Kriegsschicksale Deutscher Architektur

  • Philon

    Ich muss dir mit Blick auf Frankfurt, Nürnberg und Köln natürlich Recht geben, dass wir es hier praktisch mit Totalverlusten zu tun haben und dass diese drei Städte in der Geschichte so ziemlich die bedeutendsten überhaupt waren. (Nur Ritter fühlten sich in pfaffigen Orten wie Erfurt und Köln wohler als im bürgerlich-aggressiven Frankfurt oder Nürnberg. Es würde mich nicht nicht wundern, zahlreiche derartige Stiftungen wie sie von dir beschrieben wurden in absolut kleinen Käffern zu finden, in denen Ritter begütert waren.)

    Erinnerungsorte deutscher Geschichte gibt es aber eben nicht nur in Städten, die schon immer groß gewesen sind. In der Neuen Residenz in Bamberg steht noch heute der Schreibtisch, an dem Napoleon im Oktober 1806 die Kriegserklärung an Preußen unterschrieben hat...

    Wikipedia gibt Erfurts Einwohnerschaft für das Jahr 1493 übrigens mit 18.600 Menschen an. Frankfurt hatte laut Wikipedia und anderen Quellen um 1500 dagegen etwa 10.000 Einwohner. Ich meine aber auch schon gelesen zu haben, dass Frankfurt um 1500 knapp 20.000 Einwohner besessen hätte.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Einwohnerentwicklung_von_Erfurt
    http://de.wikipedia.org/wiki/Einwohner…ankfurt_am_Main
    http://www.stadtgeschichte-ffm.de/aktuelles/news…etter_03_2.html
    http://www.frankfurtlounge.de/history_gr.htm

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Also die Zahl von 10.000 Ew. in Frankfurt für die Zeit um 1500 halte ich definitiv für zu niedrig angesetzt. Üblicherweise rechnet man für das späte Mittelalter und die Frühe Neuzeit mit im Durchschnitt etwa 8 Personen +/- 1 pro Haus. Bei ca. 2000 bis 2500 Häusern im Gebiet der ehemaligen Frankfurter Altstadt bereits um 1500 kommt man so auf Minimum 14.000 Ew. und Maximum 22.500 Ew. für diese Zeit.
    Was Erfurt angeht, hatte ich die Zahl 10.000 aus dem dumont-Reiseführer übernommen; sie war da allerdings auf das 14. Jahrundert gemünzt, so daß 18.600 Ew. um Ende des 15. Jahrhunderts nicht unplausibel sind.
    Im Prinzip gehen die meisten Historiker heute ohnehin davon aus, daß frühere Schätzungen von Einwohnerzahlen (bis in die 80'iger Jahre hinein) im allgemeinen zu niedrig angesetzt waren, da man meist von einer zu niedrigen Bevölkerungsdichte in den Städten ausging.
    So wurden z.B. die Schätzungen zur Bevölkerungszahl Nürnbergs vor Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs von früher geschätzten knapp über 30.000 Ew. mittlerweile durch neuere Forschungen auf eine Zahl von an die 40.000 Ew. korrigiert. Möglicherweise stammt die Angabe 10.000 Ew. für Frankfurt also noch von einer früheren Schätzung.

    Fragt mich jetzt aber bitte nicht nach Quellen. Ich hab' das alles noch vage aus einem Hauptseminar über reichsstädtische Geschichte in der Frühen Neuzeit im Kopf, das ich vor über 10 Jahren belegt habe.

  • Mir kam die Schätzung für Frankfurt auch zu niedrig vor, wobei man sich schon bewusst sein muss, dass Frankfurt um 1500 kein mit Nürnberg und Augsburg vergleichbarer Kultur- wie Wirtschaftsmittelpunkt war. Ich wusste zwar, dass Erfurt damals die größte Stadt Mitteldeutschlands war (nur übertroffen von Magdeburg, sollte man es zu Mitteldeutschland rechnen), aber dass Erfurt möglicherweise damals genauso groß wie Frankfurt war, hat mich überrascht.


