Nordhausen (Galerie)

  • Bäckerstraße, die nördliche Seite war intakt und wurde erst in der DDR platt gemacht:

    Falls nicht gesondert erwähnt: die Bilder sind selbst erstellt.

  • ^ Die Brachen gehören übrigens zum großen Teil der städtischen Wohnungsgesellschaft. In anderen Städten wären solche Flächen Entwicklungsgebiet ersten Ranges, hier ruht seit 22 Jahren still der See. Die historischen Gewölbekeller sind wohl mittlerweile nicht mehr zu retten.

    Innenhof in der Bäckerstraße:

    Falls nicht gesondert erwähnt: die Bilder sind selbst erstellt.

    Einmal editiert, zuletzt von Stutzen (1. April 2013 um 09:48)

  • Kornmarkt:

    Selbe Perspektive:

    Von Norden ohne Neptunbrunnen:

    und mit dem Gott des Wassers:

    Falls nicht gesondert erwähnt: die Bilder sind selbst erstellt.

  • Töpferstraße, der Gipfel der Verkommenheit, man beachte die neonfarbenen Akzente:

    etwa selbe Perspektive:

    Falls nicht gesondert erwähnt: die Bilder sind selbst erstellt.

    Einmal editiert, zuletzt von Stutzen (24. Juni 2012 um 13:06)

  • Das Zentrum von Merseburg ist weit umfangreicher erhalten, aber leider auch weit bedeutungsloser (bis auf die Barockhäuser unter dem Dombereich).
    Ein paar Abrisse (nördlich von St. Maximi) und angepasste Neubauten sollten genügen, um der Stadt ihr Zentrum wieder zurückzugeben.
    In Nordhausen sieht die Lage viel trostloser aus.

    Zitat

    aber zumindest in Thüringen habe ich vergleichbares noch nicht gesehen


    Dies ist schlicht auf den sehr erfreulichen Umstand zurückzuführen, dass Thüringen nur sehr wenig zerstört wurde - sogar seine Metropole blieb erhalten, ein einzeigartiger Fall, der umso erstaunlicher ist, als es sich hiebei um eine der allerschönsten Städte Deutschlands handelte. Da hatte wer ganz offensichtlich den Baedeker nicht genau genug gelesen.
    Darum muss die Stadt Nordhausen im thüringischen Zusammenhang sehr ungünstig auffallen.
    Es besteht allerdings kein Grund, den Wiederaufbau in Grund und Boden zu verdammen - hin ist hin, es ist viel Wertvolleres verloren gegangen, und für die Wiederherstellung von Fachwerkstädten fehlten damals ganz sicher die Mittel, sowohl finanzieller als auch handwerklicher Natur. Dazu waren die erhaltenen Fachwerkstädte für die DDR ohnehin eine gewaltige Belastung, so wie sie es heute ganz offensichtlich für die ganze Bundesrepublik sind, wie man aus aberwitzigen Abrissplänen z'B aus Homberg/Efze hört.
    Die gewaltige Hässlichkeit, die aus Stutzens Bildern hervorleuchtet, birgt mE eine gewisse Expressionistische Qualität in sich, die Krieg und Zerstörung anprangert. Auch hier gefällt mir der DDR-Weg besser als der öde und belanglose Durchschnitt, der in der BRD hingestellt wurde. Man vergleiche etwa den Marktbereich von Hildesheim bis in die1980er Jahre - hässlich und belanglos.
    Nordhausen zählt übrigens zu den Städten (wie auch Würzburg und Paderborn bzw zT Münster uva), die von den Briten mehr oder weniger unmittelbar vor der (kampflosen) Besetzung in Schutt und Asche gelegt wurden, sozusagen als letzte Chance. Das ist von jenen Fällen zu unterscheiden, in welchen Städte zwar auch im letzten Moment, aber im Zuge der Belagerung zerstört wurden (vor allem von Amerikanern- Wesel, Halberstadt, Zerbst). Wenn diese zwar auch nicht eben schonend mit Menschen und Kulturgütern umgegangen sind, so waren diese Bombardierungen zweifellos vom Kriegsrecht gedeckt. Schuld war hier die verbrecherische Verteidigung um jeden Preis.
    Im Falle des britischen last-minute-bombings sollte jedoch auf die Niedertracht dieser Vorgangsweise viel stärker hingewiesen werden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Dieser Gedanke:

    Zitat

    Die gewaltige Hässlichkeit, die aus Stutzens Bildern hervorleuchtet, birgt mE eine gewisse Expressionistische Qualität in sich, die Krieg und Zerstörung anprangert. Auch hier gefällt mir der DDR-Weg besser als der öde und belanglose Durchschnitt, der in der BRD hingestellt wurde. Man vergleiche etwa den Marktbereich von Hildesheim bis in die1980er Jahre - hässlich und belanglos.


    - so provokativ er zunächst erscheinen mag, er hat was!

    Die Minderwertigkeit des nordwestdeutschen Wiederaufbaus wurde mir letztens in Wuppertal, und dort in der Elberfelder Fußgängerzone bei zugegebermaßen sehr unglücklichem Wetter mal wieder so richtig ins Gesicht geschlagen - meine Herren, wie runtergekommen und hässlich kann es eigentlich werden, ich hatte echt vergessen, dass es solche Ecken in Deutschland überhaupt noch gibt. Das Parkhaus - unrenoviert seit der Erbauung geschätzt 1958 mit tropfsteinhöhlenartigem Charakter (undichte, leckende Dächer etc.), gelegen an einem dermaßen freudlosen dreieckigen Platz mit zentraler geteerter Fläche, also, was der westdeutsche Wiederaufbau zustande gekriegt hat, wirklich irre....

    Dagegen hat der die historische Struktur komplett ignorierende Wiederaufbau der alten Stadtmitte Nordhausens - zumindest bei dem auf Stutzens Fotos herrschenden guten Wetter tatsächlich ansatzweise etwas von der beabsichtigten lichten Luftigkeit der "Mid-Century-Moderne": Der moderne Mensch in modernen Wohnungen, losgelöst von der dreckigen, runtergekommenen Enge der historischen Bebauung, jaja...... wir alle wissen aber auch, wie an solchen Orten die unrenovierte Realität an einem Regentag aussah, also, bitte nicht zu ernst nehmen, aber vielleicht kann ja der eine oder andere zumindest ansatzweise nachvollziehen, was ich meine...

  • Übrigens, der auf den Bildern zu sehende Neptunbrunnen existiert noch. Er wurde 1936 offenbar aus verkehrstechnischen Gründen in eine Parkanlage versetzt. Ein Glücksfall diese "Auslagerung", da er sonst ja vermutlich auch vernichtet worden wäre.

    http://gilde-nordhausen.de/rundgang/neptunbrunnen.htm

    http://imageshack.us/photo/my-images/560/cimg2121k.jpg/

    Was ich bei der interessanten Fotoschau ein wenig vermisst habe, waren ein paar schöne aktuelle Fotos des erhaltenen alten Rathauses. (Offenbar 1952 wieder aufgebaut) Hier sind ein paar:

    http://www.staedte-fotos.de/bilder/deutschland-2949.jpg

    http://www.harzlife.info/jpg/rathaus-ndh.jpg

    http://www.harzpoint.de/root/sehenswer…_nordhausen.jpg

    P.S.: Außerdem würde mich interessieren, was aus dem maroden Fachwerkhaus auf Seite 1 (Bild 155) geworden ist? Wird es mittlerweile saniert?

  • ^ Ich befürchte, dass dieses Denkmal in 10 oder 20 Jahren nicht mehr existent sein wird.

    Der Eigentümer ist, offensichtlich, völlig überfordert mit dem Erhalt des Gebäudes. Unterstützende Maßnahmen oder Programme seitens der Stadt existieren nicht. Solvente Käufer wird es wohl nicht geben, denn dafür müsste erstmal so etwas wie eine Aufbruchstimmung oder überhaupt ein Bewusstsein dafür erzeugt werden, dass dieses Gebiet eine Zukunft hat. Für Areale wie in der Bäckerstraße ist aber kein Bemühen erkennbar dort etwas entwickeln zu wollen (von Dingen wie einem „Generationenspielplatz“ mal abgesehen), geschweige denn das Bebauungspläne oder vergleichbares im Entstehen ist. Zur Erinnerung, die Wende ist 22 Jahre her, Förderprogramme laufen endgültig aus.

    Welcher Investor soll da sein Geld versenken, wenn die Stadt um die Ecke Brachen fördert? Andererseits werden Mittel des Stadtumbau Ost in den Bau von Kulturpalast (11 Mio.) und dem schrecklichen Museumsanbau (3,5 Mio) gesteckt. Und das sind nur die jüngsten Beispiele, die hoch geförderte Sanierung all dieser Plattenbauten geht natürlich auch enorm zu Lasten der Fachwerkstadt. Weißenfels lässt grüßen, dort ist auch nur für Plattenbauten Geld da.

    All das nimmt im Bewußtsein der Bevölkerung jedoch keinen bevorzugten Platz ein, man kennt es eben nicht anders.

    Falls nicht gesondert erwähnt: die Bilder sind selbst erstellt.

    Einmal editiert, zuletzt von Stutzen (1. April 2013 um 09:46)

  • ...Verdammte DDR-Nostalgiker :wuetenspringen:
    Wie kann man so eine schöne Altstadt nur so verkommen lassen? :daumenunten:

    Architektur ist immer subjektiv, da sie wie jede andere Kunstform vom Auge des Betrachters abhängt.

  • Möglichenfalls könnten der Denkmalschutz oder die Stadt dem Besitzer des maroden Fachwerkhauses Fördergelder zukommen lassen? Das Dach scheint ja noch weitgehend intakt, und an einer Probeachse rechts unten wurden ja schon mal Sanierungsarbeiten angefangen. Hier sollte dem Besitzer wirklich rasch finanziell unter die Arme gegriffen werden, um wenigstens die Grundsanierung durchführen zu können.

  • Das Besondere der Nordhausener Altstadt lag in der Topographie des Ortes, sie ist viel hügeliger als in den anderen Fachwerkstädten rund um den Harz. Wie man auf den alten Bildern sieht, ergaben sich dadurch schöne Durch- und Ausblicke.

    Ob das neue Einkaufszentrum in der Altstadt ohne Glasaufbau schlimmer ist, ist fraglich. Vielleicht wirkt es ohne ihn etwas weniger störend.

    Das Rosenthal'sche Haus gehört natürlich rekonstruiert, aber darauf kann man hier vermutlich lange warten.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

    Einmal editiert, zuletzt von Brandmauer (17. Juli 2012 um 21:58)

  • In der Tat, da wird man wohl bis zum jüngsten Gericht drauf warten können. Eher regnet es Kuben.

    Bautradition und klassische Architektur wird dort nur als Last empfunden. Dementsprechend reißt man auch in jüngster Zeit gerne mal ab. So wie 2010 den letzten Überlebenden im Karree Bäckerstraße/Kranichstraße:
    Thüringer Allgemeine: Haus Kranichstraße 15 in Nordhausen wird abgerissen

    Zitat

    Sie persönlich bedauere den Abriss des historischen Hauses, sagte Oberbürgermeisterin Barbara Rinke. ... Im Zuge des Kaufs vieler Grundstücke in der Bäckerstraße haben wir praktisch eine Ruine übernommen, deren Schicksal leider der Abriss sein musste. Auch bei der Denkmalpflege - ob es einem gefällt oder nicht - dominieren wirtschaftliche Aspekte."

    Das Gebäude ist mir bekannt, es war in keinem schlimmeren Zustand als diverse bejubelte Sanierungsfälle in Pirna oder [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Ignoranz und Unwillen, mehr steckt nicht dahinter.

    Falls nicht gesondert erwähnt: die Bilder sind selbst erstellt.

    Einmal editiert, zuletzt von Stutzen (18. Juli 2012 um 12:21)