• Durch seinen Reichtum an Blei-, Silber- und Eisenerzen war Beuthen bereits im 11. Jahrhundert ein Siedlungszentrum an der Hohen Straße von Breslau nach Krakau. Im Jahre 1125 besaß das kleinpolnische Zisterzienserkloster Tyniec hier zwei Schenken, 1201 gehörte dem Prämonstratenserkloster St. Vinzenz zu Breslau das Patronat der hiesigen St. Margareth-Kirche. Im Jahre 1222 wird in Beuthen durch den Kastellan „Andreas de Bitom“ eine Burg mit einem Burgbezirk bestätigt. Die Kastellanei Beuthen gehörte ursprünglich zu Kleinpolen, kam aber um 1177 an das Herzogtum Oppeln. Bis 1821 blieb die Region jedoch Bestandteil des Bistums Krakau.


    Die deutschrechtliche Stadt Beuthen wird kurz vor 1254 durch den Lokator Heinrich als ovale Anlage nördlich der Kastellaneiburg mit rechteckigem Marktplatz erfolgt sein. Das Rathaus wird bereits im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt, ebenso die Pfarrkirche St. Marien. Durch die Aufteilung des Herzogtums Oppeln nach dem Tod Herzogs Wladislaus I. im Jahre 1281 wurde die Stadt bis 1355 Sitz der Herzöge von Beuthen-Cosel. Herzog Kasimir II. von Beuthen und Cosel (1281 – 1312) nahm 1289 als erster schlesischer Herrscher die böhmische Lehenshoheit an. Zwischen 1355 und 1475 waren Stadt und Land Beuthen in einen Oelser und einer Teschener Teil geteilt. Nachdem Beuthen 1498 wieder an das Herzogtum Oppeln gefallen war, belehnte Herzog Johann II. von Oppeln 1526 den hohenzollerschen Markgrafen Georg den Frommen von Ansbach-Jägerndorf mit Beuthen, dessen Nachkommen jedoch lediglich die Pfandherrschaft über Beuthen behalten konnten. Den entscheidenden Wirtschaftszweig Beuthens machte im Mittelalter der Silber- und Bleibergbau aus. Wegen Wasserschwierigkeiten gingen diese aber im 15. Jahrhundert ein. Eine neue Entwicklung brachte erst die Bergordnung von Herzog Georg dem Frommen aus der Zeit 1526/28. Doch auch sie konnte das Ende des Bergbaues im 17. Jahrhundert nicht verhindern. Unter der Herrschaft des Markgrafen wurde die Stadt im 16. Jahrhundert weitestgehend evangelisch.


    Als die Hohenzollern im Jahre 1621 den böhmischen „Winterkönig“ Friedrich von der Pfalz unterstützten, verloren sie das Beuthener Gebiet endgültig an das Haus Habsburg. Diese übertrug Beuthen dem evangelischen Unternehmer Lazarus I. Henckel von Donnersmarck aus Oberungarn als Pfand für gegebene Kredite. Unter seiner Herrschaft wurde in Beuthen die Gegenreformation durchgeführt. Im Jahre 1629 folgte die erbmäßige Übertragung von Beuthen an dessen Sohn Lazarus II. Nach dessen Tod 1664 wurde die Herrschaft Beuthen unter seinen beiden Söhnen geteilt. Während die Linie Tarnowitz-Neudeck evangelisch blieb, wurde der Besitzer des Beuthener Teils der Herrschaft, Graf Leo Ferdinand (+1698), katholisch, um die Erhebung seines Territoriums zur Standesherrschaft zu erreichen. Diese Linie residierte seit 1768 in Siemianowitz. Beuthen fiel seit 1748 immer dem Besitzältesten der beiden Familienlinien zu.


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    Der Beuthener Ring um 1920


    Zu dieser Zeit kam auch der Bergbau in Beuthen wieder in Schwung. Jetzt wurden aber v.a. Eisen und Zink, im 19. Jahrhundert dann Kohle gefördert. Diese Entwicklung wurde durch die Familie Henckel von Donnersmarck stark gefördert. Die Mitglieder der Siemianowitzer Linie engagierten sich dabei früher und stärker. So schuf Graf Lazarus III. (+1805) mit der Antonienhütte in Wyrrek das erste größere private Eisenhüttenwerk mit Kokshochofen in Oberschlesien. Das zog weitere Industrien in die Umgebung der Stadt. Beuthen wurde zum Zentrum eines Industriereviers.


