Beiträge von MagdeburgerKind

    Die Plattenbaubewohner: vielleicht Einwanderer die keine Beziehung mit der Vergangenheit Magdeburgs haben oder Deutsche Architektur überhaupt. Warum ärgern diese Leute sich an Neubauten in ihrer Umgebung die nicht nach Plattenbauten riechen und aussehen? Die 150 sollen ruhig in ihre Bunker wohnen können ohne sich bedroht zu füllen von was nur angenehm und schön ist.

    Das sind schon größtenteils Magdeburger.
    Man muss schon ein Stück Verständnis für diese Leute haben. Viele der meist älteren Bewohner wohnen dort bereits seit 20, 30, zum Teil 40-50 Jahren und gucken im Moment ins Grüne und selbst die unteren Etagen haben Elbblick. Da ist jede Bebauung, ja jede Veränderung des seit Jahren gewohnten Ist-Zustandes ein Dorn im Auge. Ganz normal. Würde ich dort seit seit 20 Jahren wohnen, würde ich vermutlich ähnlich denken.

    Ein weiterer wichtiger Zwischenschritt wurde gestern gegangen. Jetzt geht es an die Konkretisierung des Bauprojektes.

    Eine wichtige Einwendung kam über die Fraktion Grüne/Future per Änderungsantrag, der auch knapp angenommen wurde. Folgende wichtige Passage wurde beschlossen:

    "dass auf die Historie des Heiliggeistviertels Rücksicht genommen wird und der FB 42 (Stadtgeschichte) sowie das Stadtarchiv mit einbezogen werden."

    Insofern mal alle locker machen und der Dinge harren, die da kommen werden. Wichtig war gestern, dass wir klar auf dem Kurs einer kleinteiligen Altstadtbebauung geblieben sind.

    Ob überhaupt Rekonstruktionen kommen und wenn ja welche und wie viele, wird sich zeigen.

    Zum Protest: Es gab lockeren Protest aus dem Kreis der Plattenbaubewohner heraus. Die konnten 150 Unterschriften sammeln. Der Protest wurde aber auch reichlich negativ in der Stadt kommentiert. Eine gut organisierte Gegeninitiative ist im Moment nicht vorhanden.

    Die Grünfläche wird dort zwar geschätzt, allerdings ist sie beileibe nicht derart ideologisch beladen wie jene am Ulrichsplatz. Insofern muss man abwarten, ob es dort tatsächlich zu einer ähnlichen Polarisierung kommt.

    Wenn ich kurz meinen Senf dazugeben darf...

    Es wäre zumindest gut, den ursprünglichen Gassenverlauf wieder herzustellen (und - wenn möglich - die Parzellenstruktur). Auch wäre eine Rekonstruktion eines der dort wirklich ursprünglich stehenden schlichten Häuser wünschenswert, natürlich nur sofern finanziell darstellbar. Einfach, damit ein "museumspädagogischer" Vergleich möglich ist. Mit dem Gassenverlauf hat das Quartier dann zumindest die Qualität einer "kritischen Rekonstruktion" erreicht, die durch einige translozierte rekonstruierte Gebäude aufgefüllt wurde. Ach ja, wie schon angesprochen, die Qualität der Bauausführung ist auch sehr wichtig. Einfach nur Styroporfassaden an Neubauten zu kleben, halte ich für zu minderwertig.

    Hierzu benötige ich mal ein paar Informationen. Welche Bauausführung und Materialien wurden bei den barocken Dresdner und Potsdamer Rekonstruktionen verwendet? Worauf ist im Konkreten zu achten, um eine qualitätsvolle Bauausführung zu erreichen?

    Es gibt auch eine neue Visualisierung mit einem zusätzlichen Karree am Ufer hin. In der Realität scheint dort eine Art Garten oder Park zu sein, ist der öffentlich zugänglich?

    Visualisierung: Architekten und Ingenieure Duong+Schrader

    https://www.volksstimme.de/lokal/magdebur…ussehen-3184213

    Ich nehme hierauf noch einmal Bezug. Das zusätzliche Karree am Ufer gehört derzeit zum Vitanas Demenz-Zentrum (weißes Gebäude an der Elbe). Dort befindet sich im Moment ein abgetrennter Garten für die Demenzkranken. Mein letzter Kenntnisstand war, dass der Inhaber der Einrichtung den Garten perspektivisch selbst bebauen wollte. Warum dieses Karree nun in die Gesamtvisualisierung einbezogen wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.
    Es wäre natürlich zu begrüßen, wenn man dieses Grundstück gleich passend mitbebaut.

