• Unter "Essighaus" war davon schon die Rede: Die Gartenstadt am Werdersee. Einige Bilder vom Baufortschritt.

    Der Werdersee, wolkenverhangen, aber Magnetpunkt für Kaufwillige: Natur, Natur, Natur.....

    Aber jetzt rein ins Geschehen....

    Mal was mit Satteldächern, zum Werdersee hin wird es eben teurer, auch bei den 60er-Jahre Blocks

    Ausblicke....Lage, Lage, Lage. Die Schmetterlingsabbildung ist zynisch, denn auf der großen Wiese, die hier vorher bestand, war er zuhauf anzutreffen, im Neubaugebiet wird es ihn kaum noch geben. Was soll man sagen: Werbung ist eben alles.

    Werbeschilfausschnitt. Zu sehen sind die neuesten Ergüsse der Architekten-Kreativität. Warum nicht mal was Neues wagen. Viele fordern mehr Mut bei der Gestaltung: Hier hat er sich verwirklicht.

    Das ältere Wohngebiet direkt daneben: Siedlungshäuser, schätze 60er-Jahre. Kein Reichenviertel.

  • Ja, das ist schon ziemlich öde, muss man so sagen. Die Siedlungshäuser nebenan mögen zwar noch keine Reiche-Leute-Gegend sein, das liegt aber dann eher an den Altbewohnern. Wenn man dort jetzt etwas kaufen will, muss man definitiv reich sein, das sind ja ziemlich große Grundstücke in wirklich optimaler Lage. Leider wird auch viel abgerissen und neugebaut in der Ecke.

  • Die Degeneration oder vollkommene Verschüttung jeglichen Geschmacks mal am Beispiel der oben von findorffer genannten Siedlung, die im Kern aus den späten 20er Jahren stammt, und in den 30er und 50er Jahren deutlich erweitert wurde. Hier mal eines der wenigen toperhaltenen Häuser:

    Hier ein Beispiel für gelungen modernisiertes, sehr ähnliches Haus:

    Das war's. Sonst nur Grütze. Nochmal das gleiche Modell im typischen Zustand:

    Normale städtebauliche Situation in Bremen, man beachte das edle fassadendämmgrau des zweiten Hauses:

    Ein halbwegs in Frieden gelassenes Haus aus den 50er Jahren (?), aber außenliegende Rolladenkästen dürfen natürlich nicht fehlen:

    Unendliche Reihen an mehr oder minder kaputtsanierten, unpassend verklinkerten oder sonstwie vergewaltigten Häusern, das erste noch mit hilflosen Fensterläden neben den leeren, dunklen Fensterhöhlen ohne Gliederung, dafür besser sauberzumachen!

    Ein Neubau, gewollt und nicht gekonnt mit Landhaustür aus Plastik:

    Städtebauliche Realität in Deutschland 2021.

  • ^Das ist zwar nicht berauschend, aber gegen die überdimensionierten weißen Styropor-Flachdachkisten, die momentan landauf landab gebaut werden (so oder so), und für die solche Häuser abgerissen werden, ist das eigentlich noch eher harmlos.

  • Ja, das ist so dieser modifizierte "Friesenhaus"-Neubaustil, der in Massen in den Feriengebieten an der Nordsee und tlw. der Ostsee gebaut wird zur Zeit, natürlich relativ harmlos, auch der Versuch, mit dem Krüppeldach die Hausformen der Umgebung aufzunehmen (ein solches, kleineres, und ungünstiger auf dem Grundstück stehendes Haus wurde dafür auch abgerissen), zeigt zumindest eine leichte Beschäftigung mit der baulichen Umgebung.

    Trotzdem: der rote Klinker im EG passt hier nicht in das Viertel, und das Haus am Ende so grobschlächtig-90er-mäßig, man kann sich praktisch das weiß geflieste Wohnzimmer schon vorstellen, dass ich mir bei solchen Halbheiten manchmal lieber ein pfiffiges, modernes Haus gewünscht hätte (nicht: weiße Kisten wie in Deinen Beispielen, ehe das missverstanden wird ;)). Genau solche Häuser werden -massiert in Neubausiedlungen auf dem Land in Norddeutschland- zurecht als Beleg dafür genutzt, dass der Rückgriff auf klassische Formen allein alles andere als ein Garant für ein gelungenes Haus ist.

