• Genau in den vom findorffer abgebildeten Straßen beginnt gerade eine potenzielle Revolution: Das Parken auf dem Gehweg war bislang geduldet, wiewohl verboten. Die Straßen in Bremen sind ohnehin schon schmal, und die Gehwege auch. Dadurch, dass in vielen Straßen auf beiden Seiten aufgesetzt geparkt werden darf, ist es oft zu schmal für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen auf den Gehwegen, so dass Fußgänger auf die Straßen ausweichen müssen.

    Dieser untragbare Zustand wurde jahrzehntelang geduldet, wiewohl schon immer illegal. Nun endlich tut sich etwas, hier ein Tagesthemen-Bericht aus dem Dezember:

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    Eines der vielen Beispiele dafür, wie unglaublich dominant das Auto in unseren Städten war und wie gewohnt wir selbst eklatanteste Regelverstöße zu tolerieren bereit sind. Eine Art kollektives Stockholm-Syndrom, das muss anscheinend so sein. Ganz normal, mit dem Kinderwagen auf der Straße zu gehen, habe ich auch vielfach gemacht. Im Idealfall wurde man dann noch von Autofahrern angemeiert. Also wieder zurück auf den schmalen Gehweg, ach, da komme ich wieder nicht durch weil einer seinen beschissenen Bulli zu weit auf den Gehweg gestellt hat, wieder hinter dem Auto auf die Straße.

    Nun endlich könnte sich was bewegen: Die Stadt Bremen könnte vom Oberverwaltungsgericht gezwungen werden, gegen das aufgesetzte Parken vorzugehen. Es bleibt spannend.

    Edit und PS: Die von Dir auf den letzten Bildern gezeigte ESPABAU-Siedlung (grau/roter Siedlungsblock aus der Zwischenkriegszeit ist übrigens vor einigen Jahren energetisch saniert worden unter teilweiser Wiederherstellung des Fassadenschmucks. Farbwahl trotzdem mäßig gelungen, hinzu kommt der optisch unglückliche Effekt mit den unter der Dämmung "tiefliegenden" Fenstern, die natürlich auch aus Kunststoff sind und ungeteilt.

  • Genau in den vom findorffer abgebildeten Straßen beginnt gerade eine potenzielle Revolution: Das Parken auf dem Gehweg war bislang geduldet, wiewohl verboten. Die Straßen in Bremen sind ohnehin schon schmal, und die Gehwege auch. Dadurch, dass in vielen Straßen auf beiden Seiten aufgesetzt geparkt werden darf, ist es oft zu schmal für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen auf den Gehwegen, so dass Fußgänger auf die Straßen ausweichen müssen.

    Dieser untragbare Zustand wurde jahrzehntelang geduldet, wiewohl schon immer illegal. Nun endlich tut sich etwas, hier ein Tagesthemen-Bericht aus dem Dezember:

    Eigentlich wollte ich zu dem Thema nichts schreiben. Zu komplex und konfliktbeladen. Außerdem befürchte ich, dass sich der Inhalt verselbständigt. Es geht ja eigentlich nur um die Bauentwicklung in Findorff. Aber ich versuch es mal trotzdem mit einigen Gedankengängen.

    Die im Bericht aufgeführten Behinderungen für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen sind natürlich ärgerlich. Beim Joggen im Bürgerpark erlebe ich ähnliche Geschichten und laufe auf der Straße.

    Aber es gibt im Stadtteil etliche Bewohner, die auf ihr Auto angewiesen sind, z. B., weil Ihre Arbeitsstätte außerhalb Bremens liegt. Manche Autofahrer brauchen mit dem Wagen eine halbe Stunde, mit dem öffentlichen Nahverkehr wächst das schon manchmal auf eineinhalb Stunden. Plus Rückfahrt. Die Frage ist also, wohin mit den Autos? Dazu muss die Stadt ein Angebot machen! Das ist bisher aber ausgeblieben.

    Wo könnte man was machen?

