Ortsfremde Bau-Heraldik

  • Ortsfremde Bau-Heraldik als Gemeinschaftsförderung


    Nicht nur der Historismus arbeitete umfangreich mit gemalten, gemeißelten, modelierten oder mosaizierten Wappendarstellungen an Gebäuden, die nicht unbedingt der jeweilige Orts- oder Landesheraldik entstammen mussten. In der Regel sind ortsfremden Wappen Ausdruck bestehender oder ehemaliger politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Verbindungen. Auch in der Gegenwart vermögen solche ‚Fremdlinge’ noch ihre positive Wirkung zu entfalten, denn wen freut es nicht, das Wappen des eigenen Heimatortes hunderte von Kilometern entfernt an einer Fassade zu entdecken; was nicht selten zur Folge hat, daß man sich aufgrund dieses Stückchens Heimat in der Fremde, selber nicht mehr ganz so fremd fühlt und eine innerliche Beziehung zu dem jeweiligen Ort aufbaut. Man fragt nach dem Grund weshalb das Wappen hier angebracht wurde, man recherchiert die ursächlichen historischen Verbindungen und auf diese Weise entsteht ein Gemeinschaftsgefühl. In nicht wenigen Fällen war es genau das, was mit der Anbringung des Wappens ursprünglich intendiert war.

    So beinhalteten z.B. die in vielen alten Reichsstädten an den Rathäusern angebrachten Wappen der sieben Kurfürsten nicht nur den Anspruch auf Reichsunmittelbarkeit, sondern waren gleichzeitig auch ein Beleg für die Zugehörigkeit zum Heiligen Römischen Reich. Die beiden – bis heute erhaltenen – Wappenfriese am Westportal des Berliner Reichstagsgebäudes und die – nicht mehr vorhandenen – Stadtwappen tragenden Schlusssteine über den Fenstern des Hauptgeschosses des Wallot-Baus, sind (bzw. waren) ebenso ein Bekenntnis zu der wiedererlangten Einheit der Deutschen, wie es die Wappen der Bundesstaaten des Kaiserreichs am Passauer Rathausturm sind.
    Die in vielen norddeutschen Städten vorhandenen Wappendarstellungen anderer Küstenstädte sind ein Verweis auf die Gemeinschaft der Hanse. Und die im Foyer der Bremer Baumwollbörse angebrachten – aus dem ‚Hause’ Puhl & Wagner in Rixdorf (Neukölln) stammenden – Mosaikdarstellungen der Wappen von Preußen, Bayern, Sachsen und Elsaß-Lothringen, sind ein Hinweis auf die wirtschaftliche Gemeinschaft der an Baumwollproduktion und –verarbeitung beteiligten Gebiete Deutschlands.

    Dieser Themenstrang soll der Sammlung dieser im Lande verteilten – und oft nur den Einheimischen vertrauten – ortsfremden Heraldik dienen.
    Mit seiner Farbenpracht dürfte er sicherlich Viele erfreuen können. Eine rege Beteiligung ist daher sehr willkommen !

    Anbei einige erste Beispiele:

    Abbildung 01
    Die Wappen der weltlichen Kurfürsten an der Fassade des Bremer Rathauses (von links nach rechts): Böhmen, Pfalz, Sachsen und Brandenburg.

    Abbildung 02
    Die Wappenfriese am Westportal des Berliner Reichstagsgebäudes (Collage von mir).

    Abbildung 03
    Der Turm des Passauer Rathauses aus Richtung der Schrottgasse gesehen, mit seinem Wappenfries unterhalb des Helms.

    Abbildung 04
    Das südliche Viertel des Passauer Wappenfrieses. Man erkennt (von links nach rechts:)
    Schaumburg, Waldeck, Hamburg, Bremen, Lübeck, Reuß.

    Abbildung 05
    Der Renaissance-Trakt des Lübecker Rathauses am Marktplatz. In den Zwickeln der Bogenfenster erkennbar (links) Hamburg und (rechts) Bremen.

    Abbildung 06
    Das Wappen von Bremen (der silberne Schlüssel auf rotem Grund) am Hamburger Rathaus, oberhalb des Fensters des Bürgermeisterzimmers (sic !).

    Abbildung 07
    Wappen oberhalb der Fenster des Hauptgeschosses des Bremer Schüttings (des Sitzes der Kaufmannschaft): Links oben Hamburg, rechts unten Lübeck. Dazwischen die Hansekontore in Bergen, London (Stalhof), Brügge und Novgorod.

    Abbildung 08
    Foyer der Bremer Baumwollbörse. Von Puhl & Wagner hergestelltes Wappen von Preußen.

    Abbildung 09
    Wappen von Bayern.

    Abbildung 10
    Wappen von Sachsen.

    Abbildung 11
    Wappen von Elsaß-Lothringen.