    Zitat

    Im allgemeinen gehen die meisten Historiker heute ohnehin davon aus, daß frühere Schätzungen von Einwohnerzahlen bis in die 80'iger Jahre hinein im allgemeinen zu niedrig angesetzt waren, da man meist von einer zu niedrigen Bevölkerungsdichte in den Städten ausging.
    So wurden z.B. die Schätzungen zur Bevölkerungszahl Nürnbergs vor Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs von früher geschätzten knapp über 30.000 Ew. mittlerweile durch neuere Forschungen auf eine Zahl von an die 40.000 Ew. korrigiert. Möglicherweise stammt die Angabe 10.000 Ew. für Frankfurt also noch von einer früheren Schätzung.

    Gilt das nur für die deutsche Historikerzunft oder ganz allgemein? Vor kurzem habe ich nämlich gelesen (frag' mich aber bitte auch nicht wo :lachen: ), dass Paris spätestens um 1300 die 100.000-Einwohner-Marke geknackt hat, was man ja eine zurückhaltende Vermutung nennen kann. Sind die französischen Historiker den umgekehrten Weg der Verkleinerung ihrer Schätzungen gegangen? Wikipedia zeigt dann nämlich auch für Paris die alten, gigantischen Schätzungen, die mir für das Mittelalter schon immer unglaublich hoch erschienen (ähnlich manchen Schätzungen für Städte im maurischen Spanien). Würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn die Deutschen sich kleingeredet hätten und unsere westlichen Nachbarn mal wieder in ihrem Grandeur schwelgten.


    150 80.000
    363 20.000
    510 30.000
    1000 20.000
    1180 110.000
    1250 215.000
    1365 275.000
    1500 200.000

    1589 300.000
    1637 415.000
    1675 500.000
    1700 600.000
    1784 660.000
    1790 524.186 (= erste Volkszählung)

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Kriegsschicksale Deutscher Architektur
    Verluste - Schäden - Wiederaufbau
    Eine Dokumentation für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland
    Hartwig Beseler / Niels Gutschow
    Karl Wachholtz Verlag

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • 1. Freiburg im Breisgau


    Schäden:

    Der Bombenangriff am Abend des 27.11. 1944 verwandelte die Stadt - auch durch die tagelang wütenden Brände - in ein Trümmerfeld, und zwar insbesondere die Altstadt und die nördlichen und westlichen Bereiche außerhalb des Altstadtrings. Von der Linie Martinstor, Grünwälder Straße bis zum Friedrichring war die Altstadt nahezu restlos zerstört, ausgespart und relativ geringfügig beschädigt waren - abgesehen vom Münster - lediglich die Eisenbahn- und Turmstraße sowie die Grünwälder Straße und das Gerberviertel.

    In der Nordstadt war das Gebiet westlich der Habsburgerstraße mit dem Klinik- und Institutsviertel bis an die Bahnlinie im Westen ebenfalls vollständig vernichtet. Verschont von flächendeckenden Zerstörungen blieben der Stadtteil Herdern, die Südstadt südlich der Dreisam und die Wiehre. Angriffe im Frühjahr 1945 zerstörten noch die letzten stehengebliebenen Häuser in der Herrenstraße und Schloßbergstraße. (...)


    Wiederaufbau:

    Dem Wiederaufbau der Stadt kam zweierlei zugute: Zum einen fehlten der Stadt und den Bürgern die Mittel für schnelle und damit kurzsichtige Baumaßnahmen, so daß man sich auf Aufräumungsarbeiten und Provisorien beschränken musste. Zum anderen lag ein "Altstadt-Sanierungsplan" vor, den der Städtische Baurat Dr. Joseph Schlippe bereits vor dem Krieg ausgearbeitet hatte. Diesen Plan, der auf eine Restaurierung und Erhaltung der alten Bausubstanz hinauslief, machte Schlippe zur Grundlage seines Wiederaufbauplans, den er bereits im Oktober 1945 dem Magistrat volegte. Er war nicht unumstritten, denn erstens machte das Ausmaß des Wohnungselends schnell wirksame Baumaßnahmen nötig, zweitens gab es Überlegungen und Pläne, die darauf hinausgingen, zu planieren und eine total neue, moderne Stadtanlage zu konzipieren. Letztlich siegte aber doch der Wunsch, das alte Gefüge der Stadt mit seinem bemerkenswerten Charakter und seinen repräsentativen historischen Bauten wiedererstehen zu lassen.

