Lübeck - Wiederaufbau Hinter der Burg 15

  • Update zur gotischen Brandruine Hinter der Burg 15

    Die Lübecker Nachrichten berichteten am 27.11. und 6.12.2017 über die Ruine des an Pfingsten, also bereits vor einem halben Jahr(!) abgebrannten gotischen Hauses Hinter der Burg 15:

    - Stillstand in der Brandruine
    - Holzgerüste sollen Ruine am Burgkloster stützen

    Es geht zunächst aber nur um die Sicherung der restlichen Fassade, die nun nach einem halben Jahr ohne großartige Sicherung über den Winter eventuell einzustürzen droht. Soweit ich mitbekommen habe, ist die Sicherung bisher unterblieben, weil es diverse Unstimmigkeiten zwischen Eigentümer, Feuerwehr, Denkmalschutz und verschiedenen Statikern gab. Wie ich gehört habe, wollte der Eigentümer wohl erst eine Abstützung bauen lassen, die den Großteil der Straßenbreite eingenommen hätte. Das wiederum untersagte wohl die Feuerwehr, da die Anfahrt in die Kleine Burgstraße dann nicht mehr möglich gewesen wäre (man hätte allerdings auch über den Koberg anfahren können! :wie: ). Dann wollte der Eigentümer, da er das Risiko eines Einsturzes und die Verletzung von Passanten nicht tragen wollte, den Rest des Giebels einreißen lassen. Das untersagte dann aber (zum Glück!) die Denkmalpflege. Zudem gab es wohl statische Gutachten, die zu ganz unterschiedlichen Auffassungen über die Standfestigkeit kamen - von "kein Problem" bis "keine Garantie". Wie gesagt das sind alles Informationen, die ich aus verschiedenen Quellen mitbekommen habe - daher keine Garantie auf 100%ige Korrektheit - im Wesentlichen wird´s aber stimmen.

    Wie auch immer - offenbar ist nun doch eine platzsparende Abstützung per Holzgerüst möglich. Wie es dann (im Frühjahr?) weitergehen wird, ist laut Zeitungsartikel noch offen. Möglich ist leider auch ein moderner Wiederaufbau des Giebels :( . Alles andere als eine originalgetreue Rekonstruktion wäre an dieser Ecke allerdings eine Schande! Zumal die Fassade durch die bereits erfolgte jahrelange Sanierung bestens - wahrscheinlich sogar steingenau - dokumentiert sein sollte. Meinetwegen könnte man noch statt der großen Fensteröffnungen die historischen Doppelluken wiederherstellen, für die es noch Befunde an den seitlichen Teilen gibt. Das könnte die durch die großen Fenster ziemlich skelettierte Fassade eventuell wieder mehr stabilisieren.

    Hier zur Ergänzung noch Fotos vom 7.12. während des Gerüstbaus:

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    Abb.1: Frontalansicht, rechts die Kleine Burgstraße. Oben die Turmspitze von St. Jakobi, rechts neben dem Dachreiter der Ernestinenschule die Spitzen von St. Marien.


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    Abb.2: Schrägansicht mit Kleiner Burgstraße, St. Jakobi und Riesenrad des Weihnachtsmarktes auf dem Koberg


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    Abb.3: Gegenläufige Schrägansicht der Traufseite aus der Kleinen Burgstraße in Richtung Burgkloster (jetzt Europäisches Hansemuseum). Zu sehen ist die noch stehende Mittelschiffsinnenwand der wegen Baufälligkeit 1818 abgerissenen ( :crying: ) Burgkirche St. Maria-Magdalena von 1226). An den verputzten Stellen wurden die Pfeiler und Gewölbeanläufe abgeschlagen. Dazwischen sind noch die Obergadenfenster der ehemaligen Basilika zu erkennen. Die Wand musste (zum Glück) stehenbleiben, weil sie gleichzeitig die Rückseite des dahinterliegenden Klosterflügels bildet. Die weiße Betonwand in der unteren Bildmitte wurde vor kurzem zusammen mit dem Europäischen Hansemuseum errichtet und zeichnet die Außenwand der Kirche nach. Drei erhaltene Seitenkapellen der Kirche, die zuvor durch Glasscheiben einsehbar waren, wurden beim Museumsneubau aus gänzlich unverständlichen Gründen mit der im Bild zu sehenden dunklen Metallwand verschlossen. :kopfwand:

    (Fotos von mir)

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (13. April 2023 um 19:43) aus folgendem Grund: Bilder wiederhergestellt

  • Traurig, aber irgendwie zu erwarten, dass sich bei dem Haus nach den anfänglichen Entrümpelungsarbeiten nichts mehr tut. Es war ja auch vor dem Brand schon in beklagenswertem Zustand, und obwohl laut Aussage des Eigentümers angeblich innen schon eifrig an der Sanierung gearbeitet wurde, war davon in den letzten Jahren nicht wirklich viel zu sehen.

    Ich hoffe allerdings, dass bei einem Wiederaufbau der alte Giebel neu ersteht (vielleicht sogar mit einer Rekonstruktion des vermuteten ursprünglichen Zustands), sonst sieht das Haus hinterher noch aus wie folgender Bau in der Untertrave 52, der in den Neunzigern einem Brand zum Opfer fiel und mit modernem Giebel wieder aufgebaut wurde:

    (Quelle: Wikipedia / Martin Lemke)


    Aber worüber ich eigentlich schreiben wollte: Das Motel One hat die Hüllen fallen lassen. Anfang der Woche wurden die Gerüste abgebaut und man kann nun die Wirkung des Neubaus auf seine Umgebung betrachten. Die folgenden Fotos stammen von mir (leider am Mittwoch bei Schmuddelwetter gemacht, daher die eher mäßige Bildqualität):

    Blick aus der Braunstraße über den Schüsselbuden in Richtung Markttwiete. Die drei leicht verspringenden Giebel fügen sich gut ein.


    Blick aus der Gegenrichtung in Richtung Braunstraße (links der Peek&Cloppenburg-Klotz). Im Erdgeschoss scheint ein offener Arkadendurchgang zu entstehen.


    Blick über den Schüsselbuden in Richtung Marienwerkhaus und Marienkirche (deren Türme seit Jahren eingerüstet sind). Das rustizierte Erdgeschoss bricht die Eintönigkeit der Obergeschosse etwas auf, auch wenn mich die kahle fensterlose Wand an der Gebäudeecke etwas stört. Insgesamt aber durchaus gelungen, vor allem im Vergleich mit dem früher dort stehenden Stadthaus (das ich allerdings nur von Fotos kenne, da es bereits vor meiner Lübecker Zeit abgebrochen wurde).


    Zu einem Eröffnungstermin des Hotels konnte ich noch nichts finden, da aber auf der Website der Hotelkette zum 01.02. Stellen für Lübeck ausgeschrieben sind, nehme ich mal an, dass der Betrieb Anfang nächsten Jahres losgeht.

  • Traurig, aber irgendwie zu erwarten, dass sich bei dem Haus nach den anfänglichen Entrümpelungsarbeiten nichts mehr tut. Es war ja auch vor dem Brand schon in beklagenswertem Zustand, und obwohl laut Aussage des Eigentümers angeblich innen schon eifrig an der Sanierung gearbeitet wurde, war davon in den letzten Jahren nicht wirklich viel zu sehen.

    Ich hoffe allerdings, dass bei einem Wiederaufbau der alte Giebel neu ersteht (vielleicht sogar mit einer Rekonstruktion des vermuteten ursprünglichen Zustands), sonst sieht das Haus hinterher noch aus wie folgender Bau in der Untertrave 52, der in den Neunzigern einem Brand zum Opfer fiel und mit modernem Giebel wieder aufgebaut wurde:

    (Quelle: Wikipedia / Martin Lemke)