    Ich sehe in meiner Straße und umzu jeden Tag Autos, deren Kennzeichen mir verraten: Die kommen nicht aus Bremen. Die parken lieber in den Findorffer Straßen umsonst als auf dem daneben liegenden größten Platz Bremens, der Bürgerweide, für Geld. An der Bürgerweide liegt auch das Veranstaltungs- und Messezentrum Bremens. Bei großen Veranstaltungen und Messen gibt es für die Anwohner keine Parkplatz mehr, auch nicht die, die den Bürgersteig verengen. Im Stadtteil müsste es ein Parkverbot für Messebesucher geben. Man könnte den Besuchern, die ja Eintritt bezahlen, freie Parkplätze auf der Bürgerweide reservieren, das würde den Stadtteil enorm entlasten. Besonders schlimm aber ist es, wenn Großveranstaltungen auf der Bürgerweide stattfinden, dann ist es kaum auszuhalten. Ständiger Suchverkehr, ohne Ende. An erster Stelle steht hier der Freimarkt, 16 Tage enormer Stress für die Bewohner durch 4 Millionen Besucher. Viele lassen ihre Autos dann stehen, da, wenn sie zurückkommen, kein Parkplatz mehr frei ist.

    Dann haben die Bremer Stadtwerke in Findorff ihre Zentrale. Die Mitarbeiter parken alle in den Straßen Findorffs, obwohl die Bürgerweide mit hunderten freien Parkplätzen zur Verfügung stehen würde. Auch hier bahnt sich keine Lösung an.

    Wir sind hier also in einem Dilemma, auch Autofahrer sind Wähler und Bewohner Findorffs. Etliche haben sich hier ein Haus gekauft und sind im Zwiespalt, weil sie die Problematik sehen. Einfach Autos verbieten oder die Zahl halbieren - geht nicht ohne Lösungsangebote von Seiten der Stadt, es so zu lassen geht aber auch nicht.

  • Du hast schon Recht, es gehört eher in den Verkehrswende-Strang. Und ja, es ist nicht ganz einfach. Findorff ist insofern auch ein Sonderfall, als dass bei Euch auffallend viele Straßen gerade so noch breit genug sind für doppelseitiges Parken. In der Östlichen Vorstadt sind die Straßen entweder so schmal, dass sie bei selbst beidseits aufgesetztem Parken nicht mehr befahrbar wären (und dann eben nur einseitig beparkt sind - wenn selbst Autos nicht mehr durchkommen, geht es nämlich doch plötzlich) oder breit genug, dass eine Seite nicht aufgesetzt beparkt werden muss und die Straße somit wenigstens einen freien Bürgersteig hat.

    Die Zustände in diesem Viertel zwischen Hemmstraße und Findorffstraße sind aber wirklich unhaltbar, erst die ohnehin schon schmalen Bürgersteige und dann dieses bds. aufgesetzte Parken, das ist für mich indiskutabel. Ich war - auch wegen der möglichen Implikationen für uns selbst - auch erst hin- und hergerissen bzgl. der Initiative, aber bei etwas klarerem Blick kann es hier keine Meinungen geben. Die Zustände sind gefährlich für alle Nichtautofahrer und dass sie so lange geduldet wurden, zeigt nur unsere eigene Deformierung.

    Als ich mit einem Kumpel aus Berlin neulich mal durch unser Viertel gelaufen bin, meinte er überall wie krass das mit den Autos hier wäre und wie schmal die Gehsteige. Da ist mir erst aufgefallen, dass dieser Zustand mit den langstreckig unbenutzbaren Gehwegen, den ich als gottgegeben hingenommen habe, alles andere als normal ist.

    Und viele brauchen eben nicht zwei Autos und auch nicht ein Auto, und wenn die durch eine Neuregelung dazu gebracht werden, ihr Auto aufzugeben (wir wären auch so Kandidaten, wie ein Raucher, der fast auf ein Rauchverbot hofft, weil er dann nicht mehr Rauchen muss), wäre schon viel geholfen. Es gibt kein Recht auf einen kostenlosen Parkplatz im öffentlichen Raum und vor der Haustür in einem dichtbebauten städtischen Gebiet. Genau dieser Haltung muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden. Wer meint, in Findorff wohnend nicht auf ein Auto verzichten zu können, muss eben auf der Bürgerweide parken, eine Garage anmieten oder es draufankommen lassen, zukünftig länger zu suchen und weiter weg zu parken - und, wenn alle Stricke reißen und das alles vollkommen unzumutbar ist, wegziehen.

    Für alle anderen wird sich die Lebensqualität in diesen Straßen, die in Bremen durch die hiesige Reihenhausbauweise und schmalen Straßen wie sonst wohl kaum irgendwo unheimlich dominiert sind vom "ruhenden Verkehr" deutlich verbessern, wenn nur noch einseitig geparkt werden kann.

