• Viel Zeit war nicht mehr nach Schloss Bürresheim und vor dem mir sehr viel wichtigerem Monreal, das Wetter hat an dem Tag auch nicht so recht mitgespielt, aber für ein paar Bilder von Mayen unweit von Koblenz ist es sich zumindest trotzdem ausgegangen. Und an Tortürmen komme ich sowieso nicht so ohne weiteres vorbei, selbst wenn der Straßenverkehr noch so tost...


    Das Brückentor im Nordosten:

    Teil der gewaltigen Stadtbefestigung aus der Zeit um 1300, den Nette-Übergang absichernd, durch Hochwasser zerstört, 1599 wiederaufgebaut.


    Nahebei der Mühlenturm:

    Brückentor von der Stadtseite:

    Die Stadt selbst wurde 1944/45 schwer zerstört, vernichtet praktisch alle bedeutenden historischen Bürgerhäuser.

    Marktstraße:


  • Der Turm der kath. Pfarrkirche St. Clemens mit dem im Laufe der Jahrhunderte spiralförmig gedrehten, schiefen Turmhelm.


    Die Vulkaneifel unverkennbar nah, manche Häuser im Ort fast schwarz...


    Das mächtige Obertor im Südwesten von der Stadtseite:

    ...und die nicht minder eindrucksvolle Feldseite:

    Bissal was kommt noch...

  • Zitat von Markus

    Der Turm der kath. Pfarrkirche St. Clemens mit dem im Laufe der Jahrhunderte spiralförmig gedrehten, schiefen Turmhelm.


    Das ist heute aber nicht mehr der jahrhundertealte Turmhelm. Eine Bewohnerin aus dem Altenheim, in dem ich arbeite, stammte aus Mayen. Sie erzählte mir, daß man die Kirchenspitze nach dem Krieg, auf Wunsch der Bevölkerung, wieder so verdreht rekonstruiert hat.

  • So steht es auch im Dehio. "1944/45 bis auf die Außenmauern und die südliche Arkadenreihe zerstört, bis 1953 im ursprüngl. Zustand wiederaufgebaut." "der...schiefe Turmhelm...und die Vorhalle nach 1948 wiederaufgebaut."

  • Vom 1944 schwer getroffenen Wittbendertor stehen noch Reste, ein Wiederaufbau des Tores wäre was (gewesen)...


    Bildarchiv Foto Marburg


    Schade ist es auch ganz besonders um die sog. Arche:

    Bildarchiv Foto Marburg


    Blick vom Obertor zur Genovevaburg (ehem. kurfürstl. Burg)


    Der gewaltige Stadtmauerabschnitt von der Burg Richtung Herz-Jesu-Kirche (offenbar mit Ausbesserungen nach 1945).


  • Vom 1944 schwer getroffenen Wittbendertor stehen noch Reste, ein Wiederaufbau des Tores wäre was (gewesen)...

    Wenn es wirklich noch Mauerreste gibt, könnte eine Rekonstruktion sicherlich leichter begründet und durchgeführt werden. Es ist nur eine Frage des örtlichen Willens...

  • Da sind ja sagenhafte Ansichten dabei!

    manche Häuser im Ort fast schwarz...

    Ich habe mir Mayen noch viel schwärzer vorgestellt. Eine frühere Bekannte von mir ist von Mayen und hat gemaynt, Mayen wäre ziemlich unattraktiv. Ganz so schlimm schaut es nach Deinen Bildern dann wohl doch nicht aus, aber vielleicht hast Du auch bloß das Schönste abgelichtet und die ganze Gegend ist grau und trostlos.

  • Zitat von Zeno

    (...) Eine frühere Bekannte von mir ist von Mayen und hat gemaynt, Mayen wäre ziemlich unattraktiv.(...)


    Manche Leute haben auch einfach kein Gespür für Attraktivität. Gerade was Städtebau angeht, haben wir hier (im APH) eine ganz andere Sicht, als bautechnisch uninteressierte Personen. Der persönliche Geschmack spielt natürlich auch eine Rolle.

