• Zitat von "DrZott"

    Dieser Tradition haben wir immerhin sehr qualitätvolle Bauten aus der Gründerzeit oder anderen Perioden zu verdanken!

    Durchaus. Das lässt sich ja auch alles nicht mit der heutigen Deutschland-Situation mit seinen im Weltkrieg getilgten Städten und dem regionalunbezogenen, identitätlosen Bauhaus vergleichen. Heute ist diese Tradition m.E. völlig fehl am Platz.

    Zitat

    Wenn man Ihre Wünsche konsequent zu Ende dächte und umsetzte, stünden wir noch vor mittelalterlichen Holzbuden.

    Polemik hilft uns an dieser Stelle sicherlich nicht weiter. :zwinkern:

    Zitat

    Ich finde es schade, wenn einer Argumentation der Gedanke implizit ist, das Ältere sei grundsätzlich das Bessere.

    M.E. falscher Ansatz. Erstens denke ich das überhaupt nicht (weil es nicht so ist), zweitens steht für mich ein Entgegenwirken der Nivellierung europäischer Großstädte mit regionaluntypischen Rechtecken im Vordergrund. Stadtreparatur und Rückgewinnung der ureigenen Identität lautet für mich die Antwort auf die Zerstörung unserer Städte. (Leipziger) Traditionen, deren schädliche Auswirkungen sich vor dem Krieg noch in Grenzen hielten und die tlw. sogar positive Veränderungen mit sich brachten, sind in unserer völlig veränderten Situation zu überdenken.

    Zitat

    Aber vielleicht darf ich Sie überzeugen, daß bei der Vorkriegsbebauung AUCH Verzichtbares dabei war.


    Ja, selbstverständlich. Deswegen schrieb ich ja auch: Anpassung, wenn einst städtebaulich wertvoll!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Vielleicht kann der Herr Dase seine Arroganz mal für eine kurze Weile beiseite schieben und sich kritisch mit meiner Argumentation^ auseinandersetzen?

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Mit dieser?

    Zitat

    Kritikunfähiger [lexicon='Leipzig'][/lexicon]-Standard. Zynismus oder Arroganz, mehr erntet man von Dase, Rakete, Spacey und Konsorten nicht, sobald man mal etwas gegen die engelsgleiche Stadt mit ihren paradiesischen Zuständen sagt. Seitenlange Lobeshymnen werden toleriert. Selbstreflektion gleich Null. Soll ich fortsetzen?

    Nö, lass mal. Schiess ruhig weiter mit Papierkugeln auf Bauschilder.

  • Weißt Du, gelobt wird [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hier von 95 % aller Forumsteilnehmer in über 95 % aller Seiten (nicht nur) dieses Strangs. Da könnt Ihr Leipziger Euch ausgiebig drin baden - dementsprechend verstehe ich es nicht, dass Ihr alle so unentspannt seid, sobald man es wagt, Kritik zu äußern. Das Lustigste an der ganzen Sache ist ja noch, dass meine Kritik nicht mal auf [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gerichtet war, sondern allgemein auf die Taktiken der Modernisten - so wie ich auch anderweitig schon zahlreiche Visualisierungen und Bauschilder kritisiert habe. Ich fand Eure Reaktionen hier im Forum schon oft überheblich und kritikunfähig. Daher mein von Dir zitierter Ausfall. War sicher auch nicht richtig.

