Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

  • Naja man darf schon auch sehen, dass die Altstadtfreunde seit Jahren JEDES Wochenende Besichtigungen des Hofes anbieten und dabei auch für die Reko werben und Spenden sammeln. Wenn die Initiative zwei mal durch das Nachkriegshaus führt um für seine Qualitäten zu werben dürfte das fairerweise mal akzeptiert sein. Und wer weiß, wahrscheinlich laufen sie mit den Leuten wieder in die Räume des Imhoffhauses und erklären dort die Qualitäten des Pellerhauses. Wer sich für die Materie interessiert wird diese Augenwischerei schnell erkennen und entsprechende Fragen stellen.

    Indes hält die Politik die Füße still, schaut zu wie die Verwaltung das Projekt "Kulturhauptstadt 2025" verwurstelt und bereitet sich auf die nächste Kommunalwahl vor. Eine belastbare Kostenaussage für die Sanierung gibt es immer noch nicht, keine neuen Erkenntnisse also an dieser Front, jedenfalls nicht dass ich wüsste.

    Ich möchte mir morgen die Burgstraße 6 ansehen und vielleicht noch die Scharrerschule. :)

  • Am 08.09.2019 war deutschlandweit Tag des Offenen Denkmal und ich habe an der Besichtigung des Pellerhaus teilgenommen. Diese Führung wurde in diesem Jahr nicht von den Altstadtfreunden durchgeführt, sondern von Pro Pellerhaus. Zu Pro Pellerhaus muss gesagt werden, dass es sich um eine Initiative handelt die sich für einen Erhalt des Pellerhaus in seiner jetzigen Form ausspricht.

    Die Führungen waren sehr gut besucht, so dass es mehrere Gruppen gebildet werden mussten. So ein Führung dauerte im Schnitt 90 Minuten wobei auch das Imhoffschen Palais mit einbezogen wurde. Grundsätzlich war die Führung sehr interessant, wobei ich zum ersten Mal mitbekommen habe das das Pellerhaus einen wunderschönen Gewölbekeller hat.

    Die Führung meiner Gruppe hat Frau Sesselmann (Pro Pellerhaus) mit einer Begleiterin durchgeführt. Die Führung war nicht schlecht obwohl auch hier wieder Mikrofone gefehlt haben, man verstand die beiden Damen nicht wenn man weiter hinten stand. Ganz neutral waren diese Führungen nicht, da man immer wieder gemerkt hat das Frau Sesselmann und ihre Begleiterin für das Pellerhaus in seiner jetzigen Form geworben haben.

    Unter dem Dach standen auch einige Entwürfe von Studenten wie diese sich das Pellerhaus vorstellen, allerdings kein einziger Entwurf der eine Rekonstruktion vorgesehen hat.

    Bilder:

    1. Bild - Pellerhaus Frontansicht
    2. Bild - Pellerhaus (Dachgeschoss, Rundbögen)
    3. Bild - Nebeneingang "Schwarzes Pellerhaus" (linke Seite)
    4. Bild - Pellerhaus Innenhof
    5. Bild - Pellerhaus Gewölbekeller

  • Ja, der imposante Keller ist noch da, und wenn man so will ist damit noch überraschend viel Originalsubstanz des Pellerhauses da, und durch die Reko dürfte dieses Maß bei über 50% liegen.

    Danke für die Fotos, v.a. das auf deinem zweiten Foto sichtbare Tonnengewölbe wird ja so gelobt. Wobei ich nicht weiß warum, und ob sich dieses Lob auf die Gestaltungswirkung nach Außen bezieht oder die Innenraumgestaltung. Ich frage mich wie sie das energetisch ertüchtigen wollen, da sind ja nur ein paar cm Beton, und wenn man das irgendwie dämmen will oder so, dann geht die Raumwirkung ja weitgehend verloren. Da beißen sich bestimmt einige Ingenieure und Denkmalpfleger die Zähne daran aus, oder man verzichtet halt darauf das oberste Stockwerk zeitgemäß zu nutzen. Wurde denn dazu etwas in der Führung gesagt?