    Ich war in Gerolstein bei der Bundeswehr. Ein Kamerad wurde nach der Grundausbildung zur Bundeswehrdruckerei nach Mayen versetzt. Den habe ich auch öfter mal besucht. Das war zwar 1997, aber ich habe Mayen eigentlich ganz angenehm in Erinnerung.

    Hier ist noch ein schönes Beispielbild. - Sooo unattraktiv kann die Stadt nicht sein.

  • Beim nächsten Besuch in Mayen, bitte unbedingt in die Herz-Jesu-Kirche hineingehen. Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und wurde äußerlich originalgetreu wiederaufgebaut, das Innere blieb bis zum Beginn der 2000er schlicht und unspektakulär. Heute zeigt es sich mit, meiner Meinung nach, wunderschönen Ausmalungen von Damaris Wurmdobler. Mit Architekturmalerei hat sie das Kircheninnere wirklich ansehnlich und farbenfroh gestaltet. Figürliche Darstellungen, wie in der Apsis blieben dabei eher formal und stilisiert. Fächerungen und auch Mosaiken setzte sie illusorisch und farblich so ein, dass sie mit der Architektur im Einklang stehen. Gerade das sich aufhellende Blau in den Kuppeln und die kräftigen Akzente in den Seitenkapellen üben eine gewisse Faszination aus, die sich einen fragen lässt, warum, auch heute noch, bei uns soviele Kirchen innen langweilig geweißt sind.

    eifel_0044ajys.jpg

  • Die Galerie von Markus zeigt zwar schon die wichtigsten Gebäude in Mayen, ich möchte die Stadt jetzt allerdings in ihrer ganzen Breite vorstellen. Gebäude aus Vulkangestein sind in und um die Eifel vielfach zu finden (auch in Köln), so markant wie in Mayen findet man allerdings wohl keine andere Stadt.

    Mayen Maps

    Mayen liegt im Osten der Eifel, in der sogenannten Vulkaneifel westlich von Koblenz, im etwa gleichen Abstand zu Mosel und Rhein. Durch die Stadt fließt die Nette, ein kleiner Nebenfluss des Rheins. Bekannt ist Mayen für seinen Basalt, ein schwarzes Vulkangestein, welches auch heute noch abgebaut wird.

    Mayen ist mit 19.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in der Eifel, was zeigt, wie dünn diese eigentlich besiedelt ist.

    An dieser Stelle will ich kurz die Parallelen zwischen Mayen und Köln aufzeigen:

    In Köln gibt es kaum ein mittelalterliches Gebäude, was ohne Basalt in den Grundmauern auskommt. Besonders auffällig war dies in der Stadtmauer zu beobachten, der untere Teil des Hahnentors besteht zum Beispiel fast komplett aus Basalt:

    Köln 1

    An der Gereonsmühle sieht man, dass auch die Stadtmauer und ihre Türme bis oben hin mit Basalt verstärkt waren:

    Köln 2

    Aber auch im Gürzenich, im Rathaus, im Stapelhaus, in fast allen romanischen Kirchen und älteren Mauern der Stadt lassen sich die typischen schwarzen Steine finden.

    Auch die helleren Steine in Köln, die in der Stadtmauer den Basalt ergänzen und aus denen die romanischen Kirchen erbaut sind, sind vulkanischen Ursprungs.

    Natürlich gab es noch einen weiteren Verwendungszweck, nämlich in Form von behauenen Werksteinen für Fensterumrandungen und Schmuckelemente in den Bürgerhäusern, wie hier zum Beispiel im Haus Balchem:

    Köln 3

    (Ja, der Dom hat auch Basalt in seinen Fundamenten, aber das Schwarze, was man weithin sieht, ist kein Basalt, sondern dunkel verfärbter Sandstein :wink:)

    In Köln wurde definitiv auch mit Basalt aus der Mayener Region gebaut, es gibt allerdings auch andere Steinbrüche, die als Lieferant in Frage kommen. Bedenken muss man, dass Mayen Luftlinie 70 Kilometer von Köln entfernt liegt, für das Mittelalter ja schon keine unerhebliche Strecke.