    Schlippe arbeitete sein Wiederaufbaukonzept zu einem exakten Wiederaufbauplan aus, welcher den Wiederaufbau der Monumentalbauten und wertvollen Baudenkmäler sowie die Beibehaltung der alten Straßenzüge und Baufluchten, ferner die Verbreiterung der Kaiser-Joseph-Straße durch Arkaden und die Anlage von Grüngürteln vorsah. Im Oktober 1948 wurde dieser Plan nach mehrfachen verkehrstechnisch notwendigen Modifikationen vom Magistrat gebilligt. Ihm verdankt Freiburg den wieder entstandenen Charme seiner Altstadt und die feinfühlige Anpassung der modernen Geschäftsbauten. (...)


    Ausgewählte Beispiele:


    Quelle: "Kriegsschicksale Deutscher Architektur - Band 2"
    Die Texte wurden nicht komplett übernommen.

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  • 2. Würzburg


    Schäden:

    Fünf kleinere Luftangriffe (...) gingen jenem 16. März voraus, an dem Würzburg durch britische Bomber zu 82% zerstört wurde und 75% des gesamten Wohnbestandes vernichtet wurden. (...) Am schwersten betroffen (etwa 90% Totalschaden bzw. Schwerbeschädigung) war die Altstadt innerhalb des Glacis und hier wiederum das Zentrum nördlich, westlich und südwestlich des Domes. Hier wurden ganze Quartiere totalzerstört: Die Eichhornstraße, die Domstraße bis zum Rathaus und der Bereich südlich davon zum Franziskanerplatz.

    Schwer getroffen waren auch die Vorstadt Sand, die Bebauung an der Semmelstraße und das Mainviertel. Überwiegend nur ausgebrannt waren das Domherrenquartier südöstlich des Domes, die Residenz, die Bebauung an Ludwig- und Ringstraße sowie die Marienbergfestung. Die Viertel außerhalb der Befestigungslinie wiesen einen Zerstörungsgrad von 62% auf. (...)


    Wiederaufbau:

    (...) Ein gemeinsamer Grundkonsens über die Vorgehensweise schlug sich dann in den Schriften des Leiters des Stadtplanungsamtes (Paul Heinrich Otte) nieder: Erhaltung bzw. Wiederherstellung der historischen, das Stadtbild dominierenden Großbauten, Erhaltung der Stadtkernstruktur im Grundriß wie im Charakter sowie bessere verkehrstechnische Erschließung. Ein Postulat beim Wiederaufbau der übrigen beschädigten oder zerstörten Baudenkmale - in den ersten Nachkriegsjahren von der Denkmalpflege selbst vertreten und in Würzburg fast ausnahmslos beachtet - war der bewußte Verzicht auf Rekonstruktion des historischen Vorbildes: Verloren ist verloren.

    (...) Der Wahrung des Stadtbildcharakters glaubte man durch eine Niedrigzonung der Bebauung und die pauschale Einführung ziegelgedeckter Satteldächer nachzukommen, wenn auch diese Forderung gegen Ende der fünfziger Jahre nicht mehr strikt beachtet wurde. So finden sich nun überdimensionale, das historische Stadtbild beeinträchtigende Bauten an der Jahstraße, der Hofstraße, am Franziskaner- und Kaiserplatz sowie am Bahnhof und im Bereich des Schottenangers.

    Beim Wiederaufbau der übrigen zerstörten Profanbauten sind zwei Phasen zu beobachten: Bis zur Mitte der fünfziger Jahre die Errichtung von Anpassungsarchitektur verschiedener Art, danach zeitgemäßes Bauen mit nur geringer Bezugnahme zum Umfeld. (...) Eine besondere Würzburger Vorliebe war die spolienhafte Einfügung historischer Baudetails in die Neubauten. (...)

    Mit dem Bau des Kaufhofes, Maulhardgasse 6, anstelle des stark kriegsbeschädigten Sandhofes, hat die "Formensprache der neuen Zeit" 1955/56 programmatisch mit einem Stahlbetonskellet Eingang in die Altstadt und bald zahlreiche Nachfolger gefunden: Rasterbauten, weniger später mit Plattenverkleidungen, Kuben in Form und Material jenseits der ortsüblichen Bautradition. Die Bombardierung Würzburgs hatte zwar eine Ruinenlandschaft hinterlassen, historische Stadtstruktur und Bausubstanz waren jedoch noch weitaus besser ablesbar geblieben, als dies in vielen anderen, stark durch Sprengbomben zerstörten Städten der Fall war. Die meisten dieser Ruinen sind aber beim Wiederaufbau beseitigt worden.

