• Japaner sind schon ein lustiges Völkchen. Mir gefällt besonders ihre Lebensart und der Hang zur Übertreibung in Mimik, Gestik und Gameshows xD Das Betonmeer ist für europäische Augen schon gewöhnungsbedürftig, aber durchaus beeindruckend. Mich zieht es aber nicht dorthin, außer vielleicht für einen Urlaub. Dieser kalte, eckige und im Grunde menschenunwürdige weil abstoßende Baustil ist doch langweilig und monoton. Man muss alles dagegen tun, dass der in Deutschland und Europa nicht allzu sehr um sich greift. Einzelne Solitärbauten wie der Fernsehturm sind hingegen recht ansprechend, optisch und technisch gut gelungen. Als flächendeckendes Ensemble aber absolut ungeeignet. Da brauchts auch ne schöne, knuffige, gemütliche, pittoreske Altstadt zum Genießen.

  • Also, ich bin ja aus grundsätzlichen, strukturellen Gründen (städtebaulich wie sozial) kein Freund von Hochhäusern, weniger aus ästhetischen. Ich wollte aber mal darauf hinweisen, dass die Computerspielentwickler in dieser Hinsicht viel fortschrittlicher und ästhetisch ansprechender denken, in ihrer Phantasie viel weiter sind, als die hiesigen Architekten, die teils noch in den 1970ern stecken, teils sich der dekonstruktiven Hässlichkeit verschrieben haben. Im Spiel "Anno 2070" ist eine Hochhaus-City mit organischen Formen entwickelt worden. Erinnert an eine Mischung aus Art-Deco und H.R.Giger:
    http://mature-gaming.com/wp-content/upl…1/anno-2070.jpg
    http://www.gamereactor.de/media/26/anno2070_242682.png

  • Das wäre eventuell auch ein Beitrag für ,,Skurriles und Kurioses" im Forum, aber für Hochhausdebatten ist ein solches Beispiel ggf. auch später noch relevant. In San Francisco gibt es nämlich einen neuen schiefen Turm zu Pisa. Etwas überspitzt, es geht hier nur um wenige Dezimeter, aber das Problem ist noch nicht gelöst. Das Hochhaus lehnt und schiebt sich aus bisher unklaren Gründen weiter. Jetzt steht ein erneuter Rettungsversuch an, ohne diesen die Aufzüge und andere Einbauten durch die Schräglage sonst dauerhaft ausfallen könnten.

    Es geht um den Millennium Tower von 2009, San Franciscos höchstes Wohnungshochhaus. Es wurde bereits ein Rettungsversuch gestartet letztes Jahr, welcher gescheitert ist bzw. nach ersten Versuchen verworfen wurde.

    Die Take-Home Message hier ist wohl weniger, dass so ein Turm mit dem Untergrund solche Probleme haben kann, sondern mehr die Konsequenzen: So soll die Rettungsmaßnahme des Turms mindestens eine halbe Milliarde Dollar kosten! Wobei unklar ist, ob das anvisierte Abfangen des Gebäudes überhaupt gelingt. Auch der Schaden für die Käufer der Wohnungen ist natürlich erheblich bei einer so hohen Wohnraumdichte und der Gefahr eines notwendigen Abrisses.

    Hier eine englischsprachige Quelle:

    https://clarion.causeaction.com/2022/02/25/maj…ell-as-tilting/

    Hier eine deutsche:

    https://www.rnd.de/panorama/mille…OHH5PJP554.html

  • In Berlin scheint ein Hochhausprojekt am Alexanderplatz wegen der Sanktionen gegen russische Unternehmen auf der Kippe zu stehen, nicht á la Turm von Pisa, da noch im Keller gewerkelt wird, also eher finanziell:

    BZ

    Auch in weiteren Zeitungen besprochen (MoPo, Tsp, Berliner Zeitung)

  • In Berlin scheint ein Hochhausprojekt am Alexanderplatz wegen der Sanktionen gegen russische Unternehmen auf der Kippe zu stehen

    Nicht so tragisch, wenn dieser klobige, seltsam geformte Vierkantbolzen dem Stadtbild erspart bleibt.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Reise um die Welt mit dem roten Faden Hochhäuser.

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    Binsenweisheit, aber wohl den heutigen Regulierern nicht geläufig und in diesem Beispiel einer völligen Deregulation bei ausbleibendem Einwohnerwachstum noch klarer:

    Zitat

    Wo früher noch teilweise denkmalgeschützte Häuser standen, werden die nun abgerissen, um Hochhäuser zu bauen. Hochhäuser ohne Höhenbegrenzung. Grund ist ein neues Städtebaurecht aus dem Jahr 2019. Das ermöglicht Investoren und Bauunternehmen fast ohne Vorschriften zu bauen, möglichst hoch. Denn mit jedem zusätzlichen Stockwerk machen sie auch mehr Gewinn. Die Folge: Ein Boom im Bau von Hochhäusern in der ganzen Stadt [Buenos Aires].