  • Ich denke, wenn das konsequent von der Stadt durchgesetzt würde, müssten wohl einige Leute wegziehen. Ergo wird der Stadtteil dann eine Art "gated area" für Privatiers, Rentner, Studenten oder Leute, die ausschließlich innenstadtnah zu tun haben.

    wie gewohnt wir selbst eklatanteste Regelverstöße zu tolerieren bereit sind

    Erstens wäre es natürlich prinzipiell ein leichtes, diesen "eklatantesten Regelverstoß" zu legalisieren. Es reicht ein Verkehrsschild, das die Stadt dort errichtet. Allerdings scheinen die Gehwege in dem Stadtteil wirklich sehr schmal zu sein. Dass der Rollstuhlfahrer nicht durchkommt, scheint mir aber vor allem an den üblichen temporären Baustellenpollern oder abgestellten Mülltonnen zu liegen. D.h. er käme wohl auch nicht an den Mülltonnen, gelben Säcken usw. vorbei, wenn dort keine Autos parken. Zumindest nachdem, was ich in dem Film erkennen kann. Zweitens sind wir es natürlich auch gewohnt, ständige Regelverstöße zu tolerieren, wenn sie von Fahrrad- oder E-Roller-Fahrern begangen werden. Wie oft sehe ich E-Roller-Fahrer auf Gehwegen herumbrettern, und wenn ein Radfahrer an der roten Ampel hält, fällt mir das regelrecht auf. Kaum jemand macht deswegen Geschrei. Vielleicht ein Typ wie ich, der letzte Woche mal wieder das Fenster runterkurbelte und einer Fahrradfahrerin auf der Straße, die den ganzen Verkehr aufhielt, zuschrie, dass der Fahrradweg zwei Meter weiter rechts verlaufe.

    Ich will damit nicht die nächste verkehrspolitische Diskussion weiterführen, aber verständlich machen, dass solche Straßen zu einer anderen Zeit geplant und angelegt wurden. Damals herrschten andere wirtschaftliche und soziale Strukturen. Das zu untersuchen wäre interessant. Wo haben die Leute zu Erbauungszeit solcher Straßen mit "Bremer Häusern" gearbeitet? Wie sind sie zu ihrer Arbeit gekommen? Wer in der Familie hat überhaupt gearbeitet? Wer hat sich um Haushalt und Kinder gekümmert? Wo waren die Kinder tagsüber? Wenn man diesen Fragen nachgeht, kommt man zu Antworten, warum diese städtebaulichen Strukturen einstmals funktionierten, heute aber nicht mehr. Jedenfalls nicht, wenn man Zustände wie vor 100 Jahren zurückhaben möchte, ergo weitgehend autofreie Straßen.

  • Erstens wäre es natürlich prinzipiell ein leichtes, diesen "eklatantesten Regelverstoß" zu legalisieren. Es reicht ein Verkehrsschild, das die Stadt dort errichtet.

    Dies ist nicht möglich bei solchen hier gezeigten Gehwegen, da - ganz der einfachen Logik folgend, dass ein Gehweh natürlich als Weg nutzbar bleiben muss - ein Gehweg eine Mindestbreite aufweisen muss. Diese variiert je nach Bundesland, Google sagt mir in Bremen liegt sie bei 1,8 Metern.

  • Heimdall , neben den anderen von Dir angesprochenen Aspekten hatte findorffer ja bereits zu Anfang des Strangs erwähnt, dass Findorff größtenteils als Arbeitssiedlung für die Reichsbahnmitarbeiter gebaut wurde. Die konnten also früher zum sehr nah liegenden Bahnhofsgelände laufen und brauchten kein Auto.