    Die Straßenbaumaßnahmen des 19.Jh. hatten zwar Wunden in den Straßengrundriß geschlagen, aber erst die Konzessionen an den Autoverkehr nach dem Krieg, die zahlreichen Straßenerweiterungen, - korrekturen und -durchbrüche, Stellplatzanlagen und Parkhausbauten brachen die mittelalterliche Grundrißstruktur an zahlreichen Stellen. Der Ausbau von bis ins Zentrum hineinführenden breiten Straßen hat neben zahlreichen Gassen- und Platzsituationen zum Verlust ganzer Häuserzeilen historischer Bausubstanz geführt.


    Quelle: "Kriegsschicksale Deutscher Architektur - Band 2"
    Die Texte wurden nicht komplett übernommen.

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  • 3. Karlsruhe


    Schäden:

    (...) Der Angriff vom 4.12. 1944 wurde innerhalb von 20 Minuten von Ost nach West in einer drei Kilometer breiten und 17 Kilometer langen Bahn mit der Durlacher Allee / Kaiserstraße / Kaiserallee als mittlerer Orientierungslinie flächendeckend geführt und traf die Weststadt, Mühlburg und den Rheinhafen am heftigsten. Bei insgesamt 57 Luftangriffen wurden 21 % des Gebäudebestandes total zerstört, 58 % erlitten zum Teil schwerste Schäden. 1754 Tote waren zu beklagen.


    Wiederaufbau:

    Der Kriegsschutt wurde im Dezember 1945 auf rund 1,6 Millionen cbm geschätzt. Tatsächlich wurden 2,6 Millionen cbm Schutt abgeräumt. "Ein Teil des beachtlichen Mehraufkommens war übrigens mitverursacht von einem bisweilen rigorosen Abbruch von durchaus wiederaufbaufähigen Gebäuden und Fassaden, einer Tatsache, die zum Verlust stadthistorisch wichtiger Gebäude führte." (Werner 1985, S. 224)

    Aus Zeitungsberichten und den Akten des Landesdenkmalamtes geht hervor, daß die Kontroversen um Wiederaufbau oder Abbruch mit erheblicher Heftigkeit geführt wurden und teilweise über Jahrzehnte andauerten. (...) Während der Wiederaufbauarbeiten gab es Bestrebungen, den singulären barocken Fächergrundriß zu opfern und nach zeigenössisch-modernen städtebaulichen Gesichtspunkten zu bauen. Sie scheiterten vor allem daran, daß die Ver- und Entsorungsleitungen in den Straßen weitgehend erhalten und funktionsfähig geblieben waren.

    Bei Monumentalbauten bestand zwischen den Beteiligten Konsens über das Konzept der Wiederherstellung. (...)(Anm.: außen originalgetreu, vereinfacht oder mit Aufstockung / innen "modern"). Selbst bei Bauten mit guter Befundsituation wie dem Erzgroßherzoglichen Palais wurde eine getreue Rekonstruktion nicht angestrebt, so daß der Instandsetzung häufig erst ein Kahlschlag mit dem Verlust großer Teile der Innenausstattung vorausging. Der Kriegszerstörung folgte so die Nachkriegszerstörung.


    Quelle: "Kriegsschicksale Deutscher Architektur - Band 2"
    Die Texte wurden nicht komplett übernommen.

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  • 4. Ulm


    Schäden:

    In 22 Luftangriffen, darunter fünf Großangriffe, wird das Stadtgebiet zu fast zwei Dritteln zerstört, die Altstadt verliert 80 Prozent ihres Bestandes. (...)


    Wiederaufbau:

    Bei der Frage "Wiederaufnahme der alten Struktur" oder "radikal Neues wo immer möglich" hat man sich für das letztere entschieden. Daß dabei viele der verschont gebliebenen und viele der aufbauwürdigen Bauten hastig geopfert wurden, hinterlässt tiefes Bedauern.