  • Bevor dieses hochinteressante Thema in Vergessenheit gerät, teile ich meinen bescheidenen Handyschnappschuss aus dem Bachsaal im Altenburger Schloss. Der, wenn ich mich recht entsinne, auch hier aktive Fotoblogger Frank hat das Schloss sehr schön dokumentiert. https://franksfotografieblog.de/schloss-altenburg-erkunden/
    Der Bachsaal wurde nach einem Brand 1905/6 im Stil der Neorenaissance als eine Art sächsisch-wettinisches Geschichtsbuch komplett neu errichtet. Mit 10 großen Deckengemälden, Schnitzereien und zahlreichen Wappendarstellungen. Den chronologischen Schlusspunkt in der hofseitigen Fensterreihe bildet untenstehende Glasmalerei.

    Soweit keine ungewöhnliche Darstellung. Reichsadler und die Wappen der vier Königreiche Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg. Dass Großherzogtum Baden passt da eigentlich nicht dazu. Vermutlich hat hier der ausführende Glasmaler Eduard Stritt aus dem Schwarzwald seine badische Heimat verewigt.

  • Herzlichen Dank, Saxonia, genau solche Beiträge wie Sie einen eingestellt haben, hatte ich mir für diesen Themenstrang gewünscht !

    Es wird wohl noch vieles derartig Schönes, landauf und landab zu entdecken geben …

    Anbei - als weiteres Beispiel - einige Bilder von dem 23-teiligen Wappenfries an der Ostfassade des Hauptbaus des Lübecker Rathauses. Der Fries mit den heraldischen Repräsentanten der wichtigsten Mitlglieder des Hansabundes ist oberhalb der Fenster angebracht, die einst den – im frühen 19. Jahrhundert durch Einbauten zerstörten – ‚Hansesaal’ belichteten. Dieser war der Schauplatz der Hansetagfahrten gewesen, dem höchsten Entscheidungsgremium des Bundes, zu welchem die Abgesandten aller Mitglieder erschienen. Der Fries ist somit das würdige Symbol dieses Herzens der Hanse, in dem die Gemeinschaft tatsächlich gelebt wurde.

    (P.S.: Bis auf das Wappen ganz rechts (bzw. ganz im Norden), waren alle anderen zu identifizieren. Möglicherweise handelt es sich- wie bei dem Wappen von Visby an der linken Flanke des Frieses – auch um das Wappen einer Hansestadt außerhalb von Reich und Ordensstaat ?

    Abbildung 01
    Die Ostfassade des Hauptbaus des Lübecker Rathauses an der Breiten Straße.

    Abbildungen 02 bis 05
    Details des Wappenfrieses (betrachtet von Süd nach Nord bzw. von links nach rechts).

    Abbildung 06
    Das unbekannte Wappen (möglicherweise silberner, aufrecht schreitender Löwe, auf rotem Grund) - wer kann hier bitte weiterhelfen ?

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (20. Februar 2019 um 08:45)

  • Lieber Saxonia,

    in der Tat würde Braunschweig die Reihe perfekt abschließen, zumal es ja in der Reihe gleich neben Hannover stünde.
    Andererseits hat sich der Künstler bei der Tingierung der anderen Wappen keine derartigen Freiheiten erlaubt, wie man sie hier bei einer Invertierung der Farben annehmen müßte...

    Um das von Ihnen gewählte 'Trägermaterial 'Glasfenster' (aus dem Bachsaal im Altenburger Schloß) einmal aufzugreifen, möchte ich nachfolgend ein Fenster aus den Landen der Albertinischen Linie der Wettiner vorstellen und zwar das nördliche Fenster der Wartehalle im Reichsgericht Leipzig, welches vom Künstler Alexander Linnemann zum Thema Schiffbau und Schiffahrt geschaffen wurde. Das gemeinfreie Foto stammt von Andreas Praefcke.
    Wie man sieht hat Linnemann die Hansestädte Hamburg und Lübeck berücksichtigt. Bremen aber leider nicht...

  • Preußische Selbstkrönungen unter der Fuchtel Hoyas…

    Abbildung 01:
    Selbstkrönung Wilhelms I. zum preußischen König in der Schlosskirche von Königsberg 1861 (Gemälde von Adolph von Menzel).