    In Deutschland ,,schützen" in gewisser Weise davor nur bestehende zusätzliche Regularien bei zunehmender Bauhöhe, welche die Kosten treiben.

    Auch der Sozialwohnungsbau in Singapur ist aufschlussreich für jene mit einem verklärten Blick auf die Kostenstruktur (Errichtungs- und Folgekosten): Die soziale Durchmischung dort ist nur durch extremste staatliche Eingriffe möglich, hauptsächlich hoher Subvention, aber auch strikter Vorgaben, wer einziehen darf. Habe ich das zudem richtig verstanden mit der Erbpacht? Der Staat kauft die sanierungsbedüftigen Hochhäuser dann häufig vorzeitig zurück?

  • Snork 10. Mai 2022 um 22:47

    Hat den Titel des Themas von „Hochhäuser - die Giganten einer neuen Zeit“ zu „Hochhäuser“ geändert.
  • Ich übertrage den Beitrag aus dem Frankfurter Polizeipräsidium-Thema mal hierher, da es ins Allgemeine zu Hochhäusern geht:

    "erbse" zum Beispiel ist ein großer Hochhaus-Freund.

    Zum einen bin ich das pauschal nicht. Und zum anderen hat sich das auch in den letzten Jahren noch um einiges verändert.

    Im westlichen Kern der Frankfurter Innenstadt erscheinen mir Hochhäuser als politisch geradezu alternativlos. Das vor allem, weil die Stadt sich nun einmal bewusst zu diesem Weg konsequent entschieden hat und eine entsprechende Stadtstruktur über Jahrzehnte ausgeprägt hat. Als so stark kriegszerstörte Stadt kann ich diesen Weg nachvollziehen. Eine noch uninteressantere Stadt wie Essen oder Düsseldorf soll das meinetwegen auch machen.

    Zum anderen ist die Dichte durch Hochhäuser natürlich gewissermaßen eine Mär. Wenn wir uns die dichtbesiedeltsten Viertel Europas anschauen, sind das allesamt keine Hochhausgegenden, sondern Strukturen des Mittelalters bis hin zum Ersten Weltkrieg. Die meisten europäischen Städte brauchen keine Hochhäuser und sollten mE auch keine haben. Wenn jede Stadt versucht, da mit irgendwem mitzuhalten, gibt es irgendwann für uns Städter keine Wahl mehr, in einer wirklich schönen, klassischen Stadt zu leben. Was ja wohl hoffentlich nicht das Ziel sein kann. Mailand z.B. hätte wirklich nicht diesen Weg gehen müssen, Den Haag, Brüssel, Stockholm, Riga, Prag, Amsterdam, Wien und Breslau auch nicht. Überflüssig wie ein Kropf deren Hochhausviertel. Generell sollten unzerstörte Städte das einfach bleiben lassen. Amsterdam muss um Gottes willen nicht Rotterdam nacheifern, das ist doch peinlich. Man spricht ja auch nicht umsonst von Brüsselisierung, wenn Hochhäuser in historische Stadtviertel gestellt werden.

    Und zu guter Letzt halte ich es mit Leon Krier: ein Hochhaus muss seine Stellung in der Stadt verdient haben. So wie Kirch- und Rathaustürme dies einst durch filigrane und angenehme Ästhetik taten. Die wenigsten Hochhäuser tun das. Darum bin ich auch kein Freund des in Berlin propagierten Modells "Hochhausverdichtung an allen S-Bahnen". Da kommen nur überall die selben Kisten bei heraus - und am Ende weiß man nicht mehr, an welcher Station man eigentlich gerade ausgestiegen ist. Wenn man diese Stadtbaupolitik schon um 1900 verfolgt hätte, wären sicher wunderbare Türme dabei herausgekommen, wie das Ullsteinhaus oder der Borsigturm. Dann bitte an diesen heute orientieren. Wir brauchen nicht die international austauschbare Standardästhetik, sondern eine lokale Architektursprache auch im Hochhausbau. Das würde auch Frankfurt äußerst gut stehen, mal einige Türme wirklich lokal zu interpretieren - mit Mainsandstein, Abstufungen, eleganten Details, einer Interpretation Frankfurts zwischen Expressionismus und Art Deco.

  • Hochhäuser bergen durch ihre Größe und Konstruktionsweise mehr Risiken als andere Bauweisen.

