Hallo zusammen!
Nun beginne ich auch mal, im APH-Forum meine Gedanken und Erkenntnisse niederzuschreiben. Wollte eigentlich bei Frankfurt beginnen; da ich aber meine umfangreiche Bildersammlung noch nicht ins Netz schicken kann, mache ich hier den Anfang. Als Bauforscher sind die zusammengetragenen Provisorien von Jürgen wahre Leckerbissen; nur schon beim Betrachten der Photos kann man sehr viele baugeschichtliche Details erahnen, auch wenn man die Gebäude noch nie persönlich zu Gesicht bekommen hat!
Für diejenigen, die sich für Bildmaterial über die Kriegszerstörungen in Bayern interessieren, habe ich einen wertvollen Buchtip:
"Bayerische Baudenkmäler im zweiten Weltkrieg
Verluste - Schäden - Wiederaufbau"
Herausgeber: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München 1995
Redaktion: Karlheinz Hemmeter
Vertrieb: Karl M. Lipp Verlag, Meglinngerstr. 60, 81477 München
Format A4, brochiert - ich denke, es kostet kein Vermögen, und ob es vergriffen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf 290 Seiten werden hier im Schnitt pro Seite eine bis fünf grosse Abbildungen gezeigt, ca. 700 Photographien von Gebäuden und Details vor und nach den Kriegszerstörungen! Öffentliche wie auch private (!) Gebäude sind kurz einleitend beschrieben, und über deren Schicksal findet man nach Untertiteln wie "Schäden", "Wiederaufbau" und auch "Totalverlust" wetvolle Hinweise.
Schwerpunktmässig haben darin Augsburg, München, Nürnberg, Rothenburg und Würzburg Aufnahme gefunden, aber jeder noch so kleine Ort, welcher Zerstörungen zu beklagen hatte, wird auch behandelt. Für mich ist es eines der beeindruckendsten Bücher über Sachverluste des Krieges - nur wenn ich schon das Bild der "Albrecht-Dürer-Haus"-Ruine betrachte, staune ich über diejenigen, welche als erste den Mut aufbrachten, dieses jeden Moment einsturzgefährdete Haus für dessen Wiederherstellung zu betreten!
@ Jürgen
Lorenzer Strasse 23 würde ich nicht als Nachkriegsprovisorium bezeichnen. Schau mal den Dachknick an, ebenso auch die einfachen Details der Dachgauben. Alles deutet daraufhin, dass dieses Haus den Krieg komplet überstanden hat! Leider hat die Fassade eine purifizierende Renovation erdulden müssen, aber im Kern dürfte das Gebäude noch sehr viel baugeschichtlich relevante Substanz aufweisen. Der leichte Knick und Riss zwischen der 2. und 3. Fensterachse deutet auf eine Erweiterung des Haues hin, oder es sind hier schon früh zwei Häuser vereinigt worden.
Hallo ihr Denkmalpfleger, lasst diese unscheinbare Haus nicht durch die Maschen fallen!!!
Für Ludwigstrasse 73 gilt dasselbe. Es macht zwar einen weniger schmuddeligen Eindruck als die Lorenzer Strasse 23, aber auch in ihm würde ich nicht wohnen wollen (es zu restaurieren hingegen schon; ist immer noch besser als zu rekonstruieren)! Die zwei verschiedenen Dachneigungen lassen den Schluss zu, dass es vermutlich schon vor dem Krieg aufgestockt worden ist, und immer noch wesentliche Tragelemente des Dachstuhls des ursprünglich niedrigeren Gebäudes vorhanden sind.