Schönheit und deren Definition

  • Zitat von "Restitutor Orbis"

    ...E.-E.: Zumindest die Prahlerei hat, bitte schön, Funktion. Wenn der Fürst seinem Schloss eine ganz besonders aufwendige Prunkfassade gab, dann wollte er seinen Leuten doch signalisieren: Ich bin vermögend und kann euch beschützen. Und wenn die Banken in Wien sich eine klassizistische Fassade geben, soll das doch heißen: Ihr könnt mir vertrauen.....[...]

    Das war vielleicht im Hochmittelalter mit den Burgen so, aber ein Schloß hat doch eine ganz andere Funktion. Hier geht es um Wohlfühlen, um Versinnbildlichung der Macht des Menschen sich die Welt untertan zu machen - quasi um allegorische Darstellung der Beherrschung der Natur und einer Übertreffung ebendieser usw. Eine Schutzfunktion greift schon deshalb nicht, weil die meisten Schlösser als Solitär irgendwo in der Pampa stehen.

  • Zitat

    Na ja, ich finde Eibl-Eibesfeldts Ausführungen ehrlich gesagt ziemlich platt.
    Das, was Kunst ausmacht, ist Wahrheit; es geht um die Formen von Wahrheit, die begrifflich nicht zu erfassen sind. Ob sie dann "schön" ist oder nicht, ist kein Kriterium. Große Kunst kann durchaus "häßlich" sein, in gewissem Sinn muss sie das oft sogar (siehe z.B. die großartigen Gedichte eine Georg Trakl oder Paul Celan).
    Das Problem an der neueren Kunst ist nicht, daß sie sich von der Schönheit verabschiedet hat, sondern daß sie sich von der Wahrheit verabschiedet hat.

    was du als wahrheit bezeichnest, nennen andere 'schönheit', wiederum andere biologische prädisposition der individuellen interpretation.

    ich empfinde die eibelschen ausführungen als durchaus wohltuende direktheit und charaktervolle courage. spiel mit wortdefinitionen hingegen, siehe 'wahrheit' vs 'schönheit', ist da eher kein kriterium und sicher keine zielführende bereicherung, eher ein oft eitler umweg der verständnisarbeit über sprachspielerei die letztlich zu allgemeiner falsch- oder nichtaussage führt.

    das problem der kunst ist tatsächlich, dass sie sich absichtlich von dem allgemein prädispositionierten visuellen oder sprachlichen empfinden entfernt hat, nenn es schönheit oder wahrheit, oder wie_auch_immer! (aber nenn es bitte so, dass man unter zuhilfenahme des allgemeinverständisses der sprachelemente eine möglichst kurze und klare aussage erhält)

    moderne kunst ist grösstenteils tatsächlich bloss der empfundene banalmüll, als der sie auch effektheischerich geplant wurde. das kunst, bzw. für dich wahrheit, nicht begrifflich zu fassen sei, halte ich für unsinnigen sophismus. warum denn das? weil einem vor geringschätzung moderner wunst die philosophischen worte fehlen, oder weil die philosophen sich mittlerweile per telekinese oder morsezeichen verständigen??

    ich glaube, das spielereien mit begriffen wie 'wahrheit', bestenfalls spass am sprachflexen zugrundeliegt, schlechtestenfalls diese leicht missverstandene intellektuelle gymnastik aber sehr viel mit akademischer selbstzufriedenstellungs-geltungsarbeit zu tun hat.

    Zitat

    Das, was Kunst ausmacht, ist Wahrheit; es geht um die Formen von Wahrheit, die begrifflich nicht zu erfassen sind. Ob sie dann "schön" ist oder nicht, ist kein Kriterium.


    tut mir leid, klingt mir nach typischem ex68erstil blabla, kann ich mir ja gar nicht anhören sowas, wieso denn, was den, warum denn...
    postulat ist postulat, auch wenn es dem ein oder anderen VERMEINTLICH kluge klingen tut, wa jungens...

