Gottfried Kiesow verstorben

  • Ruhe er in Frieden, der umtriebige, wache Geist; er war ein wandelndes, freundliches Lexikon und er gehört sicherlich zu den Menschen, von denen man behaupten kann, daß ohne ihn die Erde ein Stück ärmer ist.
    Nur schade, daß auch er kein Freund von Rekonstruktionen war, auch die Zeitschrift "Monumente" läßt sich zu diesem Thema nur selten und wenn, dann er herablassend bis gehässig aus. Wohl eine Mischung aus Dehio - Arroganz, als auch aus Furcht vor "Kannibalismus", d.h. der Angst, daß beim entsprechenden Interessentenkreis das Geld irgendwie nur einmal da ist und entweder für Restaurierungen oder eben für Rekos investiert wird.
    Leider haben sie nie begriffen, daß beides zwei verschiedene Seiten einer Münze sind und daß gelungene Restaurierungen für Rekonstruktionen Werbung machen und umgekehrt und beides zusammen mehr ist als eine reine Additionsrechnung.
    Es ist einfach schade, daß eng beieinander liegende Interessengruppen sich oft erbittert bekämpfen, anstatt am gleichen, gemeinsamen Strang zu ziehen.

  • Zitat

    Es ist einfach schade, daß eng beieinander liegende Interessengruppen sich oft erbittert bekämpfen, anstatt am gleichen, gemeinsamen Strang zu ziehen.

    Dem ist wahrlich nichts hinzuzufügen!

    R I P

  • Andererseits, wie heißt es doch gleich:
    der Friedhof ist voller unersetzlicher Leute...

    Die Menschen müssen ja immer Platz machen für die nächste Generation, die Erde ist eh schon überbevölkert und es wäre phantastisch, wenn einer der hiesigen die Lücke, die Kiesow gelassen, mit Bravour und eine Nummer größer ausfüllen würde.
    Was mich an der Stiftung Denkmalschutz beispielsweise wirklich stört, ist die Greisenclique; als junger Mensch hat man beispielsweise keine Chance, ein Ortskuratorium aufzubauen (obwohl ich diese Idee schon angeregt hatte, bevor es das erste gab und telefonisch seinerzeit abgebügelt wurde : "Lassen Sie mal gut sein, sowas brauchen wir nun wirklich überhaupt nicht").
    Als es dann existierte, bin ich (widerstrebend, ich gebe es durchaus zu) beim ersten Mal am Tag des offenen Denkmals mit auf den Stand gegangen: dort waren nur Leute, die so alt waren, daß sie teilweise nicht mal richtig sprechen konnten und haben natürlich entsprechend "attraktiv" auf jüngere gewirkt...

    Iss nich allet Jolt, watt glänzt...

  • Tragisch. Vor allem in Görlitz wird man einen der größten Fürsprecher für diese abgelegene, aber sehr wertvolle Stadt, schwerstens vermissen. Ob diese Lücke gefüllt werden kann, bleibt fraglich. Der Ehrenbürger von Görlitz war zudem ein sehr großer Fürsprecher für die Welterbebewerbung der Stadt. Möge sie auch ohne ihn diesen Titel bekommen und damit endlich auch deutschland- und weltweit weitaus stärkere Beachtung finden.

    Ruhe in Frieden.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • DarkVision

    Ob man es wirklich als "tragisch" bezeichnen kann, wenn jemand nach einem langen, erfüllten Leben mit 80 Jahren das Zeitliche segnet, sei einmal dahin gestellt und die Görlitzer sollten doch erwachsen genug sein, selber weiterhin für Ihre Stadt zu werben.
    Notabene:
    wer die Zeitung "Monumente" regelmäßig liest, darf sich darüber wundern, daß die Redaktion dort zu hundert Prozent von Frauen besetzt ist - vielleicht sollte man das Ursula von der Leyen mitteilen, daß sie bereits an einer Front den vollständigen Sieg davongetragen hat, von der sie bislang noch gar nicht wußte, daß diese überhaupt existiert...

  • Tragisch insofern, als dass ich es ihm noch gegönnt hätte, dass er die Ernennung Görlitz' zum Welterbe erlebt.

    wer die Zeitung "Monumente" regelmäßig liest, darf sich darüber wundern, daß die Redaktion dort zu hundert Prozent von Frauen besetzt ist - vielleicht sollte man das Ursula von der Leyen mitteilen, daß sie bereits an einer Front den vollständigen Sieg davongetragen hat, von der sie bislang noch gar nicht wußte, daß diese überhaupt existiert...


    Wüsste nicht, was daran so schlimm ist. Überbordender Chauvinismus ist keinem Deut besser als übertriebener Feminismus.


    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • "Überbordender Chauvinismus" ist ohnehin der falsche Begriff für den Sachverhalt, da dieser geschlechtsneutral ist. Wenn die Redaktion der "Monumente" aber wirklich zu 100 Prozent aus Frauen besteht, dürfte das dann aber wohl kaum etwas mit männlichem Machismus zu tun haben. Insofern hinkt die Riposte irgendwie.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (10. November 2011 um 06:15)