Cottbus (Galerie)

  • Villa1895: Das alteBild, welches ursus carpaticus eingestellt hat, zeigt den Rathauskomplex von Westen und mithin den Teil, welcher zumindest gotischen Ursprungs ist und später offenbar neugotisch ergänzt und verziert worden ist (dies ist auch auf der von Dir eingestellten Postkarte zu sehen).

    Ich zitiere mal das Cottbuser Stadtmuseum:

    "Das Cottbuser Rathaus bildete die Westfront des Marktplatzes. Es bestand aus drei Baukörpern: Einem westlichen Langbau aus dem späten Mittelalter, einem östlichen Querbau aus dem 18. Jahrhundert und dazwischen einem Turm, erbaut 1684/1690. Neben den Sitz der Stadtverwaltung beherbergte es auch einstweilig die Ratswaage, den Ratsweinkeller, Verkaufsräume für Tuchmacher und Bäcker, den Kämmerei-Getreideboden, die Militärwachstube, den Bürgergehorsam, die Steuereinahme und verschiedene Rechtsorgane. 1934/1938 wurde das Neue Rathaus erbaut, das alte aber weiterhin genutzt. Während der Kampfhandlungen um die Stadt Cottbus brannte das Cottbuser Rathaus aus. Die Umfassungsmauern wurde 1947 abgetragen."

    Noch eine alte Aufnahme von Osten

    Schöne weitere Fotografie des Alten Marktes.

    Diese Aufnahme des Alten Marktes hatte Löbenichter schon mal im Forum eingestellt:

    cottbus59f1h.jpg

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das Alte Cottbusser Rathaus als Reko bleibt eine Illusion.Trösten wir uns weiterhin mit alten Fotos.

    Gibt es bei Dir eigentlich irgendeine Reko, die keine Illusion bleiben, sondern auch mal realisiert wird? :lachentuerkis:

    Sorry, es kann ja sein, dass dieses Rathaus nicht mehr kommt, aber wir wissen trotzdem nicht genau, was die Zukunft bringt. Es kann so sein, es kann auch ganz anders kommen in 10, 20 Jahren. Wir wissen es nicht. Insofern ein Bauplatz frei ist, ist es sogar jederzeit möglich, dass eine Idee mal wieder ganz schnell auf die Tagesordnung kommt.

    Jedenfalls, mit einer derart sauertöpfischen Haltung gegenüber allen möglichen Projekten wäre nie der Dresdner Neumarkt entstanden, nicht das Berliner Schloss, nicht die Frankfurter Kern-Altstadt, nicht der Alte Markt in Potsdam. Ich bin ja selbst notorischer Pessimist, aber ein paar Prozent Zuversicht tun dann doch zur Abwechslung bisweilen gut.

  • Heimdall hat wirklich recht. Weiter oben hatte ich das auch zu negativ gesehen. Es ist doch wirklich so, dass niemand von uns wissen kann, was die Zukunft in 10 oder 20 Jahren einmal bringt. Einen Fall der Berliner Mauer hätte auch kaum jemand für möglich erachtet. Meine Großmutter pflegte zu sagen: "Der Mensch denkt und Gott lenkt" Es ist also noch nicht aller Tage Abend. Und dass der Bauplatz (auf dem Marktplatz) frei ist, ist für einen möglichen künftigen Bauherrn doch auch positiv und spricht jedenfalls für eine Rekonstruktion.

  • Die Frage ist aber, ob man das als besonders günstig ansehen würde. Damit in Verbindung würde auch die Frage nach Akzeptanz und allfälligem Widerstand auch von konservativer Seite stehen. Man darf nicht übersehen, dass die heutige Platzform bereits für Generationen prägendes Stadtbild und Heimat bedeutet. Das zugunsten einer Reko zu opfern, deren Ursprungsbau überdies niemals eine besondere Bedeutung geschweige denn Bekanntheit erlangt hat? Auch Villa hat in seiner Galerie bzw seinem Beitrag dieses eben nicht geschrieben:

    Zitat von Villa nicht 1895, vielleicht 1896?