    Ulms ehemaliger baulicher Charakter war stark geprägt durch das steile Dach mit Giebelstellung meist zur Straße. Beim Neubau setzte geschlossener Bürgerwille das giebelständige Steildach zwar am Münsterplatz durch, doch die Bauverwaltung bevorzugte das traufständige 30°-Dach, weil "ehrlicher" und weil geeigneter zur Geschossvermehrung. Dies Prinzip ist verwirklicht in der Frauenstraße, der Hirschstraße und insbesondere in der Neuen Straße. Deren extreme Breite mit Mittelinseln wurde neu geschaffen nach völliger Abtragung zerstörter Baublöcke und Aufhebung mehrerer Straßen. (...) Im übrigen wurden die alten Straßenverläufe beibehalten, jedoch die Baufluchten zurückverlegt und stellenweise begradigt, am stärksten bei den alten Hauptdurchfahrten, wie der Hirschstraße mit ihrer totalzerstörten Nordseite, der Wengengasse und der Frauenstraße.


    Quelle: "Kriegsschicksale Deutscher Architektur - Band 2"
    Die Texte wurden nicht komplett übernommen.

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  • 5. Heilbronn


    Schäden:

    (...) Durch einen Großangriff in der Nacht des 4.12.1944 wurden dann die gesamte Altstadt und die angrenzenden Bezirke weitgehend zerstört. Die Fachwerkbauten gingen in den nachfolgenden Bränden unter, die Steinbauten erlitten sämtlich schwerste Schäden. Im engeren Stadtgebiet waren 84,2 Prozent der Bauten zerstört oder schwer beschädigt.


    Wiederaufbau:

    (...) Ziel des Wiederaufbaus war die Beibehaltung der historischen Straßenzüge, die aber andererseits durch Zurücknahme der Baufluchten modernen Verkehrsbedürfnissen angepasst werden sollten. Die Trümmer der kriegszerstörten Bauten wurden mit Ausnahme der öffentlichen Bauten und weniger Privathäuser am Markt abgeräumt und das Stadtgebiet vollständig neu überbaut. Mit dem Trümmerschutt wurde zu einem beträchtlichen Teil das Neckarufer aufgefüllt und eine öffentliche Grünanlage geschaffen. Teile der Sandsteinquader verwandelte man für die gleichzeitig durchgeführte Flurbereinigung mit anschließender Neuterrassierung der Weinbergsmauern. (...)


    Wohnhäuser:

    Die Altstadt von Heilbronn bestand überwiegend aus verputzten und giebelständigen Fachwerkbauten in oft malerischer Anordnung an schmalen Gassen, über deren Alter nichts Näheres bekannt ist. Aufgrund des Bildmaterials wird deutlich, dass ein großer Teil der Häuser noch aus mittelalterlicher Zeit stammte (weite Geschossvorsprünge, steile Dächer). (...)

    Der gesamte Bestand an Fachwerkhäusern ging in der Brandnacht des 4.12. 1944 unter. Auch die wenigen steinernen Bürgerhäuser der Altstadt wurden schwer beschädigt. Nur wenige wurden - teils hinter der wiederhergerichteten Fassade als Neubau (Braockbau von 1726 am Marktplatz) - wieder aufgebaut. Das Stadtbild muss daher insgesamt als Totalverlust gelten. Es ist heute von den Neubauten der fünfziger und sechziger Jahre bestimmt. Im engeren Umkreis der Altstadt wurden auch die Bauten der Sadterweiterungen des späten 19. Jh. weitgehend zerstört. Die repräsentativen Wohnhäuser an der Allee, der Wilhelmstraße, der Urbanstraße und den angrenzenden Straßen sind als Totalverlust zu verzeichnen. In den östlichen Villenvierteln waren die Verluste geringer. Hier sind nur vereinzelte Schäden zu registrieren.


    Quelle: "Kriegsschicksale Deutscher Architektur - Band 2"
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  • 6. Augsburg


    Schäden:

    (...) Beim schwersten Angriff am 25./26.2.1944 wurden 90 Prozent der Augsburger Gebäudeschäden verursacht: Hauptangriffsziele waren die Innenstadt, die Jakobervorstadt und Lechhausen. Die Bilanz der Luftangriffe: Total zerstört oder schwer beschädigt waren (...) 24 Prozent des Wohnraumes. (...) Etwa 50 Prozent der Bebauung wurden zerstört im Pfärrle und im Lechviertel, fast soviel im Georgs- und Hl.-Kreuz-Viertel sowie in Lechhausen. Nahezu Flächenschäden gab es im Gebiet zwischen Stadttheater und Karolinenstraße, zwischen Dom und Rathausplatz, im Bereich Bäckergasse/Predigerberg sowie entlang der Pilgerhaus- und Jakoberstraße.