    Aber ja, es stimmt natürlich, dass das Haus einigermaßen angepasst ist und nicht völlig daneben aussieht.

  • Vorkriegszeit: Ein Bild von der alten Feuerwache 6 am Hohentor habe ich noch gefunden. Steht natürlich nicht mehr, das Gebäude ist auch zu schön, um wahr zu sein. Vermutlich ist es abgebrannt.

  • Vom -wenn er seine Medikamente genommen hat- mal wieder unverwüstlichen Optimisten folgende Geschichte, die aus meiner Sicht durchaus illustriert, dass sich etwas in die Richtung entwickelt hat im Umgang mit Bauerbe und auch in puncto Neubebauung. Es geht um das Hachez-Gelände, das mitten in der Alten Neustadt in Bremen liegt. Dort wurde bis Ende letzten Jahres noch die bekannte Hachez-Schokolade hergestellt (zumindest ist dieser Begriff jedem Bremer bekannt). Nun ist die Fertigung mit zuletzt noch etwas über 100 Angestellten nach Polen abgewandert, die Hauptverwaltung ist allerdings in Bremen geblieben und ins Tabakquartier gezogen (ein weiteres Umnutzungsprojekt, von dem ich bei Gelegenheit mal berichten werde).

    So weit, so gut, eine für Bremen fast schon klassische Geschichte. Natürlich haben die örtlichen Silberrücken der Immobilienbranche gleich ein Auge auf das wirklich ideal liegende Areal geworfen:

    (Quelle: hachez-quartier.de)

    Atypisch schnell hat die Stadt geschaltet und sich ein Vorkaufsrecht für das Areal gesichert. Es wurden die üblichen "Werkstattverfahren" und anderen Maßnahmen der öffentlichen Beteiligung angeleiert, bei denen am Ende doch so oft nur Murks herauskommt. Allerdings hat sich das in den letzten Jahren in Bremen doch zunehmend geändert, es gibt mittlerweile einige Beispiele für gelungene Verfahren mit frühzeitiger Beteiligung der Öffentlichkeit. Die Ergebnisse dieses Werkstattverfahrens wurden nun in einer öffentlichen Sitzung erläutert und diskutiert.

    Es handelt sich um folgendes Areal im GoogleEarth-Luftbild:

    (Blick Richtung Süden/Neustadt)

    (Blick Richtung Norden/Altstadt/Weser)

    Man sieht ein ziemlich heterogen bebautes, ehrlich gesagt leicht runtergekommenes Industrieareal mit Gebäuden aus vielen verschiedenen Epochen mit einer Basis aus dem späten 19. Jahrhundert, das nach Kriegszerstörungen und zahlreichen Umbauten aber nur noch in Rudimenten zu erkennen ist - wie gesagt typisch für Bremen wirklich mitten in einem Wohngebiet im Zentrum der Alten Neustadt.

    Die Entwürfe für die Umnutzung sehen den Erhalt von immerhin 5 der Altbauten vor, darunter dieses Herzstück des Areals, in das Gastronomie und Ateliers einziehen sollen:

    Auch erhalten werden soll dieser momentan als südliche Grenze zur Großen Annenstraße fungierende Riegel:

    Quelle für beide obigen und die folgenden Bilder sind der folgende Butenunbinnen-Beitrag, der zusätzlich mit Material des Kopenhagener Architektur- und Stadtplanungsbüros COBE arbeitet. Aus deren Vorschlägen hier ein paar Bilder der Planungen:

    Diese Karte enthält die erhaltenen Altbauten auf dem Areal. Die anderen Areale sollen abwechslungsreich und im Blockrand bebaut werden, wie es für ein solches Gebiet zur Erbauungszeit ganz typisch gewesen wäre:

    Ansicht zur Westerstraße:

    Nun ist zu beachten, dass dies nur vorläufige Baumassenstudien sind. Die individuelle Gestaltung der Fassaden, wie sie mir durchaus zusagen würden auf dem letzten Bild, ist nicht endgültig. Falls das so umgesetzt werden sollte, halte ich das Projekt für sehr nahe am idealerweise Machbaren mit so einem Areal in Bremen. Es sollen natürlich Wohnungen entstehen, dazu Büros, Gastronomie, Kleingewerbe, insgesamt tatsächlich eine Art "neues Herz für die Alte Neustadt", wie die Architektin im obigen Beitrag schmunzelnd ob der seltsamen Mehrfachverwendung von neu und alt sagte.