    Ja, an diesen Brand erinnere ich mich noch gut. Hier hatte die Feuerwehr nicht lange gefackelt (tolles Wortspiel) und riss gleich den kompletten Renaissance-Giebel ein, nachdem die ersten Steine heruntergefallen waren und einen Feuerwehrmann verletzten. Zumindest das 2.OG mit den korbbogiegen Fensternischen hätte man wohl stehenlassen können. Der moderne Wiederaufbau dieses ungewöhnlichen, da giebelmittig geteilten Doppelhauses An der Untertrave Nr.52/53 ist weder Fisch noch Fleisch. Historisch sind nur noch EG, 1.OG und die beiden äußersten Mauerteile im 2. OG. Im Prinzip ist der neue Giebel ja nicht so schlecht. Sehr störend sind aber vor allem die breite weiße Rahmung des Giebels (was soll der Blödsinn?) und die merkwürdigen Fensterteilungen. Wenn man diese beiden Punkte endlich mal beheben würde, könnte die Fassade sogar richtig brauchbar werden.

    Hier zum Vergleich noch historische Ansichten:


    Quelle: Wikipedia, gemeinfrei

    Ja, hoffen wir mal, das uns so ein halbgarer Hybrid beim Haus Hinter der Burg erspart bleibt. Und ja, die Wiederherstellung des vermuteten ursprünglichen Zustands mit Treppengiebel (evtl. sogar in Monumentalform!) und Biforien wäre natürlich auch meine Idealvorstellung für den Wiederaufbau. :thumbup:

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  • Nach längerer Zeit bin ich mal wieder beim 800 Jahre alten gotischen Haus Ecke Hinter der Burg/Kleine Burgstraße, das am 4.6.2017 (!) abbrannte, vorbeigegangen und fand mit Entsetzen diesen Zustand vor:


    Abb.1: Zustand am 30.6.2019 - viel ist nicht mehr übrig...

    Das Stützkorsett wurde inzwischen wieder entfernt und mit ihm auch gleich noch alle Reste des gotischen Giebels oberhalb der Traufe! :weinenstroemen: Da hat der Eigentümer nun ja doch noch seinen Willen bekommen, der am liebsten alles gleich nach dem Brand wegreißen lassen wollte! :wuetenspringen:
    Und natürlich wurde die offene Mauerkrone nicht gegen das Eindringen von Feuchtigkeit gesichert, so dass er dann nach dem nächsten Winter den Rest auch noch vergessen kann - offenbar scheint hier jetzt gar nichts mehr zu passieren. :kopfschuetteln:
    Oder ist das etwa der Beginn eines (hoffentlich) originalgetreuen Wiederaufbaus???

    Zur Erinnerung eine Chronologie der Schande in umgekehrter Reihenfolge:


    Abb.2: 25.3.2018: Fassade noch mit Stützkorsett



    Abb.3: 7.12.2017: Die Fassadenreste werden endlich durch ein Stützkorsett gesichert.



    Abb.4: 9.7.2017: Eine erste, aber unzureichende Sicherungsmaßnahme



    Abb.5: 4.6.2017: Zustand direkt nach dem Brand. Der obere Giebelteil wurde durch die Feuerwehr eingerissen.



    Abb.6: Zustand 2012 während der über 10-jährigen (!) Sanierungszeit

    Fotos:

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  • Auch die Lübecker Nachrichten berichten heute über das Thema:

    https://www.ln-online.de/Lokales/Luebec…Giebel-abgebaut

    Der Artikel liegt leider hinter der Bezahlschranke; ich habe ihn in der Printausgabe gelesen und fasse den Inhalt mal kurz zusammen:

    Der Eigentümer hat die gotischen Giebelreste abreißen und das dadurch überflüssig gewordene Sicherungsgerüst abbauen lassen. Die Steine seien alle lose gewesen. Ob das stimmt (wäre kein Wunder nach über 2 Jahren Ruinenzustand) und ob dafür eine Genehmigung der Denkmalpflege vorlag, wird leider nicht beantwortet. Laut Stand Oktober sollte der Giebelrest erhalten werden; der Eigentümer behauptet jetzt, er hätte die Giebelreste nach genauer Dokumentation (zwecks Neuaufbau) entfernen dürfen. Zudem will er das Haus "wieder aufbauen" (was auch immer das heißt - ich hoffe im Originalzustand!) und hat dafür bereits im März einen Antrag auf Baugenehmigung gestellt, auf dessen Genehmigung er jetzt wartet. Wenn das alles stimmt, hoffe ich, dass die Genehmigung bald erteilt wird, damit die noch vorhandenen Reste vor dem dritten Winter nach dem Brand wenigstens gesichert werden können.

