• Ich frage mich immer, warum in Deutschland Häuser so oft "nicht sanierbar" sind. Wenn man in Frankreich ist, sieht man vollständig erhaltene Altstädtchen ohne diese typisch deutschen Lücken und darauffolgenden Bausünden. Was machen die anders, besser?

    In dubio pro reko

  • Ich halte solche Aussagen für ausgemachten Blödsinn. Plötzlich sollen überall alte Bauten, die 300 oder gar 500 Jahre schadlos überstanden haben, nicht mehr zu retten sein. Ich denke, man will die alten Häuser einfach los werden, da man das Grundstück anderweitig, sprich gewinnbringender nutzen will. Außerdem wollen sich die beauftragten Architekten nicht wirklich mit historischen Bauten auseinandersetzen, das Gespür dafür fehlt völlig. Also macht man lieber tabula rasa und kann seinen Vorstellungen freien Lauf lassen. Ich habe beinahe den Eindruck, dass derzeit über unsere Altstädte eine Abrisswelle hinwegrollt, wie man das aus 1960er bis 1970er Jahren kannte. Kaum noch eine Altstadt, die völlig einheitliche und geschlossene Häuserzeilen aufweist, ganz anders als im europäischen Ausland. Heute sind oft viele Kleinstädte derart kaputt saniert, dass man den Eindruck hat, auch hier hätten die Bomben des Zweiten Weltkriegs gewütet, obwohl dies gar nicht der Fall war (z.B. Rheine, Lübbecke etc.).

  • Viele Deutsche haben auf jeden Fall ein gestörtes Verhältnis zu ihrer historischen Bausubstanz. Während in Deutschland hemmungslos abgerissen wird, werden völlig verfallene Fincas auf Mallorca, Landhäuser in der Toscana und ganze Burgenanlagen in Österreich mit riesigen finanziellen Aufwand von der deutschen Geldelite liebevoll saniert.

    ...

  • ich glaube, dass der wirtschaftliche Erschließungsdruck hier viel höher als anderswo ist. Auch in Österreich kommt es vor, dass stadtbildmäßig skandalöse Entscheidungen getroffen werden, aber nicht in dieser Drastik. Man muss auch dazu sagen, dass es eine ähnliche Situation in anderen Ländern nicht gibt - viele unbekannte Kleinstädte mit großflächigen Altstädten, dazu schwer für die heutige Bauwirtschaft kompatible Holzhäuser (Fachwerk).
    Was mE völlig verschlafen wird: hier wäre soviel Orginalmaterial für die FF-Altstadt oder andere kriegszerstörte Städte, die derartiges bedürften. ´

    "Nicht sanierbar" scheint derzeit eine Standardfloskel zu werden. D bräuchte dringend so etwas wie einen flächenmäßigen Ensembleschutz. Das scheint es überhaupt nicht zu geben.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.