleich aussehen müssen? Uniforme Schießscharten mit nichts fürs Auge. Langweilig und vorhersehbar.
    • Zumindest ausnahmsweise mal schöner als das jetzige Gebäude. War aber auch keine besonders hohe Hürde, und ändert auch nix dran, dass es eigentlich wieder nur ein seelenloser Bau ist. Schnörkel, Liebe zum Detail, irgendwas, das ansatzweise zu den immer weniger werdenden Gründerzeithäusern passt? Fehlanzeige, wie immer
    • Absolut unverständlich, wie an einer solchen Stelle ein derart seelenloses und hässliches „Ding“ gebaut werden kann. In Bonn fehlen einfach Weitblick und Verantwortungsbewusstsein. Es ist wirklich eine Tragödie!
    • Sehr dröhnend. Eine verpasste Gelegenheit, etwas Inspirierendes zu schaffen.
    • Das ist alles seelenloser Einheitsbrei, nichts bei dem mein Herz hüpft und meine Seele sich erfreut, gesichtslos, trist.

    Es gibt so gut wie keine positiven Kommentare unter dem Beitrag - was zeigt, wie wichtig doch vielen Menschen das Stadtbild ist. Es fehlt irgendwie an geeigneten Instrumenten, diese Meinung vieler auch in die Entscheidungsprozesse zu bringen. Ein paar Bürgerbeteiligungen hie und da bringen nichts, wenn doch wieder alles nur im Hinterzimmer von irgendwelchen Jurys entschieden wird. Erinnert mich auch irgendwie an die Schinkelsche Bauakademie. Eine deutliche Mehrheit will die Rekonstruktion, aber irgendwelche Think Tanks brüten ihr eigenes Ei aus...

    Die Kommentare spiegeln jedenfalls in etwa auch meine Meinung zum neuen Gebäude an der Poppelsdorfer Allee wider. Richtig genervt bin ich von dem Blah Blah, mit dem Jury und Architekten diesen langweiligen Entwurf loben.

    Der von der Jury ausgewählte Entwurf gliedert sich in fünf verwandte Häuser und „zeichnet sich besonders durch eine geradlinige Fassadengestaltung und eine gerundete Ausbildung des Eckbereichs“ aus. Das teilt Stephan Pacho, Sprecher des Investors Swiss Life Asset Managers, mit.

    „Uns war es wichtig, die Ästhetik und Lebendigkeit dieses besonderen Ortes in der Bonner Südstadt zu bewahren. Gleichzeitig schaffen wir Raum für Neues und gehen mit der Gestaltung einen modernen Weg für mehr Wohnraum. Der Entwurf fügt sich städtebaulich sehr gut in das Areal ein“, sagt Anett Barsch, Mitglied der Geschäftsleitung von Swiss Life AM.

    Man lobt also schon eine runde Ecke, weil das Gebäude nicht mehr zu bieten hat. Sowas nenn' ich einfallslos... Und das Gebäude fügt sich auch städtebaulich nicht gut in das Areal ein, wenn man mal von der Blockrandbebauung absieht. Alles nur :blah:

  • Mal ein paar gute Nachrichten aus Bonn. Das in Beuel gelegene Combahnviertel mit gründerzeitlichen Strukturen soll unter Denkmalschutz gestellt werden. Der Stadtrat sollte am 8.12. entscheiden, das sei aber nur noch Formsache heißt es in dem Artikel.

    Rat entscheidet über Denkmalschutz: Combahnviertel in Beuel soll Denkmal werden
    Das Combahnviertel mit seinen historischen Straßenzügen soll endlich unter Denkmalschutz gestellt werden. Der Rat entscheidet darüber am 8.Dezember.
    ga.de

    Damit bedürfte es keiner Rettungsaktionen mehr von Bürgen für Gebäude, die Investorenkästen weichen sollten, wie bei diesen beiden Kandidaten, die vor dem Abriss standen, aber gerettet wurden ( Civitas fortis berichtete).

    Hier die Lage des Combahnviertels, zwischen Rhein und Sankt Augustiner Straße (das Viertel hat seinen Namen von der zentral gelegenen Combahnstraße):

    Quelle: Openstreetmap

  • Der GA hat einen schönen Artikel zur Sternstraße, einer der Hauptstraßen der Altstadt, zwischen Markt und Friedensplatz gelegen, verfasst. Leider Bezahlschranke.

