"die" sind also die essener und nicht die leipziger. okay. gut, wenn sich missverständnisse aufklären.
die sozialistischen uni-bauten werden abgerissen, weil sich seit der wende die studentenzahlen verdreifacht haben und die uni aus allen nähten platzt. deshalb kam auch ein wiederaufbau des (noch kleineren) augusteums nicht in frage, es sei denn, man hätte einen grossteil der universität irgend wohin ausserhalb des stadtzentrums verlegt. statt dessen hat man sich bewusst dafür entschieden, die uni an ihrem traditionellen standort zu halten. dieser liegt nun mal in der heutigen city, denn die uni (nicht die stadt) wird 2009 ihr 600-jähriges bestehen feiern können. nach einführung der reformation hatte sie das klostergelände mit der paulinerkirche erhalten, welche - völlig intakt - in den sechzigern gesprengt wurde. darum wurden nach der wende mehrere wettbewerbe durchgeführt, um nicht nur mehr raum für die universitäre arbeit zu schaffen, sondern auch würdig an dieses gebäude zu erinnern. im ergebnis wird das kirchenschiff in seinen alten abmessungen - nach dem jetzigen stand sogar mit kreuzgewölbe - wieder erstehen. das ausgreifende dach wird weitere uni-räume und übergänge zu den nachbargebäuden enthalten. dass dadurch das pauliner-gebäude wesentlich an höhe gewinnt, unterstreicht seine bedeutung im stadtgefüge. die markante dachlandschaft ermöglicht es auch, die front zum augustusplatz so zu gestalten, dass sie die elemente der paulinerkirche aufgreift - in ihrer schlichten fassung, als die kirche noch an der stadtmauer lag und nicht in der neogotisch überformten version, die arwed rossbach am ende des 19. jahrhunderts geschaffen hat.
so entsteht ein bau, dessen innere und äussere gestalt nur an diesem ort vorstellbar ist - eine leistung, die nur sehr wenige (gerade zeitgenössische) gebäude erbringen.
wohl auch deshalb war die meinung der bevölkerung darüber keineswegs die von dir beschriebene. im ted der einzigen lokalzeitung erhielt der siegerentwurf (fast "sozialistische") 87 % zustimmung. und auch wenn das hier vielleicht eher ein forum für die anderen 13 % ist, lohnt es sich meines erachtens darüber nachzudenken, ob nicht auch qualitätvolle entwürfe der heutigen zeit einen genius loci fortschreiben können, denn für die lebendigkeit einer stadt sind wohl nicht nur fassaden entscheidend, sondern auch das leben dahinter.