    Daß viele ortsfremde Bauheraldik infolge dynastischer Verbindungen entstanden ist, dürfte aufgrund der so überaus vielfältigen Geschichte des deutschen Föderalismus recht nachvollziehbar sein. Hierzu im Folgenden ein einprägsames Beispiel:
    Der vom polnischen König Stephan Bathory 1577 zum Administrator des in polnischer Lehnsabhängigkeit stehenden Herzogtums Preußen ernannte Georg Friedrich von Brandenburg-Kulmbach und Brandenburg-Ansbach, ließ von dem aus Stuttgart zugereisten Blasius Berwart den neuen Westflügel des Königsberger Schlosses errichten, welcher Kirche und Festsaal enthielt. Dieser Festsaal, der – wohl – nach Beherbergung des auf dem Wege in die Niederlande befindlichen russischen Zaren Peter I. den Namen Moskowitersaal erhielt, wurde durch einen großen Kamin beheizt, der bis zur Zerstörung des Schlosses im 20. Jahrhundert Bestand haben sollte. Auf diesem Kamin verewigte sich nicht nur der Bauherr, Markgraf Georg Friedrich, sondern auch dessen Gemahlin Sophie mit ihrem persönlichen Wappen. Sophie war das aus Celle gebürtige älteste Kind des Herzogs Wilhelm des Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg. Während dessen Regierungszeit starb 1582 der letzte Graf von Hoya und das Territorium des Letzteren, südlich von Bremen gelegen, fiel an die Welfen, die damit nicht nur dem seit den Tagen der Zerschlagung des Herzogtums Sachsens durch Barbarossa bestehenden Ziel der Rückgewinnung aller einst von Heinrich dem Löwen beherrschten Gebiete ein großes Stück – und zwar in Richtung Weser – näherkamen, sondern auch das Hoyaer Wappen – zwei schwarze Bärenklauen auf goldenem Schild – ihrem Gesamtwappen hinzufügen konnten. Somit waren auf dem Wappen Sophies im Königsberger Moskowitersaal nicht nur die heraldischen Symbole der Lande Braunschweig, Lüneburg, Everstein, Homburg sowie Alt- und Neu-Bruchhausen,sondern eben auch die Hoyaer Bärenklauen vertreten. Es ist insofern nicht verkehrt, wenn man sagt, daß die Selbstkrönungen Friedrich I. 1701 und Wilhelms I. 1861 in der Kirche des Berwart-Baus unter(halb) der ‚Fuchtel’ Hoyas stattfanden…
    Ob man der guten Sophie, die in Nürnberg verstarb und dort in St. Lorenz begraben liegt, auf ihrem heraldisch üppig ausgestatteten Grabmonument auch die Hoyaer Tatzen mitgab, wäre im Einzelnen noch zu prüfen, ist aber nicht ausgeschlossen.
    In einem nicht weit von Nürnberg im fränkisch-thüringischen Grenzraum gelegenen Ort, in Coburg nämlich, findet man allerdings nachweislich wieder das Zeichen Hoyas: Am dortigen Gymnasium Casmirianum. Denn der Stifter dieser Bildungseinrichtung, Herzog Casimir war mit der jüngeren Schwester Sophies, Herzogin Margarethe von Braunschweig-Lüneburg verheiratet und das Ehepaar ließ seine beiden Wappen an der Fassade der Schule anbringen.

    Wie lautet nun die ‚Moral von der Geschicht’ ?
    Nun, möglicherweise folgendermaßen:
    Die identischen Wappen an so weit voneinander entfernt liegenden Orten wie Hoya, Celle, Königsberg, Coburg und – eventuell – Nürnberg beweisen wieder einmal, welch einen engmaschigen Organismus unser Deutschland einst darstellte und wie unhistorisch die willkürliche Zertrennungen des 20. Jahrhunderts waren und sind !


    Abbildung 02:
    Der Moskowitersaal des Königsberger Schlosses in der Fassung aus der Zeit Kaiser Wilhelms II. . Links hinten ist der Kamin zu erkennen.


    Abbildung 03:
    Foto des Kamins im Moskowitersaal.

    Abbildung 04:
    Zeichnung des Kamins im Moskowitersaal, welche die Wappen deutlich erkennen läßt. Das Wappen Sophies befindet sich auf der rechten Seite.

    Abbildung 05:
    Links: Vergrößerung des Wappens Sophies aus Abbildung 04. Mitte: Das mit dem Wappen Sophies identische Wappen ihrer jüngeren Schwester Margarethe am Gebäude des Coburger Casimirianums, welches die Tingierung erkennen läßt. Rechts: Legende der Wappenbestandteile. Man erkennt im Feld links unten (heraldisch korrekt: rechts unten) die Bärenklauen von Hoya.


    Abbildung 06:
    Porträtgemälde Herzogin Sophies und ihr Grabdenkmal in der Nürnberger St. Lorenz Kirche. Also, wenn hier Nürnberger Foristen auf die Suche nach den Hoyaer Bärenklauen gehen wollen, würde es mich freuen !


    Abbildung 07:
    Porträtgemälde der jüngeren Schwester Sophies, Herzogin Margarethes und Ansicht des Coburger Casimirianums, an dessen rechter Gebäudekante das Wappen der Herzogin(nen) angebracht ist (rot eingekreist).


    Abbildung 08:
    Übersichtskarte. (Collage von mir.)

  • Sieges- und Friedensdenkmal in Edenkoben


    Auch im pfälzischen Edenkoben, dem Ort der ehemaligen Sommerresidenz von König Ludwig I., gibt es am dortigen ‚Sieges- und Friedensdenkmal’ viele ortsfremde Bau-Heraldik zu entdecken. Letztere hat allerdings die Anmutung, als wenn sie von eher ungeübten Händen geschaffen wurde und steht damit im Kontrast zu den sehr qualitätvollen Steinmetzarbeiten.