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  • Stand Wiederaufbau Hinter der Burg 15

    Der Aufbau des Pfingsten 2017 (?) abgebrannten 800 Jahre alten gotischen Hauses Hinter der Burg 15 hat inzwischen tatsächlich begonnen.

    Hier ein paar Bilder von heute:

    Abb.1: Hinter der Burg 15. Giebelseite (Nordseite). Inzwischen wurde die Erdgeschossdecke aus Beton gegossen, und es wird an den Wänden im 1. OG gemauert (offenbar Kalksandstein). Die EG-Decke wurde mit Mauerankern mit der gotischen Außenwand verbunden. Die Maueranker sind mir in ihrer Größe zu aufdringlich und wollen mir nicht wirklich gefallen. Auch, dass der zweite von links über den angedeuteten Bogen des ehemailgen gotischen Eingangs ragt, ist zumindest "unschön". Wenn die gleichen Anker evtl. auch noch über dem ersten OG im Giebel kommen... :unsure:

    Aber mal abwarten bis alles fertig ist. Vielleicht "verwächst" sich das ja noch.


    Abb.2: Hinter der Burg 15, Eckansicht mit Blick in die Kleine Burgstraße und auf St. Jakobi.


    Abb.3: Hinter der Burg 15. Traufseite (Westseite). Hier hat man begonnen, das historische Mauerwerk zu ergänzen, offenbar nach außen hin zumindest teilweise mit alten Steinen? Das ist schwer zu erkennen.

    Ich werde den Fortgang von Zeit zu Zeit weiter beobachten.

    Alle Fotos von mir

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  • Stand Wiederaufbau Hinter der Burg 15

    Leider keine guten Nachrichten. Seit meinem letzten Bericht über dieses Haus am 6.12.2020, als der Wiederaufbau so hoffnungvoll im Gange war, hat sich nicht mehr viel getan. Kurz vor Weihnachten 2020 war plötzlich Schluss, Maschinen und Bauzaun verschwanden, und heute sah es immer noch genauso aus wie vor einem Dreivierteljahr:

    Hinter der Burg 15 am 15.08. 2021. Foto von mir

    Ich habe hier inzwischen keine große Hoffnung mehr, dass das Haus jemals fertig werden wird. Das ist einfach nur alles eine einzige Katastrophe. Langsam aber sicher wird es auch noch vollgeschmiert. Und dass direkt gegenüber der Touristenattraktion "Europäisches Hansemuseum". Der einzige Trost ist, dass da wohl nicht mehr viel brennbares drin sein dürfte... :kopfschuetteln::sad:

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  • Was macht eigentlich das Gebäude Hinter der Burg 15? Schon wieder sind bald zwei Jahre seit der letzten Pressemeldung mit großer Ankündigung vergangen. Es scheint schon ein handfester Skandal, dass der Eigentümer das Gebäude vermutlich vergammeln lässt, es aber auch nicht veräußert.

  • ^ Da ruht der See leider immer noch still. Seit Weihnachten 2020 (!) habe ich keinen Baufortschritt mehr gesehen - ich war vor ca. 4 Wochen da und habe nachgesehen. Der Status ist, dass EG-Wände und -Decke drin sind. Im 1.OG wurden auch schon ein paar Wände gezogen, und offenbar ein paar Stahlträger als Vorbereitung für die Decke des 1. OGs eingezogen. Danach passierte seit nun gut eineinviertel Jahren nichts mehr. Es wirklich zum Heulen mit diesem Eigentümer, der ja schon vor dem Brand ca. 10 Jahre an dem Haus "herumsaniert" hat. Ich weiß auch nicht, was da los ist, zumal nach dem, was man lesen konnte, die Versicherung nach dem Brand gezahlt hatte und das Geld eigentlich da sein müsste. Es hätte zumindest für mehr als ein paar Wände reichen müssen... :kopfschuetteln:

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  • Ich bin heute bei meinem Innenstadtspaziergang an dem Haus Hinter der Burg 15 vorbeigekommen und habe mit Freude festgestellt, dass sich tatsächlich nach über 1,5 (?) Jahren endlich wieder was tut.