    Und zu der Visualierung noch ein paar Wörter: Bei allen bisher gezeigten Visualisierungen sind die Leitbauten nicht nur als Fassaden dargestellt, sondern als Gesamthaus. Das sollte auch meiner Meinung nach der Anspruch sein, nicht nur die Fassaden zu rekonstruieren, sondern das gesamte Haus in dessen ursprünglichen Proportionen. Ich habe mal beiläufig gehört, dass zumindest das Pieschelsche Haus sowie die Börse auch künstlerisch wertvolle Innenräume gehabt haben sollen (z.B. Börsensaal: https://de.wikipedia.org/wiki/Magdeburg…ndelskammer.jpg).

    Einerseits wird in MD der Neuaufbau der Stadtbildprägenden Ulrichskirche abgelehnt,andererseits wird,soll... ein kleines historisierendes Gebäudequartier(Traditionsinsel) mit einzelnen Rekos entstehen .Also,das eine darf,soll,wird... aufgebaut werden das andere wieder nicht??? :kopfschuetteln:

    Das ist so, als würde man in Potsdam wie jetzt nur dieses neue Gebäudequartier am Alten Markt mit einzelnen Rekos neu aufbauen aber auf den Aufbau des Stadtschlosses,Barberini und der GK verzichten.Das würde am Ende nicht wirklich viel zu einer wesentlichen architektonischen Verbesserung einer hist. Verstümmelten Innenstadt bringen.(nichts Halbes und nichts Ganzes)

    Die Ulrichskirche und das jetzt neu entstehende Viertel sind zwei vollkommen unterschiedliche paar Schuhe.
    Ich habe schon seinerzeit bei der Debatte um die Ulrichskirche bereits darauf aufmerksam gemacht, dass sich der damalige Protest keinesfalls gegen Rekonstruktionen und Altstadtwiederaufbau per se richtete, sondern vor allem gegen die Bebauung einer für Magdeburger hochgradig identitätsstiftenden Grünfläche als reliktärer Teil einer ehemaligen Grünfläche vom Bahnhof bis zur Elbe.
    Und zum Vergleich mit Potsdam muss man wenn überhaupt Ulrichskirche mit GK vergleichen und da zeigt sich auch in Potsdam heftiger Widerstand, der in dieser harten Form bei den anderen Wiederaufprojekten nicht gegeben war. Die UK hatte im Vergleich zur GK außerdem die Bürde, dass der OB Trümper mehr oder weniger an der Spitze der Gegenbewegung stand. In Potsdam hatte man da mit den handelnden Personen mehr Glück.

    Nein, da hast du natürlich völlig recht und es ist unsensibel als Außenstehender (so wie ich) über MD zu urteilen und euch Vorschriften zu machen.

    Ich versuche nur, das große Ganze zu sehen. Die wirklichen Gegner (die sind sicherlich nicht hier im Forum) warten nur auf Fauxpas. Von unserem Neumarkt hier in Dresden weiß ich, dass sehr viele Faktoren gut und stimmig gemacht werden müssen, damit das Ganze am Ende - Translokation hin oder her - überzeugend ist.

    Das gilt auch schon für das bereits erwähnte HSR (Hotel Stadt Riom ) am Neumarkt. Da kommt es tatsächlich auf jeden halben Meter an, ob das Ganze trotz der Verschiebung am Ende noch überzeugend ist oder wie Disneyland wirkt.

    Alles Gute!

    Nein, es ist nicht unsensibel und sachlich vorgetragene Kritik ist immer wichtig, um zu bestmöglichen Ergebnissen zu kommen. Vollkommen egal, ob du aus Magdeburg kommst oder nicht. cheers:)

    Ich wollte nur zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Projektplanung darauf aufmerksam machen, dass wir uns noch nicht am Ende der Fahnenstange befinden und die Detailarbeit erst losgeht, sofern der Stadtrat positiv votiert. Im Zuge der Detailplanung und einer eventuellen Ausführung muss dann auf größtmögliche Qualität und Authenzität geachtet werden.

    Nur brauchen wir erstmal die wichtige Stadtratsentscheidung, sonst droht uns allen das: https://www.duong-schrader.de/projects/staed…stratenserberg/

    Ich verstehe die Bedenken aus kulturhistorischer Sicht, möchte mich aber zu ein paar Punkten äußern.