    Abstand zu Köln

    In jedem Fall gibt es also eine regionale Verwandtschaft, die ich hier zu Beginn einmal herausarbeiten wollte.

    Interessant: Bei meinen Recherchen bin ich auf die "Moabiter Brücke" in Berlin gestoßen, die laut Wikipedia auch aus Mayener Basalt erbaut sein soll:

    Berlin_Moabiter_Bruecke_fast_Vogelperspektive_06102007.JPG

    Aber nun genug der Abschweifungen, kommen wir zu Mayen selber.

  • Meine erste Route führt entlang des Habsburgerrings einmal um die Reste der mittelalterlichen Stadtmauer herum, die Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut wurde:

    Rundgang 1

    Wir starten am Brückentor, welches tatsächlich die Brücke über die Nette in die Stadt geschützt hat:

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    Ein paar Meter weiter steht schon der nächste erhaltene Turm:

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    Vor dem Tor ist tatsächlich eine Brücke:

    IMG_2790

    Auf der Brücke vor dem Tor werfen wir einen Blick auf die Nette:

    IMG_2788

    Vor dem Bau der Ringstraße war die Brücke allerdings deutlich besser zu erkennen:

    AK-Mayen-Brueckentorturm-Aussenseite-Vereinsmuseum.jpg

    Am Tor finden wir das Mayener Stadtwappen:

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    Blick in die angrenzen Straßen außerhalb der Stadtmauer, hier finden wir schon die typischen schwarzgrauen Mayener Basalthäuser:

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  • Zumindest dem Eindruck nach den die Bildern vermitteln, sieht man hier, dass auch eine sehr schwer zerstörte Stadt, schön sein kann. Daran sollten sich Gießen und Düren mal orientieren.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Auf dem nächsten Bild erhaschen wir einen ersten Blick auf den berühmten schiefen Kirchturm von St. Clemens, im Vordergrund der Mühlenturm:

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    Die Gebäude links zeigen aber schon, wie Mayen eben leider auch aussieht.

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    Die Ringstraße:

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    Die Stadtmauer ist noch an erfreulich vielen Stellen stehengeblieben:

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    Kontrast aus dunklen Basaltfassaden und den typischen gründerzeitlichen Klinkern, den man in Mayen häufiger findet:

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    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist ein Turmrest in die Häuserzeile integriert:

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    Weiter Richtung Westen finden wir dieses Haus, welches im Obergeschoss mit hellem Vulkangestein verkleidet ist, einem ähnlichen Material, aus dem die romanischen Kirchen in Köln erbaut sind:

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    Der Giebel sieht allerdings so aus, als hätte sich jemand gewaltsam an den einstmals vorhandenen Schnörkeln zu schaffen gemacht:

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    Noch ein Blick zurück:

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  • Ein Erker mit Basaltelementen:

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    Die Basaltsichtigen Gebäude sind allgegenwärtig:

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    Das nächste Gebäude weist eine Materialkombination auf, die man ebenfalls öfter antrifft in Mayen: Basalteinfassungen und helle Klinkersteine:

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    Der Balkon:

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    Der Steinmetz hat sein Handwerk definitiv verstanden!

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    Gegenüber wieder zwei Basalthäuser...

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    ...jedoch weist das mit dem verhunzten Erdgeschoss eine kleiner Überraschung auf:

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    Wenn die Inschrift nicht beschädigt ist und das Haus tatsächlich von 1700 stammt, dann hat diese Art von Häusern schon eine sehr lange Tradition in Mayen.