    Wiederaufbau:

    (...) Der Vorschlag und die Entscheidung, das Zentrum möglichst vom Verkehr zu entlasten, hat prinzipiell zur Erhaltung des Stadtgrundrisses und indirekt auch zur Erhaltung der Parzellenstruktur und so zum städtebaulichen Gefüge beigetragen. Gefordert und realisiert wurde eine, bereits vor dem Krieg ins Auge gefasste, leistungsstarke West-Ost-Straße durch die Altstadt. Die großen Kriegsschäden in der Jakobervorstadt und im Block um den Kesselmarkt haben deren Verlauf entlang Grottenau, Karlstraße, Leonhardsberg, Pilgerhausstraße und Jakoberstraße nahegelegt. Die fast gänzliche Neubebauung an dieser Strecke wurde bewusst dem historischen Altstadtbaustil entgegengesetzt: Moderne, im westlichen Bereich verdichtete, teilweise hochgezonte Geschäftshäuser der fünfziger Jahre mit Flachdächern, im östlichen Bereich hauptsächlich Geschäfts- und Wohnungsbau, Architektur mit Lochfassaden, Laubengangerschließung u.ä.

    Konzessionen an den Verkehr sind durch einzelne Straßenausweitungen und Begradigungen gemacht worden, beispielsweise im Süden die Katharinen- und die Bäkkergasse oder an verschiedenen Stellen in der Jakobervorstadt.

    Im Bereich der Bäkkerstraße ist die kleinteilige Struktur des Handwerkerviertels mit den Traufseithäusern in den frühen Nachkriegsjahren wiederhergestellt worden: In Form und Material schlicht und werkgerecht. Einzig der Klotz der Berufsschule am Predigerberg wird als starke Störung empfunden. Zurückhaltend und eingepasst ist der Wiederaufbau im Georgs- und Stephansviertel. Neu erschlossen sind mittlerweile die ehemaligen Freiflächen in der nördlichen Jakobervorstadt, wo an teilweise erst neu angelegten Straßen Wohnhäuser im modernen Geschosswohnungsbau entstanden sind.

    An zwei Stellen im Herzen der Stadt sind Entscheidungen, die gegen die Erhaltung beschädigter, aber regenerierfähiger Bausubstanz getroffen worden sind, besonders schmerzlich zu spüren: Am Rathausplatz, der durch den Abbruch der Börse enorm vergrößert worden ist und den das auf andere Verhältnisse hin entworfene Rathaus von Elias Holl nicht mehr zu beherrschen vermag, sowie in der Maximilianstraße der Verlust der Gunetzrhainer-Fassade am "Gasthaus Drei Mohren". Der Abbruch der erhaltenen Fassade zugungsten des überhohen Hotelneubaus hat der Prunkstraße einen Hauptakzent geraubt.

    Im Ganzen jedoch hat die Stadt trotz der großen Schäden ihren besonderen reichsstädtischen Charakter erhalten beziehungsweise wiedergewinnen können.


    Quelle: "Kriegsschicksale Deutscher Architektur - Band 2"
    Die Texte wurden nicht komplett übernommen.

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  • 7. Mainz


    Schäden:

    (...)Mehrere Luftangriffe zwischen 1942 und 1945(...) legten die Stadt Mainz mit Ausnahme eines Teiles des Augustinerviertels zwischen Dom und Südbahnhof in Trümmer. (...) Weniger schwer waren die Schäden der barocken Adelshöfe am Schillerplatz. Ältere Bürgerhäuser haben sich fast nur in der Altstadt südlich des Domes erhalten, doch auch hier entstanden Lücken (...). Im Stadtkern lag der Zerstörungsgrad bei ungefähr 80% und im ganzen Stadtgebiet, einschließlich der Vororte, bei etwa 60%.


