Brücken... warum immer so häßlich?

  • Alte Brücken gibt es in Deutschland kaum noch... und die wenigen werden auch nach und nach ersetzt... natürlich, Brücken sind Funktionsbauten, deren Sicherheit und Funktionalität ist wichtiger als die Optik, aber wenn man eine historische Brücke ersetzt... warum behält man dann nicht das Erscheinungsbild bei?

    Ein gutes Beispiel: Die Aakerfährbrücke in Duisburg... 1904 gebaut, schon 1946 wieder in Betrieb genommen aber 1995 wegen Baufälligkeit abgerissen.
    Aber anstatt sich der Form der Brücke anzunehmen wurde alles, wirklich alles abgerissen um einem bunten, modernistischen Stahlkonstrukt in Playmobillackierung Platz zu machen:


    Quellen: http://www.duisburgnonstop.de">http://www.duisburgnonstop.de
    http://www.ing-danneberg.de">http://www.ing-danneberg.de


    Das es besser geht zeigt Magdeburg:
    Sternbrücke

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Diese kunterbunten Bemalungen gefallen mir ohnhin nicht. SIeht man ja auch an Autobahnbrücken öfters - völlig geschmacklos.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Leute, es handelt sich um Brücken; das sind Infrastrukturobjekte, die üblicherweise immer wieder ersetzt werden (müssen), ebenso wie Bahntrassen und -höfe, Hafen- und Flughafenbauten. Natürlich wirkt da manch quietschbunde Brücke befremdlich, aber eine Playmobilbrücke mitten in der Pampa kann ein echter Blickfänger sein; anders als eine verrostende oder völlig belanglose Stahlkonstruktion. Anders als eine historische Innenstadt ist reine Infrastruktur niemals zeitlos, abgesehen von wirklichen Jahrhundertbauwerken wie die Budapester Elisabethbrücke, die Dresdner Augustusbrücke oder das Blaue Wunder. Die werden auch nicht "ersetzt" werden, nur behutsam(im inneren) modernisiert.

    Und viele innerstädtische, moderne Brücken haben mit ihrer Extravanganz einen ähnlichen Reiz wie die opulenten wilhelminischen Bauten oder die Konstruktionen der Zwanziger.

    Nein, die werden gedünstet

  • Dass eine Brücke in der Pampa schlicht sein kann (oder muss), habe ich ja gar nicht bestritten, aber es gibt eben auch Dinge, die nicht nur schlicht und funtional sind, sondern auch ansprechend. Ob nun kunterbunte Stahlbrücken darunter fallen, das mag in der Tat eine Geschmacksentscheidung sein - mir gefallen sie jedenfalls nicht.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Ich halte die Elisabethbrücke in Budapest eher für einen Griff ins Klo, undzwar in jeder Hinsicht. Wenn man die im Kriege zerstörte Brücke schon modern wieder aufbaut, dann sollte man wenigstens daraus achten, dass man damit kein Nadelöhr schafft. Könnte es sein, dass du die Elisabethbrücke und die Kettenbrücke verwechselst?

    Ich persönlich bin irgendwo auch ein Fan von (genieteten) Stahlgittertragwerk-Konstruktionen, dabei speziell von Brücken, aber auch von Bahnhofsdächern, Fabrikhallen und anderen Beispielen, dass man aus Stahl auch augengefällig bauen kann/konnte.

    Und meiner Ansicht nach sind Brücken eben gerade keine beliebig ersetzbaren Infrastrukturelemente sondern genau wie Häuser Werke der Architektur.

    Auch bei diesem Thema wirkt die fatale Fehlentscheidung die Berufsbilder von Architekt und Bauingenier zu trennen, in augenscheinlicher weise nach. Weil ja Brücken eben als Strukturelemente angesehen werden, braucht kein Architekt beteiligt werden, es reicht ein Bauingenier, und der achtet nun mal nicht auf Optik, Augengefälligkeit, Umfeld etc., weil das ja auch gar nicht seine Aufgabe ist. Der Künstler wird erst an das fertige Objekt rangelassen und ihm bleibt nichts weiter übrig, als das Ganze knallig bunt anzupinseln...

    Ich bn dieses WE quer durch die republik mit der Bahn gereist und habe da auch einige schöne Brücken gesehen (die ausnahmslos vor 1945 entstanden waren) und mich gefreut, dass es die eben noch gibt.

    "... es allen Recht zu machen, ist eine Kunst, die niemand kann..." (Goethe)

  • Wenn man aber guckt, wann viele dieser alten Brücken abgerissen wurden, fragt man sich dennoch, wie lange der Rest noch stehen darf.

    Es wurden in den letzten Jahren sogar einige denkmalgeschütze Brücken abgerissen und durch modernistische Neubauten ersetzt...

    Duisburg hat ja zum Glück noch ein paar historische Rhein- und Ruhrbrücken zu bieten. Positiven Beispiel ist übrigens die Rodenkirchener Brücke in Köln, die nach dem Krieg im annähernd gleichem Erscheinungsbild wiederaufgebaut wurde, ähnlich der Hohenzollernbrücke... nur war die R.-Br. vor dem Krieg deutlich unspektakulärer.

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  • Zitat

    Albertbrücke wird verbreitert

    Die Brücke ist dabei das Kernstück. Ihre Sanierung ist schon geraume Zeit fällig. Im Investitionsplan sind bereits 16,7 Millionen Euro für 2008/09 eingestellt. Dabei steht auch eine Verbreiterung des Bauwerks zur Diskussion. „Aber höchstens einen Meter“, erklärte Koettnitz. Die Verkehrsbetriebe achten seit einiger Zeit darauf, dass die Straßenbahngleise bei Ausbaumaßnahmen größeren Abstand voneinander bekommen. Außerdem sind die Fahrspuren auf der Brücke recht eng, und es fehlen Radfahrstreifen. [...]