    Als besonders kritischer Fall ist hier das Citigroup Center in New York zu nennen. Beim Tragwerk der (wohl zu) kühnen Konstruktion wurden ursprünglich schwere Fehler gemacht, die quasi durch Zufall abgewendet wurden.

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  • Hochhäuser bringen viele Probleme mit sich und es kursieren seit Jahrzehnten einige leicht widerlegbare Mythen über ihre angeblichen Vorteile.

    Hier mal 5 davon in diesem Artikel aus dem Baubiologie-Magazin, eine Zusammenfassung einer ausführlicheren Abhandlung der "Arbeitsgruppe Städtebau + Architektur Zürich" mit dem Titel "Das Hochhaus – kurz und bündig" (PDF):

    1. Hochhäuser generieren keine erwähnenswerten Freiflächen und Grünräume.

    Sie eignen sich nur bei Ausnützungsziffern* von weit über 2,0 für die Verdichtung, die unserer Kultur, unseren Vorstellungen von Zusammenleben, Wohnen und Arbeiten nicht entsprechen.

    * Die Ausnützungsziffer umschreibt das Verhältnis der Summe der Wohn- und Arbeitsflächen in Vollgeschossen zur Grundstücksfläche. Beispiel: Bei einer Ausnützungsziffer von 40 % dürfen auf einem Grundstück von 1.000 m2 Fläche maximal 400 m2 Geschossfläche erstellt werden.

    2. Ökologie und Nachhaltigkeit: Der ökologische Fußabdruck von Hochhäusern ist deutlich schlechter als die technisch viel anspruchslosere Flachbauweise.

    Auch sind der Bedarf an grauer Energie und der Ausstoß von CO2 deutlich höher als im Flachbau. Der in Megastädten wie z.B. New York, Hongkong, Singapur etc. mit Wolkenkratzern erzeugte Dichtestress ist nicht erstrebenswert, auch sind die damit verbundenen, enormen Umweltschädigungen (Gebäude, Verkehr, Infrastruktur) übermäßig.

    Gebäude und das Bauen sind für die Umweltbelastung sehr relevant. Der Schweizer Gebäudepark ist mit etwa 50 % des Primärenergiebedarfes und mit 27 % am CO2-Ausstoß erheblich beteiligt. Auch wird Boden beansprucht und immer knapper werdende Rohstoffe verbraucht.

    3. Ökonomie: Hochhäuser sind je Quadratmeter Nutzfläche systembedingt wesentlich teurer (20 %, oft mehr) ;- in der Planung, im Bau, im Betrieb, im Unterhalt bei Sanierungen und beim Rückbau. Mit Bedacht auf die systembedingten Merkmale des Hochhauses lassen sich zum gleichen Preis mindestens 25 % mehr Wohnungen in niedrigen, technisch einfacheren Häusern bauen.

    4. Städtebauliche Aspekte und Landschaft:

    Die schiere Größe, Dominanz und Objekthaftigkeit von Hochhäusern verhindern wirtliche, umschlossene Räume, wie wir sie in der Altstadt auf Plätzen, Straßen und Gassen genießen und als maßstabsgerecht wahrnehmen.

    Ihre in Zürich häufige und zufällige Ausbreitung («Nähkissen») – an karzinogen wuchernde Strukturen erinnernd – verunklären die Stadtstruktur, die Orientierung und speziell in Zürich die landschaftlichen Besonderheiten. Was die behördliche, für Hochhäuser vorgeschriebene Forderung nach guter Gestaltung mit «schöner» Fassadengestaltung bis heute angerichtethat, ist real und in der Gesamtwirkung zu besichtigen. Es würde mit weiterer Anhäufung noch desaströser! Der Preis für die gute Aussicht sind die Beschattung der Nachbarschaft (inkl. Solaranlagen) und negative Auswirkungen auf das städtische und örtliche Klima. Selbst in Paris sind Hochhäuser unerwünscht!

    5. Gesellschaftliche und psychische Bedenken:

    Wohnhochhäuser isolieren die Menschen vom Boden, unter sich und zur Umgebung. Sie eignen sich nur für eine eingeschränkte zahlungskräftige und sicherheitsüberzeugte Benutzerschaft. Lebensgemeinschaften mit Kindern sind in Hochhäusern schlecht aufgehoben. Hochhäuser werden von vielen Menschen oft wie unmenschlich drohende, unausweichliche Kulissen wahrgenommen.

    Quelle: https://baubiologie-magazin.de/stadtentwicklu…wert-und-dicht/

  • Was die frühen Hochhäuser gestalterisch ausmachte und wie sich dies änderte - toll gemachtes ganz neues Video:

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