    Der Cottbuser Markt ist nach den Kriegszerstörungen nur noch ein Schatten seiner selbst und bildet in seiner weitläufigen Leere keinen befriedigenden Stadtraum mehr.

    Und auch ich täte mir bei der Frage, was ich lieber hätte, Leitmeritz oder Bunzlau, recht schwer. Um ehrlich zu sein: am liebsten beides.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Man darf nicht übersehen, dass die heutige Platzform bereits für Generationen prägendes Stadtbild und Heimat bedeutet.

    Da hast Du nicht unrecht. Aber das betrifft ja viele Rekonstruktionen. Auch die Frankfurter Altstadt, der Dresdner Neumarkt, der Alte Markt in Potsdam oder der Berliner Schlossplatz haben Jahrzehnte lang ein anderes Erscheinungsbild aufgewiesen. Es ist dann eine Frage, inwieweit dieses Erscheinungsbild bereits als "Heimat" empfunden wurde. Frankfurt und Dresden vermutlich nicht. In Potsdam und Berlin aber gab es ja auch Widerstände von DDR-"Ostalgikern", die das vielleicht so empfunden haben. Trotzdem waren die Entscheidungen richtig.

    Um zu Cottbus zurückzukommen. Ein ähnlicher Fall ist das Rathaus in Demmin, welches 1945 zerstört wurde und 1997 rekonstruiert wurde.

    https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:…Kirche_2012.jpg

    In Neu-Isenburg hingegen ist der Versuch, das Alte Rathaus auf dem Marktplatz zu rekonstruieren momentan gescheitert. Das 1702 errichtete Gebäude wurde allerdings bereits 1876 abgerissen. Viele Neu-Isenburger haben sich seitdem an den unbebauten Marktplatz gewöhnt.

  • Lieber Heimdall, alle von dir ins Treffen geführten Beispiele sind kein guter Vergleich, da der Nachkriegszustand nur von Ostalgikern geschätzt wurde, aber darüber hinaus keine Qualitäten aufwies. Das ist in Cottbus anders, dessen Platz auch im heutigen Zustand zu den schönsten des Ostens gehört und eigentlich nichts zu wünschen übrig lässt.

    Ich weiß nicht, ob es schlau ist, so einen Blick

    Datei:Cottbus 07-2017 img23 Altmarkt.jpg


    für eine Reko eines sicher nicht unoriginellen, aber ästhetisch doch ein wenig riskanten Historismus-Giebel mit expressionistischem Anhauch zu opfern?

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    Von weiter hinten wird's imgrunde noch schöner:


    Neugestaltung Altmarkt Cottbus « Nagler und Dieck

    Willst du da in der Mitte wirklich was herumstehen ham? Und, selbst wenn ja, würdest du jene nicht verstehen, die vehement dagegen eintreten, weil ihnen der Status quo mehr zusagt?

    Wir benötigen doch genug Rekos, die imgrunde für ein funktionierendes Stadtbild unverzichtbar sind.

    Das kann man nicht mit Demmin vergleichen, wo der Platz doch erst durch die Rathausreko so etwas wie Historizität erhalten hat. Hier wäre eventuell sogar das Gegenteil zu befürchten, nämlich eine Verwässerung. Cottbus ist dabei kein einzigartiges Phänomen. In etlichen schlesischen Städten wurde das Rathaus in der Mitte abgerissen bzw ist eingestürzt, ohne dass dies als fehlend empfunden wird: Waldenburg, Friedland, Landeshut...

    In Böhmen hat man idR gleich auf die Platzbebauung verzichtet und das nicht ganz ohne Grund...