  • Frau Sesselmann hat während der Führung gesagt, wenn man die Fassade verändern würde müsste man das Gebäude und nicht nur die Fassade komplett zurückbauen. Denn die historische Fassade würde mit den Raumhöhen und Decken des heutigen Gebäude nicht übereinstimmen.

    Ich möchte keine Werbung machen für den Bund Freier Architekten (BDA), hat sich der BDA auch schon mit dem Pellerhaus beschäftigt und könnte dir einige Fragen beantworten.

    http://nuernberg-mittelfranken-oberfranken.bda-bayern.de/2017/12/positi…usammenfassung/

  • Der BDA-Text ist leider nicht mehr aktuell und unterschlägt auch einige wichtige Details. Z.B. steht der Komplex seit über 20 Jahren weitgehend leer, ein Konzept für eine Nutzung, die das Gebäude vollständig und zeitgemäß mit Leben füllt, fehlt bis heute. Es darf aktuell als Haus des Spiels nur genutzt werden da es Bestandsschutz genießt.

    An sonsten kann man dem BDA in seiner Stellungnahme nicht mehr Sachlichkeit zugestehen als den Altstadtfreunden, es wird halt einfach irgendetwas in den Raum gestellt, ohne es zu belegen. Z.B. sei der Egidienplatz ein Kirchplatz und kein "Platz vor dem Pellerhaus". Wie wird das belegt? Die Würdigung des Ortes stand fast Jahrhundertelang im Lichte des Pellerhauses, das nicht nur das ältere am Platze war, sondern auch das kunsthistorisch bedeutendere.

    Den Vortrag von Herrn Bertold Burkhardt habe ich selbst gesehen, das Beispiel der Kosten für die Sanierung des Kanzlerbungalows brachte recht wenig Erkenntnisse, wohl auch deshalb da man bis damals nicht wusste, wie man das heutige Pellerhaus künftig nutzen wollte. Es hieß nur dass eine Sanierung möglich sei, und mit Verweis auf die mittlerweile zugigen Fenster und alten Heizkörper wurde halt gesagt, dass man das nicht unbedingt sanieren müsse bzw. ob man einen KFW-55 Standard oder sowas anstrebe bei einem Denkmal wäre auch zu hinterfragen. Ich kann mich an die Diskussion sehr gut erinnern, da ich grds. derselben Meinung bin, man muss ein Denkmal nicht auf den energetischen Standard eines Passivhauses bringen, bzw. sich dann beklagen, wie teuer das sei oder halt auch wie unmöglich. Damals wusste ich aber auch noch nicht, dass der riesige Pellerhauskomplex nur ein Treppenhaus besitzt und das brandschutztechnisch eine lebendige Nutzung verhindert. Genau dieses Problem hat ja bereits zur Räumung diverser öffentlicher Gebäude geführt. Auch von den wirklich geringen Raumhöhen usw. wusste ich damals nicht, Führungen haben ja nie durch den Bücherturm geführt, sondern stets den Lesesaal angesteuert, der tatsächlich wirklich schön ist.

    Die Diskussion ist natürlich auch dahingehend schon weiter, denn wenn ich das richtig verstehe will man die historische Fassade nicht nur vorblenden, sondern tatsächlich den Bücherturm abreißen und auch das Innere neu bauen. Nur das macht m.E. Sinn. Die Logik ist, dass eine vollständige Sanierung des Komplexes ihn ebenfalls soweit verändern würde, dass der Zeugnis- und Denkmalwert beeinträchtigt würde und gar der Denkmalstatus in Frage gestellt sein könnte. Und daher der Gedanke, ob man nicht besser rekonstruiert anstatt ein Nachkriegshaus teuer zu sanieren ohne es letztlich unangetastet erhalten zu können. Ich sehe hier so viele öffentliche Gebäude, an denen außen eine Edelstahltreppe angebaut wurde weil die Fluchtwegeproblematik im Innern nicht gelöst werden kann. Oder der Postrundbau am Hbf., ein Einzeldenkmal innen wie außen, da werden innen alle Wände und Decken abgerissen und alles neu gebaut wegen irgendwelchen statischen Problemen.

    Die Altstadtfreunde weisen zurecht darauf hin dass man das gut diskutieren sollte, will man am Ende ein halb verkrüppeltes Nachkriegsdenkmal haben oder eine saubere Rekonstruktion?