    Mal gespannt, ob Du nun über Deinen Schatten springen und Dich sachlich mit meiner Argumentation auseinandersetzen kannst.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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  • youngwoerth: Mich dünkt, so weit sind wir gar nicht auseinander. Nur an dem einen Punkt kommen wir nicht zusammen: dem der Rekonstruktion. Doch das müssen wir auch nicht. Wahrscheinlich gibt es DIE Antwort auf die Frage, was denn ein Neubau an historischem Ort für Kriterien erfüllen müsse, um "gut" zu sein, gar nicht. Leider hab ich das komplette Forum hier noch nicht studiert, deshal die Frage: wurde der Versuch hier schon einmal unternommen? Zwischen den beiden Antipoden "Rekonstruktion" und "völliger Neuansatz" gibt es sehr viele Varianten.
    Bei unserem Katharinenwinkel gibt es ein Konzept, welches städtebaulich meiner Meinung nach in Ordnung ist: Das Bildermuseum mit einem Rahmen aus vier Winkeln. Alte Stadtstrukturen werden teilweise wieder aufgenommen: Darüber, daß das richtig ist, herrscht hier Konsens. Die detaillierte Architektursprache sollte uns jedoch weiter Anlaß zu - auch polemischen - Auseinandersetzungen sein. Das finde ich gar nicht so schlecht.
    Vielleicht nur zur Erklärung: viele Leipziger unter 40 sind davon geprägt, daß die Stadt quasi voll ist mit Altbauten. Gleichzeitig hat man den Vorkriegszustand nicht real erlebt. Das ist übrigens immer etwas anderes als Photos. Seit der Wende erleben wir zusätzlich noch einen nie geahnten Wandel. Das läßt viele von uns - ich behaupte das einfach mal - sehr tolerent und offen gegenüber Neuem sein. Dazu kommt noch: lieber einigermaßen gute Neubauten als zugige Brachen.
    In diesem Sinne warte ich gespannt auf Ihre Erwiderung! :zwinkern:

  • Danke Herr Doktor, Sie retten gerade die Leipziger Mentalität. :zwinkern:

    Zitat

    Wahrscheinlich gibt es DIE Antwort auf die Frage, was denn ein Neubau an historischem Ort für Kriterien erfüllen müsse, um "gut" zu sein, gar nicht.


    Es gibt wohl immer nur eine subjektive Antwoerth. Einzelne Rekonstruktionen zwischen modernistischen Kontrasten lehne ich ab. Dementsprechend sagt mir das Neumarkt-Projekt einigermaßen zu, wobei ich noch einen Schritt weiter gehe: Und der heißt "Weiterentwicklung historischer Stile". (Völlige Neukreationen unter Rückgriff auf klassische und regionaltypische Elemente). So könnten Rekonstruktionen, angepasste schlichte Füllbauten und völlige Neukreationen gemeinsam unter den Leitpunkten Ensemblefähigkeit und deutlichem Regionalbezug die verloren gegangenen Stadtstrukturen heilen. Die abstrakte klassische Moderne mit ihrer völligen Bezugslosigkeit halte ich für eine Fehlentwicklung.

    Ich verstehe die besondere Situation in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Die erhaltenen und vorbildlich ergänzten Gründerzeitviertel sollten aber nicht den Blick auf ein krönendes Zentrum verschleiern. Das Zentrum einer Stadt sollte in meinen Augen immer die umgebenden Wohnviertel in Glanz und Pracht übertreffen, was durch die Bombardierung gerade der Innenstädte in Deutschland so meist nicht mehr der Fall ist. Die Konzentration auf die Wiederherstellung eines regionaltypischen Ensembles ohne abstrakte Brüche unter Beimischung prächtiger Neostile, die auf der Vorkriegsbaukultur fußen, könnte m.E. helfen.

    Zitat von "Dase"

    Wenn du schon mal an den Gebäuden weder zu loben, noch zu kritisieren hast,... Darf ich jetzt davon ausgehen, dass du alles, was du nicht erwähnst, gut findest?

    Zitat von "youngwoerth"

    Die Krier-Fassaden sind toll, gefallen mir selbstverständlich

    Zitat von "youngwoerth"

    Das gesamte Ensemble liegt leicht über dem Durchschnitt


    In Zukunft werde ich darauf achten, erst einmal in die allgemeinen Lobgesänge einzustimmen, bevor ich mich an Kritik wage.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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  • Zitat von "youngwoerth"

    Es gibt wohl immer nur eine subjektive Antwoerth.