    Wiederaufbau:

    Der Wiederaufbau nach dem Krieg begann hoffnungsvolll. Der Dom und die weniger stark zerstörten Kirchen wurden durch die bischöfliche Behörde, die Adelshöfe am Schillerplatz und an der Schillerstraße durch die französische Militärverwaltung instand gesetzt. (...)

    Dann begann die Zeit der Abbrüche. Zwischen 1950 und 1960 überwog die Zahl der abgerissenen Ruinen von Baudenkmälern bei weitem die der wieder aufgebauten. Die Liste beginnt mit dem Armklarenkloste, der Wambolder Hof und dem Jesuitenkolleg. Sie erreichte ihren Höhepunkt nach der Aufstellung der Generalbebauungsplanes durch Ernst May 1958, der die Lösung tatsächlicher oder vermuteter Verkehrsprobleme an die erste Stelle setzte und hierfür folgende Ruinen opferte: Kronberger Hof (heute Parkhaus), Ingelheimer und Breidenbacher Hof (Verbreiterung der Emmeranstraße), Romanisches Haus, Mailandgasse 3 (Parkplatz) und zuletzt noch die Ruine des Bischofshauses (Parkhaus der Firma Hertie). (...)

    Das charakteristische, in den Türmen des Domes gipfelnde Stadtbild ist, bis auf den Turmaufsatz von St. Quintin, wieder enstanden, zahlreiche Großbauten haben wenigstens ihre alte äußere Gestalt wieder bekommen. Geschlossene alte Straßenbilder sind jedoch nur im Augustiner- und Weihergartenviertel, südlich von Dom- und Ludwigstraße, erhalten. Der Kern der Bürgersiedlung, mit dem "Brand" als Zentrum vollständig vernichtet, wurde 1975 in Verbindung mit dem neuen Rathaus, der Rheingoldhalle und den Hotelbauten am Rhein und an der Löhrstraße als innerstädtisches Geschäftszentrum aufgebaut.


    Quelle: "Kriegsschicksale Deutscher Architektur - Band 2"
    Die Texte wurden nicht komplett übernommen.

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    Einmal editiert, zuletzt von youngwoerth (18. Juni 2011 um 20:30)

  • Also mal ehrlich, ich finde ja prinzipiell jeden Diskussionsbeitrag gut. Was es aber bringt, immer wieder ganze Textpassagen aus den beiden Büchern hier einzustellen, wo die Bücher antiquarisch für kleines Geld zu haben sind verstehe ich nicht....

    Wirklich sinnvoll wäre es, auf die Lücken, bzw. Fehler in den Büchern hinzuweisen, bzw. den Reko-Stand zu aktualisieren.

    (Bsp: Das schwer zerstörte Böblingen in Ba-Wü wird gar nicht erwähnt, genausowenig Dietzenbach in Hessen, etc.)

  • Götzenhainer, was genau möchtest Du mir mit Deinem Beitrag mitteilen? Dass ich diesen Strang nun beenden soll, weil er unnötig ist? Ich bin mir sicher, dass die Texte einige hier im Forum interessieren, darum stelle ich sie ein. Wenn sie Dich persönlich nicht interessieren, zwingt Dich niemand, sie zu lesen. Wenn man bedenkt, wieviel Arbeit das Abschreiben dieser ganzen Passagen macht, finde ich Deine Worte ein wenig unsensibel. Die Bücher sind gebraucht kaum unter 30 Euro zu bekommen - was für den einen "kleines Geld" ist, ist für den nächsten ein ganz schöner Batzen. Mir sind bislang keine gravierenden Fehler aufgefallen, Du darfst aber sehr gerne Dinge richtig stellen, wenn Dir etwas konkret aufgefallen ist.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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  • Da muss ich dem youngwörtinger Recht geben. Ich hab keinen Zugang zu seinen Quellen, und ich finde es gut, dass er sich die Mühe macht, sie zumindest mir nahezubringen. Dafür sei ihm an dieser Stelle gedankt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @Yungingen

    Danke auch von mir! Ich lese immer wieder Deine Ausführungen über die Kriegsschicksale unserer Städte, auch wenn ich bis dato kein Feedback dazu abgab. So geht es wohl den meisten.