    1. Magdeburg hat das große Pech, dass die Standorte mit ehemals bedeutsamen Barock- oder Fachwerkbauten mehrheitlich unwiderbringlich mit meist hochwertiger und oft denkmalgeschützter Sowjetarchitektur überbaut sind und man Rekonstruktionen ohne Translozierung kaum bewerkstelligen kann.
    Diejenigen Standorte, die unbebaut sind, wiesen dagegen vor dem Krieg eine äußerst einfache Bebauung auf, die einer Rekonstruktion nicht würdig sind. Hierzu zählt auch der Prämonstratenserberg.

    2. Magdeburg fehlt seit 1945 vollkommen und in Gänze ein kleinteilige urbane Altstadt-/Gassenstruktur. Die Sehnsucht der Bürger danach wurde zuletzt im Zusammenhang mit dem neuen Rahmenplan Innenstadt deutlich von vielen Bürgern geäußert. Mit dem neuen Viertel kann dem Wunsch vieler Bürger nachgekommen werden. Ich sehe dieses Viertel auch als Impulsgeber für die weitere Innenstadtentwicklung an. Sollte diese Kleinteiligkeit und Nutzungsmischung nämlich erfolgreich sein, sehe ich eine sehr gute Basis für weitere kleinteilige Nachverdichtungen im gesamten Innenstadtgebiet.

    3. Jetzt steht nach der überraschend positiven Votierung durch die Fachausschüsse die Entscheidung des Stadtrates an. Ich hoffe, dass dieses Vorhaben auch dort erfolgreich sein wird. Sollte der Stadtrat positiv votieren, ist eines erstmal sicher: Ein kleinteiliges Viertel in Blockrandbebauung mit Nutzungsmischung entlang der historischen Straßenverläufe.

    4. Nach einer positiven Entscheidung durch den Stadtrat wird es an die Detailplanung des Viertels gehen und da werden wir uns auch als Stadtbild Deutschland e.V. einbringen. Einige Rekonstruktionen halte ich in der aktuellen Form für verzichtbar, andere erachte ich als sinnvoll. Abseits der translozierenden Rekonstruktionen ist auch die begleitende Bebauung wichtig. Wird es Fassadenwettbewerbe geben? Auch stellt sich die Frage, was für die WOBAU als kommunales Unternehmen überhaupt finanziell leistbar ist? Oder hat es nicht Charme, wenn die Rekonstruktionen z.B. durch die Bürger der Stadt Stein für Stein finanziert werden? Daraus soll deutlich werden: Es sind noch etliche Stellschrauben zu drehen.

    Wichtig ist zum jetzigen Zeitpunkt eines: Wenn es gut läuft, wird Magdeburg erstmals seit 1945 wieder ein richtiges urbanes Altstadtquartier erhalten. In Magdeburg! Der Großstadt, die wie keine andere durch den sowjetischen Wiederaufbau geprägt ist. Und schon allein dafür lohnt es sich doch bei allen kulturhistorischen Bedenken zu kämpfen.

    Da kann ich mich nur anschließen! Die Hegelstraße ist mit die schönste Prachtstraße der Gründerzeit die sich in Deutschland erhalten hat finde ich :applaus:

    Dabei sind die Mehrzahl der Häuser immer noch in keinem guten Zustand. Sie sind zwar saniert, aber gegenüber dem originalen Zustand oft entstellend verändert, was den Gesamtwert der Straße doch leider erheblich schmälert. Dazu stehen noch zwei sehr minderwertige Nachkriegsbauten im Bestand und werten die Qualität der Straße ab.
    Also aus der Straße könnte man noch richtig viel rausholen, wenn man denn wollte.

    Ich biete mich da gern an!
    Einfach Bescheid geben, wenn du mal in Magdeburg bist. Gilt natürlich auch für andere hier. cheers:)

    Na ja, wenn man von vornherein alles schlechtreden will und ein Haar in der Suppe sucht, wird es überhaupt nichts. Wie Manuel Re geschrieben hat: was soll man dort sonst tun? Mehr vom Bisherigen?

    Natürlich ist das Translokationsprinzip in dieser Situation das einzig Wahre, siehe Berliner Nikolaiviertel und alle anderen oft erwähnten Beispiele. Die Rekobewegung muss an irgendeinem Stadium angelangt das Prinzip der Standorttreue aufgeben.

    Natürlich ist beim transloziierten Wiederaufbau besonders auf Qualität zu achten.