    GA-Serie: Aufbruch in der City: Wie sich die Sternstraße in Bonn gewandelt hat
    Vorne Fassaden, hinten Flachdächer, dies ist seit Jahrzehnten die Mischung im Viertel zwischen Sternstraße und Friedrichstraße. Und viele Geschäfte nehmen…
    ga.de

    Es gibt aber auch eine interessante Bilderstrecke mit alten Aufnahmen, die frei zugänglich sein müsste:

    Fotos aus dem alten Bonn: So sah es früher rund um die Bonner Sternstraße aus
    Aus dem Jahr 1905 stammt diese Aufnahme vom Eckhaus an der Sternstraße in Richtung Namen-Jesu-Kirche an der Bonngasse.
    ga.de

    Die Lage der Sternstraße:

    Sehr interessant finde ich einige Passagen in dem Artikel:

    "Statistisch stehen heute unter den Dachschrägen der Sternstraße die Chancen auf künstlerische Entfaltung schlecht. In gerade einmal vier der 34 Häuser auf der Nordseite der Straße zwischen Markt und Kasernenstraße wird das Obergeschoss derzeit als menschliche Behausung genutzt. Und so kann man sich mit etwas Fantasie beim spätabendlichen Rundgang auch in einem jener Designer-Outlets wähnen, die mit seriell gefertigten Zuckerbäckerfassaden vor schuhkartonförmigen Verkaufsräumen die gute, alte Zeit simulieren.

    Obergeschosse teils unerreichbar

    Es war unter anderem die Erfindung der großflächigen Schaufensterscheibe, die die alte Nutzung als Wohn- und Geschäftshaus ins Wanken brachte. Weil für die Glasfront der separate Hauseingang zu weichen hatte und Bewohner der oberen Etagen somit allenfalls durch den Laden in ihre Wohnung gelangen könnten, wurde es still in den Obergeschossen.

    Während einige von ihnen erkennbar als Lagerraum benutzt werden, sind andere inzwischen lediglich von außen mit der Leiter erreichbar, weil mit der Vergrößerung der Ladenfläche auch gleich das Treppenhaus auf dem Baucontainer landete.

    Ausschließlich auf den Handel als Mieteinnahmequelle zu setzen, ist in 1-A-Lagen wie der Sternstraße seit Jahrzehnten lukrativ genug, um auf die potenzielle Wohnungsmiete für die Obergeschosse zu verzichten. Im Gegenzug haben sich die meisten Geschäfte nach hinten auf die komplette Grundstücksgröße ausgedehnt und reichen in den Erdgeschossen somit weit über die an der Straße gelegenen Altbauten hinaus, was sich auf Luftbildern gut erkennen lässt: Somit ist aus dem einstigen Sammelsurium aus Höfen, Gängen, Werkstätten und Hinterhäusern ein grauschattiertes, versiegeltes Mosaik aus Flachdächern geworden."

    Dieses Problem, dass Obergeschosse von Altbauten quasi unbenutzbar geworden sind, haben sicher auch viele andere Innenstädte. Zumindest weiß ich, dass es in Königswinter ähnlich aussieht. Und weil dort die Lage des Einzelhandels wesentlich schlechter ist als in Bonn, stehen diese Häuser teils auch leer und verfallen.

    Besonders "krass" ist, dass kurz vor dem Zweiten Weltkrieg noch ca. 18.000 Menschen in der Altstadt lebten, 2020 waren es noch 5.400. Und das bei absolutem Wohnungsmangel wegen steigender Einwohnerzahlen in Bonn seit Jahrzehnten. Im Zuge des "Masterplan Innere Stadt Bonn" wurde zwar angeregt, möglichst viele der Häuser durch Hofanschlüsse nach hinten zur Friedrichstraße bewohnbar zu machen. Getan hat sich aber wenig bis nichts, vor allem auch wegen der Eigentumsverhältnisse: Die Gebäude gehören nicht wie früher Einzelhändlern, Privatpersonen oder Familien, sondern professionellen Agenturen aus anderen Städten, großen Immobiliengesellschaften oder ausländischen Investoren. Und solange denen der Profit aus den Ladenlokalen reicht, wird sich wohl wenig tun...

    Interessant dürfte es werden, wenn auch der Einzelhandel in Bonn immer mehr Probleme bekommt. Vielleicht kommt dann Bewegung in das Thema - denn eigentlich ist das sehr attraktiver Wohnraum, total zentral, kein Verkehr, nach hinten raus ruhig. Zum Beispiel perfekt für Studenten-WGs, von denen ich auch in der parallelen Friedrichstraße ein paar kenne.