    An der Außenfassade wurde ein Gerüst aufgebaut und der Bauzaun, der zwischenzeitlich abgebaut wurde, wurde wieder aufgestellt. Im Inneren wurden hölzerne Deckenbalken zum zweiten Obergeschoss eingebaut. Ich habe mal versucht ein Bild davon zu machen.

    Die Deckenbalken machen einen recht alten Eindruck auf mich. Kann sein, dass die aus dem ersten Obergeschoss stammen und nun im zweiten Obergeschoss wiederverwendet werden. Ich meine vor einiger Zeit in den Lübecker Nachrichten gelesen zu haben, dass der Eigentümer das Gebäude äußerlich wieder originalgetrau aufbauen will. Ich finde den Artikel aber gerade nicht mehr.

    Edit: Habe den Beitrag gefunden, ist aber hinter der Bezahlschranke. In dem Artikel wird davon gesprochen, dass das Dach des Gebäudes nach historischer Vorgabe wiederaufgebaut werden soll. Der Artikel enthält auch eine Visualisierung der Häuser Hinter der Burg 15 und Kleine Burgstraße 1, welche danach aussieht als ob da keine unangenehmen Exprimente bezüglich des äußeren gemacht werden sollen.

  • Ich bin heute bei meinem Innenstadtspaziergang an dem Haus Hinter der Burg 15 vorbeigekommen und habe mit Freude festgestellt, dass sich tatsächlich nach über 1,5 (?) Jahren endlich wieder was tut.

    werden sollen.

    Lubeca, mit wachsenden Frust schaue ich mir an, was in Lübeck alles gut läuft. Nicht, weil es in Lübeck gut läuft, sondern weil das bei uns in Bremen unmöglich wäre. Die Ruine "Hinter der Burg 15" wäre schon längst abgerissen worden. Undenkbar hier, dass ein "Investor" ein Gebäude wieder stilecht rekonstruiert. Der Erbe der Bremer Kaffee-Dynastie Jacobs reißt jetzt sogar drei eigentlich nach dem Krieg einigermaßen gut wiederaufgebaute Gebäude ab, um dann modernistische Backsteinbauten hinzustellen (siehe unter Bremen Altstadt: Essighaus, letzte Seiten). Es sieht einfach nur schrecklich aus.

    Ich frage mich: Was läuft in Lübeck anders. Ist es die Politik, sind es die Bürger, sind es die Investoren. Ich weiß es nicht. Was kann Bremen von Lübeck lernen?

  • Edit: Habe den Beitrag gefunden, ist aber hinter der Bezahlschranke. In dem Artikel wird davon gesprochen, dass das Dach des Gebäudes nach historischer Vorgabe wiederaufgebaut werden soll. Der Artikel enthält auch eine Visualisierung der Häuser Hinter der Burg 15 und Kleine Burgstraße 1, welche danach aussieht als ob da keine unangenehmen Exprimente bezüglich des äußeren gemacht werden sollen.

    Vielen Dank für den Link zum LN-Artikel, der aber wohl auch schon vom Herbst 2020 ist? Der war irgendwie an mir vorbeigegangen. Zitat daraus:

    Zitat

    Die Aus- und Umbaupläne wurden von Diplom-Ingenieurin Vera Detlefsen entworfen, die sich als Architektin in ihrem Büro in der Kleinen Altefähre auf „baustil- und denkmalgerechte Sanierungen bis ins Detail, Umnutzungen und kreative Raumlösungen“ fokussiert. Sie erläutert mit Blick auf die künftige Eckhaus-Fassade: „„Hochblenden und Fensteröffnungen werden wie vor dem Brand wiederhergestellt, während das neue Dach allerdings hinterm Giebel endet – so wie es ursprünglich ja auch einmal war.“