    Heinzer , neben den ganzen von Dir eingebrachten Argumenten bist Du nicht wirklich auf findorffer s letzten Beitrag eingegangen. Ich denke es ist weder die Lösung, alles so zu lassen wie es ist, noch kann es die Lösung sein, plötzlich alle Autos zu verbieten. Hier in Bonn wird gerade, wie ich schon mehrfach anderswo schrieb, von den Grünen rigoros durchgegriffen, seit sie seit 2020 die stärkste Kraft sind. Viele der Maßnahmen könnten man auch auf Findorff anwenden:

    • Das Parken in allen Straßen gebührenpflichtig machen, und zwar mindestens so teuer oder teurer als auf der Bürgerweide. Das wird die Besucher und die einpendelnden Berufstätigen abhalten, im Wohnviertel zu parken.
    • Anwohner müssten Anwohnerparkausweise bekommen, um dann ohne Tagesgebühr auf den ganzen sonst kostenpflichtigen Parkplätzen parken zu können. Wie teuer die Anwohnerparkausweise gestaltet werden, ist natürlich diskutabel. (In Bonn werden es demnächst 360 Euro pro Jahr, weil angeblich ein Parkplatz die Stadt 1 € pro Tag in der Bewirtschaftung kostet - wohlgemerkt zahlt man dann vollständig diese Bewirtschaftung, ohne einen Stellplatz garantiert zu haben.)
    • Damit müsste man den Parkdruck in dem Viertel deutlich reduzieren können.
    • Anschließend die Parkstreifen von beidseitig auf einseitig reduzieren, und den Parkstreifen vollständig auf die Straße verlegen.
    • Angebote für Car-Sharing an zentralen Orten machen.
    • Wenn dann immer noch zu viele Autos der Anwohner vorhanden sind, könnte man die Bürgerweide freigeben für das Anwohnerparken mit Parkausweis. Dann kommt sowieso das zum Tragen, was Heinzer schreibt. Für manche wir das dann vielleicht so unattraktiv, dass sie ihr Auto abschaffen, auch weil sie nicht zu 100% darauf angewiesen sind wie andere, die dann notfalls den Weg von der Bürgerweide nach Findorff in Kauf nehmen. Nebenbei bemerkt, etwas Bewegung schadet ja auch nicht... :wink:
  • Ja, das klingt nach einer Lösung. In jedem Falle muss es mit diesem beidseitigen Parken in den ohnehin schon schmalen Bremer Straßen zu Ende gehen. Oft hilft eben ein Blick von außen, in diesem Falle mein Kumpel aus Berlin, der sagte, wie das denn hier angehen könne mit den Autos überall. Ich hatte mich da längst dran gewöhnt. 50% der Zeit gehe ich in unserem Viertel auf der Straße, weil auf den Gehwegen nicht mal Platz für eine Begegnung ist, geschweige denn einen Kinderwagen. Und Feuerwehr und Müllabfuhr erleben auch permanent abenteuerliche Situationen. Wenn man in Bremen den Mülllaster fährt, muss man so gut fahren können wie ein römischer Taxifahrer.

  • @"Altstaedter", danke für den Hinweis mit der Arbeitssiedlung für die Reichsbahnmitarbeiter. Das hattte ich vielleicht überlesen oder vergessen. Letztlich zeigt das eben, dass die Siedlung damals für eine ganze andere Lebensweise und sozial-ökonomische Struktur entworfen wurde.

    Schon Sprüche wie "viele brauchen eben nicht zwei Autos" sind wenig mit der gesellschaftlichen Realität vereinbar. Ich kenne einige Haushalte, bei denen der Mann z.B. Immobilienmakler ist und zwingend das Auto benötigt. Würde man aber der Frau kein eigenes Auto zubilligen, werden eine Menge feministisch unterfütterter Konflikte entstehen. Denn auch sie benötigt ein Auto, um die Kinder zum Kindergarten, Musikunterricht usw. zu bringen. Zudem hat sie eine Halbtagsstelle als Sekretärin oder Altenpflegerin. Und außerdem sieht sie es als Frau als ihren Anspruch an, sich nicht "patriarchalen" Bevorzugungen unterzuordnen, wozu das eigene Auto gehört.

    Aus alledem stellt sich die Frage, ob sich die Bewohner der Struktur unterordnen bzw. wegziehen sollen oder die Struktur den modernen Anforderungen entsprechend angepasst wird. Letzteres wäre zum Beispiel möglich, indem Brachflächen oder zur Not auch Grünflächen mit Quartiersparkhäusern bebaut werden. Dann könnte eine Straßenseite vom ruhenden Verkehr befreit werden, der dann Platz im Parkhaus findet. Irgendeine Kröte wird man eben schlucken müssen, denn die Autos und die damit verbundenen Lebensentwürfe verschwinden nicht durch einen Zauberspruch.