    Vielleicht sollte man das aktuelle Pellerhaus weiterhin zwischennutzen, und die Räume mit all ihren Qualitäten und Problemen Künstlern zur Verfügung stellen, wenn eine Nutzung durch das Haus des Spielens nicht möglich ist. Man darf ja auch nicht vergessen, weswegen ist die Stadtbibliothek dort ausgezogen? Was zeichnet eine moderne Bibliothek im Hinblick auf Lagerorganisation und Besucherströme denn aus? Das GMN baut aktuell für viele Millionen ein vollklimatisiertes Tiefdepot, die neue Stadtbibliothek hat ebenfalls modernste Räume und Einrichtungen dafür. Eine Büronutzung des Pellerhauses scheidet auch aus, ebenso Wohnen. Was bleibt da noch übrig? Ich habe ja schonmal gesagt, wäre das Haus voll des Lebens würde man nicht so drüber diskutieren. Ich empfehle aber mal einfach mal unangemeldet hinzugehen und zu schauen, was da so abgeht.

  • Vielleicht sollte man das aktuelle Pellerhaus weiterhin zwischennutzen, und die Räume mit all ihren Qualitäten und Problemen Künstlern zur Verfügung stellen

    Du willst wirklich eine Situation schaffen, die möglichenfalls an das Rechenzentrum in Potsdam erinnern könnte? Irgendwann hätte sich dann die Kreativszene samt politischem Anhang festgesetzt und könnte mit vielen kreativen Aktionen, unterstützt von um ihre Gunst buhlenden Politikern, die Erhaltung des Status Quo fordern...

  • Das wäre für Nürnberg ein Novum. Hier setzen sich stets wirtschaftliche Überlegungen durch, Künstler können sich hier nirgends "festsetzen", man kann in der Lokalpresse gut verfolgen, wie sie alle paar Monate herumgeschubst werden von einer Zwischennutzung zur nächsten.

    Aber wenn das verhindert, dass man überstürzt in eine Sanierung mehrere Millionen reinsteckt um hinterher zu sagen, naja ist zwar nicht schön geworden aber man kanns zumindest benutzen, dann lieber nichts machen. Das Vorderhaus zu rekonstruieren kann man auch in ein paar Jahren noch machen.

    Aber wie gesagt, wenn man sich den Komplex mal außerhalb einer Führung ansieht kriegt man eine Ahnung was da im Argen liegt. Es ist weitgehend leer, in den großen, benutzbaren Räumen sind ein paar Leute und spielen irgendwas, nur auf der Baustelle der Altstadtfreunde scheint der Interessierte willkommen zu sein. So kam es mir zumindest vor, im sog. "Haus des Spielens" rief es mir über einen Flur entgegen "Was wollen Sie hier?"

  • Es geht hier bei der Nutzung ums Baurecht. Aufgrund der niedrigen Decken, des einen Treppenhauses und dem mangelhafte Brandschutzes wird hier nie ein Nutzung als Aufenthaltsraum im baurechtlichen Sinne möglich sein. Da brauch man dann auch nicht nach Konzepten suchen. Wenn die Nutzung als Lager/ Archiv hier keinen Bestandsschutz haben sollte, ist dort überhaupt keine Nutzung möglich. Auch nach einer Brandschutzsanierung bleiben die niedrigen Decken und das Treppenhaus als Problem.
    Wenn die Stadt hier unnötig Geld für ein Gebäude ausgibt was lediglich im EG nutzbar ist, dann schwärz ich sie persönlich beim Bundesrechnungshof an wegen Steuergeldverschwendung ;)

  • Soweit ich weiß wird ja angestrebt, das Gebäude weiterhin als Lager zu nutzen, halt für Spiele. Insofern könnte man vielleicht etwas drehen was den Bestandsschutz und das Baurecht anbelangt. Vertreter der Spielehaus-Idee sagen ja auch dass der Platz ausreiche für ein Spielearchiv. Technisch aber ist es ein Problem, dass man hier keine Lagerräume von hoher Qualität hat, das Lagergut ist nicht gut geschützt. Die große Südfassade mit den vielen Fenstern lässt Licht rein und heizt den Innenraum auf, eine Wärmedämmung und Klimatisierung ist nicht vorhanden und kann nur schwer untergebracht werden wegen der geringen Geschosshöhe. Auch auf das Tonnengewölbedach kann man schwer irgendwelche Klimageräte draufbauen. Naja von von Barrierefreiheit, Fahrstuhl für Personen und Lasten usw. sind wir da noch ganz weit weg.

