Wuppertal - Abriss eines historischen Gebäudes im Elberfelder Luisenviertel

  • In der online Ausgabe der WZ erschien heute ein Artikel, der den Abriss eines historischen Gebäudes inmitten eines historischen Straßenzugs ankündigt. Leider hinter der Bezahlschranke.

    Altes jüdisches Heim in Wuppertal wird abgerissen​ [WZ+]
    Es war jüdisches Altersheim, überstand die Pogromnacht, wurde der Gemeinde von Nationalsozialisten weggenommen, war 1945 Ort für erste Gottesdienste nach dem…
    www.wz.de

    Friedrich-Ebert-Straße 73

    Das Gebäude hat eine bewegte Geschichte. Eigentümer ist die jüdische Gemeinde. Grund für den Abriss in Kurzform: forcierte Nutzung als „Altenwohnungen“ wegen Brandschutz etc. nicht möglich. Die Option, dieses Gebäude einfach zu verkaufen - was wegen guter Lage gar kein Problem wäre - und woanders die Altenwohnungen zu errichten, wird vom Gemeindevorsteher ausgeschlossen: „wollen wir nicht“. Dann reißt man eben einfach ab…

    Das Haus steht seit längerem leer, das EG ist mal zu der Zeit der Nutzung als Synagoge mit Granitplatten belegt worden, aber sonst ganz gut in Schuss. Es könnte ohne großen Aufwand als Wohnhaus dienen oder für Praxen, Büros etc. genutzt werden. Es steht inmitten einer belebten und intakten Einkaufsstraße. Ich finde, das ist skandalös. Ich verstehe auch überhaupt nicht, warum ausgerechnet dieses Haus nicht unter Schutz steht.

    Unser Ortsverband Wuppertal ist ja seit längerem etwas eingeschlafen und inaktiv - ist auch einfach nix wesentliches hier im Gange -, aber dieses Ereignis will ich nicht unkommentiert hinnehmen. Leserbrief ist schon raus, Brief an die jüdische Gemeinde in Vorbereitung. Morgen kontaktiere ich den Denkmalschutz und den Oberbürgermeister.

    Falls einer hier ein Bild aus streetview oder so einbinden könnte, danke ich vorab - bin ich nach wie vor zu blöd dazu … 😎

  • Kurzes Update: auf unseren Protest gab es bislang folgende Reaktionen:

    - Der zuständige Bezirksbürgermeister hat als erster reagiert. Er steht dem Abbruch ebenfalls kritisch gegenüber und hat das zuständige Ressort, sowie die Bezirksvertretung involviert. Nach seiner Kenntnis liegt noch keine Abbruchgenehmigung vor.

    - Das Büro des Oberbürgermeisters ließ wissen, dass der Abbruch „in enger Abstimmung“ mit den zuständigen Stellen der Verwaltung und nach „Abwägung“ beschlossen wurde. Kurzfassung: Man könne auch nicht jedes Gebäude erhalten und freue sich über die entstehenden Altenwohnungen. Unsere Kritik können man „nicht ganz nachvollziehen“.

    Auf unsere Argumentation und unsere Fragen, ging die Büroleiterin nicht ein, bewies aber in Ihrer Argumentation völlige Unkenntnis der Historie, wenig Sinn für das Anliegen des Denkmalschutzes und zeigte eine Haltung im Umgang mit Kritik, wie man sie bei Angestellten von Behörden und Verwaltungen leider häufig findet.

    - Die jüdische Gemeinde hat bislang nicht reagiert.

    Auf den Artikel in der WZ und unseren Leserbrief gab es nicht sehr viele Reaktionen, aber alle, die erfolgten, bedauern den Abriss.

    Am Gebäude selber stehen schon Absperrungen etc., sodass mit einem baldigen Abriss gerechnet werden muss.

  • Ist ja eine ganz schöne Straße, die Ecke kannte ich noch gar nicht:


    Fast so etwas wie Altstadtatmosphäre mit den Cafés und Läden dort, außerdem überwiegend gründerzeitliche Bebauung, das wäre schon echt ärgerlich.

  • Heinzer: ja - die Friedrich-Ebert-Straße (einst Königsstraße) läuft parallel zur Luisenstraße. Sie sind beide Teil der klassizistischen Stadterweiterung Elberfelds. Während die Luisenstraße in dem Teil, der zum Luisenviertel zählt, beinah geschlossen historisch bebaut ist, hat die FES im Krieg abschnittsweise heftig was abbekommen. Der Teil, in dem das betroffene Haus steht, ist der noch erhaltene Teil.

    Das Luisenviertel ist Wuppertals Ausgehviertel mit viel Gastronomie, kleinen Inhabergeführten Läden und vielen Künstlern. Ich liebe es - ist mein kleines „Montmartre an der Wupper“ 😉

    Leider sind unsere einstmals reichen Bildergalerien hier im Forum so gut wie alle futsch - da hättest Du Dir ein Gesamtbild machen können… guck mal auf Facebook unter Stadtbild Deutschland OV Wuppertal, da findest Du auch viele Bilder aus dieser schönen Ecke der Stadt. 👍

  • Leserbrief ist schon raus, Brief an die jüdische Gemeinde in Vorbereitung. Morgen kontaktiere ich den Denkmalschutz und den Oberbürgermeister.

    Wenn du mir eine gute Vorlage schickst, machen wir auch ne Pressemitteilung oder nen offenen Brief an die Stadträte.

  • Wenn du mir eine gute Vorlage schickst, machen wir auch ne Pressemitteilung oder nen offenen Brief an die Stadträte.

    Das wäre vielleicht in der Tat nicht ganz unsinnig - auch, wenn in dieser Sache nichts mehr zu retten ist. Es sollte dennoch eine denkbar „heftige“ Reaktion geben - als Mahnung für evtl. künftige Dinge… Schickst Du mir eine Kontaktadresse per Nachricht? 👍