    Die ganze Gegend atmet zur Zeit für eine solch zentrale Lage in Bremen wirklich umfassende Nachkriegstristesse. Direkt gegenüber liegt mit dem "Lucie-Flechtmann-Platz" und den umliegenden Gebäuden aus den 90er Jahren noch weiteres Anschauungsmaterial dafür, wie man es nicht machen sollte. Rechts und links dann niederschmetternde Hässlichkeit aus den 60-80er Jahren.

    Nur mal wieder eine kleine Geschichte, die zeigt, dass sich gerade in den letzten 5 Jahren wirklich einiges getan hat bei zeitgenössischer Stadtplanung. Man kann sicherlich fordern, dass noch klassischer gebaut wird oder dass wirklich jeder Altbau auf jedem Konversionsareal in Deutschland erhalten werden muss - aber ich finde das hier um Welten besser als alles, was an solchen Stellen vor 60, 40 oder 20, sogar 10 Jahren gebaut worden wäre. Vielleicht sind es die in Bremen zuletzt sehr beliebten dänischen und niederländischen Planungsbüros, die auch in der Überseestadt bei den neuen Projekten zunehmend zum Zuge kommen (COBE, De zwarte Hond) und eine offensichtlich geringere Aversion gegen Urbanität und Gestaltung haben als deutsche Büros? Man weiß es nicht - aber mir gefällt's.

    Nun sollte das auch so oder so ähnlich kommen und nicht noch ewig lange zerquatscht werden.

  • Vom -wenn er seine Medikamente genommen hat- mal wieder unverwüstlichen Optimisten ....Die individuelle Gestaltung der Fassaden, wie sie mir durchaus zusagen würden auf dem letzten Bild...

    HEINZER - IMMER WENN ER PILLEN NAHM...............................

  • Na, dann sag doch mal, wie Du sowas wirtschaftlich darstellbar wesentlich besser hinkriegen willst. Wenn man eine jahrzehntelange Brache mitten in der ohnehin schon brach liegenden Alten Neustadt haben will, dann kann man natürlich die Ansprüche so hoch schrauben, dass einfach gar nichts mehr passiert in der Stadt. Irgendwer muss den Zirkus ja schließlich bezahlen und will damit auch Geld verdienen, was ich alles andere als verwerflich finde.

  • Nur mal so ein Beispiel dafür, dass sich die Architekturqualität aus meiner Sicht in den letzten Jahren durchaus verbessert hat, ist das Projekt Neustadtsgüterbahnhof. Es handelt sich um eine wirkliche Gewerbebrache, die zuletzt nur von einigen Speditionen in Nachkriegsbaracken genutzt wurden - an einer durchaus stadtbildprägenden Stelle, der südlichen Einfahrt in die Stadt. Hier herrschten Leerstand, große Werbebanner, das ganze ist wirklich keine Sahnelage und hätte noch genausogut 20 Jahre länger so unansehnlich vor sich hin dämmern können.

    Die Bremer Immobilienfirma Peper und Söhne hat das Areal vor einiger Zeit gekauft und weitgehend freigeräumt. Heute wurden die Pläne für die Neubebauung veröffentlicht. Zunächst mal der jahrzehntelange Zustand des Gebiets direkt am Neustadtsbahnhof und 500 m von der Stephanikirche entfernt:

    (GoogleStreetView)

    Der südliche Teil des Geländes soll nun wie folgt bebaut werden:

    Quelle: Spurwerk - Bremer Neustadtsgüterbahnhof

    Man kann auch hier viel kritisieren, etwas eintönig-rasterig, jaja - aber man bedenke bitte auch die periphere Lage, dies ist keine Sahnelage, sondern eine Gewerbelage zwischen einer Schnellstraße und einer Eisenbahntrasse. Ich kann mir nicht vorstellen, dass an dieser Stelle etwas so Ansehnliches, klassisches vor 10 oder 30 Jahren gebaut worden wäre. Wieder nur ein Beispiel, man muss mir nicht folgen oder das ganz toll finden - aber so tun, als würde alles immer schlimmer, kann man meiner Meinung nach auch nicht.