  • Wir erreichen die traurigen Reste des Wittbender Tors:

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    Die angrenzen Straßen in der Altstadt wurden anscheinend ebenfalls vollständig zerstört.

    Ein in ein Haus integriertes Heiligenhäuschen ist übrig geblieben:

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    Und in der nächsten Straße finden wir mit der Heilig Geist-Kapelle eines der wenigen intakten historischen Gebäude innerhalb der nördlichen Altstadt:

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    Wir kehren aber zurück zur deutlich besser erhaltenen Ringstraße:

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    Interessante Tür...

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    Dem Besitzer des folgenden Hauses war der Basalt wohl nicht dunkel genug, weswegen noch einmal schwarz überstrichen wurde. Zusammen mit den hellbraunen Rollläden und dem Solardach sieht es doch reichlich geschmacksverirrt aus :biggrin:

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    Langsam erreichen wir den Westen der Ringstraße...

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    Hinten kommt schon das Obertor ins Bild:

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    Noch zwei Fassaden mit Kontrast, die erste mit hellem Vulkangestein...:

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    ...die zweite mit hellem Klinker:

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  • In der nächsten Straße Stadteinwärts finden wir einen prächtigen Gründerzeitbau, von denen es in der Altstadt nur noch sehr wenige gibt:

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    Die vorderen Gebäude an der Ringstraße wurden offensichtlich zerstört, schade, hier hätte mich der städtebauliche Vorkriegs-Kontext interessiert:

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    Im nordöstlichen Teil der Ringstraße fallen zudem die vielen Beete mit Wildblumen auf.

    Wir nähern uns weiter dem Obertor, ich würde fast sagen meinem Lieblingsgebäude in Mayen:

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    An der Ringstraße finden wir noch diesen Fachwerkgiebel, sonst eher selten anzutreffen...

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    Dieses Balkondach schmälert den Eindruck aber leider:

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    Neben dem Obertor ist noch ein gutes Stück Stadtmauer zu finden:

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    Wir erreichen das Tor und erhalten einen ersten Blick auf die Genovevaburg:

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    Das Obertor von der Feldseite her:

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  • Wir folgen der Kelberger Straße, der westlichen Ausfallstraße in Mayen, ein kurzes Stück:

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    Die selbe Häuserzeile von der anderen Seite betrachtet, hinten wieder das Obertor:

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    Gegenüber steht die Verbandsgemeindeverwaltung :

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    Bei der Materialwahl des Erweiterungsbaus hat man sich ja durchaus um Harmonie bemüht, doch ansonsten... :unsure:

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    Der Seitenflügel ist wieder aus Basalt:

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    Mal ein etwas anderes Basalthaus, mit gotischen Formen und hellen Fugen:

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    Wir kehren zurück zur Ringstraße:

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    Der markante Eckbau gegenüber vom Obertor:

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  • Wir sind zurück am Obertor. So eine Garage hat auch nicht jeder (besonders passend ist es aber leider nicht):

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    Unter dem Obertor kommt übrigens ein kleiner Bach hervor, der entlang der (wohl gleichnamigen Straße) Straße "Stehbach" in Richtung Nette fließt, erfreulicherweise größtenteils oberirdisch:

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    Auf der anderen Seite des Obertors, gegenüber der Garage, die bunten Fensterläden tun dem dunklen Basalt meiner Meinung nach sehr gut:

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    An der besagten Straße "Stehbach" findet sich erstmal nicht viel erfreuliches, bis auf diesen Fachwerkgiebel:

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    Wir kehren aber zurück an die Ringstraße:

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    Genovevaburg samt Brücke über den Ring:

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    Die Genovevaburg ist bekannt für ihre jährlichen Burgfestspiele, bei denen Theaterstücke in der Burg aufgeführt werden. Daher finden wir hier eine Tiefgarage für die Besucher, die Einfahrt recht geschickt in eine Basaltmauer eingebettet:

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    Gegenüber auf der anderen Straßenseite thront die Burg:

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