  • Zitat

    Zitat:

    tut mir leid, klingt mir nach typischem ex68erstil blabla, kann ich mir ja gar nicht anhören sowas, wieso denn, was den, warum denn...
    postulat ist postulat, auch wenn es dem ein oder anderen VERMEINTLICH kluge klingen tut, wa jungens...

    Ach, mein' doch was du willst. Dann waren Platon, Meister Eckhart, Schelling, Eichendorff, Wagner, Novalis und Dostojewskij halt ex68'iger. 'tschuldigung, aber so was kann ich nicht ernstnehmen.

  • was um himmels willen an formen von wahrheit nicht begrifflich zu fassen ist, auch mathematisch nicht, entzieht sich der menschlichen betrachtung als unverständlich. darüber können wir uns also aussagen ersparen, somit ist dein satz in sich unlogisch. also das kann ICH nicht ernst nehmen, und, tut mir leid, erinnert mich an des 68ers liebstes kind, den schwallomat für akademiker.

    architektur ist ein zweig der gestaltenden künste, und dabei ist das kernthema nun einmal visuelle gestaltung für menschen, und eben nicht willkürlich dreist postulierende wortakrobatik. aber hier wie überall, anstelle visuell arbeitender talente, reden abstrahierende sprachtalente über ihr nichtverständnis des fachbereiches bildliche informationsdarstellung. liegt vermutlich an der zugrundeliegenden talentverteilung des phänopools.
    genau wie im bda.

    Zitat

    Ob sie dann "schön" ist oder nicht, ist kein Kriterium.

    doch, schönheit ist in vielerlei hinsicht DAS kriterium, hässlichkeit das antonym dazu, und beides bestimmt grundlegend die aufmerksamkeit und wirkung eines jeden objektes für uns hauptsächlich visuell orientierte säugetierrasse von neo-affen mit evolutionell fix vorprogrammierten analyse parametern. nenn es meinetwegen wahrheit.

    und die masse deiner aufgeführten protagonisten hat die funktionsweise des menschen dahingehend überhaupt nicht erfasst und daher in der aussagekraft lückenhafte argumentationen entwickelt.

  • Zitat von "Oliver"

    Das war vielleicht im Hochmittelalter mit den Burgen so, aber ein Schloß hat doch eine ganz andere Funktion. Hier geht es um Wohlfühlen, um Versinnbildlichung der Macht des Menschen sich die Welt untertan zu machen - quasi um allegorische Darstellung der Beherrschung der Natur und einer Übertreffung ebendieser usw. Eine Schutzfunktion greift schon deshalb nicht, weil die meisten Schlösser als Solitär irgendwo in der Pampa stehen.

    Schlösser waren bis auf wenige Ausnahmen vornehmlich Repräsentationsbauten, die Schutzfunktion kann auch übertragen gelten, das Land das sich grosse Schlösser leisten kann, kann sich auch eine grosse Armee halten, teilweise war es auch einfach persönlicher Wettbewerb zwischen den Fürsten, alles andere ist für mich der Schwallomat in der Barockausführung. :gg:

  • Na, hier geht es mal wieder hoch her... da möchte ich vielleicht aber, bevor ich dazu Stellung nehme, nochmal deutlich sagen, was Eibl-Eibesfeldt gesagt und was er nicht gesagt hat.