    Das Translokationsprinzip ist in dieser Stadt auch nicht ganz neu. Als im ausgehenden 19. Jahrhundert und beginnenden 20. Jahrhundert einige kulturhistorisch wertvolle Gebäude den Neubauten des Historismus weichen mussten, hat man die Fassaden einiger alter Bürgerhäuser an anderer Stelle neu erschaffen.

    Oh je, hier ist ganz schön viel gefährliches Halbwissen im Raum, was ich so als Magdeburger nicht stehen lassen kann.

    1. Die Idee für die Rekonstruktion stammt von einem ehemaligen sehr verdienten Magdeburger Oberbürgermeister, Herrn Dr. Willi Polte. Dieser Mann hat viel für die Stadt getan, der DDR-Wüste in den schweren Nachwendejahren erstes Leben eingehaucht und hat sich seinerseits bereits in den 90ern für die Rekonstruktion einzelner Fassaden eingesetzt. Politisch waren Rekonstruktionen damals aber nicht durchsetzbar.
    Ähnliches gilt für seine Mitstreiter, welche die jetzige Idee mit ihrer jahrelangen beruflichen Expertise im Bereich Stadtplanung unterfüttert haben. Das sind alles längst pensionierte Herren, die daraus kein politisches Kapital mehr schlagen wollen und brauchen. Sie wollen dieser Stadt einen Dienst erweisen und ein Highlight für diese Stadt erschaffen.
    Das Projekt wird den Magdeburgern auch nicht von Außen aufgedrückt. Die o.g. Leute genießen in der Magdeburger Bürgerschaft und auf lokalpolitischer Ebene ein hohes Ansehen.

    2. Eine generelle Ablehnung ggü. Rekonstruktionen nehme ich in Magdeburg überhaupt nicht wahr. Im Gegenteil: Bei Neubauprojekten (z.B. Domquartier) wurde in den letzten Jahren aus der Bürgerschaft heraus immer lauter eine Rückbesinnung auf das alte Magdeburg und mehr architektonische Qualität im Allgemeinen gefordert. Das wird jetzt sogar in den neuen Rahmenplan Innenstadt Einzug halten, einfach, weil es bei den Bürgerversammlungen so oft genannt wurde.
    Die immer wieder vorgetragene Ulrichskirche ist und war ein gänzlich anders gelagerter Fall.

    3. Das jetzige Projekt wurde sehr positiv in Magdeburg aufgenommen. Die positiven Stimmen überwiegen deutlich ggü. den negativen. Es ist nicht auszuschließen, dass das auch kippen kann. Ich rechne aber im Moment nicht damit.

    4. Magdeburg ist kein hoffnungsloser Fall. Die Stadt wird zwar hier aus städtebaulicher Sicht zurecht sehr kritisch gesehen, weist aber eine hohe Dynamik auf. Die Wirtschaft entwickelt sich gut, der Bevölkerungsrückgang wurde durch immer stärkeren Zuzug gestoppt, die Nachfrage nach attraktivem Wohnraum ist groß, die Übernachtungszahlen sind in den vergangenen Jahren (vor Corona) immer schneller gewachsen und die Bürgerschaft erwacht 30 Jahre nach der Wende immer stärker zum Leben. Ich als gebürtiger Magdeburger habe in meinen 30 Lebensjahren diese Stadt noch nie so dynamisch erlebt. Hier kann man noch richtig was erleben und da müssen wir als Stadtbild-Initiative ordentlich mitspielen.

    Sicher wird es Widerstand geben. Von den Grünflächen-Liebhabern und sicher auch aus dem Kreise moderner Architekten.

    Allerdings hat die Projektidee einen entscheidenen Vorteil. Sie kommt nicht aus der Bürgerschaft, sondern sie kommt vom Alt-OB, vom Alt-Stadtplanungsamtsleiter und von der mächtigen Wobau als Grundstückseigentümer. Da hat die Projektidee von Beginn an einen etwas höheren Stellenwert.

    Jetzt ist es aus meiner Sicht wichtig, dass große Teile der Bürgerschaft schnell Rückenwind geben und sich hinter dieses Projekt stellen, um dieses zarte Pflänzchen zum Wachstum zu verhelfen. Das Feedback auf Facebook ist erstmal größtenteils sehr positiv.

