Deutsche Fachwerkstraße, Rhein-Main-Odenwald-Route (Galerie)

  • Am schönsten sind doch die drei Figuren in rot, blau und grün. Was machen die eigentlich? Spielen die ein Instrument, oder rauchen die was feines??? Naja, Weihnachtsmärkte haben eben immer was kitschiges an sich (wobei ich "kitschig" nicht mit "geschmacklos" gleichsetzen will, aber meist kommt die Kombination beider vor...)

    Nun aber zu Michelstadt: kitschig ist der Neubau der Dresdner Bank auf Bild 7 und 8 der ersten Michelstadt-Serie. Dunkelbraune, geschrobbte und rustikale Holzbalken - schau mal, wie verknorkst die Erkerabstützung und der Eckpfosten der Erdgeschossgalerie ineinander greifen... :übelkeit:
    Hauptsache, es sieht einfach alt aus...

    Im Gegensatz dazu das prächtig restaurierte Fachwerkhaus auf Bild 2 und 3 der zweiten Serie. Auch bei trübem Wetter strahlt es Leichtigkeit und Frische aus!

    Frage: darf ich das zweite Bild der zweiten Gross-Umstadt-Serie für einen Beitrag zu "Nachkriegsprovisorien Nürnberg" verwenden? Ich finde das Bild geradezu beispielhaft, um zu zeigen, was ein unscheinbares, nichtssagendes Haus verbergen kann... Für Nürnberg speziell, um die noch nicht erkannten und erfassten Baudenkmäler, welche den Krieg überstanden haben, zu entlarven.

  • @ Riegel:

    Zitat

    Am schönsten sind doch die drei Figuren in rot, blau und grün. Was machen die eigentlich? Spielen die ein Instrument, oder rauchen die was feines???

    Ja, ich denke, es sind übergroße Räuchermännchen.

    Zitat

    Nun aber zu Michelstadt: kitschig ist der Neubau der Dresdner Bank auf Bild 7 und 8 der ersten Michelstadt-Serie.

    Oje, ich fürchte, jetzt hast du gerade implizit meine Freundin als Kitschtante beleidigt. :zwinkern: Die war nämlich von diesem Haus ganz hingerissen... aber mach dir nichts draus, sie steht dazu, dass sie eine Kitschtante ist :gg:

    Zitat

    Im Gegensatz dazu das prächtig restaurierte Fachwerkhaus auf Bild 2 und 3 der zweiten Serie. Auch bei trübem Wetter strahlt es Leichtigkeit und Frische aus!

    Ja, das Haus gefällt mir selbst auch ausgesprochen gut!

    Zitat

    Frage: darf ich das zweite Bild der zweiten Gross-Umstadt-Serie für einen Beitrag zu "Nachkriegsprovisorien Nürnberg" verwenden?

    Kein Problem, nur zu!

    @ Stephan:

    Zitat

    Gefallen mir gut deine Bilder, ist fast alles bei mir um die Ecke

    Na, dann kennst du ja vermutlich alles in natura... bist vermutlich öfters dort gewesen, oder?

    Morgen folgen übrigens noch einige weitere Michelstadt-Bilder.

  • Oh Mann! Das erste Bild ist ein gutes Beispiel für den rücksichtslosen Umgang mit alter Bausubstanz. "Gell, damit die Leit schee gugge kenne..." Das hätte man auch anders regeln können ohne gleich das Haus zu ruinieren, sieht ja aus wie ein Aquarium.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Stimmt. Aber solche Häuser kannst du wirklich in jeder Fachwerkstadt der Umgebung sehen, es ist also leider ein absoluter Normalfall.

    Offenbar stört sich da niemand an derartigen Eingriffen die Gestalt eines historischen Gebäudes. Aber wenn bei einer Rekonstruktion gegenüber dem Original nur irgendeine Kleinigkeit verändert wird, dann ist gleich was los (Stichwort "Disneyland").

  • Es sieht eben fast so aus, dass in vielen Kleinstädten historische Fachwerkgebäude noch Massenware sind. Wenn man in der APH-Galerie rumstöbert, staunt man nur, was alles noch so vorhanden ist. Nur so kann ich mir erklären, dass niemand Sturm gegen eine solche Verstümmelung wie in Bild 1 läuft. Ich sage mir aber (nur so kann ich meinen Schmerz überwinden... :weinengelbtraenen:), wenigstens sind die Bauten noch vorhanden, und damit nicht ganz verloren. Eine fachgerechte Restaurierung ist also immer noch möglich.

    Ich erlaube mir noch Bemerkungen zu zwei weiteren Bildern; vielleicht regt es den einen oder anderen auch zum nachdenken an, dass Fachwerk nicht gleich Fachwerk ist...