  • Die brutale Vorgehensweise der modernen Stadtplaner im Bereich der Neckar-/Hakenburgerstraße in den 60er-Jahren

    Heinzer, ich tue natürlich alles, um Deine Vorurteile zu bestätigen und werde nun die Neubebauung - wie gewohnt - wieder mal miesmachen. Meine Bewertung auf der Hienzer-Skala: -10. Allerdings aus ganz anderen Gründen, als die, die Dir jetzt spontan in den Sinn kommen. Dazu müsste ich erst etwas ausholen und werde in zwei Abschnitten entsprechende Fotos einstellen. Zuerst dokumentiere ich die gegenwärtige Lage in der Neckarstraße plus Umfeld, wie ist die Situation heute vor Ort. Dann wende ich mich fotografisch dem Gewerbegebiet der Fa. Peper zu und beschäftige mich mit der besseren alternativen Trassenführung, die unterblieben ist.

    Aktueller Stadtplan


    Stadtplan von 1957 vor dem Bau der Hochstraße zum Vergleich:


    Ende der 1960er-Jahren wurde die B 75 im Bereich der Neustadt als Fortführung der Hochstraße vor dem Hauptbahnhof gebaut, der Autoverkehr war damals erheblich geringer als heute (= mit ca. 100 000 Autos und Lastwagen pro Tag die verkehrsreichste Straße Bremens). Für die Planer war es seinerzeit kein Problem, die vierspurige Hochstraße möglichst nah an den Häusern der Neckarstraße in der Neustadt vorbeizuführen. Für deren Bau wurde sogar eine Seite der Neckarstraße und die zur Bahn liegende Hakenburgerstraße abgerissen. Dort verläuft heute die Hochstraße in unmittelbarer Nähe zu den übrig gebliebenen Gebäuden in der Neckarstraße. Dieses Gebiet bestand - wie schon im von uns diskutiertem Steintor - aus einer Mischung von erhaltenen Gebäuden und kriegsbedingt zerstörten Grundstücken. Mit dem Bau der Hochstraße wurde dies alles abgeräumt. Der Name "Hakenburger" wird dem einen oder anderen Bremern bekannt sein, es gibt in der Neustadt den Hakenburger See, auf dem 1957er-Stadtplan unten links eingezeichnet.

    Bauleitplan des Gebiets:

    Auch wen die Schrift nicht zu entziffern ist, kann man im eingekreisten Bereich die Neckar- und die Hakenburger Straße erkennen. Von links kommend läuft die Hochstraße durch den hier oberen Teil der Neckarstraße, der vollständig abgerissen wurden, ebenso wie die darüber liegende Hakenburger Straße..

    Zwischen der neuen Hochstraße und der Oldenburger Bahnlinie bestand und besteht noch ein Gewerbegebiet, das damals wohl als wertvoller angesehen wurde als die Gebäude in der Neckar-/Hakenburgerstraße. Das gehört zu den Planungssünden der Trassierung der B 75 in den 1960er-Jahren, dahinter stand die zum Nachteil der Bewohner hier im Forum allseits bekannte Vorgehensweise der modernen Stadtplaner in diesem Zeitabschnitt. Erst die Straße, dann der Mensch! Ich habe nichts gegen den Bau der Hochstraße in der Neustadt, aber man hätte die Hochstraße mit größerem Abstand zur Wohnbebauung mit einem Schwenk neben der Bahnstrecke Bremen–Oldenburg bauen müssen, den Abriss von Wohnhäusern in der Neckar- und Hakenburgerstraße hätte man sich dann sparen können, einen Reihe von Wohnungen wäre erhalten geblieben und die bereits aus dem Ostertorviertel bekannten Erpressungsmittel gegenüber den Hauseigentümern durch die Stadt wären unterblieben worden. Die Stadtplaner dieser Zeit gingen brutal und rücksichtslos vor, der Bau von Straßen war ihnen wichtiger als der Schutz der Bewohner vor Lärm und Gestank. Aber natürlich war dies eine Entscheidung der Politik, in Bremen war die SPD mit der Bremer Lichtgestalt Hans Koschnick am Ruder.

