Wennals Thema hier nicht allein die „Matthäikirche zu [lexicon='Leipzig'][/lexicon]“steht (die auch Barfüsserkirche, Neukirche bzw. Franziskanerkirche genannt wird), so hat dies seine Bewandtnis darin, was wir in diesem Artikelsehen und konstatieren müssen.
Leipzigkann erst wieder „aufblühen“, wenn es etwas auf sich hält undsich auch seiner Kulturgeschichte bewußt wird, das vorgelebte Niveauund die daraus verpflichtende Verantwortung annimmt, Vergangeneskritisch aufarbeitet und so geschichtliche Kontinuität herstellt, umdiese mit neuen Entwicklungen in die Zukunft fortzuschreiben.
Dazugehört langfristig u.a. aufgrund der von Johann Sebastian Bacherlangten Bedeutung auch die Wiederherstellung seinerWirkungsstätten, worunter auch die Neukirche fällt, die 1494 aufdem seit 1239 bestehenden Franziskanerkloster erbaut wurde und seitihrem Umbau im Jahre 1879 Matthäikirche genannt wird.
Seitder „Wende“ erleben wir eine Welle der „bronzenen Drops“- derGedenktafeln auf Fußwegen und an Hauswänden. Meist sind es nurAlibiveranstaltungen, weil sie nur anonym oder pauschal an etwaserinnern, ohne die eigentliche Qualität des oder der zu Ehrendenbzw. deren Leistungen wieder zum Allgemeingut werden zu lassen bzw.wieder für Neues zum Leben zu erwecken.
Stadtplanausschnitt um 1880
Soist die Bauaufgabe bei der Neukirche bzw. Matthäikirche eigentlichrelativ einfach umschreibbar. Hier geht es um die Wiederherstellungstädtebaulicher Strukturen, d.h. mit der Neubebauung derTöpferstraße, dem Wiederauf- bzw. Neubau der Matthäikirche und derWiederherstellung des Matthäikirchhofes kann auch die GroßeFleischergasse dann städtebaulich wieder komplettiert werden. Wiedieser Wiederaufbau auf den historischen Grundrissen erfolgt, kannsorgsam überdacht werden, da mit den weiteren baulich in Betrachtkommenden Wirkungsstätten Johann Sebastian Bachs d.h. derJohanniskirche und der Paulinerkirche eine beachtliche Varianzbreiteexistiert, die jedem Vorhaben seine eigene Spezifik gewährt – vonder äußeren und inneren Ausgestaltung bis zur Orgel. Daß das dieKirche umschließende Hotel dann vermutlich nicht wieder „Müller“heißen wird, ist nicht von ausschlaggebender Bedeutung. AberKorrespondenzen zwischen den Bauten auf historischem Grund und denfunktionalen Anforderungen der Umbauungen lassen die Matthäikirchebestimmt wieder als eine der schönsten und stimmungsvollstenKirchen von ganz [lexicon='Leipzig'][/lexicon] zur Geltung bringen. Nun von dergedanklichen Überlegung zur Realität.
Auch hier gehen wir wieder von der Stadtgeschichte aus.
Die Neue Kirch mit Hof
mit freundlicher Genehmigung von Graphikantiqauriat Koenitz, wo es bestimmt weitere unbekannte Abbildungen zu haben gibt.
Man bedenke, daß die Stadtsilhouette über hunderte Jahre die Stadt [lexicon='Leipzig'][/lexicon] prägte. Selbst in den 1930er Jahren hatte man weiter den markanten Ausblick von der Matthäikirche:
Blick in RichtungFleischergasse Coffe Baum, Zills Tunnel und Markt
Inder Stadtsilhouette Nikolaikirche, etwas weiter entfernt der Johanniskirchturm und die Paulinerkirche mit Glockenturm – weiter rechts entfernt dasVölkerschlachtdenkmal.
Die Stadtsilhouette vor den Gründerzeitbebauungen gibt es auch mit Blick auf die Matthäikirche
Schauen wir uns nun von allen Seiten das Gebiet um die Matthäikirche an.
Beginnen wir dabei mit dem Fleischerplatz 1908:
Dies zeigt die vollbebaute Töpferstraße bis zur Matthäikirche. Links nicht im Bild das Alte Theater. Die Straße in Richtung Brühl war damals von größerer Bedeutung. Am Eckgebäude rechts kann man ausmachen, daß es früher zu den Märkten recht stimmungsvoll zuging:
Farblitho um 1880. Zur Beitragserstellung noch im Graphikantiquariat Koenitz erhältlich.
Die Attraktivität des Platzes wird verständlicher, wenn man bedenkt, daß im oberen Stadtplanteil noch die Promenade eingezeichnet ist. Denn im Jahre 1777 war dieses Gebiet ebenso beachtet wie beliebt:
Auch wenn heute vor der IHK heute bunte Fahnen wehen, scheut man leicht den Vergleich in der Winterzeit mit braun-schwarzem Schnee, aber es muß nun mal sein ...
Die Töpferstraße ist derzeit nicht existent wie z.B.
Töpferstraße 2 um 1940, im Bild unten der linken Straßenseite zugeordnet.
Zur Töpferstraße gehört natürlich auch der Töpfermarkt mit dem gut erkennbarem Hotel Müller
Hierzu auch ein Winterbild
gelaufen 19.01.1912, Blick auf die Matthäikirche vor dem Bau der Feuerversicherung.
Über hundert Jahre später im Januar 2016 als Dittrichring
Der Blick auf die Matthäikirche aus dem nächsten Winkel:
noch vor 1880 als Lehmanns Garten, rechts vorn an der Pleiße Carieri ...
als Bosestraße um 1900
im Jahr 2013
Blick auf Feuerversicherung und Matthäikirche dahinter um 1920
Der gleiche Standort im Januar 2016
Bei den Neubebauungen um die Matthäikirche bedenke man, daß auch die Zugänge bedacht wurden:
Der Zugang zur Kleinen Fleischergasse links und damit zum Matthäikirchhof ist hier gut erkennbar.
Die Sicht der Kleinen Fleischergasse (das Gegenstück zum Foto vom Matthäikirchturm) mal in einer künstlerischen Sicht:
vermutlich um 1880
etwa vom gleichen Standort aus im Januar 2016
Damit kommen wir zur umgrenzenden Großen Fleischergasse. Im hinter Teil zur Kleinen Fleischergasse:
Die Szenerie vor 1907
Vergleich im Jahre 2004
Der vordere Teil zum Brühl verdeutlicht nun die Problematik des II. Weltkrieges:
Große Fleischergasse 1944/5 (Fotograf nicht bekannt)
Große Fleischergasse 2016, rechts Hain"spitze".
An dieser Stelle nach links führte die Straße zum Matthäikirchhof.
Das Vergleichsfoto in den Kriegstagen
Und das Vergleichsfoto im Januar 2016
Durch den ahistorischen Verbau des Geländes für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR sind weitere Vergleiche schlecht möglich. Einer sei jedoch mit aufgenommen, bevor es im zweiten Teil zur genaueren Bestimmung der Matthäikirche kommt.
Hier noch einmal die Sicht vom Töpferplatz vor dem Abriß der alten Gebäude
Eine gewisse Parallele bietet die Geisterpforte auch im Vergleich zur gegenwärtigen Situation.
Es folgt der zweite Teil.