    @Mods

    Den Link von Lexa hätte man aber ruhig hier in diesem Strang belassen sollen. Es reicht doch, wenn die Diskussion in den Keller verbannt wurde, aber dafür kann der informative Beitrag von Lexa doch nichts dafür?

  • Die Bücher gab's zumindestens vor zwei Monaten bei der Wohltatschen Buchhandlung in Frankfurt - neu - für € 20,00 (Restposten).

    Sollte auch keine persönliche Kritik sein sorry. Die Bücher sind an sich auch top. Aber, erstes Problem, verschiedene Autoren für die Bundesländer und damit einhergehend unterschiedliche Definitionen (was/wo ist Totalverlust/ Wiederaufbau). Zudem fehlen, wie gesagt ganze Städte und Ortschaften in den einzelnen Bundesländern, bzw. sind falsch gewichtet.

    Ganz klar, ist es auch nicht einfach ein so großes Gebiet umfassen zu bearbeiten, daher meine "Kritik"/Ratschlag die Bücher zu ergänzen, fortzuführen. Insbesondere in Hinblick auf den Redaktionschluss (West 1986, Ost 1978) Ich rede jetzt bewusst nicht von so bekannten Projekten wie z.B. dem Wiederaufbau des Braunschweiger Stadtschlosses etc. Aber war Dir z.B. bekannt, dass das Stadttor in Neumarkt/Oberpfalz wiedererrichtet wurde etc. ? Dahingehend war die "Kritik" gemeint, rein konstruktiv. Wie gesagt ist jeder Beitrag an sich wertvoll, zudem das Forum ziemlich "eingeschlafen" ist.

    Ich kann auch wirklich jedem nur empfehlen sich die Bücher anzuschaffen -und zwar für West wie Ost (leider fehlt eine entsprechende Publikation für die ehemaligen Ostgebiete). Die Bücher sind -um überhaupt einen ersten Überblick zu bekommen- unerlässlich.

  • daher meine "Kritik"/Ratschlag die Bücher zu ergänzen, fortzuführen.

    Ja, sehr gerne. Ergänzungen Willkommen!

    Danke für die netten Rückmeldungen, nach meinem Umzug (innerhalb Freiburgs natürlich :wink: ) werde ich weitere Kriegsschicksale einstellen. Der Strang kann gerne auch als Inspiration gesehen werden, sich die Bücher zuzulegen. Dann kommt man zusätzlich in den Genuss (bzw. Verdruss) zahlreicher Bildansichten. Ich habe vor einem Jahr knapp 40 Euro für die beiden gebrauchten Bände (West) gezahlt.

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  • Aber war Dir z.B. bekannt, dass das Stadttor in Neumarkt/Oberpfalz wiedererrichtet wurde etc. ?

    APH-Leser wissen es aber auch aus anderer Quelle:
    Reise durch die Oberpfalz - Süd - Architectura Pro Homine
    Neumarkt i.d. OPf. - Süd - Architectura Pro Homine
    Und ich muss sagen, es ist jedesmal wieder neu, denn ich kenne die Stelle noch ohne Stadttor.

    Wenn ich mehr Zeit hätte, könnte ich noch einiges mehr an Wissen und Bildern zur Verfügung stellen.

  • € 40,00 ?!? Das ist ärgerlich Youngworth, ich mache eben oft die Erfahrung, dass die Bücher bei http://www.zvab.com/ sehr überteuert sind. Positiver verläuft die Suche oft über "Amazon Marktplace".

    Da ich eigentlich gar nicht "meckern" wollte, sorry nochmal, würde ich gerne etwas konstruktives beitragen und meine Stadt, Frankfurt, auf den aktuellen Stand bringen. Eine Frage zur Vorgehensweise um diese vielleicht zu vereinheitlichen/abzustimmen. Haltet Du/Ihr es für sinnvoll nur auf die Veränderungen an den Objekten nach 1986 hinzuweisen, oder soll auch auf Misstände/Bedarf (Bsp. Rathhausturm "[lexicon='Langer Franz'][/lexicon]") hingewiesen werden? Zudem auf den Planungsstand zukünftiger Projekte (nur wenn absolut sicher) eingegangen werden?

    P.S. Danke für das Bild von dem Markttor in Neumarkt, Zeno.

  • Jede themenbezogene Ergänzung ist wünschenswert, Götzenhainer. :smile:

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