• Die Leserbriefe zum Abriss der Villa Gross wollen nicht abebben.

    Jüngstes Beispiel im heutigen Kurier am Sonntag ist ein sehr kurzer Beitrag von Herrn Walther Kaldewey aus Bremen.
    Sein kurzer wie knapper und (wie ich meine) treffender Kommentar zur Tat von Thorsten Italiano:

    "Gier frisst Hirn."


    Wir sind noch nicht fertig...!!!

  • Man kann Herrn Italiano seine Bosheit nicht oft genug unter die Nase reiben, dieser Mensch hat offensichtlich den Respekt und die Achtung vor Gott und der Welt verloren!

  • Schwachhauser Heerstraße 106

    Vor etwa zweieinhalb Jahren wurde ja die schöne Jugendstilvilla an der Schwachhauser Heerstraße abgerissen. Ich stelle zwei Stufen dieses Abrisses dar, danach den fast fertigen Nachfolgebau.

    Für mich: Ein Jugendstiltraumhaus, erste Abrissstufe:

    Zweite Abrissstufe

    Bei solchen Abrissen geht ja nicht nur das äußere Erscheinugnbild verloren, sondern auch kunstfertig geschnitzte Treppenhäuser, Türen, Fenster und Jugendstilfliesen in Badezimmer und Küche. Nach dem Abriss gab es diese Informationen:


    Und so sieht der fertig gestellte Neubau heute aus - gelungen! Wenn Italiano so mal bauen würde. Trotzdem ist der Abriss der Jugenstilvilla ein Frevel. Hier wird so viel Schrott gebaut von unfähigen Architekten, da würde ich mir so einnen Neubau wünschen. Die dunkelen Fenster und der dunkele Vorbau im Erdgeschoss gefallen mir nicht, die Form der Fenster dagegen schon:

    Hier noch Detailansichten: Giebel - wann gibt es das schon heute, und Ornament.

    Über dem rechten Stichbogen im Ergeschoss, lange vermisst, aber endlich da: ein Ornament, auch noch mit Bremenbezug:

  • Ich finde das Gebäude auch recht gelungen. Das Dach des Wintergartens (?) könnte später billig wirken, wenn die Witterung es bearbeitet; ein Freund dieser Tiefgarageneinfahrten und Stellplätze auf dem Grundstück (anstatt eines halbwilden Vorgartens) werde ich in diesem Leben auch nicht mehr. Aber ich will nicht rummeckern. Der klassische Bremer Schlüssel als Ornament ist mir vorher gar nicht aufgefallen - toll!

    Warum man nun die Jugendstilvilla zerstören musste, erschließt sich mir allerdings auch nicht. Was für ein Gewinn es für die Häuserzeile gewesen wäre, wenn man das Gebäude linkerhand derartig ersetzt hätte. Wer ist eigentlich der Architekt?

  • Auch wenn die alte Jugendstilvilla marode gewesen sein sollte, zumindest die alte Fassade hätt man beibehalten können. Der Neubau ist doch sehr abstrakt nur noch nachempfunden, auch wenn es besser ist als eine belanglose Schuhschachtel. Aber ersetzen tut dieser Neubau das historische Gebäude nicht.

  • Ich finde den Neubau -v.a. in Kenntnis des Abrisses, von dem ich nicht wusste- ehrlich gesagt plump und ungelenk, wie so häufig, wenn moderne Architekten versuchen, klassisch zu bauen. Als Ersatzbau für eine Brache oder einen Kasten aus den 60ern, meinetwegen. So bleibt ein bitterer Beigeschmack, zumal von den Proportionen her an diesem Gebäude nichts stimmt, Geschosshöhen zu gering, irgendwie verzockte Eingangszone, dazu dieser riesige Balkon zur Straße im ersten OG.

    Da hilft dann auch eine kleines Styroporstuckelement ehrlich gesagt wenig. So geht die ersehnte Wende ganz sicher nicht, dann lieber ein gelungen modern gestaltetes Gebäude, und das meine ich ganz ernst. Das Gegenteil von gut ist häufig gut gemeint.

    Wie tief die Baukunst gefallen ist, sieht man fast eher an diesen misslungenen Experimenten mit klassischer Formensprache als an einem konsequent modern durchgeprügelten Projekt.

  • Vom Abriss reden wir mal nicht. Der ist natürlich sehr bedauerlich. Und dass der Neubau nicht das Gelbe vom Ei ist, ist klar. Da stimmt einiges nicht ganz. Z.B. das zu steile Dach, das eigentlich nur ein Flachdach kaschiert. Oder der etwas plumpe Wintergarten-Vorbau. Aber der Bau versucht zumindest mal etwas und fügt sich halbwegs gut in das Ensemble ein.

