• 1 Die Borneo-anmerkung ging nur um unpflegtheit und das solche Begriffe extrem relativ sind. Ich arbeite ja mit Entwicklungslander und manchmal steigt halt Ursus meckern uber deutschen Stadten tatsachlich uber mein Kopf. Es hat halt wenig mit Augsburg sondern mit seine Bewertungen

    2 Ich verstehe auch nicht warum man so viel meckern soll. Niemand zwingt Ursus nach Deutschland zu fahren oder sich mit Deutschen Stadten zu beschaftigen. Ich sehe dabei nicht konstruktives. Immer wird ja auch Ursus Heimat dagestellt. Eine zufriedene Menschen jammern da nicht immer auf die Nachbarn los.

    3 Die Forum ware auch nicht schlechter mit ein bisschen weniger negative Gefuhle. Ich hatte irgendwann Lust Fotos hochzuladen, aber wenn die Disskussion oft direkt in Jammertal fuhrt finde ich es halt anstrengend.

    4 Danke Markus fur deine wunderbare und informationsreiche Fotos. Die hat tatsachlich ein gute Licht uber die schone and nicht -so-schone Ecken von Augsburg geworfen.

  • a) Es geht ja nicht darum, ob man Augsburg oder München mag oder nicht mag. Natürlich mag ich diese Städte, und natürlich empfinde ich sie als sehenswert.
    Es ist halt so, dass man Augsburgs Wiederaufbau, was die profanen Bauten betrifft, als unerträglich schwach werten muss, was gleichfalls für die aktuelle Stadtbildpflege gelten muss.
    Vor allem bei letzterem hakte ich angesichts markus' jüngster Bilder ein (der Wiederaufbau wurde schon genügend diskutiert, ich habe da weniger Verständnis als etwa Zeno). Leider verhält es sich eben so, wie Heimdall geschrieben und Brandmauer es anlässlich der jüngsten Umgestaltungen auf den Punkt gebracht hat. Aber dergleichen zu konstatieren ist sinnvoll, ja unbedingt erforderlich. Vielen Menschen, die das hier lesen, wird es aus der Seele gesprochen sein, bzw wird es bei der Meinungsbildung bzw beim Formulieren ihres latent verspürten Unbehagens sehr helfen. Etwas zu ändern ist nur möglich, wenn man den Änderungsbedarf erkennt und auch formuliert. Dass Augsburg immer noch schön ist, vor allem gemessen an außermittel- und -südeuropäischen Städten, hilft da wenig. Der Verweis auf Hyderabad ist Themenverfehlung, wie Heimdall richtig konstatiert hat, jener auf das Bild des Wr. Donaukanals ebenso. Zur Diskussion steht ein Bild des allerzentralsten Augsburgs, der gezeigte Abschnitt des Donaukanals ist trostlose Peripherie. Generell ist der Donaukanal ein 'Unort', eine Verkehrshölle wie in jeder modernen Großstadt aufgrund der verfehlten aktuellen Politik unvermeidbar, sonst nichts. Damit kann man nicht argumentieren. Warum die Innenstadt Prags nicht mehr schön sein soll, erscheint mir (trotz aller Vorbehalte gegen die billige Renovierungspraxis, was im Zusammenhang mit dt Großstädten wahrlich ein Luxusproblem darstellt) unverständlich. Auch Wien ist in seinen entscheidenden Straßen- und Platzfolgen eben nahezu intakt (bzw ist sein Zustand, was etwa das Haashaus betrifft, immerhin diskutabel). Mit Augsburg könnte es sich heute ähnlich verhalten, und allein darum hat es hier zu gehen.
    b) An sich habe ich zuletzt Gil angesprochen, da er weiter von uns weg wohnt und für ihn daher umso mehr gelten muss: aus der Ferne besehen ist alles schön. Aber wahrscheinlich gilt es auch für dich, Johan: Von Schweden bist du sicher schlimmere Stadtbildzerstörung gewohnt (auch ist abgesehen von Stockholm die historische Substanz nicht so unermesslich, wenn man das ohne deinem Land nahetreten zu wollen so sagen darf). Und England ist eben auch nicht gerade berühmt für seine prachtvollen Stadtlandschaften, die sich zumeist in ABC (another bloody cathedral) beschränken und überdies durch Krieg und Kommerz ebenfalls ganz arg zerzaust wurden. Sicher ist meine mitteleuropäische Warte da eher gehobener. Aber es verhält sich eben so: In meiner weiteren Umgebung kann ich hinfahren, wo ich will, nach Graz, St. Pölten, Linz, sogar Wr Neustadt, Udine, Bozen, Laibach, Ödenburg, Prag, Brünn, Budweis, Pilsen (Iglau lassen wir hier besser aus :zwinkern:) )- so eine Stadtverschandelung wie zu Augsburg (oder auch zu Regensburg- Neupfarrplatz!) gibt es nirgendwo. Überall würde einer Stadt wie Augsburg als quasi nationales Kulturdenkmal höchste Behutsamkeit und Pflege zuteil werden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • 1 Ja, aber das Antwort hast du tausendmal geschrieben. Dabei bringst du nicht neues. Ich verstehe dass du dein Heimat liebst und will es uberall vorzeigen. Fur mich persohnlich intressieren dein Region micht nicht so extrem. Mein Intresse liegt an Backsteingotik und Fachwerkhauser. Das gibt in deine Region nicht allzu oft.

    2 Ich habe habe auch nie Prag bestritten. Trotzdem gibt es um Prag deutlich mehr hassliche Betonghettos als in Augsburg. Ich wurde dabei Augsburg vor Prag als Wohnort vorziehen. Die meisten Prager wohnen halt in hassliche Plattenbauten. Fur ein Tourist ist ja Prag deutlicher intressanter und hochwertiger als die meiste Europaische Hauptstadten. Aber zum wohnen?

    3 Die Schonheit von England geht viel mehr uber Landschaft, Garten Dorfer und Schlosser. Das ist die Schokoladenseiten von England. Bisher habe ich nicht schonere Garten als in England gesehen.

    4 Du hast ein Tendenz zu polarisieren. Wenn mann deine Meinung teilt ist es ja gut. Aber anders ist es ein bisschen anstrengend. Es ist doch egal. Du werdest trotzdem weiter 2000 Beitrage pro Minute produzieren.

    Ich werde jetzt auch aufhoren diese Thread zu belastigen. Nochmal danke fur die Fotos!

  • @Ursus

    I agree with your "semi-psichological" explanation for our different impressions of places like Augsburg.
    Indeed, one of the reasons that I like some of the post-war architecture in Germany, is that this architecture is a part of my positive Erlebnis (I forgot for a moment the english word...) as a visitor in german cities.
    Nevertheless, I still say that because of the strong impact of the historicism in Germany,
    German cities had "Bausunde" (some of them
    not better than the modern ones) already before the war destruction. I think that
    the historical centres of cities like (pre-war)
    Augsburg or Wurzburg had
    quite many such historicist "damages", much more than the historical centres of
    Graz or Linz, for example.

  • @Gil. Aber gerade die Gründerzeitbauten des dt. Kaiserreichs hatten manchmal auch eine besondere Qualität, wie man in diesem Thread für Wuppertal sehen kann:
    http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?f=31&t=2109

    An die Gründerzeitbauten von Berlin kamen wohl nur die von Mailand oder Buenos Aires heran.

    Und auch in mittelalterlichen Stadtkernen wie in Ulm oder Stuttgart störten die Gründerzeitler weit weniger als die Nachkriegs-Flachdachkisten es heute tun.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • @gil
    Du hast recht. Der gründerzeitliche Raubbau in dt. Städten wurde oft bedauert. Besonders rabiat muss er in Breslau erfolgt sein, wahrscheinlich ist der Ring heute sogar schöner als früher. ME auch in DD, ein Prozess, der bis in die späten 20er Jahre ging.
    Augsburg scheint mir hier hingegen kein gutes Beispiel zu sein. Ich finde, dass die historistischen Bauten sich hervorragend einfügen, da sie alte Giebelformen aufnahmen und die Proportionen wahrten. Überhaupt scheint mir der Historismus in Süddt. rücksichtsvoller gewesen zu sein, mitunter kam es mE sogar zu Verbesserungen (etwa Frankfurter Römer), ganz anders als in Österreich. Graz ist gar kein gutes Beispiel, Gil. Ich sage nur: Rathaus. In Augsburg waren es da doch verhältnismäßig kleine Eingriffe, der Grazer Hauptplatz wird von diesem aufgeblähten Ding geradezu erdrückt. Und bei Linz muss man auch bedenken, dass der hitleristische Brückenkopf erst dadurch möglich wurde, dass die Vorbebauung weitestgehend eben nur historistisch war.
    Der Begriff 'Bausünde' hat im Zusammenhang mit Historismus eine andere Dimension. Hier geht es mehr darum, die Verdrängung von Wertvollerem zu bedauern, nicht unbedingt die Störung durch den Istzustand. Soferne er auch nur ungefähr die gegebenen Proportionen wahrte, war der Historismus durchaus stadtbild- und ensembleverträglich. Gerade in Augsburg traue ich mir nicht zu wetten, welcher Giebel oder welcher Zierrat eine historistische Ergänzung ist.
    Sicher müssen die damaligen mitwilligen Umformungen und Verdrängungen auf Stadtbildliebhaber unerträglich gewirkt haben. Aber aus heutiger Sicht waren das Luxusprobleme.
    Anders als Brandmauer bevorzuge ich die süddt. Ausformungen des Historismus gegenüber den norddeutschen. Mit dem historistischen Berlin etwa kann ich abgesehen vom Dom gar nichts anfangen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Brandmauer
    Thank you for the Wuppertal-Nordstadt link. The quality of this complete quarter of Grunderzeit is impressive!
    But historicist structures can be disturbing, when they replace older houses in historical centres.


    @Ursus
    Of course, the Rathaus in Graz :? ... But besides this (massive) structure, I do not remeber a lot of
    historicism in the centre of the city.

  • @Gil: das weiß ich natürlich, aber wie Ursus schon sagt, war das Störende von Gründerzeithäusern von einer anderen Ordnung als das von Flachdachkisten des Wiederaufbaus oder der jüngsten Zeit. Wobei ich mit Zeno einverstanden bin, daß die aus der Wiederaufbauzeit verzeihlicher sind als die der letzten Jahre. Die jüngsten sind auch schlimmer weil sie mehr Selbstdarstellung von Architekten beinhalten.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Hoher Weg 30 - Haus Sankt Ambrosius

    Unmittelbar nördlich des Doms befindet sich am Hohen Weg 30 das heutige Haus St. Ambrosius, ehem. Domherrenpalais Greiffenklau, auch Hohenleitnerhaus genannt. 1496 errichtet, 1750/60 umgebaut, dabei entstand auch die Rokokofassade. 1944 brannte das Haus aus, wobei die Fassade weitgehend erhalten blieb. Über 40 Jahre bot das Gebäude einen trostlosen Anblick, wurde aber zumindest nicht beseitigt. 1983 wurde die Ruine von der Diözese Augsburg erworben. Wiederaubau 1985/86. Das Haus beherbergt heute die Augsburger Domsingknaben.

    Heute:

    Vor der Zerstörung 1944:

    Bildarchiv Foto Marburg
    Karolinenstraße 50 (C54) Hohenleitnerhaus
    heute Haus St. Ambrosius Hoher Weg 30

    Fototafel im Inneren des Hauses:

    Zustand bis 1985:


    rechts die Nr. 28 mit Neurokokofassade

    auf der Bildindexaufnahme aus dem Jahr 1966 ist ganz links die Ruine vom Hohenleitnerhaus zu erkennen:

    Bildarchiv Foto Marburg

    Und hier vorne links vom Domturm aus (ebenfalls 1966):

    Bildarchiv Foto Marburg

    Hausmadonna über dem Portal

    der reizvolle rückwärtige Gartenpavillon (der bereits vom hinter der Mauer verlaufenden Mittleren Pfaffengässchen schon einmal zu sehen war):

    der um den Hohen Chor herumlaufende Hohe Weg vom Perlachturm aus, rechts vom Chor das Hohenleitnerhaus (Nr. 30) und die Nr. 28:

  • Kleiner Goldener Saal

    Vom einst berühmten und ausgedehnten Jesuitenkolleg Sankt Salvator blieb nur der ehemalige Kongregationssaal, der heute vor allem für Konzerte genutzte sog. Kleine Goldene Saal übrig. Westlich davon befand sich die 1872 abgebrochene Jesuitenkirche.