    Ich kann es verstehen wenn viele Menschen den Denkmalschutz hier für gerechtfertigt halten und sich für den Erhalt einsetzen. Aber nüchtern betrachtet ist es wohl das am wenigsten benutzbare und sanierbare Denkmal in der ganzen Stadt, zumindest was den Bücherturm betrifft. Und die Aussicht, stattdessen ein Renaissancegebäude rekonstruieren zu können macht für mich aus diesem Verlust sogar ein Gewinn - im Gegensatz zu den vielen anderen Denkmalen, die Nürnberg in jüngerer Zeit schon abreißen ließ.

  • "nothor", ich bin im Prinzip ganz bei Dir.
    Auch ich würde mir wünschen, dass die Politik einsieht, dass das aktuelle Pellerhaus schwer nutzbar ist, und dass sie den Altstadtfreunden grünes Licht für eine Rekonstruktion gibt.

    Allerdings hat die Argumentation mit der schlechten Nutzbarkeit, mangelnden Barrierefreiheit und der fehlenden Wärmedämmung einen gravierenden Pferdefuß. Sie könnte auf sehr viele Baudenkmale angewandt werden. Wenn das die Kriterien für Abrisse wären, müsste es eigentlich eine Abrisswelle bei zahlreichen Burgen oder Stadtbefestigungstürmen oder barocken Palais gäben. Denn überall dort stellen sich Nutzungsfragen, ist die Wärmedämmung nicht auf Neubau-Standard und ist es schwierig, Fahrstühle für Behinderte einzubauen (und wenn es doch passiert, z.B. durch Anbauten und Wanddurchbrüche, sind wir auch nicht zufrieden).

    Das aktuelle Pellerhaus wurde ja Jahrzehnte als Archiv genutzt. Insofern ist es in irgendeiner Weise nutzbar. Und es ist auf einfachem Niveau ertüchtigbar. Notfalls stellt man eben Spieltische für Behinderte im Erdgeschoss auf. Und ich habe auch Brettspiele bei mir, ohne dass die klimatischen Bedingungen auf Museumsniveau wären. Verrotet sind sie noch nicht. Ebensowenig wie vorher die Bücher, die dort im Pellerhaus standen. Es handelt sich ja nicht um Mumien oder mittelalterliche Gewänder. Damit müssen wir uns nun einmal abfinden. Die Frage ist vielmehr, ob diese eingeschränkte Nutzbarkeit der Stadt ausreicht und ob sie dafür das Geld ausgeben will. Oder ob sie bereit wäre, das unpraktikable und teure Objekt einfach an die Altstadtfreunde abzuschieben. Ökonomisch wäre das für die Stadt von Vorteil, ideologisch hingegen wird es schwierig. Einige Politiker haben sich ja scheinbar bereits in eine enge Gasse manövriert, in der es schwierig (allerdings noch nicht unmöglich) wird, ohne Gesichtsverlust zu drehen. Aber das Geschrei einiger Denkmalschützer und Architekten wird groß sein.

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    Ich danke dir für deine Einschätzung, die teile ich ja auch. Ich finde es immer etwas schmerzvoll wenn diskutiert wird, ein Denkmal auf den aktuellen Neubaustandard zu sanieren. Brandschutz, Fluchtwege, Dämmung und Klimatisierung, man liest oft dass es jemandem "gelungen" ist ein Denkmal auf Passivhausstandard zu bringen, wo ich mich immer frage ob denn das wirklich notwendig war und dem Denkmal eigentlich gut tut, bzw. ob das eigentlich wirklich ein respektvoller Umgang mit einem Denkmal und seiner Substanz darstellt. Das wird auch in Architektenkreisen kontrovers diskutiert.