    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1031082

    Hoffentlich wird das keine zweite Carolabrücke mit Sandsteinbögen :?

  • Och nee... nicht verbreitern.... heißt doch entweder häßliche Platten links und rechts der Brücke oder ein Totalabriss... hat doch 100 Jahre lang geklappt, irgendwann muss man doch auch mal andere Ideen bekommen als alles dem Straßenverkehr nachzubauen.

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • Die hübsche Lombardsbrücke der Hamburger Innenstadt:

    Hier in wird seit einiger Zeit ja einiges Trara um die verbliebenen Innenstadtteile gemacht (und BRTs Einkaufszentrum inkl. Abriß mehrerer Gründerzeitler allerdings trotzdem gebaut). Man hat scheinbar Repliken der alten Lampen aufgestellt und strahlt alles mögliche Alte mit Scheinwerfern an.
    Selbst am Eilbekkanal, der durch weitgehend zerstörtes Gebiet führt, muten die Brücken nach ihrer kürzlichen Erneuerung jetzt wieder sehr historisch an.

    Wirkt ein bißchen wie eine hilflose Geste, wenn man sich zuerst die original erhaltene Brücke und dann die Häuserzeile dahinter auf den Bildern dieser Seite ganz unten ansieht:
    http://www.bildarchiv-hamburg.de/hamburg/alster…ilbek/index.htm

    In den 70ern ist hier ja schon das schöne Stadtportal der Elbbrücken der Verbreiterung zum Opfer gefallen: einfach gesprengt worden.

  • Zitat von "Mephistino"


    ... und habe da auch einige schöne Brücken gesehen (die ausnahmslos vor 1945 entstanden waren)


    Mir fallen da einige schöne Holzbrücken ein, die in den letzten Jahren errichtet wurden,
    allerdings nur für Fußgänger und Radfahrer.

  • Hab noch ein schönes Bild der alten Aakerfährbrücke gefunden:


    http://kulturserver-nrw.de/home/cbruenig/Ruhrgebier/indukult/DU-Alsum.htm\r
    kulturserver-nrw.de/home/cbrueni ... -Alsum.htm

    In einem Buch über das alte Duisburg findet sich folgende Beschreibung:

    Zitat

    Verläßt man das alte Duisburg durch das vierte der alten Stadttore, das Stapeltor, nach Nordosten, so erreicht man bald die Ruhrbrücke nach Meiderich, die Aakerfährbrücke, die in den Jahren 1902-04 erbaut wurde. [...]
    Architektonisch ist sie "moderner" als die etwa gleichzeitig entstandene Ruhrort-Homberger-Brücke, indem sie auf die massiven Brückentürme, wie sie in der Zeit vielfach zu beobachten sind, verzichtet und sich stattdessen in Jugendstilformen ergeht. An den beiden Enden zieren noch heute die Wappen von Duisburg und Meiderich das Portal. Anders als die meisten Duisburger Brücken der Vorkriegszeit ist sie im wesentlichen im Originalzustand erhalten - bis auf das Häuschen des Brückengeldeinnehmers. Demnächst muss sie aber wegen Ermüdungserscheinungen des Stahls abgerissen werden.

    Auf der Abbildung im Buch sieht man auch sehr schön die verspielten Jugendstilformen, die vor allem das Portal schmückten... wirklich ein Jammer dass man so eine schöne, innenstadtnahe und alte Brücke optisch nicht wiederherstellen konnte... :(

    Quelle: Duisburg - ein verlorenes Stadtbild

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Man hätte lieber das Viadukt verbreitern und gesetzliche Rahmenbedingungen zur Verlegung der "fahrenden Lager" auf die Schiene schaffen sollen. Dann reichen auch 2 Spuren pro Richtung =).

    Naja, so eine Lösung ist besser als nichts, aber die Tatsache bleibt, daß Deutschland seit Jahrzehnten zur Autowüste gewandelt wird und die städtebaulichen Folgen dessen kaum berücksichtigt werden.
    Es fehlt eine bürgerliche Opposition dagegen jenseits von strickpullovertragenden Umweltschützern ;).

  • Schön ist das nicht aber besser als abreißen. Kreative Leute hätten die Autobahn an dieser Stelle wohl durch 4 Brückenbögen gehen lassen, also kurzzeitig 8-spurig. Wäre wohl kaum teurer gewesen.

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • Das Ding sieht echt fies aus; im RL noch viel mehr als auf den Fotos. Aber: Es ist überaus markant; Chemnitz braucht dringend Attraktionen; die 300m Esse macht allein nicht viel her. ;)

    Nein, die werden gedünstet

  • 1. währen die Bögen selbst bei 90° immernoch zu eng für einen dreispurigen Ausbau und 2. ist eine veränderung des Winkels an dieser Stelle aufgrund des Bodenreliefs nicht möglich. Auch die Idee, die Autobahn durch insgesamt 4 Bögen zu legen, war wegen des Bodenreliefs nicht durchführbar.

    Das ändert aber nichts daran, dass diese Konstruktion 1. besch** aussieht und 2. wohl auch nicht die Dauerhaftigkeit haben wird, die der rest der Brücke aufweist...

    "... es allen Recht zu machen, ist eine Kunst, die niemand kann..." (Goethe)