    Bild 4: graues Fachwerkhaus - prächtig restauriertes Fachwerkhaus mit rekonstruierter Fensterteilung und kräftig gestrichenem Balkenwerk, d.h. die Farbe der Balken ist auf die Putzgefache gezogen, um sie kräftiger erscheinen zu lassen. Auch wurden somit unterschiedlich starke Balken ausgeglichen. Bauarchäologische Untersuchungen bestätigen diesen Befund immer wieder!
    Beim Hausteil links wurde lediglich irgendwann mal das Fachwerk freigelegt, trotz Störung durch eine jüngere, regelmässige Fensterteilung. Auch erscheinen die Balken viel zu schwach, da wahrscheinlich ein Teil des waldkantigen Balkenquerschnitts durch Putz verdeckt ist.
    Ich finde das Bild beispielhaft, weil darauf eine normale und eine fachgerechte Fachwerkfreilegung nebeneinander dokumentiert sind!

    Letztes Bild: diesem Haus wurde nicht nur mit unzähligem "Zierrat" wie Blumenkistli, Laternen, Schilder etc. Gewalt angetan, sondern durch das Freilegen des Fachwerks überhaupt! Es handelt sich um ein barockes Gebäude, welches wohl in Fachwerk konstruiert worden ist, aber VON ANFANG AN mit einem deckenden Verputz rechnete. Man versuche sich mal das Haus wieder mit einem Verputz vorzustellen - würde ihm besser anstehen und wiedergibt auch die Absicht des damaligen Bauherrn wieder.

    Zum Schluss noch... vielen Dank für die Vorstellung diverser Ortschaften, in denen es immer wieder was zu entdecken (und kritisieren :gg: ) gibt!

  • @ Riegel:

    Was sagst du zu dem Haus auf dem letzten Bild, welches sich rechts von dem
    Barock-Haus befindet? Es ist nur halb drauf, aber auf der Seite sieht man Fachwerk. An der Straßenseite ist das Fachwerk durch solche "Schindeln" verdeckt.

    Sollte das Fachwerk freigelegt werden, oder besser nicht?

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Das ist eine heikle Frage, da ich ja nur dieses eine Bild kenne. Um eine seriöse Antwort zu geben, müsste ich den ganzen Kontext sehen. Wenn ich hier also eine Antwort gebe, dann ausdrücklich nur auf Grund dieses Bildes und dem Eindruck, welchen ich von Michelstadt durch diese Galerie erhalten habe.

    Michelstadt darf als Fachwerkstadt bezeichnet werden. Sichtfachwerkbauten haben hier Tradition, und in der Regel ist hier eine Freilegung unproblematisch, sofern es sich auch um ursprüngliches Sichtfachwerk handelt. Beim von mir angesprochenen barocken "grünen Baum" war dies aber nicht der Fall, und es hätte Michelstadt überhaupt keinen Abbruch getan, wenn dieses Haus weiterhin eine ruhige und vornehme Ausstrahlung mit seinem Putzkleid verbreitet hätte.

    Das Haus rechts steht giebelständig zur Strasse, und dokumentiert damit wohl eine ältere Bauepoche als der Barock (der grösste Teil aller Fachwerkbauten Deutschlands wurde ja im Barock und Klassizismus zugedeckt). Auch der grosse Wandanteil im Verhältnis zur Fensterfläche spricht dafür. Ich nehme deshalb an, dass unter den Schindeln ursprüngliches Sichtfachwerk vorhanden ist. Es gilt aber zu bedenken, dass die Fenstereinteilung nicht mehr die originale ist, und somit das Balkenwerk gestört ist (wie ich es auch zu Bild 4 beschrieben habe). Eine Freilegung würde ich befürworten; eine Rekonstruktion der originalen Fensterteilung bleibt aber Wunschdenken, da hierzu intakte Teile der Fassade neu erstellt werden müssten.

    Das Haus links zeigt einen solchen Zustand: auf Sicht konzipiertes Fachwerk (profilierte Balken, verzierte Kopfwinkelhölzer, Schnitzereien (?) im Eckständer) sowie nachträglich vergrösserte Zwillingsfenster.

    Am liebsten würde ich eine Zeichnung anfertigen, welche das barocke Haus wieder mit einem Verputz darstellt, inklusive rekonstruierter Lukarnen anstelle der Dachflächenfenster; sowie die beiden Nachbarhäuser mit sichtbarem Fachwerk. Die Wirkung wäre folgende, dass sich der "grüne Baum" von den vielen Fachwerkbauten abheben, und damit eine diskrete Vornehmheit ausstrahlen würde.

  • Michelstadt im Odenwald

    Bei einem Ort wie Michelstadt, in dessen Altstadt zur Weihnachtszeit gewaltige Mengen von Besuchern strömen, ist die Frage interessant, wie es eigentlich außerhalb der Altstadt aussieht. Nun, zumindest in den Straßen, in denen ich war, sieht's eigentlich gut aus...