    Beim Humor bin ich schon mal auf Ihrer Seite, um mal einen Exkurs zu wagen! :lachen:

  • Das freut mich natürlich deftig! 8)

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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  • Beide Seiten - Leipziger und Nichtleipziger - bitte ich herzlich (und zum wasweißichwievielten Mal), locker zu bleiben, die anderen Forumsmitglieder zu respektieren, ihnen ihre Ansichten und ihre Eigenheiten zu lassen und nicht immer gleich persönlich zu werden. Geht es vielleicht auch mal ohne piesacken und ohne anschließende Empfindlichkeiten? In anderen Unterforen klappt das, also warum nicht auch hier? Ich bin ja schon fast froh, wenn nicht wieder Dresden und [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gegeneinander ausgespielt werden... :augenrollen:

  • @ oldwoerth: (okay, das war jetzt piesacken, Entschuldigung! :zwinkern: ) Was ich nicht verstehe, warum Sie, obwohl eher dafür, die Rekonstruktion zwischen Modernistischem wiederum ablehnen! Gerade in Kontrasten liegt doch ein besonderer Reiz, sehr viel Ästhetik, gar Dokumentarisches.
    „Weiterentwicklung historischer Stile“ – das ist schwierig: zumal auch in der Vergangenheit verschiedenste Ideen nacheinander und nebeneinander existierten. Wollen Sie alles nebeneinander oder nach Gutdünken kombinieren? Auch der Begriff der Weiterentwicklung scheint mir hier schwammig: Details zitieren in einem anderen Kontext? Zumal alles Neue eine Weiterentwicklung ist. „Die Griechen meißelten noch aus Marmor, wir aber wühlen im Staub.“ Dahinter gibt es kein zurück. Ihr Satz: „So könnten Rekonstruktionen, angepasste schlichte Füllbauten und völlige Neukreationen gemeinsam unter den Leitpunkten Ensemblefähigkeit und deutlichem Regionalbezug die verloren gegangenen Stadtstrukturen heilen.“ Gefällt mir sehr gut. Nur: passiert das nicht gerade? Ich glaub, bei den "völligen Neukreationen" stranden wir wieder im Dissenz. :zwinkern:

  • Zitat von "DrZott"

    Was ich nicht verstehe, warum Sie, obwohl eher dafür, die Rekonstruktion zwischen Modernistischem wiederum ablehnen! Gerade in Kontrasten liegt doch ein besonderer Reiz, sehr viel Ästhetik, gar Dokumentarisches.

    Ganz einfach: Das Ensemble steht bei mir an erster Stelle. Und Kontraste sind nicht ensemblefähig. Schon der Bau AdF 22 in Dresden stört mein Ensembleempfinden empfindlich :D , obwohl er ansatzweise historisierend ist.

    Zitat

    Wollen Sie alles nebeneinander oder nach Gutdünken kombinieren?

    Unter der Leitidee der Ensemblestimmigkeit stellt sich diese Frage so nicht. Weiterentwicklung historischer Stile unter Einordnung derselben in den Wiederaufbaukontext (Die Vision, wie das Ensemble als Ganzes wirken wird). Der Einzelbau muß dem Ensemble dienen, d.h. nicht nur unterordnen, sondern ihm zu prächtigem und stimmigem Ausdruck verhelfen.

    Zitat

    Details zitieren in einem anderen Kontext?

    Einen neuen Historismus unter weitgehender Beseitigung der damals gemachten Fehler wünsche ich mir (so wie sich Manche einen neuen Sozialismus wünschen). :zwinkern:

    Zitat

    Zumal alles Neue eine Weiterentwicklung ist. „Die Griechen meißelten noch aus Marmor, wir aber wühlen im Staub.“

    Das lässt aber wieder die aktuelle Situation in Deutschland außer Acht. Die Weiterentwicklung muß in erster Linie der Stadtreperatur dienen und Identität schaffen! Da wird "Alles Neue" doch stark eingegrenzt.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Hallo

    "Und der heißt "Weiterentwicklung historischer Stile". (Völlige Neukreationen unter Rückgriff auf klassische und regionaltypische Elemente). So könnten Rekonstruktionen, angepasste schlichte Füllbauten und völlige Neukreationen gemeinsam unter den Leitpunkten Ensemblefähigkeit und deutlichem Regionalbezug die verloren gegangenen Stadtstrukturen heilen. Die abstrakte klassische Moderne mit ihrer völligen Bezugslosigkeit halte ich für eine Fehlentwicklung."

    Das kann ich nur unterstreichen.

