Nach den letzten Ludwigsstraßen-Forum, der offensichtlichen Weigerung sowohl des Bistums in Sachen Grundstücksverkauf, der völlig offenen Frage, ob eine Umsiedlung des Polizeistandorts sinnvoll ist, wird es nun auch aufgrund einer Positionierung seitens der Stadt für ECE schwieriger, das geplante Center in der vorgesehenen Größe zu verwirklichen. Die Stadt legt nun offensichtlich die Leitlinien fest.
Dazu die heutige Allgemeine Zeitung, und der Bericht von Jens Grützner:
"Ludwigsstraßen-Forum": Stadt Mainz legt Leitlinien für Abschlußbericht fest
102 Seiten stark ist der Entwurf des Abschlußberichts der Stadtverwaltung Mainz zum "Ludwigsstraßen-Forum", zum Bau eines neuen Einkaufscenters im Herzen der Stadt. Er beinhaltet Leitlinien - "unumstößliche Leitlinien", wie Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) betonte - und Empfehlungen. Beide richten sich zuvorderst an Investor ECE. Dieser will 250 Millionen Euro in die Hand nehmen, um entlang der Flaniermeile Geschäfte anzusiedeln, die die Attraktivität der Stadt für Einkäufer erhöhen. "700 Arbeitsplätze sollen geschaffen werden", so Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP).
Weiteres Fingerhakeln mit ECE
Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD): " In den Verhandlungen mit ECE wird es noch etwas Fingerhakeln geben. Aber ich bin sicher, daß wir sie zu einem guten Ende führen." Der 45jährige weiter: "Unsere Festlegungen werden ECE nicht überraschen, für Erstaunen sorgen." Wobei momentan nur ein Entwurf vorliegt - ein gründlich erarbeiteter. Dieser ist am Dienstag an ECE, aber beispielsweise auch an die Stadtratsfraktionen und an die Bürgerinitiative Ludwigsstraße gegangen.
Am 15. Mai soll ein Meinungsbild dieser vorliegen. Am 31. Mai wird der Bericht in einer Sitzung von Bau-, Wirtschafts- und Hauptausschuß sowie des Ortsbeirats Altstadt beraten. Dann kommt es zu einer Präsentation in einem abschließenden Ludwigsstraßen-Forum am 15. Juni. EIne endgültige Beschlußfassung soll es in einer Sondersitzung des Stadtrats am 27. Juni geben. Dann weiß ECE, die 137 Shopping-Center managt, wonach sie sich in Mainz richten muß.
Einzelne Gebäude, statt einem monolithischen Block
Zu den Leitlinien, die neben Ebling, Grosse und Sitte auch Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) vorstellte, zählen: das Entstehen einzelner Gebäude statt eines monolithischen Blocks (um Konkurrenz zu den dominanten "Nachbarn" Dom, Staatstheater und Johanniskirche zu vermeiden); eine maximale Gebäudehöhe von 12,50 m. an der "Lu", von 18 m. dahinter (eine Neubebauung am Bischofsplatz darf auch nicht über 12,50 m. gehen); das Vorrücken der überbaubaren Fläche bis zur jetzigen Vorderkante der Pavillons an der Ludwigsstraße, keine Überbauung der Fuststraße und der Eppichmauergasse; die Aussparung der Bauten von Polizei und Pax-Bank; eine Verkaufsfläche von 25.000 bis 28.000 Quadratmetern (Dienstleistungsgewerbe und Gatronomie ausgenommen); die Integration eines Lebensmittelmarktes; die Beibehaltung der Buslinienführung über die Ludwigsstraße mit dem "Höfchen" als zentralem Halteplatz; eine Höchstzahl von 400 Parkplätzen; die Installation von bis zu 300 Fahrradabstellplätzen.
Daß der Spielraum zwischen 25.000 und 28.000 Quadratmetern Verkaufsfläche groß ist, findet Ebling gut. Die Bandbreite sei wichtig, "damit wir nicht unbeweglich sind". Der erste Gutachter, die BulwienGesa AG, hatte sich für das maximale Flächenmaß ausgesprochen, der zweite Gutachter, Junker und Kruse, für die Mindestvariante. Christopher Sitte betonte, daß im Rahmen des Tripol-Konzeptes die Ludwigsstraße im Vergleich mit dem "Brand" und der "Römerpassage" aufgewertet werde. Sitte: "An den Polen liegen die Schwerpunkte des Handels. Das heißt aber nicht, daß zwischen ihnen kein Handel möglich ist."
Ein beispielgebender Weg
Michael Ebling sagte nach den ersten fünf Ludwigsstraßen-Foren: " In meinen Augen war das eine vorbildliche Arbeit. Ich kann mich nicht daran erinnern, daß es die Stadt geschafft hat, so ihre Bürger zu beteiligen." Ein beispielgebender Weg, der aber noch nicht zu Ende ist. So soll ein Ludwigsstraßen-Consilium (mit Einzelhändlern, BI-Aktiven) nach der Grundsatzentscheidung den weiteren Prozeß begleiten.