    Abbildung 01
    Historische Postkarte mit Gesamtansicht des Denkmalkomplexes.


    Abbildung 02
    Nahansicht.


    Abbildung 03
    Die Wappenabbildungen in der Apsis.



    Abbildungen 04 und 05
    Beschreibung des Denkmals.



    Auf Youtube fand sich noch der folgende Filmbeitrag:

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  • Da kann ich mal aktuelle (letzten Sommer) Bilder hinzufügen, leider aber nur ein kleiner Ausschnitt der oben gezeigten Apsis . . .




    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Die Städtewappen-Fenster der Schloßkirche Wittenberg

    (Artikel aus der Zeitung ‚Volksstimme’ vom 02.05.2015)

    "Die Angst der DDR vor bunten Kirchenfenstern

    Rund 60 Kirchen hat die SED-Führung sprengen lassen. Der Wittenberger Schlosskirche blieb dieses Schicksal erspart - ungeschoren kam sie dennoch nicht durch die DDR. Es waren die Kirchenfenster, die den Zorn der Genossen erregten.

    Die farbigen Kunstwerke zeigten die Wappen von 200 Städten, die bei der Reformation eine wichtige Rolle gespielt hatten. Darunter allerdings nicht nur Magdeburg und Stralsund - sondern auch Köln und Konstanz, Breslau und Danzig.

    Kurz nach dem Mauerbau ließ man diese Wappen entfernen - zerstörte damit aber zugleich das historische Lichtkonzept. Durch die neuen Weißglasscheiben fiel zu viel Licht. Bei Sonne waren nur noch schwarze Umrisse zu erkennen. 1983 sollten auch die letzten farbigen Fenster weichen. "Das ist ein Erbe des Kapitalismus, das kann weg", lautete der Auftrag an den Quedlinburger Glasmaler Frank Schneemelcher. Statt aber die Scheiben zu zerstören, schaffte er sie in seine Werkstatt. "Aus Handwerkerehre", sagt er.

    Mithilfe dieser Fragmente und alter Fotos können die Fenster nun originalgetreu rekonstruiert werden. Die 400000-Euro-Spende eines Luther-Freundeskreises macht es möglich."

    Hier der 'Link' zum Originalartikel:

    https://www.volksstimme.de/nachrichten/sa…enfenstern.html

    Und hier noch ein Bericht über den Wiedereinbau der Wappenfenster:

    https://www.mz-web.de/quedlinburg/fi…enberg-24187610




    (Bild von AlterVista)



  • Zu den Wappen des Lübecker Rathauses (Beiträge Nr. 3-5):

    Die Identifizierung des letzten Wappens mit Braunschweig ist nicht zulässig. In der Heraldik gibt es schließlich Regeln. Freiheiten kann sich ein Gestalter bei der Stilisierung des Wappenbildes herausnehmen, aber die Farben umzukehren, ist unmöglich. Das Wappen von Braunschweig ist schon im Mittelalter ein rechtsgewendeter, aufsteigender roter Löwe in silbernem Feld.

    Die Wappenreihe an der Fassade gibt mir noch einige Rätsel auf. Nach welchen Kriterien wurden die Wappen ausgewählt und ihre Reihenfolge festgelegt? Ich hätte die Wappen nach den Hansequartieren geordnet und den Vorort des jeweiligen Quartiers als ersten angegeben. Aber die Reihenfolge geht bunt durcheinander. Damit ist es hinfällig, die Interpretation "Braunschweig" mit der Nachbarschaft zum Wappen Hannovers stützen zu wollen. Zudem waren Hannover und Berlin in der Blütezeit der Hanse nicht wirklich wichtig. Die Auswahl wirkt etwas beliebig.

    Übrigens hat sich selbst der Brandenburger Landtag nicht einen weißen Adler von Peter Kulka als brandenburgischen Adler verkaufen lassen. Der Fall ist analog. Ein rotes Wappentier ist etwas Besonderes. Wenn man es "weißwäscht", verliert es seine Identität. Wer sich hinter dem ominösen Wappenlöwen verbirgt, bleibt vorläufig offen. Ich werde weitersuchen.

  • Herzlich willkommen hier im Forum, Rastrelli !

    Und vielen Dank für Ihren differenzierten Beitrag.

    Ich hoffe, Ihre Suche nach der zu dem ominösen Wappen gehörenden Stadt wird von Erfolg gekrönt sein.

  • Deutsche Bücherei Leipzig – großer Lesesaal


    Im großen Lesesaal der Deutschen Bücherei in Leipzig, der vom preußischen Ministerialdirektor Friedrich Althoff initiierten Ursprungsinstitution der heutigen Deutschen Nationalbibliothek, wird – über die Grenzen des Bismarck-Reichs hinausgehend – der gesamte deutsche Literaturraum mit den Wappen seiner bedeutendsten Verlags- und Buchhandelsstädte abgebildet. Die Reihe beginnt mit Leipzig und Dresden, setzt sich an der Längswand mit Königsberg, Berlin, Hamburg, Frankfurt a.M., Köln, München, Nürnberg und Stuttgart fort, und endet mit Wien und Bern.

    Abbildung 01 – 03
    Aktuelle Aufnahmen.

    Abbildung 04
    Historisches Foto.

  • Göttinger Rathaussaal

    Anbei ein Youtube-Fundstück zu den Wappendarstellungen Hermann Schapers im großen Saal des Göttinger Rathauses.

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    Die Innenansichten des Saales beginnen bei min. 1:10.

  • Heraldische Verarmung in Bremen


    Ähnlich wie am Hauptbau des Lübecker Rathauses gab es auch an Heinrich Müllers 1861 bis 1864 erbauten neuen Börse am Bremer Marktplatz eine Ansammlung von Stadtwappen wichtiger Hansestädte, die allerdings nicht friesartig wie an der Trave, sondern bogenförmig um das große Nordfenster des Gebäudes angeordnet waren. Das Bremer Wappen befand sich zudem nicht innerhalb des Bogens, sondern unterhalb des Fensters über dem Nordeingang des Gebäudes. Die gegenüber Lübeck verringerte Anzahl der Wappen (dort 23 hier lediglich 18) reduzierte sich noch dadurch um ein weiteres Wappen, als der Wappenstein, welcher gewissermaßen den Schlußstein des Bogens bildete kein Wappen einer konkreten Stadt, sondern das gemeinsame Wappen des Städtebundes,das sog.‚Hansa-Kreuz’, trug. Von den übrigen 17 Wappen kommen 14 bis heute auch am Lübecker Rathaus vor. Lediglich 3 Wappen, die von Braunschweig, Hildesheim und Goslar sind an der Breiten Straße in Lübeck nicht anzutreffen. Von den ‚wendischen und pommerschen’ Städten waren 6 vertreten: Hamburg, Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Stettin. Von den preußischen Städten 2: Danzig und Königsberg. Von den livländischen Städten eine: Riga. Von den sächsischen Städten 5: Bremen, Braunschweig, Hildesheim, Goslar und Magdeburg. Von den westfälischen Städten 2: Dortmund und Köln. Und von den schwedischen Städten eine: Visby. Die märkischen und die niederländischen Städte waren somit nicht repräsentiert.

    Ebenso wie in Lübeck läßt sich auch hier keine geordnete Reihenfolge der Wappen erkennen. Einzig die Tatsache, daß Lübeck und Hamburg das Hansa-Kreuz flankierten (wobei die Königin der Hanse natürlich die vornehmere linke (heraldisch rechte) Herzseite einnahm) und Bremen in der Mittelachse direkt unter dem Hansa-Kreuz angeordnet war, hob diese drei Städte hervor und gab sie als die letzten überlebenden unabhängigen Mitglieder des Bundes zu erkennen, wodurch dann doch eine ansatzweise Struktur in die Sache hineinkam.

    Zu erwähnen wäre hinsichtlich der Fassade noch, daß die beiden, das große Fenster der Nordseite flankierenden Risalite jeweils zwei Wappen der vier Hansekontore in London, Brügge, Bergen und Nowgorod aufwiesen; wie dies ja heute noch die Schaufassade des Bremer Schüttings ebenfalls tut. Hier hat sich beim Umbau der Schüttingfassade Ende des 19. Jahrhunderts der gemeinsame Bauherr beider Bauten (die Handelskammer Bremen) wohl selber zitiert…

    Auch im Innern der neuen Börse waren Hansewappen – nun tatsächlich friesartig angeordnet – an den Schmalseiten des großen Hauptsaales vertreten, allerdings mit nur 14 an der Zahl, mit jeweils 7 pro Schmalseite. Alle hier zu sehenden Wappen waren auch am Bogen der Nordfassade vorhanden, wobei Lübeck den mittleren Ehrenplatz im Norden und Hamburg denjenigen im Süden einnahm. Aufgrund der reduzierten Anzahl waren hier Braunschweig, Bremen, Stralsund und Visby nicht mehr berücksichtigt.

    Als weiterer heraldischer Schmuck des Hauptsaals fungierten die zwischen den Arkadenbögen angebrachten Staatswappen der seinerzeit führenden Nationen der Welt, so wie sie zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Börsengebäudes im Jahre 1864 in Geltung waren. Daher findet man u.a. die heute exotisch anmutenden heraldischen Symbole des 2. französischen Kaiserreichs unter Napoleon III., des erst 1889 untergegangenen Kaiserreichs Brasilien oder des 1905 aufgelösten und vordem durch Personalunion verbundenen Königreichs Schweden-Norwegen. Wenigstens bei den Staatswappen ist nun eine gewisse Ordnung zu erkennen: An der östlichen Längsseite des Saales waren die Symbole der nichtkatholischen (also protestantischen und orthodoxen) Länder Nord- und Osteuropas angebracht, als da waren: Niederlande, Großbritannien, Schweden-Norwegen und Russland. Die Westseite war hingegen dem ‚Rom-treuen’ Westen und Süden gewidmet: Spanien, Frankreich, Italien und – mutmaßlich (da fotografisch nicht erfaßt) – Portugal. An der nördlichen Schmalseite waren sinnigerweise die Wappen der beiden größten Staaten des noch bestehenden Deutschen Bundes (der Dualismus zwischen ihnen beiden sollte ja erst 1866 bei Königgrätz und damit zwei Jahre nach Einweihung der Börse enden) dementsprechend so verteilt, daß Österreich neben der katholischen Westseite hing und Preußen der protestantischen / orthodoxen Ostseite benachbart war. An der südlichen Schmalseite wurde dieser logische Aufbau leider durchbrochen, indem man das Wappen des katholsichen Brasiliens der Ostseite zuordnete, während die puritanischen Vereinigten Staaten sich in der Gesellschaft der katholischen Staaten wiederfanden.

    Nach allem stellte der heraldische Schmuck des Saales einen offenkundigen’ Hinweis auf die mittelalterlichen (Hanse-Wappen) und die aktuellen (Staatswappen) Wirtschaftsbeziehungen Bremens dar. Der Bauherr, die Bremer Handelskammer, bekannte sich mit ihnen einerseits zum alten hansischen Geist und andererseits zu den Weltläufigkeit erfordernden, vitalen Handelsverbindungen der Stadt in der gerade begonnenen 2. Hälfe des 19. Jahrhunderts.

    Diese ‚Vielfalt’, diese ‚Buntheit’, diese ‚Weltoffenheit’ wurde durch die Geschehnisse des 20. Jahrhunderts radikal beseitigt: Der Börsensaal brannte am 20. Dezember 1943 infolge desselben Luftangriffs, der auch die Sprengbombe in das Turmfundament der St. Ansgarii-Kirche einbrachte, vollkommen aus, wodurch sämtliche -übrigens farbig gefaßten – Wappen im Saal zerstört wurden. Die gekonnter Steinmetzkunst zu verdankenden Wappen am Nordfenster blieben jedoch nahezu unzerstört. Sie wurden erst beim Abbruch der Börse geborgen, auf einen LKW verladen und fuhren ins ….Nirvana, zumindest aber sind sie heute spurlos verschwunden und fristen möglicherweise ein Dasein als Schmuck eines oder mehrere Schrebergärten…

    Gegenwärtig befindet sich auf dem Areal der ehemaligen neuen Börse nur noch ein heraldisches Werk: eine sehr abstrakte, buchstäblich farblose Ausführung des Bremer Wappens und zwar im Plenarsaal des Bürgerschaftsgebäudes. Wenn man noch die in die Glastüren des Haupteingangs des Gebäudes geätzten Wappen-Ausführungen hinzunimmt hat man dann doch zumindest noch drei Darstellungen; aber eben nur vom Bremer Wappen. Die frühere Vielfalt ist so oder so Vergangenheit. Dabei legt doch unsere Zeit so großen Wert auf ihren ach so gut ausgeprägten Kosmopolitismus ?!

    Na, da waren die königlichen hanseatischen Kaufleute des bürgerlichen und heimatverbundenen Bremens des Kaiserreichs schon viel weiter. Damals hieß es: ‚Mit der Heimat im Herzen die Welt umfassen’. Heute schmort man lieber in seinem provinziellen eigenen Saft, ist aber soooo gegen vermeintlich miefigen Patriotismus…


    Abbildung 01
    Die Nordseite der neuen Börse zwischen Dom und Rathaus, gesehen aus dem Winkel zwischen Altem und Neuem Rathaus. In der Bildmitte das große Nordfenster mit den Städtewappen und darunter das Nordportal mit dem Wappen Bremens. Jeweils rechts und links oberhalb der großen Fenster in den Risaliten: die Wappen der vier Hansekontore.


    Abbildung 02
    Legende zu den einzelnen Städtewappen.


    Abbildung 03
    Die farbig gefaßten Städtewappen an den beiden Schmalseiten des große Börsensaals.


    Abbildung 04
    Die Wappen der wichtigsten Nationen zwischen den Arkandenbögen an den Längsseiten des Saals. Blick nach Nord zur Statue der ‚Brema’ auf der Galerie.

    Abbildung 05
    Blick nach Süd.

    Abbildung 06
    Bild vom Abbruch der Neuen Börse. Das Wappen des Hansekontors in Brügge wird verladen.


    Abbildung 07
    Auf der Ladefläche des LKW sind zu sehen (von links nach rechts:) Hanskontor in Nowgorod, Dortmund, Hansa-Kreuz, Stettin, Hamburg, Goslar, Lübeck, Rostock.

    Abbildung 08
    Plenarsaal der Bremischen Bürgerschaft mit dem von zwei Löwen gehaltenen Stadtwappen.

    Abbildung 09
    Vergleich der Nordseite der Neuen Börse mit der Nordseite des Bürgerschaftsgebäudes. Auf heraldischen Fassaden-Schmuck verzichtet die Bürgerschaft offensichtlich volkommen…

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (26. Februar 2019 um 21:39)

  • Wappensaal im Schloß Köpenick


    Der größte Saal im Schloß Köpenick, der als herausragenden Schmuck die Wappen derjenigen Territorien an den Wänden trägt, die zu jener Zeit zum Kurbrandenburgischen Staat gehörten, als der spätere König Friedrich I. noch Kurprinz war, ist ein Beispiel dafür, daß die Denkmalpflege in der DDR auch einmal der bundesrepublikanischen voraus sein konnte. Denn die seinerzeit an der korrekten Tingierung orientierte Fassung, war für heraldisch Interessierte wesentlich schöner, als die heutige einheitlich weiße Übermalung – auch wenn diese wohl den historischen Ursprungszustand des Saales wiederhergestellt hat.

    Vor dem Hintergrund der Tatsache, daß die Entfernung der Wappenscheiben aus der Schlosskirche zu Wittenberg, parteiamtlich deshalb gewünscht war, weil diese Wappen von Städten östlich der Oder und westlich der Zonengrenze aufwiesen, war die farbliche Gestaltung des Köpenicker Wappensaals besonders bemerkenswert, sind in ihm doch selbstverständlich die heraldischen Symbole der Ostprovinzen jenseits der Oder und der Westprovinzen in Westfalen und am Niederrhein enthalten. Nun, man hat dies wohl auf das Konto ‚der Mensch in seinen Widersprüchen’ zu verbuchen.

    Abbildung 01
    Die farbige Fassung der Wappen aus DDR-Zeiten.

    Abbildung 02
    Die gegenwärtige, einheitlich weiße Gestaltung.

    4 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (27. Februar 2019 um 09:39)

  • Was haben das Brandenburger Tor und der Bremer Hauptbahnhof gemeinsam ?


    Beide sind Ausgangspunkte von Wegeverbindungen. Und sie geben jeweils auch zu erkennen welches die Zielorte sind, die man von ihnen aus erreichen kann. Am Bremer Hauptbahnhof geschieht das durch große Stadtwappen derjenigen vier Hauptdestinationen mit denen der Bahnhof auf dem Schienenwege verbunden ist: Im Süden Hannover und Köln; im Norden Bremerhaven und Hamburg. Das weltberühmte Tor in Berlin, trägt zwar kein Wappen, läßt aber durch seinen Namen erkennen, daß man von ihm aus auf direktem Wege die Stadt Brandenburg an der Havel erreichen kann. Da alle historischen Berliner Stadttore derartige ‚Destinations-Namen’ (Oranienburger, Hallesches, Leipziger, Potsdamer, Cottbuser, etc.) tragen, hätte man im Grunde genommen an jedem dieser Tore die entsprechenden ortsfremden Wappen anbringen können, sozusagen als ‚Wegweiser’.

    Abbildung 01
    Wappen von Hannover (für die historische Strecke über Wunstorf). Foto von Rami Tarawneh (Bilder 02 bis 04 stammen auch von ihm).

    Abbildung 02
    Wappen von Köln (für die historische Strecke der Cöln-Mindener Eisenbahn).


    Abbildung 03
    Wappen von Bremen. (hier stellvertretend für ‚Bremerhaven’ und die dorthin führende historische ‚Geestbahn’ verwendet).

    Abbildung 04
    Wappen von Hamburg.


    Abbildung 05
    Brandenburger Tor mit den beide Wappen der Alt- und Neustadt Brandenburgs an der Havel.


    ;)

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (28. Februar 2019 um 12:42)

  • Holzdecken als Träger von Zyklen ortsfremder Wappen

    In den Jahrzehnten nach der Reichseinigung von 1871 entstanden – wohl aus Freude am und als Bekenntnis zum neuen gemeinsamen Staat - eine nicht geringe Anzahl von Holzdecken mit gemalten Darstellungen der Wappen aller Bundesstaaten. Drei dieser Decken und zwar die in Mürwik, Goslar und Bremen sollen hier vorgestellt werden. Die klassische Form weist der große Saal in der Marinschule in Mürwik bei Flensburg auf: Eine Kassettendecke in der (fast) jedes Fach von nur einem Wappen ausgefüllt wird. Das Besondere an den Wappen im Kaisersaal der Pfalz in Goslar ist, daß die Wappen auf separaten Schilden aufgemalt sind, die ihrerseits an der Holdzecke befestigt oder an den, die Decke tragenden Pfeilern aufgehangen sind. Das Spezifikum der Decke im Bremer Gerichtshaus ist, daß hier nicht nur die Wappen der Bundesstaaten, sondern auch diejenigen der preußischen Provinzen vorhanden sind.

    Abbildung 01
    Totale der Decke in Mürwik.

    Abbildung 02
    Detail der Decke.

    Abbildung 03
    Legende der Wappendarstellungen.


    Abbildungen 04 bis 07
    Ansichten der Decke des Kaisersaals der Pfalz in Goslar.

    Abbildung 08
    Ansicht des Strafkammersaals im Landgericht Bremen. Die Wappendecke liegt im Schatten.

    Abbildung 09
    Ansicht eines der drei Segmente der Wappendecke im Landgericht Bremen. Pro Segment sind zwei sechsteilige (von den Justizsymbolen Waage und Richtschwert unterbrochen) Wappenreihen vorhanden, sodaß insgesamt sechsunddreißig Wappen auf der Decke vorhanden sind. (Es handelt sich um Fotos von mir aus der ‚analogen Steinzeit’ – ich bitte die schlechte Qualität der Bilder deshalb zu entschuldigen). Zwischen den vier Fotos gibt es im Übrigen Redundanzen !

    Abbildung 10
    Legende zur Wappendecke im Strafkammersaal. Die preußischen Provinzen haben eine blaue Schriftfarbe.
    P.S.: Übrigens war auch die gewölbte Holzdecke des Moskowitersaals im Königsberger Schloß eine derartige Wappendecke. Sie zeigte die heraldischen Symbole aller im großen preußischen Königswappen (Version unter Kaiser Wilhelm II.) enthaltenen Territorien.

    2 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (28. Februar 2019 um 20:42)

  • Lieber Pagentorn

    Ganz herzlichen Dank für diese wunderbaren Beispiele. Die Heraldik hat mich immer fasziniert und solche Wappen und Verzierungen an historischen Gebäuden schaue ich mir immer an.

    Was auffällt: An den meisten Ihrer Beispiele sieht man das Wappen Königsbergs. Einerseits sehr schön als Beleg für die Bedeutung als Kultur- und Handelsmetropole, andrerseits auch sehr traurig, wenn man bedenkt, dass die jahrhundertelange Verankerung der Stadt in der Geschichte Deutschlands so brutal gekippt wurde.

    Einen Themenstrang zu Königsberg von Ihnen würde ich sehr gespannt verfolgen! :)

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Lieber Löbenichter,

    ihr Lob freut mich ganz besonders, zumal ich Ihnen für immer dafür dankbar bin, daß Sie – noch unter anderem Pseudonym – den Themenstrang zu meinem größten Anliegen, nämlich den zur alten Bremer St. Ansgarii Kirche eröffnet haben !
    Unter dem großen, von Hanse und Deutschem Orden geprägten norddeutschen Spannungsbogen, zwischen Emden und Schirwindt habe ich mich als Bremer immer sehr zu Ostpreußen und besonders zu Königsberg hingezogen gefühlt, obwohl keinerlei familiäre Bindungen dorthin bestanden und ganz im Gegenteil einer meiner direkten Vorfahren unter König Ladislaus Lokietek 1331 in Kujawien gegen den Orden gekämpft hat (das wurde dann aber durch die Beteiligung eines seiner Nachfahren an der Befreiungstat Jan Sobieskis 1683 wieder ‚wett gemacht’). Leider werde ich aber – aus Zeitgründen – hier im Forum keinen eigenen Strang zu Königsberg aufmachen können, so schön ein solcher auch wäre (im Übrigen gibt es ja schon einen Strang zu Nordostpreußen (unter dem furchtbaren, ärgerlicherweise immer noch geltenden sowjetischen Namen), in dem meine Wenigkeit auch schon das Ein oder Andere zu der lieben Stadt am Pregel geschrieben hat.
    Und lassen Sie sich bitte versichert sein: Auch wenn Königsberg heute durch zwei Grenzen von uns getrennt ist, so ist und bleibt es dennoch ein integraler und eminent wichtiger, unauslöschbarer Bestandteil unserer Geschichte. Ich scheue mich nicht, in diesem Zusammenhang – die heute ja so verfemte - Agnes Miegel zu zitieren, die davon sprach, daß ‚Königsberg unsterblich ist’. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Oder vielleicht doch noch dies: Ich freue mich jedesmal - sofern es das Thema zulässt - Ostpreußens unvergängliche Hauptstadt in Beiträgen einbinden zu können und dadurch die Erinnerung daran wach zu halten, daß sie genauso wie Dresden oder Dortmund ein Teil – ein aktueller Teil von uns ist !

  • Ortsfremdes Wappen als Hommage an den Namensgeber aus fernen Landen


    Das im 19. Jahrhundert nach dem Entwurf von Friedrich August Stüler errichtete Königsberger Königstor, enthält mit den heraldischen Symbolen der beiden die Stadt umgebenen altpreußischen Landschaften Samland und Natangen sowie den u.a. auf die Landesherrschaft hinweisenden brandenburger und preußischen Adlern im Wesentlichen keine ortsfremden Wappen. Einzig der auf den Namensgeber der Stadt – König Ottokar II. Premysl – verweisende böhmische Löwe fällt in diese Kategorie.

    Abbildung 01
    Totale des Königstores. Foto von A. Savin.

    Abbildung 02
    Wappen im Detail.