    Mich würde mal interessieren:

    Wie sich längerfristig ein Gebäudekomplex, der mit modernistischen Kontrasten\Brüchen gespickt ist, auf die Psyche des Menschen(Bewohner/Anwohner) auswirkt. Gerade vor dem Hintergrund, da das Leben heute immer mehr durch Hektik und Stress bestimmt wird.

    XFlipX

  • @x-flips: wirkt sich nicht aus. wem´s nicht gefällt, zieht um.

    youngwoerth: na wenn für dich das ensemble an erster stelle steht, dann sollten aber auch alle teile des ensembles dazugehören. rund um den katharinenwinkel stehen gebäude vom 18. - 21. jahrhundert. kontraste gehören in [lexicon='leipzig'][/lexicon] zum ensemble innenstadt. darauf wird beim katharinenwinkel in vorbildlicher weise eingegangen. oder kennst du ein anderes gebäude, dessen fassade von vier verschieden architekten entworfen wird?

    abgesehen davon: zu glauben, identitätsstiftende gebäude seien nur im rückgriff auf historisierende oder "lokaltypische" formensprache (am besten in harmonischen ensembles) möglich, ist auch quatsch. bestes beispiel hierfür ist der uni-riese.

    die aufgabe der leipziger städteplaner ist es nicht, aus dem architekturmix der innenstadt willkürlich einen stil als "verbindlich" vorzuschreiben, sondern
    1. die den stadtorgansismus zerstörenden bereiche einer neubebauung zuzuführen. (dies ist beim hotel "stadt [lexicon='leipzig'][/lexicon]", dem ddr-messeamt, uni und brühlbauten und eben bei der brache "sachsenplatz" bereits geschehen. das stasi-areal wird folgen.)
    2. durch wettbewerbe eine möglichst qualitätvolle neubebauung durchzusetzen.
    3. einen nutzungsmix zu gewährleisten.

    wenn diese aufgaben erfüllt werden, ist es völlig egal, ob bei den einzelnen projekten rote dachziegel, weiße fensterrahmen oder lila dachrinnen zur anwendung kommen. wenn der mix stimmt, wird auch die attraktivität der innenstadt stimmen. zu diesem mix gehören
    - die denkmalgerechte sanierung der altbausubstanz
    - die bewahrung der gelungensten bauwerke aus der ddr-zeit (langfristig werden nur rund 1 dutzend ddr-bauten diesen einzigartigen zeitabschnitt repräsentieren, bei dem es - wie beim "pinguin-haus" mal nicht um maximale verwertung der grundstücke ging).
    - die fortschreibung der architekturgeschichte (wie sie derzeit beim paulinum-neubau betrieben wird).

    die leipziger kontinuität ist die kontinuität des wandels. aus ihr enstand ein ensemble voller kontraste, das durch weitere nicht zerstört, sondern bereichert werden wird.
    sicher kein gutes pflaster für blut-und-boden-heimatstil-mentalität. und genau darum so urban.

  • Ich weiß, dass Du (und Dase und Spacey) das alles so siehst und einschätzt, Rakete. Und das hat auch seine Berechtigung, Du kannst es argumentativ stützen und die Herangehensweise an Deine Stadt klingt stringent und nachvollziehbar. Solange Du Deine Thesen nicht als "überlegen" und einzig weise (kontra naiv) darlegst und andere Empfindungen heimatstilmäßig abwertest, können wir es durchaus bei verschiedenen Herangehensweisen an die Thematik [lexicon='Leipzig'][/lexicon] belassen. Es gibt meistens mehrere Wahrheiten...

    Ich würde gerne noch konkret auf ein paar Punkte eingehen, bin aber tot vom Pizza ausfahren. Ein andermal.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "youngwoerth"


    In Zukunft werde ich darauf achten, erst einmal in die allgemeinen Lobgesänge einzustimmen, bevor ich mich an Kritik wage.

    Welche Relevanz haben Beiträge, die du nach meiner Kritik verfasst hast?

    Zitat von "youngwoerth"

    Vielleicht kann der Herr Dase seine Arroganz mal für eine kurze Weile beiseite schieben und sich kritisch mit meiner Argumentation^ auseinandersetzen?

