Vor ein paar Jahren kam zu Weihnachten mal das Buch „Bundwerk in Bayern“ von Paul Werner unter den Baum. Dieses Jahr bin ich dann endlich mal losgefahren und habe mir einige besonders reich verzierte Bundwerkstadel im nordöstlichen Oberbayern vor Ort angeschaut und war erwartungsgemäß begeistert. Sehr wahrscheinlich gibt es dieses Jahr noch zumindest einen zweiten Bundwerktag. Da ist man etliche Jahre nach NRW, Hessen oder Sachsen-Anhalt gefahren, um sich Fachwerk anzuschauen, aber das Bundwerk im östlichen Oberbayern ist einem ziemlich unbekannt geblieben...
Beim Bundwerk werden Balken teilweise in Gitterform oder schräg über Kreuz verbunden und insbesondere die östliche Giebelseite wie auch die Traufseite bäuerlicher Wirtschaftsgebäude, allen voran die Getreidestadel damit geziert.
„Das Bundwerk entstand im 17./18. Jahrhundert im Alpenraum. Genau wie beim Fachwerkbau gibt es auch hier Ständer und Riegel, jedoch wird diese Konstruktion von hinten mit Brettern verschalt. Ebenso wie beim Fachwerkbau gibt es Andreaskreuze, Bänder, Rauten. Holznägel werden oft als gestalterisches Element eingesetzt. Eine Besonderheit des Bundwerks ist, dass die Hinterschalung südlich des Inns immer senkrecht und nördlich des Inns waagrecht angeordnet ist. Da die Konstruktion nicht wetterunempfindlich ist, sind bei alten Gebäuden vielfach Restaurierungsarbeiten erforderlich.“
http://www.hoertreiter.de/Bundwerk.html
Ein Schwerpunkt des Bundwerks liegt in der abseits der Städte sehr ländlichen und wenig touristisch geprägten Region um Mühldorf am Inn und Altötting südwärts bis zum Chiemsee und Traunstein. Nach Osten reicht das Bundwerk ein wenig nach Oberösterreich hinein, prägender ist Bundwerk in der länderübergreifenden Region des Salzburger Flachgaus (hier v.a. am Giebel des Wohnbaus) oder auch im südlichen Niederbayern. Des weiteren findet sich Bundwerk noch an Stadeln südbayrischer Einhöfe von München südwärts bis zum Alpenrand und westlich bis in etwa zur Wertach und im Ostallgäu über den Füssener Raum hinweg bis in den vorarlbergischen Walgau. Ein weiterer Schwerpunkt des Bundwerks liegt dann noch im Werdenfelser Land und im mittleren Tiroler Inntal mit Ausläufern bis zum schweizerischen Unterengadin, dem Vinschgau oder auch das Pustertal in Südtirol.
Paul Werner schreibt im Buch Das Bundwerk in Bayern u.a.:
„Bundwerk ist ein weithin unbekannter Begriff. Es ist neben dem Blockbau und dem Fachwerk die dritte große Holzbautechnik – ein Phänomen bäuerlicher Baukultur, das nur in wenigen halbwegs geschlossenen Ortsbildern des Werdenfelser Landes und der Region um Innsbruck wirklich ortsprägend geworden ist. Das Formenreichste und Farbigste aber, was Zimmerleute in Mitteleuropa jemals geschaffen haben, ist das Stadelbundwerk im nordöstlichen Oberbayern. In seiner Hochblüte von 1830-1860 und erst recht in seinen Spätformen wächst das Bundwerk über die technischen Notwendigkeiten weit hinaus, ein Vorgang der beim tirolischen Giebel-Bundwerk schon ein Jahrhundert zuvor eintritt. In diesem Bundwerk entwickelt sich die Zimmermannstechnik gleichsam zu ihrer eigenen künstlerischen Darstellung, sie wird zu einem Gesamtkunstwerk, an dem Maler und Schnitzer mitwirken.“
Von meinem ersten Bundwerkausflug dieses Jahr im März gibt es nachfolgend einige Aufnahmen.