    Nachdem Beuthen im 14. Jahrhundert überwiegend deutschsprachig gewesen war, hatte es sich in den folgenden Jahrhunderten weitestgehend slawisiert. Durch Zuzug deutscher Bevölkerung aus dem Westen war die Stadt im Jahre 1910 aber bereits zu 61% wieder deutschsprachig. Parallel kam es zu einem enormen Bevölkerungsanstieg und zu einer umfassenden Bautätigkeit, welche die Fläche der mittelalterlichen Stadt vervielfachte. Von der Bausubstanz der alten Stadt blieb nur wenig erhalten.


    Der aus der Standesherrschaft Beuthen hervorgegangene Kreis Beuthen wurde 1873 geteilt, die jetzt große Industriestadt Beuthen wurde Stadtkreis. Kattowitz, Tarnowitz und Zabrze (Hindenburg) wurden abgetrennt. In der Volksabstimmung 1921 sprachen sich ca. 75% der Stadtbevölkerung für den Verbleib bei Deutschland aus. Durch die Teilung Oberschlesiens im Jahre 1922 wurde Beuthen von drei Seiten von Polen umfasst. Der größte Teil ihres industriellen Hinterlandes kamen an die neue polnische Republik.


    Am 27. Januar 1945 wurde Beuthen von der Roten Armee besetzt und umgehend unter polnische Verwaltung gestellt. Große Teile der Innenstadt wurden zerstört. Die deutschen Bewohner wurden in den folgenden Jahren vertrieben. Beuthen wurde in „Bytom“ umbenannt. Hier lebt jedoch auch heute noch eine große Anzahl von Menschen deutscher Herkunft.

    aus Wikipedia










    Einmal editiert, zuletzt von Eiserner Pirat (4. November 2023 um 17:57)

  • Meine Großmutter lebte in Beuthen, insofern habe ich einen gewissen familiären Bezug zu der Stadt. Im oberschlesischen Kohlerevier hat allerdings kaum ein Gebäude die Jahrhunderte überstanden, wie auch im Ruhrgebiet.

    Es wäre aber angebracht, die Quelle des Textes zu nennen. Das macht es zwar urheberrechtlich nicht besser, aber der Leser weiß wenigstens, dass es ein Fremdtext ist. Auf folgender Seite gibt es noch mehr Informationen, Videos und Bilder zu Beuthen und anderen Städten Oberschlesiens:

    Reiseführer Oberschlesien
    Reiseführer für Oberschlesien, Oppelner, Kattowitzer, Ratiborer, Neisser, Troppauer und Teschener Schlesien
    www.orf-oberschlesien.de

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Urheberrecht schreiben einige NutzerInnen hier leider durchweg nicht so groß. Müßig allerdings, darauf hinzuweisen. Einsicht gab es hier noch nie. 💁🏼‍♂️

    Wie sieht Bytom denn heute aus? Hat jemand aktuelle Bilder? War Anfang des Jahres in Kattowitz, das hat mich eher nicht so begeistert…

  • Das traurige daran ist, dass damit die Existenz des Forums aufs Spiel gesetzt wird. Und dass es immer dieselben, beratungsresistenten Teilnehmer sind.

  • Ja, es wäre schon sinnvoll, die Quelle für das Zitat anzugeben bzw. zu verlinken.

    Nachdem Beuthen im 14. Jahrhundert überwiegend deutschsprachig gewesen war, hatte es sich in den folgenden Jahrhunderten weitestgehend slawisiert. Durch Zuzug deutscher Bevölkerung aus dem Westen war die Stadt im Jahre 1910 aber bereits zu 61% wieder deutschsprachig.

    Hier kann man sich fragen, warum der Autor nicht "polonisiert" schreibt. Die andere Seite wird schließlich auch als "deutsch" bzw. "deutschsprachig" bezeichnet und nicht als "germanisch".

    Meyers Lexikon, 7. Auflage, 2. Band, Leipzig 1925, gibt für Beuthen übrigens einen Anteil polnischer Bevölkerung von 38 Prozent an.

    Am 27. Januar 1945 wurde Beuthen von der Roten Armee besetzt und umgehend unter polnische Verwaltung gestellt.

    Die Übergabe an die polnische Verwaltung erfolgte am 18. März 1945.

    Beuthen wurde in „Bytom“ umbenannt.

    Die Stadt wurde nicht umbenannt. "Bytom" war seit jeher ihr polnischer Name. Der polnische ist der ursprüngliche Name des Ortes. Er taucht erstmals im 12. Jahrhundert auf. Er geht auf die Kurzform eines slawischen Personennamens - mutmaßlich Bytomir ("der in Frieden lebt") - zurück. Der deutsche Name Beuthen ist davon abgeleitet. Die erste Silbe wurde diphtongiert und die zweite zur typisch deutschen Endung -en umgebildet.

    Wie sieht Bytom denn heute aus?

    Zwei Bilder aus dem östlich der Innenstadt gelegenen Stadtteil Roßberg. Hier ist die Namensgeschichte umgekehrt. Der deutsche Name ist der ursprüngliche. Im 13. Jahrhundert lautete er Rosenberg. Es geht also nicht um Pferde. Aus Rosenberg wurde im Laufe der Zeit Roßberg. Von der polnischen Bevölkerung wurde dieser Name mit geringfügiger lautlicher Anpassung übernommen: Rozbark.

    Roßberg (Rozbark) wurde erst 1927 nach Beuthen (Bytom) eingemeindet.

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    Bytom (Beuthen), Rozbark (Roßberg), ulica Brzezińska 23 (Foto: Marek Ślusarczyk, 21. September 2018, CC-BY-3.0)

    Das bemerkenswerte an diesem Haus ist das strahlende Rot, Weiß und Blau der Ziegel. Die Fassade muss also vor nicht allzu langer Zeit gereinigt worden sein. Auch die zugemauerten Fenster und die Vegetation vor dem Haus weisen darauf hin, dass hier einige Jahre vor 2018 schon mal gearbeitet wurde. In der gleichen Straße finden wir noch ein altes Haus mit deutschen Beschriftungen. "Lebensmittel" steht über den Fenstern, darunter links: "Cigarren / Cigaretten / Tabake" und rechts "Kolonialwaren / Mehl".

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    Bytom, Rozbark, ul. Brzezińska 37a (Foto: Marek Ślusarczyk, 21. September 2018, CC-BY-3.0)

  • Wir bleiben im Stadtteil Roßberg. Das Haus mit der Adresse ulica Chorzowska 2 wurde im Sommer 2011 abgerissen.

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    Beuthen, Roßberg, ulica Chorzowska 2, abgerissen im August/September 2011 (Foto: Bogumił Tzibulski, August 2010, CC-BY-SA-4.0)

    Besser steht es um die Kirchen. Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Anna wurde unter General Jaruzelski erbaut. Das Grundstück an der ulica Chorzowska wurde am 2. August 1982 der katholischen Kirche übertragen, die Baugenehmigung am 2. Oktober 1982 erteilt. Gebaut wurde dann von 1984 bis 1989. Der Architekt war Hubert Wagner aus Beuthen. Die am 20. November 1989 geweihte Kirche St. Anna ist nicht geostet. Es handelt sich um einen Stahlbetonskelettbau mit gemauerten Wänden. Außen Sichtziegel, innen verputzt und sehr schlicht. Es gibt eine Unterkirche und einen freistehenden Glockenturm.

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    Roßberg, ulica Chorzowska, Pfarrkirche St. Anna (kościół św. Anny). Im Vordergrund eine Autowaschanlage, die damit wirbt, besonders billig zu sein (Foto: Adrian Tync, 14. März 2020, CC-BY-SA-4.0)

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    Roßberg, ul. Chorzowska, Kirche St. Anna (Foto: Adrian Tync, 19. April 2020, CC-BY-SA-4.0)

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    Roßberg, Kirche St. Anna (Foto: Adrian Tync, 14. September 2017, CC-BY-SA-4.0)