    Letztlich wäre es am sinnvollsten, die Bewohner doch einfach selbst zu fragen. Den Kumpel aus Berlin, der einmal im Leben vorbeikommt und sich die Augen reibt, geht es nämlich eigentlich am wenigsten an, wie die Menschen in diesem Stadtteil leben möchten. Zumal Berlin eine ganz andere Weite in der ursprünglichen Planung besitzt. Also eine Befragung machen. Wenn sich die Mehrheit für die gegenwärtige Situation entscheidet, muss der Rollstuhlfahrer, der entweder selbst nicht Auto fährt oder einen gesicherten Behindertenparkplatz hat, eben den Kürzeren ziehen. Will eine Mehrheit die Parksituation verändert wissen, wird es eben umgesetzt.

  • Nein, es geht um die Beendigung eines ungesetzlichen Zustandes. Das Oberverwaltungsgericht wird gar keine Wahl haben, als das illegale doppelseitige aufgesetzte Parken zu verbieten. Der Gesetzgeber kann dann entweder irgendwelche fragwürdigen Dinge kungeln, die aber weiterhin nicht gerichtsfest sein werden, oder er fügt sich dem Urteil.

    Es gibt außerdem Parkmöglichkeiten auf der Bürgerweide, aber das ist den Damen und Herren "zu weit". Nochmal: Es gibt kein Grundrecht darauf, seinen PKW auf öffentlichem Grund vor der Haustür kostenlos zu parken. Und schon gar kein Grundrecht darauf, die Straße so mit Autos vollzustopfen, dass andere Verkehrsteilnehmer sich gefährden müssen oder nicht durchkommen.

    Der Vorschlag des Altstädters wirkt auf mich durchdacht:

    1. eine reelle Parkraumbewirtschaftung einführen mit mehr als symbolischen Kosten. Andere zahlen 100 Euro im Monat für einen Stellplatz, aber die Leute glauben immer noch, sie hätten das Recht, ihr Auto überall und kostenlos zu parken. Das ist ein Privileg und kein Recht.

    2. Der Stadtteil Findorff liegt sehr zentral und ist optimal angebunden, mit Fahrrad und Bus und der Hauptbahnhof ist auch sehr nahe, zudem gibt es in umliegenden Gewerbegebieten (z.B. Plantage) und auf der Bürgerweide genug Parkmöglichkeiten, ist eben nicht ganz so komfortabel

    3. Es wird dann immer mit Extremfällen argumentiert (er Makler, braucht das Auto, sie 3 Kinder, die irgendwelche exotischen Sportarten machen, die nicht im Stadtteil angeboten werden und 30 km nach jwd Arbeitsweg - ja, es wird solche Fälle geben, aber es wird auch eine ganze Menge einfach bequemlicher Menschen geben, die so wie bei uns gefühlt die Hälfte der Leute in der Straße seit Jahren darüber nachdenken, das Auto aufzugeben und für die so eine Verschärfung der Parklage der entscheidende Motivator sein kann, diesen Schritt zu gehen

    4. es werden ja nicht alle Parkplätze beseitigt, es sind sogar weniger als die Hälfte, da wie gesagt schon jetzt einige Straßen nur einseitig beparkbar sind und auch zukünftig die breiteren beidseitig beparkbar bleiben, man wird weiterhin die freie Wahl haben, es wird eben nur etwas unkomfortabler, die Wege etwas weiter. Von einer "Entrechtung" und "Terror" etc. kann keine Rede sein, wenn einfach nur geltendes Recht durchgesetzt wird.

    Für mich ist die Situation in Findorff einfach nur sinnbildlich für die Blindheit und Gehirnwäsche der Autolobby in den letzten 70 Jahren. Zustände wie dort würden in keinem anderen entwickelten Land der Welt toleriert werden. Es gäbe in den Niederlanden oder Frankreich, in Schweden oder Großbritannien überhaupt keine Diskussion darüber, dass so etwas möglich sein soll. Die schauen nach Deutschland wie auf ein Fossil, wir führen hier die Debatten, die dort vor 10, 20, 30 Jahren abschließend geklärt wurden.

    Wie immer wird es nach Durchsetzung des Rechts dann noch ein paar Wochen Gemecker geben, bis dann allen die Vorteile des wiedergewonnenen Stadtraums deutlich werden. Deutschland braucht eben immer diesen extra Schubs, immer alles ganz kompliziert, geht nicht, wo kommen wir denn da hin, ham wa hier nich so gerne etc.

