Leipzig - aktuelle Ansichten (Galerie, Bilder teilweise gelöscht)

  • Wie sich uns die "apokalyptischen" Landschaften heute präsentieren, wird zwar auch nicht allen gefallen, ihre Freunde haben sie aber gefunden.


    Seepromenade am Markkleeberger See



    Eigene Fotos.

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer (8. Juni 2017 um 19:59)

  • Wohnungsbau wird es wohl am Markkleeberger See nur an der Seepromenade geben.


    Das Ufer bei Auenhain hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Bei BING zeigt sich das Ufer noch kahl.


    Mit einer Ferienhaussiedlung, dem Kanupark, einer Kletteranlage und andern Angeboten zieht der Markkleberger See Gäste an.



    Relikte der Vergangenheit kann man im Bergbau-Technikpark besichtigen. Der Kanal stellt die Verbindung zum Störmthaler See her.

    Eigene Fotos.

  • Die Seen im Leipziger Neuseenland haben wenig mit Baggerseen zu tun. Braunkohlegruben sind halt etwas größer. Hier, im Vergleich mit dem Leipziger Stadtgebiet, ist das gut zusehen.

    Wunden der Erde.


    Der Cospudener See wurde 2000 zur Nutzung freigegeben. Auch hier entwickelt sich die Natur.

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer (8. Juni 2017 um 20:28)

  • Haben diese Seen Zu- und Abflüsse? Oder sind das stehende Gewässer? Und befinden sich darin noch Altlasten?

    Das kann man nicht pauschal beantworten. Die Größe der Aufgabe, die wir von unseren Vorgängern aufgebürdet bekommen haben, ist immens. Noch die Generationen nach uns werden sich damit beschäftigen müssen. Der Regionale Planungsverband Westsachsen gibt regelmäßig einen Gewässerkatalog heraus. Der aktuelle "2015-2017" hat einen Umfang von 284 Seiten. Neben den Fließgewässern, Kanälen und Kleingewässern werden darin 37 Seen vorgestellt.

    Das sich die Arbeit lohnt, kann man am Kulkwitzer See sehen. Mit seinem klaren Wasser bietet der Kulkwitzer See ideale Bedingungen zum Tauchen.


    Ähnlich wie in meiner zweiten Heimat, in NRW, hat der Bergbau in Sachsen eine lange Tradition. Im Bereich Kulkwitz wurde seit 1864 Braunkohle im Tiefbau, ab 1937 im Tagebau abgebaut. Zu Ostzeiten wurde Kulkwitz rekultiviert.

    1973

    Bundesarchiv Bild 183-M0521-0021, Leipzig, Rekultivierung [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], by Gahlbeck, Friedrich, from Wikimedia Commons

    2008 präsentierte sich der Kulkwitzer See so:

    Kulkwitzer See Leipzig (Richtung Norden) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], by Martin Geisler (Self-photographed), from Wikimedia Commons

    Damals hatte man noch keine Erfahrungen mit der großflächigen Rekultivierung. Der Kulkwitzer See hatte keinen Vorfluter (Abfluss). Gespeist wird er nur von Grund- und Regenwasser. Nachdem die Landwirtschaft kein Wasser mehr aus dem See entnahm, stieg der Wasserspiegel an. In Verbindung mit dem Wellenschlag hat sich der See in Richtung Westen vergrößert und drohte die dort verlaufende Bundesstraße B87 zu verschlingen. Aufwändige Sicherungsmaßnahmen und die Vorfluteinbindung zum Zschampertbach waren notwendig.


    Am Concordiasee hatte man nicht so viel Glück. Bei einem Setzungsfließrutschungsereignis 2009 wurden in den 1930er-Jahren auf einer Halde errichtete Wohngebäude hinweggerissen und drei Menschen starben.




    UnglückNachterstedt (cropped) [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], by Ingo Diron (Self-photographed), from Wikimedia Commons


    Dann gibt es noch die Versauerung, die Verockerung und die Probleme mit den Flussverlegungen. Bei Starkregen neigen die Flüsse und Bäche dazu, sich ihr altes Bett wieder zu holen. Wie die Gösel am Störmthaler Sees oder die Mulde bei Pouch. Die Mulde durchbrach 2002 und 2013 gleich zweimal die Deiche. Das hätte böse enden können. Die Mulde durchfließt den Muldestausee. Das hat zur Folge, dass der Muldestausee in ca. 600 Jahren verschwunden sein wird. Die Geschiebe aus der Mulde werden den See aufgefüllt haben.

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer (10. Juni 2017 um 19:03)

  • Im Januar 2016 sind diese Fotos einer Villa im Grafischen Viertel entstanden.