    Hier übrigens ein interessantes Zerstörungsbild:


    Bilder 2020 - Kulturland BrandenburgKulturland Brandenburg


    Die hier angeschnittene arg zerstörte Westseite des Platzes wurde übrigens recht anständig ersetzt:


    pictures from above old church square photo view market photos von aerialview aerial fotos aerialphoto nicolai der cottbus oben blick bilder oldmarket nikolaikirche luftbild oldmarketsquare luftaufnahme lausitz altmarkt vonoben luftfoto nicolaichurch picturesfromabove photosfromabove bildervonoben nicolaichurchcottbus nikolaikirchecottbus cottbusaltmarkt fotosvonoben

    Es ist natürlich klar, dass in diese Gegenrichtung das Alte Rathaus deutlich mehr fehlt:

    Cottbus_Marktplatz_mit_Rathaus.jpg?ssl=1

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Tja, "ursus", kann sein, dass Du hinsichtlich ästhetischer Gründe und der Wünsche der Mehrheit der Cottbuser Recht hast. Ich sehe historische Rathäuser immer auch als Symbole einer Stadt. Aber womöglich wird dort kein Bedarf daran erkannt. Das kann ich aus der Ferne nicht beurteilen.

  • Der barocke Gebäudeteil samt dem malerischen barocken Turm des Rathauses, der mit den anderen Türmen die Siluette der Stadt mit bestimmen würde, wäre gewiss eine große Bereicherung. Gerade dem barocken Turm kommt eine genz besondere Wirkung und Bedeutung zu. Auf den neugotisch geprägten Anbau kann man allerdings getrost verzichten. Dadurch würde auch nicht allzuviel Fläche überbaut werden.

    Durch das barocke Rathaus in der Mitte gäbe es dann letztlich zwei Marktplätze, wie dies ja auch früher der Fall war. Das Stadtbild wäre insgesamt wesentlich kleinteiliger und auch malerischer. Man denke nur an die Wirkung des barocken Turmes mit Haube und Laterne und mit Uhr und Glocke. Der Marktplatz ist das Herz einer jeden Stadt. Auch wenn eine Rekonstruktion derzeit auf Grund der finanziellen Lage der Stadt Cottbus wohl eher nicht machbar ist, aber in 10, 20, 30 oder 40 Jahren vielleicht schon. Keiner von uns kann aus einer Glaskugel herauslesen, was die Zukunft bringt. Jedenfalls wäre im Falle des Falles der Platz für die Rekonstruktion des barocken Cottbuser Rathauses samt Turm (die Turmglocke existiert übrigens noch) unbebaut und die Stadt müsste auch kein Geld für einen Grundstückskauf aufwenden. Also kann man sich diese Option oder Hoffnung für die Zukunft doch offenhalten.


  • Das Problem ist, Villa, dass du mit deinem Konzept leider auch einen ahistorischen Platzraum auf der Westseite kriegst, denn der "historistische" Teil ist der ältere.

    Hier hättest du also ahistorischen Leerstand:

    Altes Rathaus - Stadtmuseum Cottbus - Geschichte, Kultur erleben


    Man sieht auf dieser AK auch, dass die historistische Fassade ursprünglicher viel lieblicher war als zum Letztzustand. Auf dem Westgiebel erkennt man ein Filialtürmchen, wovon es mit Sicherheit zumindest ein Zweites auf der anderen Seite und ein Drittes in der Mitte gab. Der expressionistische Eindruck auf den späten Bildern ist wohl sparsamen Vereinfachungstendenzen im Zuge später Renovierungen geschuldet.

    Auch in Cottbus gibt es übrigens Stimmen, die „andere Städte, die ein ´richtiges´ Rathaus ihr eigen nennen, beneiden" , denn "die meisten dieser Stadthäuser sind Repräsentationsbauten, stehen an exponierten Standorten und geben der Stadt ein stolzes Aussehen.“ So eine Frau Elfrun Liebig im märkischen Boten.

    Hier ein Bild des Alten Rathauses:

    Cottbus: Rathaus vor dem Einsturz

    Durch die mangelhafte Bauausführung stürzte der östliche Teil des längsrechteckigen Rathauses (gebaut im 14. Jahrhundert) ein und wurde 1749 durch einen Querbau ergänzt.