    Das mit dem Rezipieren scheint noch nicht so richtig zu klappen. Führ dir doch nochmal meinen Ursprungsbeitrag zu Gemüte und zeig mir, wo ich explizit [lexicon='Leipzig'][/lexicon] als Solches verteidige. Es ging darum, dass hier, wie Rakete später nochmal genauer dargelegt hat, genau das gemacht wurde, was sonst immer gefordert wird: Kleinteiligkeit, unterschiedliche Fassaden von unterschiedlichen Architekturbüros, Verbesserung der Entwürfe nach entsprechender Kritik. Das hat mit [lexicon='Leipzig'][/lexicon] erstmal wenig zu tun. Anstatt dieses Bemühen des Investors um innenstadtgerechte Bebauung zu honorieren (genau darum ging es), indem mal auch mal einen positiven Satz sagt, wird sofort ein Punkt gesucht, an dem man sich trotzdem reiben kann. Wenn dann als Antwort auf meine Replik gleich ein "kritikunfähiger [lexicon='Leipzig'][/lexicon]-Standard"-Spruch kommt, brauchst du dich nicht zu wundern. Glücklich wirst du so auf jeden Fall nicht.

    Raketes' Beitrag kann ich so nur 100%ig unterschreiben, sehr schön zusammengefasst.

    Grüße,
    *D

  • Zitat von "rakete"

    na wenn für dich das ensemble an erster stelle steht, dann sollten aber auch alle teile des ensembles dazugehören. rund um den katharinenwinkel stehen gebäude vom 18. - 21. jahrhundert. kontraste gehören in [lexicon='leipzig'][/lexicon] zum ensemble innenstadt.

    Die Begriffe Ensemble und Kontrast widersprechen sich nach meinem Verständnis. Das Ensemble Quartier 3 am Dresdner Neumarkt wurde für mich durch die Fassade AdF. 22 deutlich gestört. Im Q1 Richtung Neumarkt dagegen kann ich ein harmonisches Ensemble erkennen. Ebenso sind der Wiener Platz oder die Prager Straße für mich jeweils gelungene Ensembles. Also wenn schon Modernismus, dann ein sich ergänzender Modernismus, der sich gegenseitig stützt anstatt gewachsene Strukuren zerstört.

    Zitat

    zu glauben, identitätsstiftende gebäude seien nur im rückgriff auf historisierende oder "lokaltypische" formensprache (am besten in harmonischen ensembles) möglich, ist auch quatsch. Bestes Beispiel hierfür ist der uni-riese..

    Bitte Vorsicht mit solchen Begriffen. Sie können schnell überheblich wirken und haben in einer Diskussion meines Erachtens nichts zu suchen. Der Uni-Riese ist das beste Beispiel dafür, dass Modernismus seine Stärken fast ausschließlich im Einzelbau hat, im abstrakten Unikum. Aber was ist das für eine Identität? Der Uni-Riese selbst hat durchaus Identität - aber hat der Uniriese eine Leipziger Identität? Er könnte ja so auch in Barcelona oder Warschau stehen. Nun denn, als Einzelbau ist er eine Bereicherung für [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Aber lokaluntypische Architektur flächendeckend im Innenstadt-Ensemble? Es tut mir leid, aber die Leipziger Innenstadt würde auf diese Weise höchstens den anderen kriegszerstörten europäischen Städten ähnlicher - mehr "[lexicon='Leipzig'][/lexicon]" würde es nicht bringen.

    Zitat

    wenn diese aufgaben erfüllt werden, ist es völlig egal, ob bei den einzelnen projekten rote dachziegel, weiße fensterrahmen oder lila dachrinnen zur anwendung kommen.

    Dir vielleicht. Allgemeingültig ist diese Aussage nicht.

    Zitat

    die bewahrung der gelungensten bauwerke aus der ddr-zeit

    Gerne.

    Zitat

    die leipziger kontinuität ist die kontinuität des wandels. aus ihr enstand ein ensemble voller kontraste,

    Naja, vor dem Krieg war Leipzigs Innenstadt doch deutlich kontrastärmer, wenn es in architektonischer Hinsicht auch nie zu meinen Lieblingsstädten zählte und zählt.

    Zitat

    und genau darum so urban.