  • Und dazwischen steht noch dieses "wunderschöne" Parkhaus, das einem Neubau weichen soll (Bezahlschranke):

    Dem Parkhaus geht es jetzt wohl tatsächlich an den Kragen (Bezahlschranke, aber aktuelles Bild zu sehen). Ab 16.1. ist Abriss. Gebaut wird dort ein neues Parkhaus, wie es aussieht, ist noch nicht klar. Es soll einen direkten Zugang zur Bahnhofsunterführung sowie Stellplätze für Fahrräder und Car-Sharing geben. Ursprünglich sollte da ein Hotel hin, was aber "baulich nicht möglich" war.

    Hm, ein neues Parkhaus, direkt am Bahnhof, mitten in der Stadt... Ich weiß nicht. Schon auf der anderen Seite des Bahnhofs ist ja ein neues Parkhaus gebaut worden. Ich bin gespannt, wie es aussehen soll.

  • Das dachte ich anfangs auch immer, als ich da vorbeifuhr. Nein, die Transparente zeigen die beiden Neubauten der letzten 10 Jahre auf der Bahnhofsrückseite links und rechts des Parkhauses, die ich hier gezeigt hatte.

    Auf dem ersten Bild, das noch deutlich frischer ist, über dem Eingang zum Bahnhof, ist der deutlich jüngere Bau rechts vom Parkhaus abgebildet. Auf dem schon deutlich verblicheneren zweiten Bild sieht man den Bau links vom Parkhaus, der so um 2010/11 entstanden sein müsste.

  • In Bonn wird ja seit längerem eine Seilbahn geplant. Sie soll den südlichen Teil der Stadt mit dem Venusberg und der rechten Rheinseite (Ramersdorf) verbinden. Hintergrund ist, dass das Uniklinikum Bonn, das auf dem Venusberg liegt, in den letzten Jahrzehnten extrem expandiert hat. Es kommen dauernd neue Institute, Kliniken und Gebäude hinzu. Dementsprechend stieg auch der Verkehr, der über eine einspurige Straße durch Stadtgebiet auf den Venusberg führt (im Plan gut zu sehen, die Straße, auf der auch die Buslinie 601 den Berg hoch führt). Dem will man durch die Seilbahn begegnen. Hier die geplante Trasse:

    Quelle: https://www.bonn.de/seilbahn-planung

    Dazu habe ich nun ein 20 minütiges Video gefunden, in dem Gegner und Befürworter des Projekts zu Wort kommen. Mich interessiert aber auch Eure Meinung. Was sagt ihr dazu? Findet ihr sowas gut? Oder eher nicht? Ich bin ehrlich, ich habe selbst noch keine Meinung zu dem Thema, schwanke zwischen den Argumenten Pro und Contra - und so scheint es vielen Bonnern zu gehen. Es handelt sich auch um ein in Deutschland einzigartiges Projekt, weil es in den ÖPNV eingebunden werden soll, und dementsprechend auch mit den ÖPNV Tickets zu nutzen wäre.

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    Was ich nicht gut finde, ist, dass man bislang so gut wie keine Visualisierungen zu dem Projekt findet, obwohl das schon mehr als 5 Jahre diskutiert wird. Scheut man das eventuell, weil es eben nicht so schön aussieht, die Pfeiler im Stadtbild und im Rheinauenpark stehen zu sehen? Ich weiß es nicht, es macht aber keinen guten Eindruck. Nur bei bild.de bin ich fündig geworden, aber die Frage ist, wie aussagekräftig dieses Bild ist. Und auch dort fehlen Visualisierungen von der Strecke entlang der Wohngebiete und über den Wald auf den Venusberg.

    Bonn: Seilbahnprojekt wird wahrscheinlicher
    Schweben in Bonn bald Gondeln über den Rhein? Ein geplantes Seilbahnprojekt wird wahrscheinlicher.
    www.bild.de

    Plakative Bilder gibt es von den Gegnern des Projekts, diese sind aber auch nicht wirklich aussagekräftig. Die rudimentäre Visualisierung der Befürworter (die von Grün-Links-GanzLinks-Volt regierte Stadt rührt mächtig die Werbetrommel für das Projekt) ist genauso wenig brauchbar - sie zeigt 4 Stützen, wo es in Realität 34 werden sollen.