    Sollte uns ein "konsequent modern durchgeprügeltes Projekt" wirklich lieber sein? (Also so oder so oder so?) Ich wäre da vorsichtig mit solchen Äußerungen, denn Bauherren und Architekten wäre es ein leichtes zu sagen: "Das wollt Ihr? Sehr gerne." Es wäre für sie einfacher, vermutlich günstiger, sie riskieren kein hämisches Lächeln von Fachkollegen, und vielleicht - sofern sie mit etwas Sichtbeton hantieren - bekommen sie sogar mal einen Architekturpreis.

    Das will sagen, wenn nicht mal mehr die Stadtbild-Freunde solche Versuche positiv begleiten, sondern sie verreissen, dann gibt es gar Hürde mehr, bei den Abrissen der Zukunft (die dann hier zwar aus der Position der Machtlosigkeit bedauert werden) den nächsten Stadtteil konsequent in Richtung Flachdach-Kisten mit Stelzen-Erdgeschoss umzugestalten.

  • War natürlich etwas polemisch, klar. Trotzdem bleibt mir die Freude über einen solchen Bau im Halse stecken. Da hat ein Bauherr zu seinem Hausarchitekten gesagt, rotz mir mal ne flächenoptimierte WDVS-Kiste hin mit blaugrauen Plastikfenstern und nem Rundbogen, damit die Spießer in Schwachhausen nicht nerven.

    So, und dabei bleibe ich, geht die ersehnte Wende nicht. Grundproblem war natürlich der Abriss. Alles danach konnte nur schlecht enden.

  • Heimdall schrieb: Die figurativen Reliefs des Altbaus wurde nicht abgenommen und gerettet? Sie hätten eine schöne Ergänzung des Neubaus sein können.

    Ich habe jetzt noch mal den von Dir angesprochenen Bereich vergrößert - vielleicht erkennt jemand Ähnlichkeiten mit verstorbenen oder lebenden Personen.


  • Ich verstehe jetzt aber nicht, was an diesen Reliefs irgendwie personell problematisch gewesen sein soll, so daß man diese nicht hätte retten wollen?

  • Ich denke auch nicht, dass die Reliefs personell problematisch waren, sondern dass schlicht kein Bewusstsein dafür und Interesse an einem Erhalt bestand. Aber ich hoffe natürlich immer noch, dass in letzter Sekunde der Bauschmuck entnommen und gerettet wurde. Die Hoffnung stirbt zuletzt. :zwinkern:

  • Frühe Bewohner des Hauses Schwachhauser Chaussee Nr. 108


    Die Adreßbuchsuche gab keine besonderen Hinweise auf eine besondere Profession der ursprünglichen Bewohner des in der Häuserzeile zwischen Donandt- und Albersstraße gelegenen Gebäudes Schwachhauser Chaussee Nr.108. Im Jahre 1903 - also kurz nach der Erbauung - war dort die Witwe Döring gemeldet mit dem Zusatz (Wirthsch.). Eine Schankwirtschaft wäre aber explizit auch als solche bezeichnet worden, sodaß hier offen bleiben muß, was für einer 'Wirthsch.' die Witwe Döring nachging. 1914 ist dann der Kaufmann Clewig hier registriert. In beiden Fällen ist es somit eher unwahrscheinlich, daß die beiden Medaillons an der Fassade auf den Beruf der Bewohner bezogen waren.

    Adreßbuch 1903


    Adreßbuch 1914

  • Sachs, Wagner und die Meistersinger ?

    Allerdings könnten die Bewohner mit der Auswahl der Stuck-Modeln ihre Bildungsbeflissenheit haben belegen wollen: Beide Medaillons sind nämlich begleitet von Fanfaren blasenden Putten, was auf das Musikleben verweisen könnte. Und falls die folgende Identifikation der beiden Köpfe im Profil richtig sein sollte, dann wäre hier ein Hinweis auf die 'Meistersinger von Nürnberg' gegeben:

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (2. Januar 2020 um 21:56)

  • Eine Darstellung von Hans Sachs findet sich übrigens auch in der Wulwestraße 11 (dem 'Hans-Sachs-Haus') im Ostertor (dort zusammen mit Hans von Sagan):

    (Foto von XenonX3)

    Insofern wäre eine Darstellung des Barden am Hause Schwachhauser Chaussee Nr. 108 nichts ungewöhnliches für Bremen.

  • Pagentorn, das scheint mir eine ganz sinnvolle Interpretation der figuralen Reliefs zu sein. Vielleicht war der Hausherr und Bewohner ja Musiker oder zumindest musikbegeistert.

    Was allerdings die Hausnummer angeht, so handelt es sich nicht um die 108, sondern um die 106, wie beim ersten Abbruchbild im seitlichen Text erwähnt.

  • Sie haben mit der Hausnummer vollkommen recht. Danke für den Hinweis. Allerdings gilt auch für die Namen der Bewohner der Nr.106 das für die Nr. 108 Gesagte entsprechend.