    Ich bezweifle ja jetzt, dass das an den Kontrasten liegt - Freiburgs Kajo bildet ein großes harmonisches 50er-Jahre-Ensemble und ist nicht minder urban. Da gibt es ganz andere Faktoren, die Urbanität bewirken...

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "Dase"

    Welche Relevanz haben Beiträge, die du nach meiner Kritik verfasst hast?


    Ganz einfach: Sie zeigen, dass ich über Deine Kritik nachdenke und nicht einfach nur mein Ding durchziehe.

    Zitat

    Es ging darum, dass hier, wie Rakete später nochmal genauer dargelegt hat, genau das gemacht wurde, was sonst immer gefordert wird: Kleinteiligkeit, unterschiedliche Fassaden von unterschiedlichen Architekturbüros, Verbesserung der Entwürfe nach entsprechender Kritik.

    Was "hier sonst immer gefordert wird" interessiert mich nicht, wie gesagt. Ich habe meinen Standpunkt dargelegt und kann weder hier noch bei den im DAF ebenso gelobten Höfen am Brühl in die unkritischen Lobgesänge auf die vorbildliche Stadtentwicklung mit einstimmen. Und deswegen bin ich keineswegs naiver oder unreflektierter als Ihr. Kleinteiligkeit und unterschiedliche Fassaden reichen mir bei Weitem nicht (das findet man auch in der grauen Dresdner Töpfergasse), wenn sich im Ergebnis an bedeutenden städtebaulichen Punkten für mich unzureichende Ergebnisse finden. Man ist eventuell auf dem richtigen Weg (was man in Essen z.Bsp. noch nicht ist), ein mich überzeugendes Ziel hat man aber noch lange nicht erreicht - da finde ich mich am Dresdner Neumarkt schon eher zurecht, wobei ich auch dort einige Punkte unerträglich finde.

    Zitat

    Anstatt dieses Bemühen des Investors um innenstadtgerechte Bebauung zu honorieren (genau darum ging es), indem mal auch mal einen positiven Satz sagt

    Ja ich stimme Dir zu, dass ich zu negativ losgelegt habe. Mir hat sich eben das Bauschild ins Gehirn gebrannt und ich verspürte den Drang, das zu kommentieren. Allerdings erlaube ich mir nun ebenso die Anregung, nicht fortwährend unkritisch über Leipziger Projekte zu urteilen, nur weil sie vielleicht besser sind als in manch anderen Städten oder man seine Heimat allzu überschwenglich liebt - im Übringen finde ich es auch nicht angebracht, auf geäußerte Kritik mit Überheblichkeit und Zynismus zu reagieren.

    Zitat

    Raketes' Beitrag kann ich so nur 100%ig unterschreiben, sehr schön zusammengefasst.

    Das ist ja mal ne Neuigkeit. Ist ja auch recht, dennoch würde mich interessieren, was Du zu meiner Argumentation zu sagen hast.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • youngwoerth:

    1. es ist für [lexicon='leipzig'][/lexicon] völlig egal, was und wie in dresden, freiburg oder sonstwo gebaut wird. und umgekehrt. für konkrete situationen sind jeweils adäquate konzepte erforderlich. weil die situationen verschieden sind, können sich auch die konzepte unterscheiden.

    2. die konkrete situation am leipziger sachsenplatz bestand bis zur wende aus einer notdürftig kaschierten brache mit höchst unterschiedlicher bebauung ringsum. mit der neubebauung werden keine "gewachsenen strukturen zerstört", sondern das gebiet wird wieder mit dem stadtgefüge verwoben.

    3. klar könnte der uni-riese auch in warschau oder barcelona stehen. steht er aber nicht. mit seiner markanten gestaltung in form eines aufgeschlagenen buches ist er einzigartig und verweist zugleich auf seine (frühere) funktion als hochhaus der zweitältesten deutschen uni. selbst wenn man ihn kopieren würde - er bliebe das original.