  • Zumindest die Überwindung von Venusberg und Rhein ist ein interessantes Experimentierfeld für die Seilbahn in einem städtischen Kontext, d.h. man kann für das System Seilbahn als Teil des ÖPNV Erfahrungen sammeln, während man keiner anderen ÖPNV-Technologie Konkurrenz macht, weil eine Straßenbahn- oder Buslinie ausscheidet. Ob die Linienführung jetzt so viele Bedarfe abdeckt, dass sie sich lohnt, kann ich nicht beurteilen, aber die Querverbindung von Straßenbahn (in Dottendorf), S-Bahn- und Regionalverkehr links- und rechtsrheinisch (UN-Campus und Ramersdorf), sowie Stadtbahn (wenngleich für deren Kreuzung am Helmut-Schmidt-Platz aber keine Haltestelle geplant zu sein scheint) klingt nach Potential, allerdings wohl überwiegend für die Uniklinik.

    Für andere Zwecke läuft die Trasse ansonsten ja orthogonal zur Hauptrichtung der Verkehrsbedarfe. Da wäre, zumindest linksrheinisch, eine zweite Haupterschließung durch mindestens eine Straßenbahntrasse Friesdorf - Plittersdorf - Rüngsdorf - Mehlem wahrscheinlich sinnvoller. Gerade im Stadtbezirk Bad Godesberg ist der Anteil der ÖPNV-Nutzung im Modal Split besonders niedrig, d.h. Binnenpendler ins Stadtzentrum bzw. zu Knotenpunkten mit überregionalem ÖPNV (z.B. nach Köln) könnten damit erheblich effektiver zur ÖPNV-Nutzung gebracht werden, als mit einer symbolträchtigen Seilbahntrasse.

  • An der Trassierung erkennt man bereits sehr gut die Limitierungen des Verkehrsträgers. Will man keine sehr großen Umlenkbauten im Stadtraum, bleibt nur eine weitgehend gerade Linienführung. Das verhindert die meisten Projekte, zusammen mit den recht großen Umstiegsstationen, die aufgrunddessen eher rar gestreut sind. In Süddeutschland jedenfalls sind noch jedes ÖPNV Seilbahnprojekt bisher gestorben (München läuft offiziell noch), spätestens nach den vertiefenden Studien und den abgeleiteten Kosten, die entsprechend dann doch oft enttäuschen.

    Ich finde die Technik für den hier gezeigten Einsatz jedoch recht sinnvoll, da es gleich mehrere geographische Hürden gibt, mit dem Fluss und der anspruchsvollen Topographie. Interessant auch die bereits von anderen erwähnte Quervernetzung der sonstigen öffentlichen Verkehrsträger.

  • ...mittlerweile ist der Entwurf für die Denkmalbereichsatzung Combahnviertel einsehbar. Hier der Link, das PDF kann man auf jeden Fall bis Ende März runterladen. Ich konnte es hier nicht als Anhang hochladen, da es größer als 5 MB ist. Für Bonn-Interessierte sind spannende geschichtliche Infos zur Entstehung des Viertels enthalten.

    https://www.bonn-macht-mit.de/sites/default/files/unit/files/Satzungsentwurf%20Denkmalbereichssatzung%20Combahnviertel.pdf

    Auf der Seite "Bonn Macht Mit" gibt es auch weitere Infos, und man kann Anregungen hinterlassen, sofern man dort ein Konto hat oder eins anlegt:

    Bonn macht mit

  • Das darf man trotz aller Freude über den Erhalt älterer Bausubstanz auch mit gemischten Gefühlen betrachten:

    Bauten der 1960er und 1970er Jahre sind dann erhaltenswert, wenn sie die Merkmale des Wohnviertels aufnehmen und
    interpretieren oder einen aus der Zeit erklärbaren neuen thematischen Zusammenhang einführen (Ausrichtung nach
    Westen zum Rhein) und ihn zeitgemäß mit gehobenem Wohnstandard entsprechenden gereihten Architekturelementen
    ausbilden (Balkonen). Dafür stehen die Häuser Rheinaustraße 83, 91 und 93

    Ich habe die genannten Gebäude mal mit Links auf Google Street View versehen, im Dokument (ab Seite 16, benannt als Seite 14, sowie ab Seite 43, benannt als Seite 41) sind auch Fotos zu sehen. Denkmalschutz dafür sehe ich kritisch. Mit dieser Satzung wird also auch eine Menge Nachkriegsbausubstanz, bis hin zu postmodernem Durchschnitt unter Schutz gestellt werden, mithin also nicht nur die städtebauliche Idee der Planungen um 1900, sondern explizit auch die Veränderungen der Nachkriegszeit.