    Die Entwurfszeichnung habe ich tatsächlich über Google hier gefunden: Link

    Also ich weiß nicht - entweder ist die Zeichnung ungenau oder die Aussage der Architektin stimmt nicht. Die Seite zur Kleinen Burgstraße sieht ja originaltgetreu aus, aber am Giebel an der Stirnseite zur Straße "Hinter der Burg" lassen die geplanten Hochblenden doch sehr zu wünschen übrig und entsprechen in ihrem oberen Bereich nicht dem Vorzustand. In der Entwurfszeichung wurden die teilweise zur Fassadenmitte liegenden noch vorhandenen gotischen Bogenansätze der durch die Herunterzonung des ehemaligen Treppengiebels angeschnittenen äußeren Hochblenden weggelassen und die Blenden dort gerade bis zum Anschnitt hochgeführt. Dafür erhalten aber alle Hochblenden völlig widersinnig Bogenansätze an den äußeren, niedrigeren Seiten der Blenden. Das ist natürlich Blödsinn, dass die Bögen natürlich nur an den höchsten Stellen der Hochblenden lagen und dort angeschnitten wurden und nicht an den niedrigsten Stellen - ich weiß nicht, ob man versteht was ich meine. Die Bogenansätze sind also spiegelbildlich vertauscht. Zudem wirkt der Bogen über der mittleren Blende nicht gotisch, sondern sehr fremdartig, da er im oberen Bereich nicht rund, sondern gerade zur Spitze zuläuft. Wunsch an die Architektin: Bitte einfach mal gotische Bögen ansehen und das bitte noch korrigieren!

    Das ist sehr schade, aber vielleicht ist die Zeichnung ja auch einfach ungenau oder auch nicht mehr aktuell. Eigentlich hatte ich gehört, dass die Fassade steingenau wiederhergestellt werden sollte - entsprechend dokumentiert sollte nach der extrem langen Sanierungszeit alles sein. Hauptsache, der Giebel wird überhaupt wieder in Backstein - und im passenden Steinformat (Klosterformat!?) gebaut und nicht z.B. in übertünchtem Kalksandstein.

    Sehr löblich ist immerhin, dass der neue Giebel über die Dachhaut hinausgezogen werden soll. Allerdings hätte man dann auch gleich den Treppengiebel wiederherstellen können. Anhand der vor dem Brand noch vorhandenen Bogenansätze der Hochblenden hätte man zwei Varianten herleiten können: Entweder eine Stufe pro Hochblende oder, was fast wahrscheinlich ist, eine Monumentalform mit drei gleich hohen mittleren Blenden, da bei der zweiten und vierten Blende tatsächlich keine Bogenansätze zu erkennen waren, diese also sehr wahrscheinlich so hoch waren wie die mittlere Blende. Der breite Streifen im Entwurf über den abgeschnittenen Blenden, die zudem die Bogenansätze auf den jeweils genau falschen Seite aufweisen, wirkt dann doch sehr seltsam auf mich. Falls gewünscht, kann ich nochmal skizzenhaft darstellen, was ich meine.

    Noch ein Punkt: Die modernen, nur mittig geteilten Fenster im Giebel sagen mir auch nicht besonders zu. Über das zusätzliche kleine Fenster im Spitzbogen kann man hinwegsehen, aber original - wie im Artikel angekündigt - ist das natürlich auch nicht. Generell ist es aber natürlich positiv, dass es nun endlich weitergeht.

    Zur Erinnerung noch einmal ein Bild des Giebels vom Zustand vor dem Brand:

    9893-hinter-der-burg-15-50-jpg
    Hinter der Burg 15, Zustand 2012 , Quelle: upload.wikimedia.org/wikipedia…Hinter_der_Burg_15_50.JPG
    User: Kresspahl - eigenes Werk, Lizenz: CC-BY-SA 3.0

    Ich frage mich: Was läuft in Lübeck anders. Ist es die Politik, sind es die Bürger, sind es die Investoren. Ich weiß es nicht. Was kann Bremen von Lübeck lernen?

    Vermutlich müsste da erst einmal eine Änderung in den Köpfen der Verantwortlichen stattfinden. Weg vom Profitdenken hin zur Priorisierung eines menschlichen und lebenswertem Stadtbildes. Das hat man in Lübeck inzwischen zumindest in Teilen gelertn (So etwas wie P&C und Haerder-Center mal ausgenommen). Was dabei auch helfen könnte, wäre ein Gestaltungsbeirat samt Verabschiedung von umfangreichen Gestaltungs- und Erhaltungsatzungen für sensible Bereiche.