    4. was soll in [lexicon='leipzig'][/lexicon] "lokaltypische architektur" sein? das ehemalige reichsbankgebäude am peterskirchhof entstand im stil der italienischen renaissance, der alten börse am naschmarkt stand eine hamburger villa pate, das kroch-hochhaus wurde einem venezianischen glockenturm nachempfunden, etc. . "lokaluntypische architektur" i s t in [lexicon='leipzig'][/lexicon] flächendeckend. "lokaltypische architektur" ist wohl eher ein phänomen von planstädten oder abgeschiedenen städten in der provinz. als handelsstadt war und ist [lexicon='leipzig'][/lexicon] für neues und fremdes offen. aus dieser tradition ergibt sich zum einen ständiger baulicher wandel und zum anderen die konstante der durchhöfe und passagen. mit der bebauung des sachsenplatzes wird diese tradition fortgeschrieben.

    5. diese fortwährende entwicklung der innenstadt hat dazu geführt, dass sie - auf engstem raum - noch heute alle funktionen eines zentrums in sich vereinen kann. die farbe von fensterrahmen ist nicht nur mir egal. sie ist egal für die erfüllung all dieser funktionen.

    6. selbstverständlich ist die innenstadt architektonisch heute kontrastreicher als vor dem krieg. und vor dem krieg war sie kontrastreicher als vor dem 30-jährigen krieg. na und? schlecht für heile-welt-postkartenmotiv-knipser, aber offenbar gut für die innenstadt. sie gehört zu den wenigen, die heute wirklich urban sind.

    7. die bebauung des sachsenplatzes wird diese urbanität weiter verstärken. erst recht, wenn dabei so vorgegangen wird, wie beim katharinenwinkel.

  • 1. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich Gegenteiliges geschrieben hätte. Weitgehende Zustimmung somit. Eine Einschränkung sollte es dennoch geben: Bei aller Beachtung der jeweiligen Situation vor Ort kann es nicht schaden, auch auf Konzepte anderer Städte und Regionen zu schielen und positive Aspekte in die eigenen Planungen zu integrieren bzw. zumindest zu erörtern anstatt stur auf "Wir machen unsern Dreck alleene" zu pochen.

    2. Mit der Neubebauung werden durchaus gewachsene Strukturen vielleicht nicht zer- aber zumindest gestört: Z. Bsp. die bedeutendste erhaltene Straßenfront der Leipziger Innenstadt gegenüber oder Sichtbeziehungen vom Marktplatz aus.

    3. Er ist ein Origingal, das hatte ich bereits ebenso geschrieben. Ich habe aber auch erörtert, weshalb dieses Konzept m.E. für zerstörte Innenstädte im großen Maß nicht angebracht ist.

    4. Ja, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat viel abgeschaut, was die Sache tatsächlich nicht einfacher macht. Hätte es in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] nun wirklich eine konstante Entwicklung gegeben, wäre eine Fortsetzung in diesem Sinne vertretbar, solange man denn diese Tradition als gut und sinnvoll empfände. Es soll aber einen Weltkrieg gegeben haben, der diese Entwicklung extrem beschleunigt und Architektur und Strukturen früherer Entwicklungsepochen stark dezimiert hat. Demgemäß finde ich, dass man sich auch an diesen zerstörten (und den aus Vorkriegszeiten erhalten gebliebenen) Teilen orientieren muß, um wieder Stringenz und Gleichgewicht ins Stadtbild zu bringen und der Entwicklung rückwirkend Konstanz zu verschaffen.

    5. Die Farbe von Fensterrahmen ist in Deinem Denkansatz nicht von Bedeutung.

    6. Dazu hatte ich meine Einschätzung bereits erläutert. Sie widerspricht der Deinen.

    7. Die Bebauung am Sachsenplatz würde die Urbanität m.E. noch deutlicher verstärken, wenn sich die Ecke in Richtung Marktplatz an der Aura der dort bzw. in der Katharinenstraße erhaltenen Bauten orientieren würde.

    Es ist alles nicht so einfach und es kann durchaus verschiedene Beurteilungen, Herangehensweisen und Wahrheiten geben. Dass wir teilweise in unterschiedlichen Welten denken, beweist einmal mehr diese Diskussion. Aber das ist völlig legitim, solange nicht die eine Welt als die einzig Adäquate dargestellt wird. Deine Argumentation ist durchaus überlegt, fußt aber auf anderen Denkstrukturen.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!