Ich bin dennoch überrascht, dass du den Wiederaufbau in der BRD so wenig differentiert betrachtest. Für mich gibt es auf jeden Fall einen enormen Unterschied zwischen z.B. Stuttgart und Würzburg.
Kann ich leicht erklären.
1) Ich war noch nie in Stuttgart.
2) Kein vernünftiger Mensch, genauer so weit mir erschichtlich: keiner hier behauptet, dass Stuttgart so gut wiederaufgebaut worden sei.
Aber man kann es auch tiefsinniger probieren, also, noch einmal (was hatten das schon öfter, aber du sprichst mich darauf an, und anhand der letzten konkreten Bilder ist es schön zu zeigen):
3) Darüber hinaus scheint mir die Problematik in Würzburg eine andere zu sein. Ich beurteile den Wiederaufbau einer Stadt nicht so sehr nach dem konkreten Erscheinungsbild, sondern nach der Ausschöpfung des Potentials. So gibt es zB in DD ausradierte Stadtteile ohne jegliche ästhetisch-künstlerische Relevanz. Hier gilt für mich: hin ist hin, und wo nichts zu machen ist, hat der Kaiser das Recht verloren. Hier differenziere ich nicht großartig, wie schiach was ist. Das Wesen eines guten Wiederaufbaus besteht darin, eine würdige Fassung für die (in Würzburg eben hinreichend) erhaltenen Reste zu bieten. Und hier wurde auf ganzer Linie versagt. Die Kirchen, Palais, ansatzweisen Bürgerhäuser ertrinken förmlich in einem Meer der Banalität. Und da diese doch in gewisser Zahl erhalten waren, gilt hier ein anderer Maßstab als zB in der Pirnaischen Vorstadt. Nimm die letzten vier Bilder aus dieser Galerie - man merkt ihnen den Wiederaufbau, dh eine gewisse fehlende Authentizität durchaus an, aber sie sind darüberhinaus eigentlich untadelig. Das Problem ist nur: ich weiß, was passiert, wenn man sich dort irgendwohin umdreht. Auch am Winkel um den Döpfnerplatz, der an sich besterhaltenen oder auch bestwiederaufgebauten Ecke der Stadt. Das hier verspielte Potential ist für mich weit ärger und schwererwiegend als alle Pirnaischen Vorstädte mitsammen. In Brittens Oper Billy Budd wird das im Prolog sehr gut auf den Punkt gebracht: But the good has never been perfect ... there ist always a devilish stutter in the divine speach.
Nicht, dass mir jetzt wer vorwerfe, ich erwartete in Wü. "Perfektion" oder so. Davon ist die Stadt an wirklich jeder Ecke weit entfernt. Es ist immer was Gravierendes, was einem in die Suppe spuckt. Nicht, dass ich über das Gebäude links nicht hinwegsehen könnte:
Jeder weiß, dass das Problem gegenüber außerhalb des Bildes liegt.
Die erwähnte Karmeliterstraße ist für mich ein Gegenbeispiel für deine These. Hier ist einfach mehr als woanders erhalten geblieben, und um so schwerer fällt ins Gewicht, dass keine Mühe für die Schaffung eines ansprechenden Gesamtbildes verwendet worden ist.