    Ich habe in der Vergangenheit in mehreren Leserbriefen an den Weser-Kurier darauf hingewiesen, dass die Bewohner der Neckarstraße einem unglaublichen Lärm und nicht weniger unglaublichen Emissionen ausgesetzt sind. Auch in einem längerem Telefonat mit dem damaligen Ortsamtsleiter Neustadt, Fischer, vor 10 Jahren, hatte ich die Situation problematisiert. Es schien mir, als wäre das für ihn völlig neu gewesen. Ich hatte vorgeschlagen, die Hochstraße ab dem Neustadtsbahnhof und dem Woltmershauser Tunnel zur Bahntrasse zu verlegen, weil die Situation für die Anwohner unzumutbar ist (Da es sich um eine Bundesstraße handelt, wären die Kosten wohl vom Bund übernommen worden).

    Schon 1978 berichtete der Weser-Kurier, dass die Bewohner unter dem Lärm leiden und dass man ihnen Schallschutzfenster zugesagt hat. Erst 1991 wurden an die Neckarstraße Schallschutzwände installiert, teilweise durchsichtig. Das führt nachts dazu, dass durch die permanente Lichtverschmutzung der Autoscheinwerfer - zack - zack -zack -zack -zack -zack - die vorderen Räume stroboskopartig beleuchtet werden. Wer soll das denn aushalten. Ich habe vor Ort mit einigen Bewohnern gesprochen. Eine junge Frau, die dort mit ihrem Freund wohnt, sagte mir, dass es nachts laut ist, obwohl das Schlafzimmer rückwärtig liegt und die Lärmschutzwände direkt der Straße stehen (siehe Fotos). Dass die Lautstärke die Schlafqualität beeinflusst und über die Jahre einen krankmachenden Effekt hat - sogar, wenn das subjektiv nicht so empfunden wird - ist inzwischen medizinisch nachgewiesen.

    Hier ein Leserbrief aus der Zeit vor dem Bau der Lärmschutzwand (die aber nur den Namen trägt, Lärm aber nicht in ausreichendem Maße abhält)

    Vor diesem Hintergrund konnte ich die Entscheidung des grünen Bauressorts und des Senats nicht verstehen, das Gewerbegelände an den Investor Pepers zu verkaufen. Außerdem wunderte mich, das eine Partei, die ständig von Umwelt- und Lärmschutz redet und ständig mehr Wohnungsbau fordert, diese Lösung für die Anwohner nicht in Betracht gezogen hatte und mit dem Verkauf des Gewerbegrundstücke unumkehrbar gemacht hat. Mit dem Wegfall der Hochstraße an der heutigen Stelle wäre es möglich gewesen, die Neckarstraße wieder beidseitig zu bebauen, was neuen Wohnraum geschaffen hätte. Der Zug ist mit dem Verkauf abgefahren, die Bewohner werden noch über Generationen leiden. Wer an einem Freitagnachmittag auf der Hochstraße stadteinwärts fahren will, steckt meist in einem kilometerlangen Stau. Für die Bewohner heißt das: stundenlang ziehen Autos im Stop-and-Go-Modus an ihnen vorbei. Wie kann man das nur so akzeptieren als Politiker, von denen keiner dort wohnen will?

    Demnächst geht es weiter mit aktuellen Bildern aus dem Bereich Neckarstraße.


  • Den Bau der Gesamttrasse vom Viertel über den Hauptbahnhof bis in die Neustadt kommentierte der Architekturprofessor Klaus Schäfer vor einigen Jahren im Weser-Kurier (8.7.2017) und erwähnt auch die Neckarstraße: "Spüren oder geradezu anfassen lässt sich der Schmerz übrigens in der Neckarstraße, falls jemand weiß, wo das ist."

    Schauen wir uns den "Schmerz" in der Neckarstraße mal genauer an. Vor uns liegt, links neben der Abfahrt, die Neckarstraße, rechts die B75, auch B 6 genannt. Wir sehen unter der Hochstraße das Gewerbegebiet, welches nun mit den von Heinzer so gelobten Investorenbauten angeblich "veredelt" wird. Rechts die Straße führt zum Tunnel nach Woltmershausen.