    Ein älterer Stich aus dem Bildindex:

    Bildarchiv Foto Marburg

    Der prächtige Kleine Goldene Saal im Obergeschoß eines von außen recht unscheinbaren Gebäudes:

    Details vom großen Deckenfresko von Matthäus Günther 1765:

    Zum Saal und den Deckenfresken:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kleiner_Goldener_Saal\r
    de.wikipedia.org/wiki/Kleiner_Goldener_Saal

    Eine der Eckkartuschen mit dem damaligen Augsburger Fürstbischof Joseph Ignaz Philipp von Hessen-Darmstadt, der Maria die Ehre erweist:

    Blick vom Kleinen Goldenen Saal zum Dom:

    Hier noch die Jesuitengasse Richtung O (der Frauentorstraße zu) mit dem gewaltigen Fuggerschen Lagerhaus, die übrige Bebauung spricht 1x mehr für sich...:

    demnächst geht es voraussichtlich mit der ehem. Fürstbischöflichen Residenz weiter

  • Zum Haus Sankt Ambrosius-Beitrag: Das ist eine wunderbare Restaurierung/Rekonstruktion! Ganz anders die Bebauung links unten auf dem letzten Bild, die schmerzlich an die Zerstörung erinnert und inzwischen auch saniert und so in seinem Fortbestand bestärkt wurde.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von "Brandmauer"

    Ganz anders die Bebauung links unten auf dem letzten Bild, die schmerzlich an die Zerstörung erinnert und inzwischen auch saniert und so in seinem Fortbestand bestärkt wurde.

    das Gebäude der Stadtwerke würde mich wenn es irgendwo peripher stehen würde nicht unbedingt stören, hat durchaus auch seine Qualitäten, aber an dieser Stelle ist es absolut unerträglich.

    Ganz übel und unbedingt abgerissen gehörte eigentlich auch die rosa Flachdachkiste ganz vorn links zwischen Obstmarkt und Karlstraße:

    Dort stand ehemals ein besonders prächtiges Zunfthaus:

    Bildarchiv Foto Marburg
    Eckgebäude Karolinenstraße/Obstmarkt (D68/69) Obstmarkt 1 Zunfthaus der Zimmerleute, 1582 (vor 1914), der Zwerchgiebel zur Karolinenstraße um 1900 ergänzt

  • Servus und Grüß Gott

    zu der länger laufenden Diskussion wollte ich mal als gebürtiger Augsburger dreierlei anmerken:

    Zum einen ist Augsburg einfach eine alte Industrie- und Arbeiterstadt, vor diesem Hintergrund ist es ohnehin erstaunlich dass bezüglich repräsentativen Bauten Augsburg durchaus mit vielen europäischen Residenzstädten mithalten kann. Das führt aber auch dazu dass, bis in die heutige Zeit, schlicht der Wohlstand nicht in Augsburg daheim ist. Weder Stadt noch Bürger können sich liebhaberische Denkmalpflege in wünschenswertem Ausmaß leisten, tut mir leid wenn mancher das Argument Geld "schnöde" und nicht überzeugend finden mag, aber darauf läuft es hinaus. Auch liegen wir "leider" nicht in Ostdeutschland und erhalten somit keine üppigen Bundesmittel für das Stadtbild. Darunter leiden auch viele historische öffentliche Gebäude, wie viele Vorkriegsschulen oder die Stadt- und Staatsbibliothek, das Stadtarchiv... hätten wir das Geld würden wir lieber Gestern als Heute den alten Glanz rausputzen.

    Zum zweiten mag ich persönlich die Patina und den Charme der Brüche, dafür dass Augsburg eine Provinzhauptstadt ist ist die Stadt angenehm unbieder und nicht so steril und geleckt wie man das meist, gerade im süddeutschen Raum, gewohnt ist. Das bezieht sich auch auf die Einwohnerschaft, wo mehr Lebenskünstler und "Originale" zu finden sind als ich irgendwo sonst im südlichen Raum bemerkt habe. Aber die Leute lieben ihre Stadt durchaus und gestalten sie wo es nur geht, das äußert sich aber in kleineren Details, wie verwitterte Straßenunterführungen die von Anwohnern gemeinschaftlich neu gestrichen werden und derlei Ideen.

    Und zuletzt muss man bedenken dass man aufgrund des weit verbreiteten Historismus Gebäude mit Stuck, Erker und Laibungen gewohnt ist aus europäischen Städten. Fast überall ist es aber eben nur Historismus aus dem 19. Jahrhundert - in Augsburg sind es häufig aber originale Renaissance-Gebäude. Ebenso wie das münchner oder wiener Rathaus sicherlich auch beeindruckend sind, aber eben erst im späten 19. Jahrhundert gebaut wurden. Da war das keine solche bautechnische Großleistung wie das augsburger Rathaus aus dem Jahre 1615, als in den genannten Städten die Rathäuser eher kleine Stadel waren mit denen sich die stolzen Augsburger nie zufrieden gegeben hätten. Die Umbrüche in Folge der Industrialisierung, also Ferne von Kohlerevieren sowie auch keine entsprechend vom neuen Bürgertum gepeppelte Residenzstadt zu sein, hat Augsburg dann auf eine Seitenstraße der neueren Geschichte manövriert. Das beweine ich nicht, aber man muss das bei Vergleichen berücksichtigen

  • Zitat

    Auch liegen wir "leider" nicht in Ostdeutschland und erhalten somit keine üppigen Bundesmittel für das Stadtbild.

    Diese hämischen Bemerkungen sind im Westen häufig anzutreffen. Man kann nur drauf erwidern: Und, was ist geschehen, als das Geld noch nicht in den Osten geflossen ist? Hat man gerade in Augsburg in den 70ern, 80ern irgendwas zur Verschönerung des Stadtbildes beigetragen oder sich ganz im Gegenteil verbissen bemüht, die Stadt nach Kräften zu verhässlichen? Geld für Karstadt et consortes war jedenfalls da.
    Im Osten ist immerhin was Sinnvolles gemacht worden.
    Und ist euch heute leichter, da das Geld nicht in die neuen Bundesländer sondern nach Griechenland und Portugal geht?

    Zitat

    Zum einen ist Augsburg einfach eine alte Industrie- und Arbeiterstadt, vor diesem Hintergrund ist es ohnehin erstaunlich dass bezüglich repräsentativen Bauten Augsburg durchaus mit vielen europäischen Residenzstädten mithalten kann.

    Auch eine Geschichtsbetrachtung. Immerhin scheint die Geschichte für den Autor um ein knappes Jahrhundert früher zu beginnen als für manche Zeitgenossen.

    Zitat

    Ebenso wie das münchner oder wiener Rathaus sicherlich auch beeindruckend sind, aber eben erst im späten 19. Jahrhundert gebaut wurden.

    Daneben gibt es aber in genannten Städten auch Alte Rathäuser, das im Münchner Fall sogar gotisch ist.

    Zitat

    ... als in den genannten Städten die Rathäuser eher kleine Stadel waren

    trifft auf München daher nicht zu (in puncto Wien lässt sich das zumindest nicht beweisen).

    Zitat

    Fast überall ist es aber eben nur Historismus aus dem 19. Jahrhundert - in Augsburg sind es häufig aber originale Renaissance-Gebäude.

    Oder Wiederaufbauschrott, gegen den der Historismus das weitaus geringere Übel wäre.

    Zitat

    Die Umbrüche in Folge der Industrialisierung, also Ferne von Kohlerevieren sowie auch keine entsprechend vom neuen Bürgertum gepeppelte Residenzstadt zu sein, hat Augsburg dann auf eine Seitenstraße der neueren Geschichte manövriert. Das beweine ich nicht, aber man muss das bei Vergleichen berücksichtigen

    Naja, auch andere Städte, durchaus wirtschaftlich mehr vom Zug der Zeit erfasst, also auf der Hauptstraße der neueren Geschichte, hatten ihr altes Stadtbild bewahrt, vgl Frankfurt/M, Bremen uva. Dazu entsprach das frühneuzeitliche Augsburg sicher weit mehr moderneren Standards und Wohnbedürfnissen als es in mittelalterlichen Stadtkernen der Fall gewesen ist. So gesehen, lässt sich kein Vergleich ziehen.
    Viel wichtiger für den heutigen Zustand waren die Schicksalsstunden 1944.
    Dass Augsburg heute so zerrüttet, unvollkommen und teilweise armselig aussieht, ist allein Luftkrieg (und misslungenem Wiederaufbau) zu verdanken. Dass noch relativ viele Bauten erhalten sind, ist allein dem Glücksfall zu verdanken, dass sich hier anders als in anderen unglücklichen Städten kein Feuersturm entwickeln konnte.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ja, ich bin schon nochmal durch diese ganze Gallerie gegangen. Erst ist es eine extrem beindruckende Gallerie die Augsburgs wirklich grundlich zeigt. Ich war selbst da sehr kurz. Sind von Bahnhof uber Maximillian-museum zum Maximillian-strasse gelaufen. Hat auch Elias Holl-platz, Lech-viertel und Fuggerei angeschaut. Dann zuruck zum Bahnhof. Auf diese Tour war die Stadt sehr schon.