    - Beim nochmaligen Lesen des Interviews ist mir bewusst geworden, dass E.-E. durch seine Arbeit im Grunde keine Erkenntnisse über Kunst erbracht hat, sondern über Ästhetik. Allerdings: Aus der Erkenntnis, dass Ästhetik etwas ist, was für uns Menschen von Natur aus gut ist, schlussfolgert er, dass das Ästhetische in der Kunst eine größere Rolle spielen müsse (Anmerkung von mir: Man muss aber eigentlich nicht "Kunst" sagen, man könnte auch sagen, es soll "im Leben" eine größere Rolle spielen.) Gegen eine größere Rolle des Ästhetischen in der Kunst habe ich nichts, allenfalls gegen eine ausschließliche. Ästhetikempfinden hat übrigens nicht nur der Mensch, sondern nachweislich auch Tiere.
    - E.-E. formuliert eine "Urgrammatik des menschlichen Verhaltens". Sinn für das Schöne und Liebe zur Symmetrie sind dem Menschen angeboren. Er betont aber im Interview - die Stelle habe ich ja zitiert -, dass Provokation durchaus etwas Gesundes sei; auch könne "abstrakte Kunst sehr schön sein". Picassos "Guernica" ist für E.-E. ein großartiges Werk, das der Betrachter verstehen könne. Für andere Werke gelte dies jedoch nicht. Kunst aber müsse kommunizieren wollen.


    Eibl-Eibesfeldts Ausführungen belegen, dass "Schönheit" wichtig ist für die Lebensqualität des Menschen. In diesem Sinne hat er Recht, wenn er den Sinn von "aggressiver Kunst" im öffentlichen Raum anzweifelt. Denn dort, wo Menschen leben und arbeiten, geht es in erster Linie um ihre Lebensqualität und nicht darum, dass sie ständig Sinnfragen ausgeliefert sind. Um Sinnfragen nachzugehen, kann man spezielle Institutionen aufsuchen, das muss nicht bis ins Alltägliche reinragen. Wie E.-E. sagt, gesunden Patienten in ästhetischer, ansprechender Umgebung schneller. Ähnliche Studien belegen, dass Kinder in einer "schönen Umgebung", sprich einem schönen Schulgebäude, besser lernen (wobei ich natürlich einräume, dass das dann nur ein Faktor unter vielen ist und mit Sicherheit nicht der wichtigste). Wenn all diese Dinge im Grunde bekannt sind, dann ist es doch um so verwerflicher, dass Architekten sich weigern, Krankenhäuser und Schulen ansprechend zu gestalten (ich meine jetzt: ansprechend in Bezug auf das Empfinden der Bevölkerung, nicht das der Architekten), sondern dass sie lieber kruden und fragwürdigen Theorien folgen, anstatt Gebäude zu entwerfen, in denen Kranke schneller gesund werden und Kinder besser lernen.

  • Wenn ich mal kurz in die "Wahrheit"-"Schönheit"-Debatte intervieren darf: Nebn den o.g. Kriterien kommt noch etwas anderes dazu, und das gilt sowohl für Kunst als auch für Architektur: nämlich "Können"! Dies ist nämlich bei vielen (spätestens nach Beus`Auspruch: "Jeder Mensch ist ein Künstler" etwas abhanden gekommen) Da werden zum x-ten male Kleckse auf Leinwände gespritzt, verrostete Eisenplatten in den Raum gestellt, laufen Videos mit einem Gesicht das schreit und eben auch die tausendste Betonkiste "entworfen". Die meisten von diesen "Künstlern" fühlen sich berufen, die Welt mit ihrer Nichtkunst zu beglücken haben aber nicht annähernd das Können der alten Meister. Mit anderen Worten, wenn die Entwicklung so weitergeht gibt es kaum noch jemand, der fähig ist, ein Fachwerkhaus zu bauen oder eine Gebäude mit reich geschmückter Sandsteinfassade zu realisieren.

  • Zitat von "Kindvon2dresdnern"

    ... Mit anderen Worten, wenn die Entwicklung so weitergeht gibt es kaum noch jemand, der fähig ist, ein Fachwerkhaus zu bauen oder eine Gebäude mit reich geschmückter Sandsteinfassade zu realisieren.

    Die Gefahr ist vor allem, daß das Desinteresse an Kunst und Kultur weiter zunimmt, wenn die "zeitgenössische Kunst" weiterhin durch die infantile Kunst bestimmt wird. Die Kunst soll die Menschen erfreuen und nicht verärgern.