    Wir nähern uns der Neckarstraße, hier die schon erwähnte Abfahrt mit einer Lärmschutzwand, ganz, ganz nah bei den Häusern.

    Die Neckarstraße, die bis in die 60er bestehende rechte Seite der Neckarstraße mit ihren Altbremer Häusern wurde durch die Hochstraße ersetzt.

    Die Neckarstraße stadteinwärts. Sind hier Sadisten am Werk gewesen. Mein Vorschlag: Stadtplaner und Politiker müssen dort wohnen.

    Wir begeben uns jetzt in die andere Richtung stadtauswärts. Durchsichtige Lärmschutzwände können einen durch die Scheinwerfer der Autos nachts an den Rand des Wahnsinns bringen. Bis zum weißen Auto neben der Lärmschutzwand ging früher rechtsseitige die Bebauung der Neckarstraße. Hier müssen wirklich Menschen leben. So sah sozialdemokratische Politik in den 60ern aus. Wobei, damals gab es ja noch nicht einmal die Lärmschutzwand, aber dafür viel verbleites Benzin. Wer hier wohnte, starb an Lungenkrebs.

    Jetzt befinden wir uns an der Ecke Neckarstraße/Erlenstraße, wie am weißen Auto sichtbar wird. Hier endete dann auch die Neckarstraßenbebauung vor den 60er-Jahren.

    Rechts das Ende der Neckarstraße, links geht die Weizenkampstraße rein. Ich habe diese Bild gewählt, weil der Eigentümer des ersten Hauses - das Eckhaus steht nicht mehr (ich vermute vorsorglichen Abriss im Zuge des Hochstraßenbaus) - noch in das Gebäude investiert hat. Ein neues Dach, ein neuer Fassadenanstrich. Die Fenster sind sicherlich nicht gelungen, aber vielleicht sehen Schallschutzfenster so aus. Nach hinten zur Schallschutzwand befindet sich ein kleiner Garten. Die beiden Gebäude zeigen, wie hier die historische Bebauung mit den Altbremer Häusern mal ausgesehen hat.

    Auch etwas weiter, die Neckarstraße liegt weiter links, kommt die Auffahrt extrem nahe an die Häuser ran.

  • Nun zum dritten und vorerst letzten Teil. Wie hätte eine Alternative ausgesehen bzw. welchen Trassenverlauf hätte man noch vor einigen Jahren zum Schutz der Bewohner favorisieren sollten. Betrachten wir noch mal die Karte:

    Graues Oval - Neckarstraße, Violettes Oval -der Bereich Neustadtsbahnhof und Woltmershauser Tunnel, Rote Linie - Trassenalternative

    Die Verlegung der Hochstraße nähe Bahndamm (Rote Linie) ab dem Neustädter Bahnhof (Violettes Oval) hätte den Bereich Neckarstraße (Grau) entlastet und durch Abbruch der vorhandenen Hochstraße Platz für neue Wohnbebauung geschaffen - so wie es ja vor 1969 auch war.

    Schauen wir uns die Gegend jetzt noch mal auf den Fotos an.

    Der Neustadtbahnhof, verkommen zum Weindepot.

    Der Bahnhof von der Seite, an der Straße zum Woltmershauser Tunnel, rechts die Hochstraße

    Gegenüber das Gewerbegrundstück.

    Vorne links hätte die "neue Hochstraße dann nach rechts abknicken müssen.

    Hier noch mal das Gewerbegebiet, das jetzt bebaut werden soll, im Hintergrund sieht man, wie nahe die Hochstraße an die Wohngebäude herangeführt wurde.

  • Einen Nachtrag hätte ich noch zu machen:

    Die halbe Neckarstraße und die Hakenburger Straße wurden ja mitsamt den dort stehenden Altbremer Häusern restlos aus dem Stadtbild getilgt. Während man heute vom geplanten Bau der Mozarttrasse kritisch spricht, gibt es bei der "Neustadt-Mozarttrasse" keinerlei Reaktion. Was die SPD in den 60ern umgesetzt hatte, führen die Grünen nun - immerhin in der vierten Legislaturperiode besetzen sie das Bauressort - heute durch verschweigen weiter. Diese unhaltbare Situation dort und die brutale Abrisspolitik in diesem Gebiet wird mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen: Vorwärts immer - rückwärts nimmer, soll mit dem Verkauf an die Fa. Peper der Eindruck erweckt werden: es geht voran. Aber nicht für die Bewohner, die direkt an der Hochstraße weiter "leben" müssen.