    Wenn ich jetzt sehe die Vergleich-bilder von vorher dann uberzeugt die Wiederaufbau nicht wirklich. Leider muss ich Ursus beurteilung nachtraglich zustimmen. Besonders die Hohe Strasse und die Platz vor dem Rathaus verdient wirklich eine bessere Wiederaufbau. Was in Dresden moglich ist musste auch in Augsburg moglich sein. Augsburg hat mit seine erhaltene Teilen schon eine gute Startpunkt und die Stadt konnte wirklich von eine Wiederaufbau von dieser zentrale Platzen profitieren.

  • Willkommen im Forum, aburger!

    Die Kritik der Forumsmehrheit richtet sich nicht gegen einen fehlenden Historismusprotz - die geringe gründerzeitliche Überformung wird von den meisten bestimmt sogar begrüßt -, sondern gegen den sehr schlechten Wiederaufbau der zerstörten Altstadtbereiche in den Wirtschaftswunderjahren. Man vergleiche nur den Wiederaufbau des sicherlich ärmeren Donauwörths mit zwar nur wenigen wirklichen Rekonstruktionen, aber einer konsequenten Einhaltung des Wiederaufbaus mit traditionellen Neubauten in Giebelhausreihung! An diesem Beispiel zeigt sich auch, dass wir es nicht in erster Linie mit einer Geldfrage, sondern mit einer Willens- bzw. Ideologiefrage zu tun haben. Gerade wegen der ungeheuren geschichtlichen Bedeutung Augsburgs wäre ein traditionellerer Wiederaufbau (wie z. B. in Donauwörth oder Rothenburg) zwingend gewesen, zusammen mit dem ohnehin noch ziemlich reichen Altbaubestand aufgrund des vergleichsweise geringen Zerstörungsgrads der Stadt und den exakten äußerlichen Rekonstruktionen von nur ein paar Dutzend der wichtigsten verlorenen Bürgerhäuser wäre ein sehr ansprechendes Ergebnis leicht zu erzielen gewesen.

    Die wichtigsten Rekonstruktionskandidaten wurden hier aufgelistet.

    Zitat von "aburger"

    Zum einen ist Augsburg einfach eine alte Industrie- und Arbeiterstadt, vor diesem Hintergrund ist es ohnehin erstaunlich dass bezüglich repräsentativen Bauten Augsburg durchaus mit vielen europäischen Residenzstädten mithalten kann.

    Zitat

    Die Umbrüche in Folge der Industrialisierung, also Ferne von Kohlerevieren sowie auch keine entsprechend vom neuen Bürgertum gepeppelte Residenzstadt zu sein, hat Augsburg dann auf eine Seitenstraße der neueren Geschichte manövriert. Das beweine ich nicht, aber man muss das bei Vergleichen berücksichtigen


    Residenzstadt zu sein ist per se kein architektonisches Gütesiegel. Residenzstadttypisch waren oftmals vergleichsweise große bauliche Überformungen im Laufe der Jahrhunderte, tendenziell eher weniger bedeutende Leistungen im mittelalterlichen Sakralbau, einige gezielt gesetzte fürstliche Duftmarken, aber eine geringe geschichtliche Tiefe im bürgerlichen Hausbestand. Die bedeutenden Altstädte Europas waren fast immer alte Bürgerstädte. Im Falle Augsburgs war es nicht anders. Die Altstadt Münchens - eine Stadt von einst nicht einmal der halben Größe Augsburgs - war im Vergleich zweitrangig. Augsburg spielte mit Städten wie Nürnberg, Frankfurt, Erfurt, Braunschweig oder Lübeck in einer Liga.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Bzgl. Erstes Quergäßchen 8: Stimmt, das Haus hatte 2 Geschosse und dann noch zwei wie jetzt im Giebel (eine undat. ältere Abb. gibt es im "Das Bürgerhaus in Augsburg", T40a).

  • Bei Wiki heisst es:

    Zitat

    Die mittelalterliche Ausstattung wurde durch den Bildersturm der Reformationszeit stark reduziert. Im Zuge der Regotisierung im 19. Jahrhundert entfernte man die nichtmittelalterlichen Ausstattungsstücke weitgehend und ergänzte den Bestand durch Zukäufe aus dem Kunsthandel und Umsetzungen aus anderen Kirchen. 1934 purifizierte man die neugotische Ausstattung radikal. Diese „Enthistorisierung“ wirkte noch bis in die Siebziger Jahre nach, als die originalen Baldachine (um 1430) des Chorgestühles für neugotische Nachschöpfungen gehalten und abgebaut wurden (1970/71).

    Quelle: wikipedia

    :?::?:

    Hat man tatsächlich das Chorgestühl im Dom um 1970 zerstört!!?

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker