Berliner Schlossplatz - Schlossbrunnen - Breite Straße

  • Insofern glaube ich auch nicht, dass der Senat das Angebot des Schloßvereins eine Kopie des Neptunbrunnens für den Schloßplatz zu erstellen, annimmt.

    So ist es leider. Zudem hat sich jegliche Diskussion um den Neptunbrunnen eigentlich erübrigt, seit März diesen Jahres ist klar, dass ein "moderner Brunnen" den Schlossplatz "verschönern" soll:

    Und zweitens solle es auch Wasser geben. Es sei geplant, dass ein neuer Brunnen angelegt werde, so Hegner. An eine Rückkehr des historischen Schlossbrunnens, besser bekannt unter dem Namen Neptunbrunnen, sei aber nicht gedacht, so Hegner. Der Schlossbrunnen, dessen Verlegung an den historischen Platz von Anhängern der Schloss-Rekonstruktion seit Jahren gefordert wird, solle am jetzigen Standort, auf dem Platz vor dem Roten Rathaus, verbleiben. Wie der neue Brunnen aussehen wird, soll nach Angaben Hegners in einem künstlerischen Wettbewerb entschieden werden. Das sei „mit dem Land Berlin“ verabredet worden.

    Damit ist doch klar wohin die Reise geht, oder?

  • seit März diesen Jahres ist klar, dass ein "moderner Brunnen" den Schlossplatz "verschönern" soll

    Nein, so wurde das nicht gesagt. Es ist offen, wie der zukünftige Brunnen am Schloßplatz aussehen wird. Auch eine Replik in einer rekonstruierten Brunnenschale wäre nach wie vor möglich. Die Allianz baukulturell engagierter Bürgervereine in Berlin und der Förderverein Berliner Schloss setzen sich dafür ein. Spendengelder stünden hierfür bereit.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Es soll einen "künstlerischen Wettbewerb" geben, so Hegner. Damit ist der Neptunbrunnen, egal ob Original oder Kopie, doch wohl vom Tisch, oder? Ich denke der Artikel der Berliner Zeitung ist da recht eindeutig. Im besten Fall wird sich ein Künstler erbarmen und etwas schaffen, was an den Neptunbrunnen erinnert / gedanklich assoziiert bzw. diesen paraphrasiert.

  • Auch ein künstlerischer Wettbewerb schließt eine Replik nicht aus. Eine Rekonstruktion kann im Prinzip doch sogar einen Wettbewerb gewinnen.

    Dem hier im Forum grassierenden Pessimismus möchte ich mich nicht anschließen. Man wird sehen.

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  • Das gesamte Schlossumfeld ist schon modern ausgerichtet,daher ist es naheliegend, das der zukünftige Brunnen Architektonisch entsprechend dem Schlossumfeld angepasst wird und nicht dem Schloss.

  • Dem hier im Forum grassierenden Pessimismus möchte ich mich nicht anschließen.

    Für Optimismus müsste es aber eine Grundlage geben. Und die sehe ich auf Basis der bekannten Fakten nicht.

    Wie ich schon sagte, ich tippe darauf dass es am Ende eine moderne Paraphrase des Neptunbrunnens gibt. Ähnlich ist man ja bei der Gestaltung des gesamten Schlossumfelds vorgegangen. Es sollte irgendwie entfernt an die Gestaltung und Konturen des Vorkriegszustands erinnern, gleichzeitig aber alles explizit "zeitgenössisch" rüberkommen. BBZ haben diese Vorgaben "perfekt" umgesetzt.

    Folglich könnte in Berlin der "Neue Neptunbrunnen" z.B. aussehen wie sein gleichnamiger Kollege in Bremen:

    NeptunbrunnenDomshof-2.jpg

    Von Jürgen Howaldt - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11420402

  • Welche neue Lösung könnte besser zum Schloss passen als die von Degas in Stil, Dimension und Symbolik auf Portal II und Schlossfassade zugeschnittene genial entworfene Brunnenfigur?

    Und die Rossebändiger? Sie stehen in Größen, Abständen zum ehemaligen Kontrollratsgebäude und zueinander, auch in der hier bedeutungslosen Symbolik und in der peripheren Lage des Kleistparks weit unter ihrer möglichen Ausstrahlung.

    Dass beide Kunstwerke unverrückbar als „Ikonen“ bzw. konstituierende Elemente an zweitrangigen Standorten weit unter ihren Wirkungsmöglichkeiten bleiben, ist die Folge eines ideologischen Machtspiels. Bei den Festlegungen durch Wenige hat die wieder angestrebte künstlerische Ästhetik des Gesamtensembles, dem wir schließlich sogar die Schlossrekonstruktion verdanken, verloren. Andere Metropolen stellen ihre Kunstwerke in die besten Schaufenster. Ist diese ideologische Befangenheit typisch für Berlin?

  • Auch ein künstlerischer Wettbewerb schließt eine Replik nicht aus. Eine Rekonstruktion kann im Prinzip doch sogar einen Wettbewerb gewinnen.

    Dem hier im Forum grassierenden Pessimismus möchte ich mich nicht anschließen. Man wird sehen.

    Das hat mit "Pessimismus" nichts zu tun, sondern man muss Realist bleiben (oder in deinem Fall einer werden). Sonst hat man eben mit keinem Projekt je Erfolg und gilt bestenfalls als kauziger Spinner.

    Bei einem Wettbewerb, bei dem sich selbst die Senatsbaudirektorin gegen eine Rekonstruktion ausspricht wird bei den Vertretern der Architekten, des Bausenats, des Bezirks Mitte und der Landesdenkmalpflege sicher keine Rekonstruktion prämiert werden. Auf der Ebene des Landes Berlin hätte es auch niemals eine Mehrheit für eine Schloßfassadenreko gegeben, woher sollte da ein Stimmungswandel kommen?

    Der einzige Schachzug, der den Regiermeister ins grübeln bringen könnte, wäre das Geld, das im Fall des Schloßbrunnens das Land nicht und dafür der Schloßverein aufbrächte. Das ist aber angesichts des Berliner Gesamtetats auch nebensächlich, im Zweifel hat der Nutzungsversuch für die Kreuzberger Komposttoiletten schon mehr Geld verschlungen als eine Reko des Brunnes kosten würde.

    Mein Tipp ist aber dennoch, dass eher nichts passiert, weil ein Handeln gar nicht zwingend ist. In drei Jahren sind wieder Wahlen und bis dahin würde ein moderner Neptunbrunnen ohnehin nicht fertig. Warum also deshalb jetzt damit anfangen?

    Wenn etwas passiert läuft es vermutlich eher auf so etwas heraus ("miroir d'eaux", Bordeaux). Wenn man nicht rekonstruiert, warum sollte man sich dann am Bildprogramm orientieren?


  • Das hat mit "Pessimismus" nichts zu tun, sondern man muss Realist bleiben

    Naja, wenn Du mit "Realist" meist: "Leute, das wird sowieso nichts, es ist besser wenn Ihr das einseht und Euch trollt", dann scheint mir das eine recht einseitige Vorstellung von Realismus.

    Es ist sicherlich nicht so, dass Petra Kahlfeldt definitiv für einen modernen Brunnen auf dem Schloßplatz ist. Sie hat eben nur, so wie der gesamte Berliner Senat, den Widerstand gegen den unhistorischen Verbleib des Neptunbrunnens vor der Marienkirche aufgegeben.

    Die Idee, auf dem Schloßplatz eine Replik des Neptunbrunnens aufzustellen, wurde im übrigen bereits von Frau Lüscher geäußert. Wenn es also für den Schloßplatz auf die Alternative hinausläuft: Replik oder beliebige moderne Brunnenanlage, so wäre eben aus vielerlei Gründen doch die Replik vorzuziehen. Ich habe das ja schon weiter oben eingehend begründet. Das wird dann sicherlich auch das Plädoyer der Berliner Bürgervereine und des Fördervereins sein. Ob deren Stimme am Ende ausreichend Gewicht hat, ist natürlich schwer vorherzusagen. Aber wer es nicht einmal versucht, hat eben schon von Anfang an verloren.

    Für Optimismus müsste es aber eine Grundlage geben. Und die sehe ich auf Basis der bekannten Fakten nicht.

    Sich dem hier grassierenden Pessimismus nicht anschließen zu wollen, bedeutet ja nicht automatisch, optimistisch zu sein. Ich würde eine neutrale, offene Erwartung vorziehen. Man wird sehen.

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  • Das gesamte Schlossumfeld ist schon modern ausgerichtet,daher ist es naheliegend, das der zukünftige Brunnen Architektonisch entsprechend dem Schlossumfeld angepasst wird und nicht dem Schloss.

    Was sieht man, wenn man auf das Schloss zugeht? z. B. von der Breiten Straße: die Fassade und Portal II mit einem Brunnen davor. Die Steinwüste rund um den Brunnen erst wenn man schon drauf steht oder dauernd depressiv zu Boden schaut. Was sieht man, wenn man vom Lustgarten durch die Uffizien kommt: Das barocke Innenportal II und durch das Tor einen Brunnen, den Steinboden des Schlossplatzes weniger. Der ist für sich gesehen auch garnicht so schlecht, aber er fällt nicht ins Auge wie das Portal innen oder außen - immer im Zusammenhang mit dem Brunnen. Dieser soll mit dem barocken Hintergrund harmonieren oder er muss als Kontrast gegen ihn kämpfen. Es wäre falsch, in Berlin städebaulich immer in modischen Aufregern, Hinguckern, in Kontrastfarben und -formen zu denken. Jetzt macht sich eine Gruppe "Experten" Gedanken, wie sie die ganze Fassade "künstlerisch brechen" können. Das hat auch Staatsministerin Claudia Roth schon mit LED-Leuchtschrift versucht.

  • Es ist sicherlich nicht so, dass Petra Kahlfeldt definitiv für einen modernen Brunnen auf dem Schloßplatz ist. Sie hat eben nur, so wie der gesamte Berliner Senat, den Widerstand gegen den unhistorischen Verbleib des Neptunbrunnens vor der Marienkirche aufgegeben.

    Die Idee, auf dem Schloßplatz eine Replik des Neptunbrunnens aufzustellen, wurde im übrigen bereits von Frau Lüscher geäußert. Wenn es also für den Schloßplatz auf die Alternative hinausläuft: Replik oder beliebige moderne Brunnenanlage, so wäre eben aus vielerlei Gründen doch die Replik vorzuziehen. Ich habe das ja schon weiter oben eingehend begründet. Das wird dann sicherlich auch das Plädoyer der Berliner Bürgervereine und des Fördervereins sein. Ob deren Stimme am Ende ausreichend Gewicht hat, ist natürlich schwer vorherzusagen. Aber wer es nicht einmal versucht, hat eben schon von Anfang an verloren.

    Sich dem hier grassierenden Pessimismus nicht anschließen zu wollen, bedeutet ja nicht automatisch, optimistisch zu sein. Ich würde eine neutrale, offene Erwartung vorziehen. Man wird sehen.

    Zum Thema mal zwei Pressereaktionen aus dem September 2023. Daraus herauszulesen, dass Petra Kahlfeldt doch heimlich für den historischen Neptunbrunnen auf dem Schloßplatz ist halte ich für kühn:

    1. Entwicklungsstadt Berlin September 2023: "Berlins Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt nutzte die Gelegenheit, um zwei weitere Bauprojekte am Humboldt Forum anzukündigen. Dabei handelt es sich einerseits um die seit mehreren Jahren geplante Freitreppe an der Uferwand zur Spree, die bislang vom Berliner Senat nicht freigegeben worden war.

    Andererseits ging es um den Bau einer neuen Brunnenanlage auf der südlichen Freifläche vor dem Humboldt Forum, dem historischen Schloßplatz – und den zukünftigen Standort des Neptunbrunnens, der sich heute vor dem Roten Rathaus befindet.

    Kahlfeldt: Der Neptunbrunnen wird vor dem Roten Rathaus bleiben

    Und dort soll er nach Wünschen Kahlfeldts auch zukünftig bleiben. “Der Neptunbrunnen hat vor dem Roten Rathaus seinen Platz gefunden, da soll er bleiben,” sagte Kahlfeldt im Rahmen der Veranstaltung. Gleichzeitig bestätigte sie, dass es Planungen für eine neue Brunnenanlage auf der Südseite der Museumsanlage gibt, wie wir bereits im April 2023 berichtet hatten.

    Kahlfeldt sagte dazu: “Der Schloßplatz bekommt eine neue, moderne Brunnenanlage, die Vorgespräche laufen.” Damit folgt die Senatsbaudirektorin der Linie der rot-grün-roten Vorgängerregierung. Bereits im Zuge der Planung für die “Rathausforum” genannte Fläche in Mitte war festgelegt worden, dass der Neptunbrunnen an seinem jetzigen Standort verbleiben solle."


    2. Berliner Morgenpost, September 2023: Entschieden: Wo der Neptunbrunnen künftig stehen wird

    Berlin. Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt überrascht mit eindeutiger Aussage im langjährigen Brunnenstreit.

    Entschieden: Wo der Neptunbrunnen künftig stehen wird
    Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt überrascht mit eindeutiger Aussage im langjährigen Brunnenstreit.
    www.morgenpost.de


    Dass die Berliner Bürgervereine nicht ausreichend Lobbykraft und politisches Gewicht haben um die Rückkehr zum Schloßplatz umzusetzen ist ja nun gesicherte Erkenntnis: keines der Ziele dieser Vereine ist bis dato umgesetzt worden. Ich darf nochmal in Erinnerung rufen: Der letzte Erfolg war die Teilrekonstruktion des Berliner Schlosses (2008!), vorher die Teilrekonstruktion der Kommandantur (1999). Die historische Gestaltung des Schinkelplatzes ist ohne Zutun der Bürgervereine vom damaligen Gartendenkmalpfleger Krosigk durchgesetzt worden (2008). Die historisierende Gestaltung des Lustgartens stammt noch aus Stimmanns Zeiten.

    Seit deutlich mehr als 15 Jahren haben die Berliner Bürgervereine also gar keinen Erfolg mehr erzielt. Das sollte m.E. ein Grund sein, seine Strategien in Frage zu stellen und keinen Anlaß dazu geben fortwährend die Lage schönzufärben und sich vorzumachen, dass diese Berliner Landesregierung doch irgendwie insgeheim den Neptunbrunnen zurückführen will. Wie sagte Max Weber doch so schon: Politik beginnt damit anzuerkennen, was ist. Davon sind wir offenbar noch weit entfernt.


  • Seit deutlich mehr als 15 Jahren haben die Berliner Bürgervereine also gar keinen Erfolg mehr erzielt.

    Was willst Du mit Deinem Eindreschen auf die Bürgervereine bezwecken? In Potsdam offene Türen einzurennen ist sicherlich einfacher, als in Berlin auch nur kleine Veränderungen zum Besseren zu erreichen, zumal ohne eigene finanzielle Mittel und nur auf der Basis ehrenamtlicher Tätigkeit. Die Bürgervereine haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam eine größere Reichweite mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit zu erreichen und haben es zu einigen Presseberichten gebracht. Sie haben sich für Petra Kahlfeldt als Senatsbaudirektorin eigesetzt, die hoffentlich am Molkenmarkt mit ihrem Gestaltungshandbuch für akzeptable architektonische Qualität sorgen wird. Sie haben gemeinsam qualitative hochwertige repräsentative Meinungsumfragen zur Bauakademierekonstruktion und zur historischen Mitte initiiert und finanziert, die ein wichtiges Stück Wahrheit und Evidenz in die hin- und herwogenden Diskussionen zu diesen Themen gesetzt haben.

    Es ist vollkommen klar, dass politische Entscheider in einer Stadt wie Berlin Willensbekundungen aus den verschiedensten Richtungen und Interessengruppen berücksichtigen müssen und nicht, wie in einer Kleinstadt, mal eben "das Richtige" im Hinterzimmer oder auf dem Tennisplatz auskungeln können.

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  • Lieber Snork, ich "dresche" nicht auf die Bürgervereine ein sondern versuche lediglich Realismus anzumahnen. Wenn Kritik immer gleich "eindreschen" ist zeigt das nur, warum seit über 15 Jahren nichts passiert - man scheint kritikunfähig. Da hilft es auch nicht Potsdam mit fast 200.000 Einwohnern als "Kleinstadt" abzuqualifizieren, um sich besser zu fühlen. Ich kann die Frustration ja verstehen, aber wir in Potsdam können nun wirklich nichts dafür.

    Ich nehme mich als Mitglied der Berliner Planungsgruppe Stadtkern nicht von der Kritik aus. Unsere Strategie auf Sachargumente zu setzen und punktuell Entscheider in der Landesregierung "zwangszuberaten" hat aber eben nicht gewirkt. Entscheidend ist, dass das Thema der Mitte für keine Partei relevant ist, weil es für Wählerstimmen völlig unwichtig ist. Niemand aus keiner Partei hat versucht mit einer schöneren Stadt Wahlkampf zu machen und ohne Relevanz für Wahlergebnisse bleiben unsere Themen eben Orchideenwissenschaften, die ihre Aufmerksameit eigentlich nur durch die haltlosen Unterstellungen von Oswalt & Trüby erhalten.

    Ernsthaft zu glauben eine städtische Wohnungsbaugesellschaft könnte mit einem Gestaltungshandbuch zum schönen Bauen gebracht werden ist bestenfalls naiv. Ist der Baukörper erstmal > 20 Meter lang, die Bauten 7 Geschosse hoch und sind die Treppenhäuser sparsam gesetzt kann dabei nur eine uniforme Großwohnanlage herauskommen, und die wird aus Kostengründen sicher nicht mit Sandstein verkleidet.

    Machen wir da mal Vorschläge, wie es doch gehen könnte? Ich persönlich finde die gestapelten Gebirge aus dem Hause Patschke (Klosterviertel) auch nicht besser. Einfach nur hoffen ist keine Strategie.

  • Da hilft es auch nicht Potsdam mit fast 200.000 Einwohnern als "Kleinstadt" abzuqualifizieren, um sich besser zu fühlen. Ich kann die Frustration ja verstehen, aber wir in Potsdam können nun wirklich nichts dafür.

    Hm, Konstantin, auf wessen persönliche Mitteilungen zu den kleinstädtischen Kungeleien in Potsdam ich mich dabei eventuell beziehe, weiß Du selbst wohl am besten.

    sondern versuche lediglich Realismus anzumahnen

    Danke, aber davon haben wir mehr als genug. An jedem einzelnen Tag. Wie ich bereits sagte: einfach zu verkünden, es hört doch keiner auf uns und es wird eh alles sch... , ist für mich kein Realismus, sondern Defätismus. Realismus schließt die Möglichkeit ein, dass Dinge auch mal in die richtige Richtung gehen können, wenn die richtigen Personen im richtigen Moment die richtigen Vorschläge aufnehmen und umsetzen. Nur müssen sie dafür eben erstmal vernehmbar geäußert worden sein.
    Manchmal geben Kleinigkeiten oder halbzufällige Personenkonstellationen den Ausschlag. Nehmen wir die Gestaltung des Schloßumfelds als Beispiel: es ist inzwischen bekannt, dass bei den entscheidenden Diskussionen zur Vorbereitung der Wettbewerbsausschreibung nur zwei oder drei Personen, die gegen eine historische Gestaltung waren, sich auf Grund der damaligen Anwesenheits- und Kräfteverhältnisse durchgesetzt haben. Es hätte durchaus auch anders ausgehen können. Zur Gestaltung der Neubauten im Quartier III in Potsdam hattest Du ja selbst berichtet, dass in den entscheidenden Sitzungen ein paar Parteienvertreter nicht anwesend waren, die den Ausschlag für ein besseres Ergebnis hätten geben können.

    Die meisten Politiker nehmen durchaus sensibel wahr, in welche Richtung die öffentliche Meinung geht. Meinungsumfragen spielen für viele von ihnen eine größere Rolle, als es für unser Gemeinwesen möglicherweise gut ist. Ich erinnere daran, dass es eine einzige Meinungsumfrage der Berliner Zeitung war, die für unsere Bundeskanzlerin 2010 den Ausschlag gegeben hat, den Wiederaufbau des Berliner Schlosses auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Nur die Notwendigkeiten des U-5-Tunnelvortriebs ermöglichten 2012 dann doch einen Baubeginn.
    Was können wir also machen? Uns zusammenschließen. Öffentlichkeitsarbeit über die Medien und unsere eigenen Publikationskanäle. Entscheider anschreiben und wenn möglich persönlich ansprechen. Die Mehrheitsmeinung über seriöse und qualitativ hochwertige Umfragen quantifizieren.

    man scheint kritikunfähig

    Meinst Du das ernst?

    Ernsthaft zu glauben eine städtische Wohnungsbaugesellschaft könnte mit einem Gestaltungshandbuch zum schönen Bauen gebracht werden ist bestenfalls naiv. Ist der Baukörper erstmal > 20 Meter lang, die Bauten 7 Geschosse hoch und sind die Treppenhäuser sparsam gesetzt kann dabei nur eine uniforme Großwohnanlage herauskommen, und die wird aus Kostengründen sicher nicht mit Sandstein verkleidet.

    Zum Molkenmarkt wird es ein Gestaltungshandbuch geben und dann Architekturwettbewerbe. Was dabei herauskommt, muss man eben abwarten.
    Bezüglich der Breiten Straße - um zum Thema zurückzukommen - möchte ich aus einer nichtprivaten Antwort aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf das Schreiben der Bürgervereine zitieren:

    "Die Gestaltungsregeln (für die 5 Neubauten an der Breiten Straße) umfassen beispielsweise eine Dreigliedrigkeit in Sockelzone, Obergeschosse und Dachabschluss. Auch werden Anforderungen bezüglich der Farb- und Materialwahl gestellt: Bevorzugte Fassadenmaterialien sind Ziegel, geschlämmter Ziegel, Putz, Fliesen und Keramik. Die gewünschte Farbpalette variiert zwischen grau, grau-grün und grau-beige."

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  • Na, dann ist ja alles prima. Schlaft weiter und wartet ab, welche architektonischen Highlights der Senat für uns bereithält. Ich will da lieber nicht weiter stören.

  • Manchmal geben Kleinigkeiten oder halbzufällige Personenkonstellationen den Ausschlag. Nehmen wir die Gestaltung des Schloßumfelds als Beispiel: es ist inzwischen bekannt, dass bei den entscheidenden Diskussionen zur Vorbereitung der Wettbewerbsausschreibung nur zwei oder drei Personen, die gegen eine historische Gestaltung waren, sich auf Grund der damaligen Anwesenheits- und Kräfteverhältnisse durchgesetzt haben.

    In Bezug auf den Neptunbrunnen scheint mir das aber nicht vergleichbar zu sein. Wo gibt es denn diese divergierenden "Kräfteverhältnisse" bei den hier zuständigen Entscheidungsträgern? Es wird doch unisono das gleiche gesagt: Es soll ein "moderner Brunnen" dorthin kommen und zeitgenössische Künstler sollen dafür Entwürfe liefern. Wo soll da noch Spielraum für den historischen Brunnen bzw. eine Kopie desselben sein? Nein, es ist bitter, aber wahr, der Neptunbrunnen wird nicht zurückkehren, und damit wird auch die Chance vergeben, dem Schlossplatz ein wenig "Piazza-Navona-Feeling" zu verpassen. Nicht einmal die vermeintlich "konservativere" Petra Kahlfeldt hat am Ende Rückgrat bewiesen.

    Zitat von Snork

    Die meisten Politiker nehmen durchaus sensibel wahr, in welche Richtung die öffentliche Meinung geht. Meinungsumfragen spielen für viele von ihnen eine größere Rolle, als es für unser Gemeinwesen möglicherweise gut ist

    In diesem Fall ist das jedenfalls nicht maßgebend. 2017 gab es eine Umfrage zum Neptunbrunnen, 47% der Berliner sprachen sich für eine Rückkehr auf den Schlossplatz aus. Die Entscheidungsträger im Senat (und auch in der Stiftung Humboldtforum) hat der Mehrheitswille bisher nicht sonderlich interessiert. Man trifft die Entscheidungen weiterhin im kleinen Kreis einsam in Hinterzimmern, oft gerne beraten von "Expertenkommissionen". So wie es eben üblich ist in der repräsentativen Demokratie.

  • Die "konservative" Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt ist ein Mißverständnis: im Büro Kahlfeldt ist Paul Kahlfeldt der Traditionalist, Petra Kahlfeldt hat imm er die Umbauten von Bestandsgebäuden betreut, so z.B. das Metahaus in der Leipziger Straße. Im Neuentwurf ist mir kein "konservativer" Entwurf bekannt.

    Ich glaube, dass PK ihre Arbeit durchaus ernst nimmt und vor allem ihre Kraft in die neuen Großsiedlungen steckt, bei denen sie meint dass wirklich viel schiefgehen kann. Das stimmt auch sicher. So kommen die Mitte-Fragen immer wieder unter die Räder und die direkte Konfrontation ist nicht ihre Sache - das haben wir in der kurzen Zeit gesehen, in der PK Gestaltungsratschefin in Potsdam war (auf unseren Vorschlag hin).

    In der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bestimmt nach wie vor Manfred Kühne und sein Team die Richtung. Bausenator ist der Charlottenburger und West-Berlin Christian Gäbler, der sich für die Mitte gar nicht interessiert. So kommen dann immer wieder solche Entscheidungen zustande wir zum WBM-Bau am Köllnischen Fischmarkt, zum WBM-Bau in der Breiten Straße oder zum Molkenmarkt. Der Neubau der Mühlendammbrücke in seiner völlig überdimensionierten Breite tut sein weiteres.

    Deshalb kann man m.E.n. nur herauszögern - aber ob nach einer Neuwahl eine für die Mitte bessere Bauverwaltung kommt steht dahin. Die Idee, dass in der Mitte der Berliner Wohnungsmarkt genesen soll ist ja absurd - es sind alles in allem viel zu wenig theoretisch mögliche Wohnungen um den Wohnungsmangel der 2 Millionen Wohnungen bei fast 4 Millionen Einwohnern auch nur ansatzweise etwas entgegen zu setzen. 2022 hatte Berlin eine Nettozuwanderung von 84.000 Personen, 2023 waren es über 50.000 Menschen. Am Molkenmarkt sollen in einem Zeitraum von ca. 20 Jahren maximal 450 Wohnungen enstehen - das ist für die Frage der Wohnraumversorgung völlig irrelevant.

    Wenn es allerdings den Akteuren der Mitte nicht irgendwann gelingt mindestens mal die CDU davon zu überzeugen, dass Entscheidungen pro Rekonstruktion auch in Pankow, Köpenick, Reinickendorf und Zehlendorf Stimmen bringt, wird das ganze kein gutes Ende nehmen. Dann bleibt der Raum zwischen der Museumsinsel und der Staatsbibliothek, zwischen Gendarmenmarkt und Pergamonmuseum, die historische Mitte - und Schluß.