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  • Als Ergänzung zu meinem vorigen Beitrag habe ich nun doch noch auf die Schnelle eine Handskizze gezeichnet:

    Skizze von mir (ich bitte die kleine Höhenasymmetrie der beiden Seiten zu entschuldigen, ist eben ganz schnell entstanden).

    Ich habe da einmal die aus den abgeschnittenen Hochblenden ablesbare vermutlich bzw. sogar höchstwahrscheinlich ursprüngliche Giebelform rekonstruiert, die man im besten Fall hätte wiederherstellen können bzw. sollen.

    Was mir im Vergleich mit der Entwurfsskizze der Architektin wie gesagt gar nicht gefällt, sind die vertauschten Bogenansätze der Hochblenden, hier in Rot eingezeichnet. Wenn man die Hochblenden schon abgeschnitten belässt - und dann auch noch erzählt, dass man diese originalgetreu wiederherstellen will, dann das bitte auch machen und auf solche Details achten! Vielen Dank!

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  • Generell ist es aber natürlich positiv, dass es nun endlich weitergeht.

    Das sicherlich. Dennoch sollte man erst Beifall klatschen, wenn die Sanierung wirklich abgeschlossen ist. Zur Erinnerung:

    Bericht von 2017:

    Zitat

    Seit 20 Jahren steht es leer. Der jetzige Eigentümer habe es vor zehn Jahren aus der Zwangsversteigerung gekauft, berichtet Abler. Seither ist das Haus eingerüstet.

    Er hat es also in zehn Jahren nicht geschafft, das Haus zu sanieren. Nun ist es weitere fünf Jahre Brandruine. Macht einen Leerstand von 25 Jahren.

    Bericht von 2018:

    Zitat

    der 66-jährige Eigentümer

    Das heißt, der Mann ist jetzt 70. Manche rüstigen Senioren nehmen sich historische Häuser als Altershobby vor, aber mit dem Alter sinkt ja auch die Belastbarkeit. Wenn er jetzt zügig loslegt, ist er - das bisherige Sanierungstempo, die aktuellen Lieferketten-Verzögerungen und den Handwerkermangel berücksichtigend - vielleicht 75, wenn die Bude steht. Das bleibt abzuwarten und zu beobachten.

  • Update zum Haus Hinter der Burg 15

    Am Pfingsten 2017 abgebrannten gotischen Haus Hinter der Burg 15 (quasi um die Ecke zu Kleine Altefähre 19) geht es nun offenbar endlich langsam, aber stetig weiter. Wer hätte das noch für möglich gehalten:

    Abb. 1: Hinter der Burg 15, Frontalansicht der Nordseite/Giebelseite. Die dunklen Fensteröffnungen im 1. OG lassen erkennen, dass inzwischen eine Decke über dem 1. OG liegt.


    Abb. 2: Detail 1. OG: Am gotischen Giebel wurde bisher noch nichts wieder neu aufgemauert. Es werden erst die Innenwände mit Kalksandstein erstellt.


    Abb. 3: Blick durch ein Fenster des 1. OGs unter die Decke, die allerdings nach OSB-Platten und damit irgendwie provisorisch aussieht?


    Abb. 4: Das vielleicht erfreulichste Bild dieser kleinen Serie: An der Traufseite an der Kleinen Burgstraße wurden die obersten 3-4 Steinreihen mit historischen Steinen sehr sauber neu aufgemauert. Das lässt für die korrekte Wiederherstellung des Giebels hoffen. :thumbup:


    Abb. 5: Noch einmal die nördliche Traufseite im Hochformat: Im EG ist eine gotische Türöffnung, und im 1. OG eine gotische Fensteröffnung zu erahnen.