    Heute schaut sie anders aus. Der besseren Vergleichbarkeit wegen sollte im nächsten Januar fotogafiert werden.


    Oder?

    Eigene Fotos.

  • Gott sei Lob und Dank, dass man das Haus nicht abgerissen, sondern gerettet, und nicht durch eine Flachdachkiste ersetzt hat. Es ist, so wie dieses Haus samt Nebengebäuden jetzt ausschaut, ein wahres Schmuckstück geworden.

  • Es ist, so wie dieses Haus samt Nebengebäuden jetzt ausschaut, ein wahres Schmuckstück geworden.

    Ein Schmuckstück war es auch vorher schon. Nur wenige vermögen es zu erkennen. Wenn Verwandte aus meiner Elterngeneration aus der alten Bundesrepublik zu Besuch sind, ist ihr Kommentar zu den maroden Häusern fast reflexartig "Das sieht ja unmöglich aus, das kann man ja nur noch abreißen, diesen Schandfleck!" obwohl sie es besser wissen, auch daß mal die ganze Stadt vor gar nicht so langer Zeit so ausgesehen hat. Es ist aber auch der Typus Mensch, den es nicht sonderlich stören würde, wenn Leipzig heute wie Hannover aussehen würde: Solange nur alles sauber und frisch gestrichen ist.

    Noch ein paar essayistische Gedanken zur "Rettung Leipzigs":

    Die nachstehenden Worte mögen für Menschen, die in lähmender Katatonie den grausamen Verfall Leipzigs der späten DDR und direkten Nachwendezeit erlebt haben und mehr als nur die Bilder kennen, altklug, naiv und vorlaut wirken. Vielleicht sind sie das auch. Ich kenne dieses Leipzig nicht mehr, dafür bin ich viel zu jung. Aber ich habe Leipzig seit 2013 erlebt. Und auch in diesen vier Jahren hat sich die Stadt noch gewandelt. 2013 war ein wesentlicher Teil der Baudenkmäler gerettet und gut sarniert. Aber es gab sie noch, je nach Gegend ganze Straßenzüge, manchmal auch nur ein Haus in einem ganzen Viertel, die unsaniert waren. Der Zustand schwankte zwischen einer großzügigen Patina und vollkommen ruinös. Und so sehr ich jedes einzelne Kulturdenkmal, das mit so viel Liebe und Akribie wie die meisten Leipziger Häuser, sarniert wurde, freudig begrüße, umso mehr spüre ich allmälich, wie sehr doch etwas verloren geht und das es doch irgendwie ein Verlust ist. Es ist ein wenig wie eine Phönixgeburt, einer der ich mit weinendem und mit lachendem Auge beiwohne:

    Es ist unendlich schade, wenn diese grandiosen Kulissen voller würdevoller Morbidität und wunderschöner Melancholie langsam aber sicher verschwinden. Die Ruinen dieser Stadt, das war und ist noch ein wenig das, was zum mannigfaltigen Geist und Charme Leipzigs dazugehört und mit ausmacht: Stetes und mahnendes Memento Mori aber zugleich Orte für neues Leben, das sich in Orten der Freiheit, Utopie oder auch Weltenflucht in Wohnprojekten, unangemeldete Partys aber auch Ruinenschleichen oder einer wunderbar verliebten Nacht auf einem Dach einer alten Fabrik unterm Sternenzelt äußern konnte, Dinge die es nur an solchen Orten geben kann und Erlebnisse die ohne diese Ruinen nicht die selben wären.

    Dieses Leipzig stirbt. Ich konnte es noch in letzten Zügen erleben und es war eine wunderbare Erfahrung die mir zuteil wurde. Ich wünsche mir um Gottes willen nicht den baulichen Zustand Leipzig der Wende- oder DDR-Zeit zurück und auch nicht die verheerenden Umstände, die dazu führten. Das war ein viel bittereres, dramatischeres Sterbes. Und natürlich freue ich mich, wenn baufällige Denkmäler mit so viel Liebe und Detailverssenheit gerettet werden. Aber für dieses wunderbar neue muß etwas altes sterben. Etwas, das auf eine ganz andere Weise wunderbar war, aber eben auch, weil es schon im Sterben lag. Doch den Prozeß des Sterbens kann man nur sehr unbefriedigend konsevieren. Noch weniger, in einem lebendem Großstadtorganismus gefaßt vom unerbitterlichen Sturm der Zeit; der, wenn nicht die Rettung Erfolgt, den totalen Verlust durch Abriß oder Einsturz evorziert. Nicht nur in sofern ist also die denkmalpflegerische Entwicklung in Leipzigs von einigen traurigen Ausnahmen abgesehen, zu begrüßen. Der neue Phönix kann nur aufsteigen wenn der alte vergangen ist. Und wenn das Vergehen des Alten ein Opfer ist, was so oder so verloren ist, so sollte man sich dem neuen nicht verwehren. Und vereinzelt existiert dieses morbide Leipzig ja noch, an manchen Orten noch eine ganze Weile. Und so lange es noch existiert, so lange werde ich es noch genießen. Genießen wie ich mich auch über jede denkmalgerechte Sarnierung letztlich doch sehr freue.

