Magdeburg - Rekonstruktion der Ulrichskirche

  • >>Und wenn sich die Magdeburger bei einer Abstimmung explizit gegen die Wiedergewinnung eines kleinen Teils ihres verlorenen städtebaulichen Erbes entscheiden, dann ist ihnen einfach nicht zu helfen.<<

    Ich hoffe, daß dies nicht geschieht. Magdeburg ist eine der historisch bedeutsamsten Städte Deutschlands und nicht das fiese Zonenghetto, das aus ihm gemacht wurde. Magdeburgs Schicksal ist weit schlimmer als das von Dresden. Eine derartige Volksabstimmung würde auch die Frage beantworten, ob sich die Bevölkerung mit dem eigenen Zustand abgefunden hat oder sich verbessern, sich wehren will. Natürlich muß man befürchten, daß sie wirklich gebrochen und umerzogen wurden - nach meinen persönlichen Erfahrungen in der Stadt würde es mich nicht wundern. Aber bei den tagtäglichen Radfahrten durch die "City" war ich immer optimistisch, daß dies einfach nicht das Ende der Geschichte sein kann, nicht sein darf. Es wäre ungefähr so, als ob man sich um 1660 in einer Volksabstimmung FÜR den Bau eines großen Tilly-Denkmals vorm Rathaus ausgesprochen hätte. Kranker Gedanke, aber vergleichbar mit der Absegnung der SED-"Erfolge".

    Magdeburg müßte dann unwiederruflich zum Osten gerechnet und dementsprechend rabiat behandelt werden. So rabiat wie einst die heute verklärte SED vorging, ein wenig "bittere Arzney". Den Kürzungsstiefel immer 'rin ins dumme Rotgesicht, Fütterung war gestern. Nach dem Motto: Brauchen wir eigentlich finanzfintensive Großstädte wie Magdeburg ? In Zeiten des "Stadtumbaus" ? Reichen die paar Kirchen auf der Grünen Wiese nicht aus, um Geschichte zu bewahren; muß deswegen der nutzlose Rest finanziert werden ? Tangermünde braucht doch auch keine Zuschüsse mehr(und kann eigentlich abgesiedelt werden), obwohl es für kurze Zeit im MA deutscher Regierungssitz war....

    Und für die Medizinische Fakultät reicht eine umgebende Stadt von der Größe Ilmenaus mehr als aus. Vielleicht könnte eine Bogenstadt vom Hasselbachplatz über die westlichen Vorstädte (tolle Gründerzeit!) gefaßt werden, der Rest wird abgesiedelt u. zum großen Spaßbad.

    Nein, die werden gedünstet

  • :augenrollen: Wie man jetzt auf der Seite des Kuratoriums lesen kann, wird es wahrscheinlich doch zum Bürgerentscheid um die Ulrichskirche kommen. - In dem Zeitungsartikel der "Magdeburger Volksstimme" steht, daß nur 25% der wahlberechtigten Magdeburger den Wiederaufbau ablehnen müssen um die Rekonstruktion scheitern zu lassen. Ich weiss nicht ob mit meinem Gerechtigkeitsempfinden etwas nicht in Ordnung ist, aber das klingt für mich nicht gerade fair. 75% der Bürger können sich FÜR den Bau aussprechen und er wird dennoch nicht kommen? Da bin ich aber nun wirklich mal gespannt wie das ausgeht.

    Aktuelles

  • Es handelt sich um ein Bürgerbegehren, dass einen Volksentscheid erzwingt. Erst der Volksentscheid entscheidet, und dann sicher gilt die Mehrheit - für oder gegen. Für die Fragestellung (also gegen den Wiederaufbau) müsste zudem eine Mindestanzahl wahlberechtigter Bürger stimmen.

  • Nun ja, die Volksstimme sagt wortwörtlich: "Sollte es zum Bürgerentscheid kommen, wird über diese Frage entschieden: "Sind Sie gegen den Wiederaufbau der Ulrichskirche?" Der Bürgerentscheid hat Erfolg, wenn mindestens 25 Prozent aller Wahlberechtigten diese Frage mit "Ja" beantworten..."

    Also ist das dann doch schon die endgültige Entscheidung, oder etwa nicht?

  • Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt § 26 (4) lautet: "Ist die in einem Bürgerentscheid enthaltene Fragestellung von der Mehrheit der gültigen Stimmen mit Ja beantwortet worden und beträgt diese Mehrheit mindestens 25 vom Hundert der stimmberechtigten Bürger, so hat der Bürgerentscheid die Wirkung eines Beschlusses des Gemeinderates. Er kann innerhalb von einem Jahr nur durch einen neuen Bürgerentscheid abgeändert werden. Ist die nach Satz 1 erforderliche Mehrheit nicht erreicht worden, hat der Gemeinderat die Angelegenheit zu entscheiden."

    Es muss also auch noch eine Mehrheit sein. Die Volksstimme hat diesen wichtigen Aspekt übersehen, jedenfalls nicht erwähnt.

  • Zitat

    ...und beträgt diese Mehrheit mindestens 25 vom Hundert der stimmberechtigten Bürger, so hat der Bürgerentscheid die Wirkung eines Beschlusses des Gemeinderates."

    Vielleicht bin ich ja zu blöd um das zu verstehen. Aber laut meinem Verständnis fängt eine Mehrheit erst bei 51% an, nicht schon bei 25%. Wenn die Regel tatsächlich so ist und diese popeligen 25 von 100 schon als Mehrheit gelten, sehe ich aber ganz düster für die Ulrichskirche. Doch ich kann überhaupt nicht einschätzen wie die allgemeine Magdeburger Bevölkerung dieses Projekt annimmt. Möglicherweise gibt es noch eine große Überraschung.

  • Die Gemeindeordnung nimmt mit in Betracht, daß nicht jeder wahlberechtigte Bürger stimmen geht, deshalb die Verwirrung.
    Es geht um eine Mehrheit bei der Wahl, also 51% oder mehr bei der Wahl (1)
    Diese 51% sollen dann wiederum mehr als 25% der gesamten Wählerschaft sein, die gesamte Wählerschaft sind auch diejenigen, die nicht wählen gegangen sind.
    Dann ist der Bürgerentscheid also bindend.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Hallo. Heute ist der 10. September und damit der Abgabetermin für die Unterschriftenlisten. Bin mal gespannt ob die nötigen 10.000 Unterschriften zusammengekommen sind. Vielleicht haben ja einige 100 Leute mit "Donald Duck" oder "Homer Simpson" unterschrieben und die ganze Mühe war umsonst :aetschzunge: Das wäre ja der Knaller.

  • Die Leute von "Demokratie wagen - Bürger fragen" haben angeblich über 16000 Unterschriften gesammelt. Schon seltsam. Vor 2 Wochen hatten sie nur 8000 und ganz plötzlich doppelt so viele?

    http://www.volksstimme.de/vsm/nachrichte…?em_cnt=1808174

    Jetzt müssen wir auf die Prüfung der Richtigkeit warten. Anfang 2011 werden wir wohl erfahren ob die Kirche kommen kann, oder ob Magdeburg diese Chance verschenkt.

  • Hallo,

    es gibt mal wieder neue Dinge zu berichten:

    - in der Umfrage sind jetzt um die 63% für den Wiederaufbau :D
    - der Bürgerentscheid wird wohl am 20. März 2010 stattfinden (Landtagswahl)
    - Aktuelles die Umrisse (Ecken) der Ulrichskirche sind jetzt sichtbar. Ein sehr wichtiger Schritt!

  • Die Aktion mit dem Umriß ist sehr gut - man muß den Einsatz der Leute dieses Vereins einfach bewundern.
    Die Bürgerbefragung bleibt aber weiterhin bedrohlich, sehr schade, daß es gerade bei diesem Thema dazu kommen mußte. Da gibt es für die Befürworter der Ulrichskirche viel zu tun.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Bei der Umfrage in der Volksstimme gibt es immer sehr große Schwankungen. Als ich das erste Mal nachgesehen und abgestimmt habe, lagen die Ja-Stimmen bei 72%. Einen Tag später bei 61% und dann bei 50%. Mal sehen wie es am Ende der Abstimmung steht.

    Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, daß diese sandsteinfarbenen Gehwegplatten in einer Nacht- und Nebelaktion von den Gegnern einfach geklaut werden. Schließlich liegen die ja nur recht lose wenige Zentimeter unter der Graslinie. Was ich noch viel beeindruckender finde, ist die Computersimulation dieses Matthias Hartmann. Das ist super wichtig um darzustellen wie das Kirchengebäude später tatsächlich in diese Umgebung passen würde. Eine tolle Arbeit. Die bisherigen Bilder und Modelle konnten ja nicht wirklich eine besonders realistische Visualisierung bieten.

  • Zitat von "Neußer"

    Bei der Umfrage in der Volksstimme gibt es immer sehr große Schwankungen. Als ich das erste Mal nachgesehen und abgestimmt habe, lagen die Ja-Stimmen bei 72%. Einen Tag später bei 61% und dann bei 50%. Mal sehen wie es am Ende der Abstimmung steht.

    Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, daß diese sandsteinfarbenen Gehwegplatten in einer Nacht- und Nebelaktion von den Gegnern einfach geklaut werden. Schließlich liegen die ja nur recht lose wenige Zentimeter unter der Graslinie. Was ich noch viel beeindruckender finde, ist die Computersimulation dieses Matthias Hartmann. Das ist super wichtig um darzustellen wie das Kirchengebäude später tatsächlich in diese Umgebung passen würde. Eine tolle Arbeit. Die bisherigen Bilder und Modelle konnten ja nicht wirklich eine besonders realistische Visualisierung bieten.

    Hallo Neußer,

    jap, jetzt liegen die Ergbenisse wieder bei 50% für die UK. Dennoch ist die Umfrage halbwegs realistisch, da man nur einmal abstimmen kann. Man muss aber noch berücksichtigen, dass sehr viele Auswärtige dort auch mit abstimmen, die dann beim Bürgerentscheid nicht mit abstimmen dürfen. Nach meinen Erfahrungen sind "Nicht-Magdeburger" komischerweise mehr für das Projekt als Magdeburger :lachen:

    Das die Beton-Platten geklaut werden, ist ehrlich gesagt auch meine Sorge bzw. wird sogar vom Kuratorium befürchtet. Deswegen haben sie aber auch genügend Reserven 8)
    Anfang November werden dann an den Eckpunkten Info-Taflen aufgestellt.

    Viele Grüße

    Magdeburg1990

  • Zitat

    Nach meinen Erfahrungen sind "Nicht-Magdeburger" komischerweise mehr für das Projekt als Magdeburger :lachen:

    Ja, den Eindruck habe ich ebenso. Was aber wohl kein gutes Zeichen für den tatsächlichen Bürgerentscheid sein dürfte.
    Es sei denn, es verlagern kurz vor der Wahl noch schnell 20.000 Befürworter ihren offiziellen Wohnsitz nach Magdeburg.

  • Die SED beseitigte die Ulrichskirche durch Diktatur, ihre Nachfolgepartei + linkenlastiger Bürgermeister wollen ihren Wiederaufbau jetzt durch direkte Demokratie verhindern :gehtsnoch:

    Diese ad-hoc Anwendung der direkten Demokratie, des 1. Volksentscheids, der in Magdeburg überhaupt stattfindet, gegen ein Kulturprojekt ist wirklich sehr ärgerlich.

    Voraussichtlich sieht es so schlecht für uns aus.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Die SED-anhäger oder Kommunisten die da offenbar noch immer nichts von Architektur verstanden haben, können mit heutigen Städtelandschaft Magdeburgs doch recht zufrieden sein? Alles Beton oder Stalinistische Architektur statt bürgerliche Architektur? Frage mich ernsthaft, warum die Gegner von schöne Kirchenbauten sich so fanatisch and aggressiv benehmen. Was können die noch wirklich verlieren wenn nur EINE Kirche wieder aufgebaut würde?

  • Ich wünsche den Magdeburgern so sehr, dass diese Rekonstruktion gelingt!

    Was war das einst für eine prächtige mittelalterliche Stadt. Dies ist eine der wenigen Oststädte, der ich aus städtebaulicher Sicht tatsächlich eine Zugehörigkeit zum Westen gewünscht hätte. Die Kirchen stünden alle wieder in voller Pracht, der Wiederaufbau wäre sicherlich weit kleinteiliger ausgefallen (wenn auch Bausünden höchster Güte sicher nicht ausgeblieben wären). :(