    Es wäre aus Sicht der öffentlichen Hand sicherlich gut hier eine minimale Sanierung vorzunehmen, die das Haus in den Stand von 1956 bringt, also Fenster und Heizung erneuern, hier und da ausbessern, mehr nicht. Das wäre überschaubar und würde auch die Forderung der Altstadtfreunde ziemlich schnell in die Defensive bringen, da ihr Plan wesentlich teurer ist. Nur habe ich meine Zweifel. Je nach Anspruch an das Projekt "Spielearchiv/Haus des Spielens" ist es vielleicht wenig vermittelbar, in nach Stand der Technik ungeeigneten Lagerräumen Museumsgut zu stapeln. Was für uns daheim ok ist, mit unseren paar Regalmetern Büchern, wo wir regelmäßig Staubsaugen, Lüften und umstapeln, Ungeziefer schnell feststellen und beseitigen, das ist in Museen nochmal was ganz anderes. V.a. wenn es um ein Projekt geht mit überregionaler Strahlkraft oder gar internationaler Bedeutung. Das läuft dann auf die Frage einer „unbefristeten Zwischennutzung“ oder eben der „großen Lösung“ hinaus. Weiter oben schrieb ich ja bereits, dass das GMN ein hypermodernes Tiefdepot baut, auch das Landeskirchliche Archiv hat sein altes Archivgebäude aufgegeben zugunsten eines Neubaus nach aktuellem Standard. Das alte Archivgebäude, übrigens ebenfalls um 1956 und unter Denkmalschutz, wurde bereits abgerissen für künftige Eigentumswohnungen!
    Ob Nürnberg aber bereit ist die bislang einzigartige Idee des Spielearchivs / Haus des Spiels in einem im Grunde unsanierten Altbau dauerhaft unterzubringen bezweifle ich, denn der Zustand existiert ja bereits, dann gäbe es die Diskussion so nicht.

    Grundsätzlich wäre das aber eine geeignete Strategie der Erhaltbefürworter, nichts zu machen, keine umfassende Sanierung anzustreben sondern den Status Quo einzufrieren. Denn letztlich hängt es immer an den Kosten, wenn keine entstehen meckert erstmal auch niemand.

  • Heute bekam ich Post von den Altstadtfreunden Nürnberg, Förderkreis Pellerhof. Daraus zitiere ich folgende Passage:

    Zitat

    2019 hätte im Pellerhof das Jahr werden sollen, in dem Fußböden verlegt, Wände verputzt, Türumrahmungen gebaut und Decken verkleidet werden. Es kam jedoch anders. zum ersten Mal seit Baubeginn müssen wir unsere Arbeiten mit der Stadt absprechen. So muss beispielsweise geklärt werden, wohin wir unsere Leerrohre für Kabel im Fußboden verlegen. Die Stadt muss absegnen, das Wasser der Dachrinnen nach außen abzuführen, damit die Dachschläuche nicht sichtbar im Hof verlaufen. Der Ganz, der hinter dem Schaugiebel die beiden Galerien im 2. OG verbindet und das Chörlein sowie die Fenster erschließt, muss genehmigt werden und es muss aufgeschlüsselt werden, wer von beiden Vertragspartners - Stadt oder Altstadtfreunde - welche Kosten für Innenausbau und Infrastruktur übernimmt. Ebenfalls ist zu klären, ob wir einen Teil der von uns gebauten Räume selbst nutzen dürfen. Hierzu fanden im Dezember 2018 Gespräche statt. Am 25.02.2019 erhielt die Stadt ein Schreiben mit den offenen Fragen und unserem Nutzungskonzept für den westlichen Hofflügel. Leider war es im gesamten Jahr 2019 nicht möglich, für einen dieser Punkte eine Antwort zu erhalten, so dass, abgesehen von zwei Monaten Bestandssanierung und dem Einbau der Fenster im Westflügel, praktisch keine Arbeiten stattfinden konnten. Um überhaupt ein sichtbares Ergebnis dieses verlorenen Jahres zu hinterlassen, haben wir im Dezember die vier meisterhaften Kupferwasserspeier des Metallbildhauers Adolf Held anbringen lassen. Die "Wildheit" dieser kupfernen Drachen bildet nun wieder einen interessanten Kontrast zu der eher geordneten Architektur des Hofes.

    (Zum Glück leben wir nicht in China, sondern in einem demokratischen Land mit sorgfältig prüfender Verwaltung. :lachentuerkis: Diese kleine Spitze konnte ich mir nicht verkneifen.)

  • Wie mir der OB über sein Büro mal hat mitteilen lassen, war sehr ersichtlich, dass er der "Nüchternheitsfraktion" angehört, die Sichtbeton und alles wenig urbane bevorzugen.

    Nur sollte diesen gewählten Damen und Herren unabhängig ihrer eigenen Vorlieben inzwischen klar sein, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung urbane Stadtstrukturen den gesichtslosen modernistischen Ausprägungen vorziehen.

    Städtebau gehört in die Entscheidungshoheit der Bürgerschaft und der Bürger, und nicht nur in die Hände abgehobener Eliten.

  • Dann wäre es wohl mal an der Zeit im März, Maly durch König zu ersetzen. Ich meine daß Markus König wesentlich mehr für die historische Fassade zu begeistern ist.

  • Leider tritt Markus König im Team mit Julia Lehner an, die heute bereits Kulturreferentin in der GroKo ist und die Idee der Pellerhausrekonstruktion aggressiv bekämpft. Das dämpft meine Sympathie für die CSU deutlich, aber die Entscheidung fällt, wenn ich den Wahlzettel sehe. Ich glaube ohne Lehner wären die Chancen der CSU größer. Lehner ist nicht unbedingt eine Sympathieträgerin und gehört auch einer Generation an, die nicht für Wechsel und Aufbruch steht.

  • Naja, Lehner hat sich halt wieder aufstellen lassen - da reichen schon 51 % der Delegierten Stimmen. Köng kann sich sein Team nicht unbedingt aussuchen. Man muß ihr ja bei der Wahl keine Stimme geben.

  • Dieses politische und sich nun Jahre hinziehende Hickhack ist mittlerweile ermüdend. Der Hof wurde rekonstruiert, der Sockel steht noch und der jetzige Bau stößt auf breite Ablehnung- dennoch entscheidet sich eine kleine Kaste in Hinterzimmern gegen den Wiederaufbau und bringt dünne Scheinargumente, die die Verzögerungstaktik begründen sollen. Ähnlich in Frankfurt mit dem Schauspielhaus. Wieso werden solche Entscheidungen keinem Kunsthistoriker überantwortet, anstatt dass man sie einem Buchhalter und Ex-Kämmerer überlässt? Worin liegt seine Expertise begründet? Er stellte sich zur Wahl als Repräsentant der Mehrheit Nürnbergs auf- darauf beschränkt sich seine gesamte Aufgabe, der er gerecht zu werden hat. Seine ästhetische ‚Meinung‘ ist dagegen vollkommen irrelevant und sollte von kompetenterer Stelle (oder direkt durch eine Volksabstimmung) vorgenommen werden. Es ist letztlich eine Schande, dass man um die Gunst solcher Figuren werben muss, um ihnen etwas Selbstverständliches ‚schmackhaft‘ zu machen.

  • Wieso werden solche Entscheidungen keinem Kunsthistoriker überantwortet

    Aber glaubst Du, dass dann etwas besseres herauskäme? Die Kunsthistoriker sitzen doch in den Gremien, z.B. den Denkmalbehörden, die sich stets vehement gegen Rekonstruktionen aussprechen. Oder für den Erhalt von Nachkriegsarchitektur. Letztlich bekommen diese Leute von irgendwem ihr Geld. Und für dieses Geld müssen sie auch liefern, was gewünscht ist. Sonst fallen sie rasch in Ungnade, isolieren sich, und an ihrem Stuhl wird gesägt.

    Ergo, es geht nicht darum, ob einer Kunsthistoriker oder Buchhalter ist, sondern, ob er offen für das Thema historische Baukunst und Stadtbildheilung ist. Das hat mit Einzelpersönlichkeiten zu tun, die notfalls gegen den Strom schwimmen, aber aufgrund ihrer natürlichen Autorität eine gewisse gesellschaftliche Anerkennung genießen. Solche Leute, das sei Dir als meine Erfahrung gesagt, sind heute eher rar.