    Dieses Bild stammt daher aus der Zeit vor 1748, denn gerade im November dieses Jahres stürzte die linke Front des Rathauses zum Markt hin ein. Nur der Renaissanceturm aus etwa 1672 blieb erhalten - eigentlich ein Wunder, wenn man dieser Zeichnung Glauben schenkt, wofür wohl nicht viel Anlass besteht - zweifelsohne war der Turm nicht überkragend.


    Wie auch immer: deine Lösung wäre ahistorisch und würde als Problem eine neue, nie dagewesene Westfront des Querbaus mit sich bringen, und damit ein ziemliche Gefahrenlage für das Platzbild, die man nicht näher ausführen müsste...

    Ist es da nicht auch pragmatischer zu sagen:

    Solche Stadtbilder

    Peitz im Spreewald | Sehenswürdigkeiten & Aktivitäten8



    Peitz - Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes  Brandenburg

    mit solchen Rathäusern:


    Datei:Rathaus Luckau.jpg – Wikipedia

    gibt es - glücklicherweise - genug, während das heutige Cottbuser Platzbild in D eher Einzelfallcharakter hat.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Am 20.12.2020 haben wir in Cottbus fotografiert. Hier zunächst im Bereich der Oberkirche. Dieses Gründerzeithaus errichtet um 1900 stand ewig lange leer. Es wurde schließlich vor wenigen Jahren mustergültig renviert:


    Die originale Haustüre:


    In den Fenstern der Haustüre Ziergitter sowie Blei- bzw. Buntverglasung:


    Der Chor der Oberkiche:


    Ein Gebäude aus dem 18. Jh.:

    Der Vorgängerbau war zur Ruine geworden. Die Fassade des Barockhauses wurde hervorragend rekonstruiert:


    Zwei prachtvolle Gründerzeitler. Das linke Haus ist datiert mit "Anno 1896"

    Blick übere einen Hof zum Schlossturm und zum Landgericht:

    An der Stelle des Landgerichts stand bis 1856 das Cottbuser Schloss.

  • Dieses vornehm wirkende Haus, wohl Ende des 18. bis Anfang des 19. Jh. erbaut worden sein. An der linken Giebelwand ist unschwer zu erkennen, dass das Haus bündig an die Cottbuser Stadtmauer angebaut wurde. Es kam außerhalb der Stadtmauer, sozusagen auf der "Feldseite" zu stehen.

    Ganz rechts angeschnitten das besagte Haus an der Stadtmauer. Diese verläuft weiter, rechter Hand befindet sich ein Wehrturm. Der Turm am Ende der Gasse wirkt so, als handle es sich dabei um einen einstigen Torturm, da man meint den zugemauerten gotischen Torbogen noch zu erkennen:


    Auf der anderen Seite ebenfalls ein Stadtmauerest nebst einem Verteidigungsturm:


    Nun sind wir in der Puschkinallee (im 19. Jh. hieß diese nur Promenade oder Promenadenallee). Es gibt dort, gegenüber einer Grünanlage (einem zugeschütteten Stadtgraben) eine stattliche Reihe recht schmucker Bürgerhauser zumeist aus der II. Hälfte des 19. Jh.. Hier eine interessante Ecklösung:

    Noch mehr dem Geist des Spätklassizismus verpflichtet ist diese Villa:

    Sogar die Seitenwand ist reich geschmükt:


    Eine gleichfalls hoch elegante spätklassizistische Villa. Einzig das Fensterband über dem Dachtrauf dürfte erst im Rahmen der Renovierung der Villa entstanden sein, vielleicht im Rahmen des Dachausbaues. Das Fensterband nimmt sich jedoch so zurück, dass die Gesamterscheinung m. E. dadurch nicht beeinträchtigt wird:



    Auch die Haustüre ist noch Original:

  • Fensterverdachung der spätklassizistischen Villa:

    Unterhalb des Altans befindet sich im Vorgarten eine Gruppe von Putti, wohl aus Sandstein geschaffen:


    Das frühere Friedrich-Wilhelms-Gymnasium, heute Erich-Kästner-Grundschule, gleichfalls spätklassizistisch. Der Bau wurde vollkommen Spiegel symmetrisch errichtet:





    Das Geländer des Balkons/ der Altane besteht aus Gusseisen und stellt Fabelwesen und Ranken dar, diese erinnern an ähnliche Arbeiten von Karl Friedrich Schinkel:



    Direkt neben der Schule steht diese Villa, welche als Dienstwohnung des Gymnasialdirektors nach 1900 erbaut wurde. Hier die Seitenfront, die dem einstigen Gymnasium zugewandt ist:


    Die Front dieser Villa zur Puschkinallee:

  • Weitere Häuser der Puschkinpromenade:




    Die rechte Hälfte einer Doppelhausvilla von 1893:


    Die gesamte symmetrisch errichteten Doppelhausvilla von 1893. Lediglich an die linke Hälfte ist zusätzlich noch eine verglaste Veranda angebaut:


    Eine sehr aufwendig gestaltete Fassade eines Mehrfamilienhauses:




    Ein sehr klassizistisch anmutendes Mehrfamilienhaus. Nach all der Schönheit dieser Gebäude trifft uns die Tristesse der Moderne im Hintergrund brutal:


    Der Eingang des zuletzt gezeigten klassizistischen Hauses:

  • Bevor es weitergeht ein letzter Blick zurück auf die Häuser der Cottbuser Puschkinallee.


    Ein sehr gepflegtes Anwesen, von dem ich vermute, dass es sich vielleicht um ein einstiges Rittergut gehandelt haben könnte, welches zur Zeit von desen Erbauung weit vor der Stadt lag. Die Stadt Cottbus ist um 1900 darüber hinweg gewachsen. Heute haben hier vor allem Beteiligungsgesellschaften ihren Sitz.


    Das Hauptgebäude schätze ich aus der Zeit etwa um 1800. Das Ganze wirkt nobel und sehr klassizistisch:

    Die seitlichen beiden Flügel, die aber nicht mit dem Hauptbau verbunden sind, dürften die früheren Wirtschaftsgebäude, Stallungen, Remisen und Gesindestuben bzw.-kammern beherbergt haben.




    An der Berliner Straße stehen diese durchaus großstädtisch wirkenden Wohnhäuser, die wohl um 1910 erbaut worden sein dürften:




    Ein etwas rustkaler wirkendes Haus, erbaut um 1900, das jedoch vor allem durch seinen Turm an eine Villa gemahnt:

  • Eine frühere Fahrradfabrik, Jugendstil:


    Ein Mehrfamilienhaus aus dem späten Jugendstil an der Berliner Straße


    Das gleiche gilt für das Nachbarhaus. Der mit Säulen und mit einer Überdachung versehene Vorbau vor der Haustüre weist im geschützten Bereich sehr schöne Jugendstilfliesen auf, die ich anschließend noch vorstellen werde.


    Hier einer der beiden Fliesenbereiche:


    Und hier der andere Fliesenbereich. Es freut mich immer, wenn ich feststelle, das solch hübsche eine Wandgestaltung die Zeitläufte überstanden hat:


    Ein Haus, welches vermutlich auch erst wenige Jahre vor dem I. Weltkrieg entstanden sein dürfte:

  • Unter der Berliner Str. 128 hat mich eine kleine, wirklich charmante Villa im Stil der Neorenaissance begeistert. Das Haus erscheint zumindest von außen recht gut erhalten. Die Fassade ist reich geschmückt, das Dach mit Schiefer gedeckt. Es gibt zwei bauzeitliche, sehr schöne Dachgauben, die vermutlich aus Zink oder Kupfer hergestellt wurden. Leider ist das Haus sehr eingepfercht zwischen den beiden Nachbarhäusern, wobei besonders das moderne Haus rechts davon, das vielleicht aus den 1960 er oder 1970er Jahren errichtet wurde, mit den farbigen Karos ganz und gar unpassend wirkt:



    Das Gebäude besitzt noch die historischen Kastenfenster:




    Die orignale zweiflüglige Haustüre mit schön geschmiedetem Ziergitter:

  • Auguste-Stiftung:

    In Cottbus an der Feigestraße befindet sich das Auguste Stift. Frau Auguste Löber geb. Feige bestimmte 1897, 2 Tage vor ihrem Tode testamentarisch, dass ihr gesamtes Vermögen in eine Stiftung eingebracht werden solle. Diese gewähre allein stehenden bedürftigen evangelischen Frauen, "die sich zur Kirche halten" in dem zu errichtenden Stift Unterkunft und wohl auch Verpflegung. Das Auguste Stift wurde 1898 bis 1900 in Cottbus errichtet. Jede aufgenommene Insassin hatte einen gesonderten Bereich, eine kleine Küche, Wohnzimmer und Schlafstube. es gab auch Gemeinschaftsräume und sogar Badezimmer, die allerdings von allen Bewohnerinnen gemeinschaftlich genutzt wurden.

    Der DDR passte die Stiftung gar nicht, schließlich wurde sie aufgelöst. Kurz vor der Wende hat man die bunten Bleiglasfenster, die Wandvertäfelungen und Türen herausgerissen und zerstört. Auch die Bronzetafel zu Ehren der Stifterin wurde entfernt. Nach der Wende wurde festgestellt, dass die Stiftung noch rechtlich besteht. Außer dem Stiftsgebäude gibt es wohl noch weiteren Grundbesitz. Auguste Löber geb. Feige hat in ihrem Leben vielen armen Menschen -auch finanziell-geholfen. Sie soll z. B. Hunrigen spontan eine Mahlzeit gekocht haben. Es gab in Cottbus den Spruch: "Geht dein Geld zur Neige, geh zu Auguste Feige". Das Gebäude hat, was die Fassade und das Dach betrifft, die Zeiten gut überstanden. Heute werden alleinstehende Frauen in Notlagen aufgenommen, unabhängig von deren Konfession. Einen Teil der Räume nutzt eine Reha Klinik. Innen ist das Haus heute modern.


    Der leider demolierte Betsaal:

    Die Gedenktafel für die Stifterin im Kreuzgang, Blick in den Betsaal:

  • Ich finde, diese sollte man aus Respekt vor dieser großzügigen Frau wieder anbringen bzw. rekonstruieren, falls die Tafel verschollen ist.

    Das Vermögen, das Frau Löbe geb. Feige hinterlassen hatte, war icl. der geschätzten Werte für die Immobilien auf 500.000.- bis 600.000.- Goldmark geschätzt worden. Ihr Mann hatte als Konkursverwalter Geld auf die Seite gebracht, um einem unverschuldet in Not geratenen Mann damit zu helfen. Die Sache flog auf, Herr Löbe floh, wurde gefasst, verurteilt und saß dann in Cottbus im Gefängnis. Obwohl er den finanziellen Schaden wieder völlig beglichen hatte, waren für die Cottbuser "bessere" Gesellschaft Herr Löbe und seine Frau Auguste "unten durch". Sie wurden geschnitten, man grüßte sie nicht mehr usw. Darunter hatte Auguste Löber geb. Feige sehr gelitten. Ich nehme an, dass ihr fester Glaube ihr die Kraft gegeben hat, das alles durchzustehen. Ja, die Bronzetafel zu Ehren der Stifterin sollte neu geschaffen und im Stift wieder angebracht werden.

    Immer an ihrem Todestag legen die Damen und Herren des Stiftungsrats am erhaltenen Grab von Auguste Löbe geb. Feige im Rahmen einer Gedenkfeier einen Kranz nieder. Das finde ich eine schöne und noble Geste.