  • Ich hatte ja meine Bildantwort auf von Salza noch nicht abgeschlossen. Die Beispiele scheußlicher Bauten lässt sich leider noch fortsetzen. Hier einige Gebäude, die in der Findorffer Kissinger Straße stehen. .

    Bunt ist vielleicht nicht schlecht, aber hier sind gleich mehrere Gebäude gleich bunt.

    Lieber von Salza, wenn Du diese Gebäude nun mit dem Gebäude vergleichst, das Du als bezeichnet hattest, dann wirst Du wahrscheinlich nicht mehr schreiben: "Das Neo Neo Gotik Haus ist zweifellos besser als nix, aber ausser diesen Spitzbögen ist eigentlich alles schrecklich." VERGLEICHE!

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  • Nach den hässlichen Schockbildern aus der Kissinger Straße nun Fotos aus Alt-Findorff. Sie stehen in der Hemmstraße und deren Nebenstraßen. Die Hemmstraße ist die längste Straße Findorffs, ca. dreieinhalb Kilometer lang. Der schöne südliche Teil ist von Altbauten geprägt, die um die Jahrhundertwende entstanden sind. Je weiter nördlich man kommt, desto unansehnlicher werden die Gebäude, 60er-bis- 90er-Jahre-Bauten. Im letzten Kilometer der Hemmstraße befinden sich fast nur noch Kleingärten, der Bremer geht am Wochenende halt gerne auf seine "Parzelle".

    Hier stand mal ein großes Jugendstilgebäude - der Neubau bringt mehr Fläche und damit mehr Profit

    Code
  • In den Seitenstraßen der Hemmstraße findet man etliche Schätze:

    Die Häuser sind hier kleiner, oftmals nur mit einem tief liegendes Souterrain, aber doch mit schönen Jugendstilfassaden ausgestattet.

    Aber es gibt doch auch Verschlimmbesserungen, auf die Heimzer schon in anderen Stadtteilen hingewiesen hatte.

    Na ja, die Fenster.......und dann noch die unsymmetrische Dachgaube.....

    Bis auf die Tür anständig renoviert

    Fenster verkleinert, alte Abmessungen aber noch sichtbar....was soll man dazu noch sagen...

    Ohne Kommentar

  • Schöne Bilder. Und trotzdem alle Defizite einer durchschnittlichen Wohngegend in Bremen perfekt auf den Punkt gebracht. Plastikfenster, Sprossen innenliegend, verkleinerte Fensteröffnungen, verballhornter Reststuck an der Fassade schwebend, liebloser Sanierungszustand, um viele Details "erleichterte Fassaden", peinliche Farbauswahl.... Waschbeton im Vorgarten, Baumarktlandhaustür, selbst die "guten" Häuser sehen so aus wie schlechte 90er Sanierungen in Leipzig. So wird's nichts mit Bremen. Mir mittlerweile fast egal. Ich kucke mir Städte an, die das besser machen.

  • Bei manchen Häusern mit veränderten Fenstern bin ich mir nicht sicher, ob dort alter Reststuck zu sehen ist. Oder ob es ich um eine Neustuckierung handelt. Falls letzteres der Fall ist, kann man das als "Verschlimmbesserung" betrachten oder aber als Bemühung um eine Fassadenverschönerung. Ich würde dann zur zweiten Gruppe gehören.

    elbst die "guten" Häuser sehen so aus wie schlechte 90er Sanierungen in Leipzig. So wird's nichts mit Bremen. Mir mittlerweile fast egal. Ich kucke mir Städte an, die das besser machen.

    Die Struktur in Leipzig ist doch eine ganz andere. Ich kenne mich jetzt nicht mit spezifischen städtischen Förderprogrammen aus. In Leipzig aber werden die Sanierungen in der Regel an großen Mehrfamilienhäusern durchgeführt. Möglichenfalls ist dort ein Wettbewerb um denkmalgerecht sanierte Altbauten auch aus dem Grund im Gang, um auf dem Miet- und Eigentumsmarkt mit der Konkurrenz mithalten zu können. Jedenfalls sind das oft Großprojekte von größeren Immobilieneigentümern, die für den Mietmarkt oder Eigentumswohnungsverkauf arbeiten und dabei Gewinn abschöpfen.

    In Bremen sehe ich kleine Einfamilienhäuser. Sicher ist der mangelnde Geschmack vieler Eigentümer ein Problem. Ich selbst habe vor vielleicht 10 Jahren erlebt, wie der alte Eigentümer eines Hauses in der Nachbarschaft den Fassadenschmuck seines Hauses hat abschlagen lassen, um dicke Styroporplatten draufzukleben. Der hatte vermutlich zu viel Tagesschau geguckt und kam dann auf Ideen. Aber das Bremer Geschmacksproblem liegt ja großenteils schon Jahrzehnte zurück. Die heutigen Eigentümer finden also einen Zustand vor, der vor einem halben Jahrhundert hergestellt wurde. Nun können sie natürlich den Status Quo ante wiederherstellen. Aber das ist ja auch eine Kostensache. Fenster, Haustüren, erst Recht neuer Fassadenstuck - all das kostet auch viel Geld. Und in Bremen ist die Sozialstruktur womöglich großenteils so angelegt, dass nicht jeder so viel Geld für rein ästhetische Verschönerungsmaßnahmen seiner Hausfassade hat, zumal, wenn die bestehende Situation für ihn zum Wohnen funktioniert. Die Häuser sehen ja überhaupt nicht heruntergekommen aus. Es besteht also kein zwingender Grund eine Fassade komplett zu sanieren. Und die finanzielle Situation der Bürger verschlechtert sich ja nun noch massiv.

    Also, das Kind ist 1970 in den Brunnen gefallen. Heute kann nur punktuell von Eigentümern dem entgegen gewirkt werden. Es sei denn, die Stadt würde sich entschließen, Re-Stuckierungen massiv finanziell zu fördern. Das kann ich mir in Bremen aber irgendwie nicht recht vorstellen.

  • Schöne Bilder. Und trotzdem alle Defizite einer durchschnittlichen Wohngegend in Bremen perfekt auf den Punkt gebracht. Plastikfenster, Sprossen innenliegend, verkleinerte Fensteröffnungen, verballhornter Reststuck an der Fassade schwebend, liebloser Sanierungszustand, um viele Details "erleichterte Fassaden", peinliche Farbauswahl.... Waschbeton im Vorgarten, Baumarktlandhaustür, selbst die "guten" Häuser sehen so aus wie schlechte 90er Sanierungen in Leipzig. So wird's nichts mit Bremen. Mir mittlerweile fast egal. Ich kucke mir Städte an, die das besser machen.

    Zum Trost muss ich sagen, dass sich das ganz langsam ändert - wenn ich es z. B. mit der Situation vor 10, 15 Jahren vergleiche. Das 3 Foto unter # 33 zeigt doch, dass hier auch der Versuch, stilecht zu renovieren, einigermaßen geklappt hat. Ich beobachte einen, wenn auch schleichenden, Paradigmenwechsel im Stadtteil. Die Alten sterben weg, die Häuser werden verkauft und die Neueigentümer haben oftmals ein anderes Bewusstsein. Allerdings - hier muss ich Heimdall recht geben - haben wir einen hochpreisigen Immobilienmarkt, der jetzt auch noch durch die hohen Zinsen die Situation verschärft. Sogar Käufer, die sich vornehmen, die ganzen Verschlimmbesserungen wieder rückgängig zu machen, werden sehen, dass dies auch ein Kostenfaktor ist. Wenn das Bedürfnis da ist, aber zum Zeitpunkt des Kaufs aus Kostengründen nicht realisiert werden kann, wird die Veränderung der Außenfassade halt auf später verschoben.

  • Noch mehr Fotos aus der Umgebung rund um die Hemmstraße, zuerst drei Bilder direkt davon:


    Eingang Andreestraße

    Die nächste Seitenstraße, die beiden nachfolgenden Gebäude haben zumindest jeweils ein schöne Fassade. Ich freue mich, dass die noch so gut erhalten sind

    Danach leider zum abgewöhnen, hier könnte man besonders mit den Fenstern wesentlich mehr machen: Aber die scheinen neu zu sein - da kann man lange drauf warten.

    Noch ein Gebäude in einer Seitenstraße, für mich etwas zu viel blau. Besser, man hätte weiß als Grundfarbe genommen. Die Eingangsüberdachungen verraten doch irgendwie die Investoreneigentümerschaft