    Fotos von mir vom 28.8.2022

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  • Update Wiederaufbau Hinter der Burg 15

    Hier mal wieder ein Bilder-Update. Es geht jetzt weiter voran, was ich 5 1/2 Jahre nach dem Brand nicht mehr für möglich gehalten hätte. Hier ein paar Bilder von heute:

    Abb. 1: Hinter der Burg 15, Nordgiebel. Inzwischen wurde der Dachstuhl bis über die Kehlbalkenlage errichtet. Etwas seltsam finde ich, dass die restliche Höhe dann offenbar angestückelt wird, anstatt Balken in voller Länge zu nehmen. Rechts die Kleine Burgstraße. Oben ist (noch) die Kirchturmspitze von St. Jakobi zu sehen.


    Abb. 2: Detail der Giebelseite. Das noch verbliebene historische Mauerwerk wurde inzwischen neu verfugt. In Kürze wächst der Giebel wohl hoffentlich möglichst originalgetreu wieder weiter nach oben.


    Abb. 3: Traufseite an der Kleinen Burgstraße. Auch von hier aus ist der Dachstuhl auch schon schön zu erkennen. Hoffentlich kommt da noch die bei alten Dächern übliche Abflachung zur Traufe hin, so dass ein Überstand entsteht.

    Alle Fotos von mir

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  • frank1204

    Die kleinen Balken, welche die bei alten Dächern übliche Abflachung zur Traufe hin bewirken, nennt man Schieblinge. Zumindest nannte sie unser Zimmermann so, der unsere Dachüberstände im Jahre 2015 wiederhergestellt hatte.

  • Hallo 05Hamburg,

    es existieren wohl beide Bezeichnuungen. Schiebling und Aufschiebling. Unser Zimmerermeister sprach immer kurz und bündig von den Schieblingen, als wir die Dachüberstände wieder herstellen ließen. Wer sich auskennt, weiß, was gemeint ist, oder kann es sich, zumindest im Zusammenhang mit einem Dachstuhl, wohl denken .

  • Update zum Wiederaufbau des Hauses Hinter der Burg 15

    Hier ein paar Bilder von heute:

    Abb. 1: Hinter der Burg 15. Giebel- bzw. Nordseite. Am Giebel wurde noch nichts wieder neu aufgemauert soweit ich erkennen konnte, aber der Dachstuhl ist inzwischen fertig. Ich weiß jetzt auch, warum man keine durchgehenden Sparren genommen hat wie ich letztes Mal anmerkte. Der Grund ist, dass das Dach oberhalb der Kehlbalken steiler wird, die Sparren also oberhalb neu angesetzt werden mussten. Die historische Dachform wurde wieder aufgenommen, um einen stufenlosen Anschluss an das Nachbarhaus der zugehörigen Reihenhauszeile in der Kleinen Burgstraße wiederherzustellen.


    Abb. 2: Blick auf die östliche Traufseite zum Blockinnenhof hin. Hier ist der passgenaue Anschluss des Daches an das Nachbarhaus zu sehen. Links hinten St. Jakobi und das zum Weihnachtsmarkt auf dem Koberg gehörende Riesenrad, das gerade aufgebaut wurde. Die durch die Garage nur teilweise besetzte Baulücke im Vordergrund ist kriegsbedingt. Diese wurde bisher nicht wieder mit einem Haus geschlossen. Das ist wohl leider auch nicht mehr möglich, da die Garage zum Haus Hinter der Burg 15 gehört und hier inzwischen Wandöffnungen in der zur Außenwand gewordenen ehemaligen Brandwand existieren wie man oberhalb der Garage sieht.


    Abb. 3: Ähnlicher Blick, etwas weiter nach Westen gedreht. Dort, wo im Dachstuhl der weiße Strich zu erkennen ist, sitzt darunter eine Mauer, die das Gebäude in zwei Wohneinheiten teilt.


    Abb. 4: Westliche Traufseite an derkleinen Burgstraße, oberer Teil. Auch hier ist die Trennung der Wohneinheiten im Dachstuhl zu erahnen. Hinter der Fassade liegt die Trennung zwischen dem größeren Fenster im 1. OG und die kleineren rechts.


    Abb. 5: Westliche Traufseite, unterer Teil. Interessantes Detail ist der Rest einer gotischen Wandöffnung rechts des Fensters links unten.

    Alle Fotos von mir

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