    4 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (12. Juni 2017 um 09:00)

  • Allerdings befindet sich die sanierte Villa einer sehr zerfledderten Gegend.

    Im Grafischen Viertel Leipzigs wird gerade kräftig gebaut. Zwar werden jede Menge Brache bebaut, aber mit den heute üblichen Kuben. Mal sehen.


    Auch im Leipziger Westen sieht es vielfach noch grottig aus.


    Für spätere Vergleiche werden noch einige Fotos folgen.

    Eigenes Fotos.

  • Liebe Kaoru,

    du hast das auf ganz wunderbare Weise und nachvollziehbar geschrieben. In Leipzig wurde und wird sehr Vieles gerettet.

    An anderes Orten geht leider fast alles verloren. Wenn ich z. B. an meine Heimatstadt Tauberbischofsheim denke, dann könnten mir die Tränen kommen, wie brutal da mit dem alten G'lümp" (= altes Gelumpe) seit 1958 "aufgeräumt" wurde, obwohl das Städtchen den II. Weltkrieg nahezu unbeschadet überstanden hatte.

  • Der Zustand schwankte zwischen einer großzügigen Patina und vollkommen ruinös. Und so sehr ich jedes einzelne Kulturdenkmal, das mit so viel Liebe und Akribie wie die meisten Leipziger Häuser, sarniert wurde, freudig begrüße, umso mehr spüre ich allmälich, wie sehr doch etwas verloren geht und das es doch irgendwie ein Verlust ist, Es ist ein wenig wie eine Phönixgeburt, einer die ich mit weinendem und mit lachendem Auge beiwohne:

    Andere hier können das wohl nicht verstehen. Ich bin heute mehr als vier Stunden durch Leipzig gelaufen. Nicht alles hat mir gefallen, aber wirklich Schlimmes habe ich nicht gesehen. Die Hälfte des Weges führte mich durch Parks und Grünanlagen. Überall habe ich Menschen gesehen, die das Leben genossen haben.

  • Andere hier können das wohl nicht verstehen. Ich bin heute mehr als vier Stunden durch Leipzig gelaufen. Nicht alles hat mir gefallen, aber wirklich Schlimmes habe ich nicht gesehen. Die Hälfte des Weges führte mich durch Parks und Grünanlagen. Überall habe ich Menschen gesehen, die das Leben genossen haben.

    Wer getraut sich denn heute noch wie ich Romantiker, Fin de Sièclist oder Symbolist zu sein :P

    Nein, das paßt einfach nicht mehr in "unsere" immer noch positivistischen Zeit und dem wieder aufkommenden Kultupessimismus (Fatalismus trifft es wohl eher) wohnt auch nichts melancholisch-schönes bei.

    Aber momentan, so scheint es, tut die Veränderung Leipzigs, den meisten recht gut, im Moment. Ich will das auch gar nicht politisieren. Aber es verändert sich eben. Und altes, liebgewonnenes zu verlieren, kann manchmal traurig stimmen, zu wissen, das doch irgendwie alles immer weiter geht ist hingegen Trost.

    2 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (12. Juni 2017 um 00:04)

  • Aber es verändert sich eben. Und altes, liebgewonnenes zu verlieren, kann manchmal traurig stimmen, zu wissen, das doch irgendwie alles immer weiter geht ist hingegen Trost.

    Die Meinungen zu Leipzig reichen von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Im Moment scheinen aber die jauchzenden Meldungen zu überwiegen. Die betrübt machenden Bilder werden sicher bald kommen.

  • Liebe Kaoru, dass hast du wunderbar beschrieben. Vielen Dank. Auch ich werde meine wehmütige Freude bei der ersten DDR reise in Sommer 1990, nie vergessen! (Zwickau, Dresden, Meissen, Halberstadt, Quedlinburg, Nordhausen, Erfurt usw).

  • Der Leipziger Westen verändert sich seit vielen Jahren. Aus einem industriell geprägten Stadtteil wird ein Wohngebiet. Das konnte man sich vor 25 Jahren nicht wirklich vorstellen.


    Naumburger Straße

    Eigene Fotos.