    ^

    Genau das ist es. Wenn der Denkmalschutz eine originalgetreue Ergänzung (z.B. eine zusätzliche Tür, Fenster, Dachgaube), Hinzufügung (Anbau, Aufstockung) oder Wiederherstellung (Wiederbestuckung) ablehnt, weil es nicht der originalen Substanz entspricht, dann wird er selbst zu dem was er eigentlich verhindern will. Nämlich zu einem am Bau Beteiligten, der der Entstellung und Verunstaltung eines Denkmals Vorschub leistet. Andernfalls müssten jegliche Veränderungen und auch Instandsetzungen grundsätzlich versagt werden.

    Denkmalpfleger argumentieren durchaus, dass die Zeitschichten sichtbar bleiben müssen. Daher kann unter Umständen die originalgetreue Rekonstruktion (z.B. Dachaufbau, Stuck) abgelehnt und als Kompromiss nur eine moderne Neuinterpretation genehmigt werden.
    Die Magdeburger Historismus-Prachtmeile Hegelstraße wurde nach der Wende saniert. Zahlreiche entstellte Historismus-Bauten wurden durch Elemente ergänzt, die das Alte modern zitieren. Man hat sich bewusst dagegen entschieden, die Gebäude originalgetreu zu rekonstruieren.
    In Magdeburg herrscht diese Einstellung bedauerlicherweise vor.
    Leipzig ist leider nicht überall.

    Beispiel zu meinen Ausführungen:
    Alt: http://www.ig-altes-magdeburg.de/34.htm (Haus mit den Dachaufbauten)
    Neu: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:MD-Hegelstr31-35.JPG

    Vorweg, ich finde es auch bedauerlich, dass viele sinnvolle Rekonstruktionen nicht zu Stande kommen. Doch wird hier nicht genau hingeschaut, wenn man die Denkmalpflege hier als potentiellen Unterstützer sieht, so unter dem Motto "die müssten doch". Die Denkmalschutzgesetze aller Bundesländer legen als als obersten Maßstab den Substanzerhalt an. Originale Substanz am originalen Ort. Substanz wird als historische Quelle gesehen, wie beispielsweise eine Urkunde. Nach dieser Logik, ist Total-Rekonstruktion (beim diesem Begriff muss man auch sehr sauber differenzieren) keine Aufgabe der Denkmalpflege. Beim vorliegenden Fall ist die Quelle des 19. Jahrhunderts bedauerlicherweise weitgehend vernichtet. Jetzt schützt man den Quellenwert des 20. Jahrhunderts. Denkmalpflege hat nichts mit Stadtbildpflege oder Begriffen wie "schön" zu tun. Es ist ein Missverständnis bei Rekonstruktionsprojekten wie der neuen Altstadt oder dem Schauspielhaus die Denkmalpflege in der Pflicht zu sehen. Oder man muss die gesetzliche Grundlage ändern.

    Damit liegst du vollkommen richtig.
    Ich hatte die Tage auch eine interessante Diskussion mit der Denkmalpflege zur Teilrekonstruktion von denkmalgeschützten, entstuckten Altbauten. Während unsereins immer das Ziel hat, den Altbau vollständig zu rekonstruieren um das bestmögliche für das Stadtbild herauszuholen, strebt die Denkmalpflege den Erhalt der originalen Bausubstanz inkl. der mitunter hässlichen erlittenen Brüche der Zeitgeschichte an.
    Das ist ein Spannungsverhältnis, welches sich nicht so leicht aufbrechen lässt.

    Der Strang heißt ja "... - vorher, nachher, heute". Gibt es ein Nachher-Bild, also nach dem Krieg? Es würde mich doch sehr interessieren, ob die Kuppel, Haube und Giebel nicht noch zu retten gewesen wären.

    Es wäre doch schön, wenn es ein Förderprogramm für den Ausbau und die Wiederherstellung solcher Schmuckstücke gäbe. Damit ließen sich die Städte im gesamten Bundesgebiet deutlich aufwerten.

    Da gebe ich dir Recht. Nur die Frage ist auch, welche Hürden würde der Denkmalschutz setzen? Ich verweise mal darauf, dass ein nicht unerheblicher Teil der Denkmalschützer Rekonstruktion am Denkmal nicht begrüßt. Man beiseitigt damit schließlich den Bruch, den die Zeitgeschichte dem Denkmal zugeführt hat.
    Für uns ist diese Argumentation unvorstellbar aber im Bereich der Denkmalpflege spielt das tatsächlich eine Rolle und kann ein großer Stein im Weg sein.