    Also los: Michelstadt außerhalb der Altstadt...


    Die beiden folgenden Bilder zeigen das Evangelische Pfarramt von Michelstadt: So schön kann Historismus sein. Das Haus gehört ganz eindeutig mit zu den Gebäuden, in die ich sofort einziehen würde:


    Und schließlich noch das Gymnasium Michelstadt:

  • @R.O.

    Gehörst Miltenberg zu Fachwerkstrasse "Odenwald"? Hast du Bilder davon?

    Was ist deine favorit Fachwerkstadt in Deutschland?

  • SEHR verspätete Antworten auf Johans Fragen (sorry):

    Zitat

    Gehörst Miltenberg zu Fachwerkstrasse "Odenwald"? Hast du Bilder davon?

    1. Ja, 2. Noch nicht.

    Zitat

    Was ist deine favorit Fachwerkstadt in Deutschland?

    Müsste ich jetzt erst einmal drüber nachdenken...

    Inzwischen machen wir mal weiter mit...

    Erbach im Odenwald

    Erbach grenzt mittlerweile direkt an Michelstadt an, was natürlich dazu einlädt, sich beide Städte am selben Tag anzuschauen (sehr groß sind ja alle beide nicht). Möglicherweise werden wir in Zukunft sowieso von einer Stadt sprechen müssen, denn es gibt Bestrebungen, Michelstadt und Erbach noch in diesem Jahr zu vereinen. Mal sehen, ob das von Dauer ist... bei Gießen und Wetzlar hatte sowas ja nicht geklappt.

    Also: Erbach hat etwa 13.500 Einwohner - und neben den Fachwerkhäusern auch noch ein Schloss (Residenzstadt der Grafen zu Erbach-Erbach). Aber jetzt lasse ich mal die Bilder sprechen:

  • Ich kenne Erbach eigentlich sehr gut, weil der Bruder meiner Großmutter dort wohnte. Was man unbedingt erwähnen sollte ist, dass Erbach quasi das Zentrum der deutschen Elfenbeinschnitzerei war (durch den Artenschutz wohl nimmermehr). Es gibt dort auch ein kleines Museum und nette Schmuckgeschäfte, was wiederum eher den Damen sehr gefallen könnte – also Vorsicht. Ich weiß nicht, ob Du auch das Schloss von Innen kennst, aber es sind dort sehr bedeutende archäologische Artefakte aus Italien, die vorvoriges Jahrhundert von einem Erbacher, sagen wir einmal, als Souvenir mitgebracht wurden…ach ja, wenn ich schon bei Italien bin, der obligatorische „Italiener“ fehlt auch in Erbach nicht, aber dieses Thema hatten wir schon woanders.

    Die Fotos sind wirklich schön. Vielen Dank!

  • Ja, die Elfenbeinschnitzertradition ist sowohl in Erbach als auch in Michelstadt lebendig. Auch Michelstadt hat ein Elfenbeinmuseum, allerdings ein viel kleineres... zudem hat Michelstadt auch die einzige Berufsschule Europas, an der man zum Elfenbeinschnitzer ausgebildet werden kann. Verwendet wird Elefanten-Elfenbein aus Altbeständen, Mammut-Elfenbein und Steinnuss.

    Zurück zu Erbach. Hervorhebenswert ist meiner Meinung nach auch das Landratsamt:

  • Okay, dann erst einmal die wichtigsten Informationen, bevor im Laufe des Tages weitere Fotos kommen...

    Miltenberg

    Miltenberg hat etwas weniger als 10 000 Einwohner. Es liegt regelrecht eingekeilt zwischen Main und Odenwald, sodass nur ein sehr schmaler Streifen zur Bebauung zur Verfügung stand. Entsprechend ist die "Länge" der Altstadt auch weitaus beträchtlicher als ihre "Breite".

    Seit 1816 gehört Miltenberg zu Bayern. Die Stadt ist somit der einzige bayerische "Beitrag" zur Main-Odenwald-Route der Deutschen Fachwerkstraße (Wertheim und Walldürn sind baden-württembergisch, alles andere ist hessisch).

    Das erste Foto oben zeigt eine häufig fotografierte Häuserzeile auf dem Marktplatz, welcher die Bezeichnung "Schnatterloch" trägt. Das zweite Foto zeigt das Haus Zum Riesen: ein weiterer Kandidat für den Titel "ältestes Gasthaus Deutschlands" (womit allerdings auf keinen Fall das abgebildete Haus, sondern allenfalls ein Vorgängerbau gleichen Namens gemeint sein kann).

    Hier die Website des Gasthauses: http://www.riesen-miltenberg.de/\r
    http://www.riesen-miltenberg.de/