    Ich habe hier noch einige historische Fotos von der verschwundenen Hakenburger Straße eingestellt (Neustädter Geschichtswerkstatt). Zuerst ein Haus aus der Hakenburger Straße 74. Solide gebautes Altbremer Haus, wie es heute noch in diversen Stadtteilen steht. Hohe Decken, schöne Fassade, auch wenn das Schwarz-Weiß-Foto das nicht so hergibt.

    Das nächste Foto ist nach einem Luftangriff 1943 aufgenommen worden und zeigt auch entsprechende Zerstörungen.

    Zuletzt noch ein Ausschnitt aus dem Stadtplan von 1915:


  • An sich sieht das Gebäude gut in Schuss aus. Und gegen einen Weinhandel ist auch nichts zu sagen. Aber diese großflächigen Graffiti sollten baldmöglichst entfernt werden.

    Zum Neustädter Bahnhof noch zwei Kurzinfos mit Bildern. Der Vorgänger-Bahnhof war im Neogotischen Stil erbaut worden.

    Ein Bild von der Rückseite um 1910:

    Die Zunahme des Bahnbetriebs erforderte einen neuen Bahnhof. Der heutige Nachfolgebahnhof wurde zwischen 1927 und 1931 gebaut. Hier ein Foto, das den Baufortschritt zeigt. Leider weiß ich nicht, ob der Neustädter Bahnhof unter Denkmalschutz steht. Verdient hätte er es.

    Quelle: Herbert Schwarzwälder: Die Neustadt und Eva Determann: Neustadt 1860 - 1045.

  • DIE DELMESTRASSE

    In Fortführung des Stranges "Galerie Schwachhausen" gebe ich hier noch mal Heinzers Bild aus der Delmestraße wieder.

    p1060791grbss.jpg

    Ich hatte die Delmestraße im Galeriestrang ja als Neustädter Beispiel für die Reformarchitektur erwähnt, muss nun aber nach Inaugenscheinnahme vor Ort meine Meinung revidieren. Die Delmestraße ist eine sehr lange Straße und zur Innenstadt hin besteht sie aus Jugendstilbauten. Aber je weiter stadtauswärts man kommt, desto mehr geht es dann Richtung Reformstil bis hin zu den Dreißiger/Vierziger-Jahren.

    Am Anfang der Delmestraße, die sich nach rechts zieht, ein schönes Eckhaus.

  • Zum Abschluss dieser kleinen Delme-Serie noch einige Bilder im Nachgang, die ich alle, also auch die oben eingestellten, an einem sonnigen 21.12., dem Tag der Wintersonnenwende und damit des kalendarischen Winteranfangs, gemacht habe. In der Delmestraße standen unglaublich viele Holzkreuze. Ich dachte anfangs: Oh Gott, hier sind bestimmt Kinder unteres Auto gekommen. Aber dann konnte ich nachlesen:

    So geht in Bremen also Umweltpolitik der grünen Bausenatorin.

    Ein letzter sonniger Gruß aus der Delmestraße:

    Dann ging´s wieder zurück Richtung Innenstadt. Durch die Westerstraße, wo mir dieses relativ neue Architekturexemplar auffiel:

    Ja, ja, mit Farbe kann man so viel machen..............Der Architekt hat sich wohl von den "Hängenden Gärten der Semiramis" anregen lassen, sozusagen die "Hängenden Gauben der Bremer Westerstraße". Wow - immer offen für neue Ideen:

    Dass viele Archtekten glauben, sie schaffen neue Weltwunder..................

    Zum Spätnachmittag wurde es diesig, links Beck´s, rechts die Stephanikirche und hinter dem Hochhaus baut sich Flachdachtown "Überseestadt" auf:

    Das folgende Foto war ein Glücksgriff in den Auslöser und sinnlicher, nebliger Ausklang des ersten Wintertages: